Meine Güte, das riecht ganz schön intensiv. Philipps Schuhsohlen sind halb weggeschmolzen und von den stinkenden Dämpfen sollte man sich auch fernhalten. Der geneigte Leser kombiniert: wir stehen mit unseren Bikes in einem Vulkan. Aber wie sind wir dahingekommen und wie kommen wir hier wieder raus? Willkommen auf Nisyros.
„In 20 Jahren wirst du mehr enttäuscht sein über die Dinge, die du nicht getan hast, als über die Dinge, die du getan hast. Also löse die Knoten, laufe aus aus dem sicheren Hafen.
Erfasse die Passatwinde mit deinen Segeln. Erforsche. Träume.“
(Mark Twain)
Die andere Fotogruppe ist bekloppt. Adrian Greiter und seine Crew stehen um 5 Uhr auf, um schonmal die fünfhundert Höhenmeter zum Gipfelcafé hochzukurbeln und einen Sunriser zu shooten. Wir sind zwei Stunden später wach und genehmigen uns erstmal einen morgendlichen Koffeinschuss an Bord, bis es bei morgendlichen 23 Grad um halb neun losgeht. Auf ein erstes Asphaltstück folgt ein etwas rumpeliger Trail über malerische Wiesenterrassen, der dafür ausdruckstark den schönen Horizont zur Geltung bringt. Guter Start in den Tag!
Es folgen 400 seicht ansteigende, aber für unsere ausgelaugten Körper aus dem hohen Norden ziemlich warme Höhenmeter, an dessen Ende am Gipfel wir auf das optisch vielleicht griechischste Dorf überhaupt treffen: Nikia. Zwei Erkenntnisse aus diesem Ort:
- Die brauchen hier wirklich verdammt viel weisse Kalkfarbe
- Das Vulkanbecken sieht von hier oben echt niedlich aus
Während ersteres sich nicht wegdiskutieren lässt, sieht es mit der Putzigkeit des Stefanos-Vulkankraters schon anders aus, als wir mitten in das Areal hineinfahren. Der Schwefelgeruch ist hier ebenso enorm wie der jetzt ersichtliche Durchmesser des Vulkans und dass dieser im Krater wirklich warm ist, erfährt unserer Mitfahrer und nun unfreiwillige Sohlentester Philipp sogleich, als dessen Gummisohlen beim Gang um die Schwefelquellen halb wegschmelzen.
Der strenge Geruch ist nach einer Weile nicht mehr wegzudiskutieren, also begeben wir uns auf den Heimweg Richtung Schiff. Aber erstmal müssen wir hier wieder raus: Bröckelige Schotterstraßen in steil begrüßen uns grimmig und wir drücken die letzten 180 Höhenmeter des Tages hinauf. Der folgende Downhill geht fix von Schotterstraße auf felsigen Singletrail über, der mich als Fotografen im Mittelteil über die blumige Szenerie jubilieren lässt.
Ein malerischer Straßensurf durch enge weißgekalkte Gassen rundet den Tag ab und wir entern das Schiff, welches kurz darauf ablegt und im Hafen von Tilos vor Anker geht. Wir essen mit der Bürgermeisterin von Tilos zu Abend – diese ist am Trail-Vorhaben von Inselhüpfen und den Trail Brothers aus der Toskana sehr interessiert. Es sieht also ganz danach aus, als ob es auch auf Tilos demnächst richtige Abfahrten geben könnte… Ahoi!
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Alle Teile des Insel-Logbuch gibt es hier:
- Insel-Logbuch Griechenland - Tag 1: Auf Kos geht's los
- Insel-Logbuch Griechenland - Tag 2: Leros, die Insel der Verrückten
- Insel-Logbuch Griechenland - Tag 3: Tour de Kos!
- Insel-Logbuch Griechenland - Tag 4: Nisyros, du bist so heiß wie ein Vulkan
Mehr Informationen zur Tour gibt es auf Inselhüpfen.de.