Denkt man an schnelle und erfolgreiche deutsche Downhiller, dann kommt einem sehr wahrscheinlich der Name Johannes Fischbach in den Sinn. Doch in den vergangenen Jahren hatte er immer wieder mit schweren Verletzungen zu kämpfen. 2019 soll sich dies ändern – auch dank eines Neubeginns mit der bis dato unbekannten Marke R Raymon.
Johannes Fischbach hat wahrlich keine leichte Phase hinter sich. Immer wieder machten ihm in den vergangenen Jahren schwere Verletzungen das Leben schwer, sodass er im Downhill World Cup nicht mehr richtig in Schwung kam. Nun ist es an der Zeit für einen Tapetenwechsel: Nach drei sportlich eher durchwachsenen Jahren ist der schnelle Bayer, der auf zahlreiche Erfolge im Fourcross und Downhill zurückblicken kann, von Radon zur bis dato gänzlich unbekannten Marke R Raymon gewechselt. Hier möchte er tatkräftig mit anpacken, die Marke im Mountainbike-Bereich zu etablieren – und auch im Racing-Bereich will Fischi wieder angreifen. Für unser Interview stand uns Fischi Rede und Antwort!
MTB-News.de: Nach drei Jahren auf Radon bist du im Winter zur bis dato ziemlich unbekannten Marke R Raymon gewechselt. Erzähl uns bitte: Wie ist es dazu gekommen?
Johannes Fischbach: Ich habe schon früh in der letzten Saison für mich entschieden, dass es Zeit für einen Tapetenwechsel ist. Ich liebe es Rennen zu fahren und es ist auch das wofür ich lebe und wo ich mich Tag für Tag reinknien möchte. Allerdings sehe ich mich mittlerweile nicht mehr nur als „einfachen“ Teamfahrer. Über die ganzen letzten Jahre im Rennbetrieb habe ich mir viel an Know How erarbeitet und will dies auch in einer Zusammenarbeit mit einer Firma zurückfließen lassen. Bei Radon wurde mir da allerdings eher wenig Gehör geschenkt. Ich bin auch jemand, der gerne eigene Projekte ausarbeitet und diese konsequent durchzieht – ich habe da auch einiges auf Lager, was ich gerne so bald wie möglich umsetzen möchte. Leider fanden auch solche Projekte und Ideen wenig Anklang. Gutes Zusammenarbeiten bedeutet für mich, dass alle gemeinsam am gleichen Strang ziehen.
Hinter der Marke R Raymon steckt die Firma Pexco Bikes, zu der unter anderem auch die E-Bike-Marke Husqvarna Bicycles gehört. Wie ist der Deal mit Pexco zustande gekommen?
Gutes Zusammenarbeiten bedeutet für mich, dass alle gemeinsam am gleichen Strang ziehen.
Wie es im Leben meistens so ist: Jemand kennt einen, der einen kennt, der wieder jemanden kennt … Ich telefonierte eines Tages mit Guido Tschugg, der für Husqvarna fährt, und wir sprachen über Gott und die Welt. Dann fragte er mich, wie ich 2019 weitermachen werde, und ich sagte zu ihm, dass ich mich für die Zukunft nach etwas anderm umsehen würde. So kam dann eines zum anderen und ich hatte ein Treffen mit dem Team von Pexco in Schweinfurt. Dort haben wir uns dann erstmal gegenseitig „abgetastet“ und darüber philosophiert, wie sich jeder seine Zukunft und eben auch eine mögliche Zusammenarbeit vorstellt. Das Team war mir vom ersten Treffen an sympathisch und ich war positiv überrascht, wie professionell und klar strukturiert dort gearbeitet wird. R Raymon hat einen starken Zukunftsplan, in den ich perfekt integriert werden kann. Außerdem sehe ich hier ganz klare Möglichkeiten, mein Know How in die Entwicklung einbringen zu können.
Du hattest sicherlich auch andere Angebote. Wieso hast du dich für R Raymon entschieden?
Ja, ich hatte Angebote von anderen Herstellern. Allerdings war für mich nach diesem ersten Treffen klar, dass ich sehr gerne mit R Raymon zusammenarbeiten würde und so war ich mehr als happy, dass sie dieses Gefühl offensichtlich erwidert haben.
Vielen wird R Raymon wenig bis gar nichts sagen. Was findest du am spannendsten daran, für eine bis dato unbekannte Marke zu fahren?
Ganz ehrlich: Mir hat R Raymon bis zum ersten Kontakt auch nichts gesagt. Ich hatte davor nie von ihnen gehört. Allerdings ist das wohl auch ganz normal – es ist eine komplett neu am Markt erschienene Marke, die jetzt mit Volldampf loslegt. Was sie bereits im ersten Jahr aus dem Boden gestampft haben, ist mehr als respektabel. Es geht mir persönlich nicht darum, für eine bereits bekannte Marke zu fahren. Vielmehr besteht für mich die Motivation darin, die Marke mit Hilfe und Know How meiner Person groß und bekanntzumachen. Es steht uns einiges an Arbeit bevor, aber genau das ist es, was mir Spaß macht und Motivation gibt.
Deine letzte Saison war geplagt von Verletzungen – hast du dich mittlerweile davon erholen können? Bist du wieder 100 % fit? Und woran glaubst du lag es, dass du soviel Verletzungspech hattest?
Die letzte Saison war krass, ja. Es hat wenig funktioniert. Ich hatte einen kleinen Wegrutscher beim World Cup in Val di Sole und brach mir das Sprunggelenk sehr kompliziert. Was soll ich sagen: Es war eigentlich nichts – nicht mal ein wirklicher Sturz, und es passiert sowas Schlimmes. Naja … ändern lässt es sich nicht mehr. Offen gesagt: von 100 % fit bin ich weit entfernt. Mein Fuß war drei Monate lang komplett stillgelegt und anschließend kam ich damit nicht gerade flott wieder in die Gänge (haha). Ich habe versucht, das Training wieder aufzunehmen, hatte aber andauernd Schmerzen und konnte den Fuß kaum bewegen. Mitte Januar hatte ich dann nochmal eine Operation am Sprunggelenk und jetzt wird es endlich besser. Bis der Fuß wieder beweglich und stark wie früher wird, wird noch ein bisschen Zeit vergehen. Aber ich werde hart daran arbeiten, dass ich wieder in Richtung 100 % komme!
Wie sehen deine Pläne für 2019 aus? Downhill World Cups, E-Bike-Rennen – oder beides?
Die letzte Saison war krass, ja. Es hat wenig funktioniert.
Ja, ich will auf jeden Fall wieder im World Cup angreifen! Aber ich werde es nicht mit der Brechstange erzwingen zu fahren. Ich komme aktuell von einer fast sechsmonatigen Verletzungspause zurück und wir sind gerade dabei, ein neues Downhill-Bike zu entwickeln. Das geht alles nicht von heute auf morgen. Ich habe an mich selber nach wie vor hohe Ansprüche und will diese auch erfüllen. Das Wichtigste für mich ist, dass ich wieder Selbstbewusstsein auf dem Bike sammle und Spaß beim Fahren von Weltcup-Strecken habe. Das hat mir in der Vergangenheit definitiv gefehlt. Überall dort, wo ich mir vorstellen kann, gut zu fahren und Spaß zu haben, werde ich am Start sein!
Dein Kumpel Guido Tschugg fährt seit einiger Zeit schon für Husqvarna. Wird man dich häufiger mit ihm zusammen sehen?
Jupp! Man wird uns des Öfteren Händchen haltend über Bikefestivals schlendern sehen …
Wann kommt die Zwanni-Wette wieder?
Wer das Video zu meinem Wechsel zu R Raymon gesehen hat, hat wahrscheinlich auch die Anspielung darauf mitbekommen. Es wird in der Zukunft definitiv wieder Zwanni-Wetten geben – aber diese geschehen eher spontan, sowas lässt sich nicht wirklich planen. Ich bzw. wir werden dieses Jahr öfter mit Filmern unterwegs sein und wenn dieser einfach nur filmt, was sowieso passiert, kommt erfahrungsgemäß bestimmt guter Content dabei heraus.
Gegenüber E-Bikes gibt es derzeit noch sehr viel Abneigung. Kannst du das nachvollziehen? Und wie stehst du zu dem Thema?
E-Bikes sind für mich einfach nur geil. Es sind absolute Spaßmaschinen – und das ist es doch, um was es geht, oder? Jedes Mal, wenn ich auf dem E-Bike sitze, habe ich ein fettes Grinsen im Gesicht. Ich denke, die meisten Leute, die negativ gegen E-Bikes hetzen, sind einfach noch nicht damit gefahren. Und ein paar Hater muss es ja geben, sonst würde es langweilig werden. Ob es jetzt nötig ist, E-Hardtails aus Carbon herzustellen, ist für mich fraglich, aber alles über 140 mm Federweg macht einfach nur extrem viel Spaß.
Und ein paar Hater muss es ja geben, sonst würde es langweilig werden.
Und ein positiver Effekt ist, dass wieder viel mehr Leute aufs Rad steigen. Ich sehe es an meinen Eltern. Früher sind sie echt gerne radeln gewesen, aber mit steigendem Alter schwindet eben auch die Fitness – und sein Rad den Berg hochzuschieben mögen wohl die wenigsten Leute. So haben sie dann kaum noch auf dem Rad gesessen. Jetzt bekommt man sie kaum mehr runter vom E-Bike! Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist, dass jeder mit jedem radeln gehen kann. Ich kann zum Beispiel Trainingsrunden mit meiner Freundin oder sogar meinen Eltern fahren. Sie stellen das E-Bike einfach auf volle Leistungsstufe – und der Fittere drosselt die Leistung etwas runter. Kein lästiges Warten mehr, wenn jemand nicht fit ist …
Zum Abschluss: Auf was für einen Johannes Fischbach können wir uns in 2019 freuen?
Auf einen topmotivierten Johannes Fischbach, der Rennen fährt, coole Foto- und Videoprojekte macht, voller Tatendrang steckt und einfach froh ist, wieder auf dem Rad zu sitzen!
Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für deine Saison!
Mit seinem Wechsel zu R Raymon bricht Johannes Fischbach auf zu neuen Ufern. Auf welchen seiner Pläne freut ihr euch ganz besonders?
Der Beitrag Johannes Fischbach im Interview: „Es war Zeit für einen Tapetenwechsel!“ erschien zuerst auf MTB-News.de.