Steifer Carbonrahmen, 170 mm Federweg an der Front und 150 mm am Heck. Das Ghost PathRIOT wurde als großer Bruder des Riot und damit als reine Rennmaschine entwickelt. Wir haben das Enduro aus Waldsassen auf Madeira einem ausgiebigem Test inklusive Spaßrennen auf Zeit unterzogen. Hier lest ihr von unseren Erfahrungen mit dem Bike.
Ghost PathRIOT: Kurz & knapp
- 27,5″ Laufräder
- 170 mm / 150 mm Federweg
- RIOT-Link Hinterbau
- Umwerferaufnahme / ISCG 05
- Carbonrahmen mit Gleitlagern
- Gewicht: 12,4 kg
- Preis: ab 4.999 €
Ghost positioniert das PathRIOT als kompromisslose Rennmaschine über dem RIOT und adressiert damit Freeride und Enduro-Racer, die ihre Bikes hart rannehmen. Das Enduro bietet hinten 150 mm Federweg am Heck und 170 mm vorne. In der getesteten Ausstattungsvariante verrichtet ein CaneCreek Double Barrel Stahlfederdämpfer seinen Dienst und soll bestes Ansprechverhalten und gute Performance auch bei langen Abfahrten garantieren. Kombiniert mit dem RIOT-Link, der für eine starke Progression sorgt, verspricht der Hinterbau mehr Leistung als die 150 mm auf dem Papier erahnen lassen. Damit richtet sich das Bike an Racer, die von der Performance eines Stahlfeder-Dämpfers überzeugt sind, aber nicht den Federweg eines Freeriders benötigen.
Damit ist auch schon erklärt, warum Ghost neben dem FR AMR ein zweites Enduro im Programm hat. Das FR AMR ist anders als die kompromisslose Rennmaschine PathRIOT als haltbares Bike für den Alltag ausgestattet. Der normale Viergelenk-Hinterbau ist mit langlebigen Kugellagern statt mit gewichtsoptimierten Gleitlagern ausgestattet und die Geometrie fällt etwas konventioneller aus.
Die Fox 36 an der Front sorgt beim PathRIOT für ein hohes Cockpit. Für präzises Lenkverhalten ist der RaceFace Carbonlenker verantwortlich. Das PathRIOT basiert auf einer Geometrie mit langem Oberrohr, flachem Lenkwinkel (66,5°) und kurzen Kettenstreben (425 mm), wodurch sich eine gute Kombination aus Laufruhe und Wendigkeit ergeben soll. Insgesamt ist der leichte Carbonrahmen auf sehr hohe Steifigkeit ausgelegt, um eine präzise Linienwahl und definiertes Verhalten im Grenzbereich zu ermöglichen.
OVP: 4.999 – 6.499 € | Bikemarkt: Ghost PathRIOT kaufen
Technische Daten
Geometrie
S | M | L | |
---|---|---|---|
Vorbaulänge | 35 mm | 35 mm | 50 mm |
Lenkerbreite | 800 mm | 800 mm | 800 mm |
Sitzrohrlänge | 440 mm | 460 mm | 480 mm |
Oberrohrlänge | 585 mm | 605 mm | 625 mm |
Steuerrohrlänge | 120 mm | 130 mm | 140 mm |
Kettenstrebenlänge | 425 mm | 425 mm | 425 mm |
Sitzrohrwinkel | 75,5° | 75,5° | 75,5° |
Steuerrohrwinkel | 66,5° | 66,5° | 66,5° |
Tretlagerabsenkung | -11 mm | -11 mm | -11 mm |
Reach | 425 mm | 443 mm | 460 mm |
Stack | 619 mm | 628 mm | 637 mm |
Radstand | 1162 mm | 1184 mm | 1205 mm |
Überstandshöhe | 735 mm | 755 mm | 775 mm |
Ausstattung
LC 10 | LC 8 | |
---|---|---|
Federgabel | Fox 36 Float Factory Kashima 170 mm 15QR | Fox 36 Float Performance Elite 170 mm 15QR |
Dämpfer | Cane Creek Double Barrel Coil CS 150 mm | Cane Creek Double Barrel Inline 150 mm |
Vorbau | Race Face Atlas 35 mm | Race Face Atlas 35 mm |
Lenker | Race Face Sixc 800 mm 35 mm | Race Face Atlas 800 mm 35 mm |
Schaltwerk | Sram XX1 11-speed | Sram X01 11-speed |
Trigger | Sram XX1 Trigger | Sram X01 Trigger |
Kurbel | Race Face Sixc 32 | Sram X01 32 |
Kassette | Sram XG-1199 10-42 | Sram XG-1195 10-42 |
Bremse | Sram Guide RSC Disc 200/180 mm | Sram Guide RS Disc 200/180 mm |
Reifen | Schwalbe Magic Mary 2.35 / Rock Razor 2.35 | Schwalbe Magic Mary 2.35 / Rock Razor 2.35 |
Felge | Ryde Edge 28 OS | Easton ARC 27 |
Nabe vorne | Tune King 15mm | GHOST Light 15 mm |
Nabe hinten | Tune Kong 12mm | Ghost Ligth 12 mm |
Sattelstütze | Rock Shox Reverb Stealth 31.6 adjustable SP internal routing | Rock Shox Reverb Stealth 31.6 adjustable SP internal routing |
Sattel | SDG Circuit | SDG Circuit |
Federweg Front | 170 mm | 170 mm |
Federweg Heck | 150 mm | 150 mm |
Gewicht | 12,4 kg | 12,9 kg |
Preis | 6.499€ | 4.999€ |
In der Hand
Das PathRIOT ist in der Ausstattungsvariante LC10 extrem stimmig und hochwertig ausgestattet. Für einen Preis von 6.499 € bekommt man ein Fahrwerk bestehend aus Fox 36 und CaneCreek Double Barrel CS. An der Front lässt sich damit sowohl die High- und Lowspeed Druckstufe als auch die Zugstufe einstellen. Am Heck ist zusätzlich zur High- und Lowspeed Druckstufe auch die Zugstufe in High- und Lowspeed einstellen. Damit lässt sich das Fahrwerk perfekt an die Vorlieben und Bedürfnisse anpassen und eine gute Balance zwischen der Performance des Dämpfers und der Gabel erreichen.
Auf dem Trail
Uphill
Das PathRIOT wippt trotz Stahlfederdämpfer im Sitzen kaum. Dank des steifen Hinterbaus und der steifen Kurbel fühlt es sich im Antritt sehr effizient an. Für lange oder steile Anstiege lässt sich der Dämpfer dank Climb Switch fast komplett ruhig stellen. Das Vorderrad steigt relativ früh, weswegen man sein Gewicht auf dem Bike in steilen Passagen nach vorne verlagern muss. Das ist der Preis, den man durch die hohe Front und die kurzen Kettenstreben zahlt. Wenn es nicht allzu steil bergauf geht, tritt sich das PathRIOT dank der angenehmen Sitzposition mit ausreichend steilem Sitzwinkel sehr gut.
Trail
Das PathRIOT hat insgesamt ordentliche Kletterfähigkeiten, aber gemacht ist es für höhere Geschwindigkeit. Auf dem Trail fällt schon in der ersten Kurve auf, wie schnell sich das Bike aus Kurven drücken lässt. Unterstützt wird das durch das präzise Lenkverhalten, das sich aus der hohen Lenkkopfsteifigkeit ergibt. Auf flacheren Trails macht das PathRIOT trotz des Fokus auf harte Abfahrten richtig Spaß. Dazu trägt die Geometrie bei, die mit moderat langem Reach und nicht zu flachem Lenkwinkel von 66,5° nicht allzu extrem ausfällt. Man muss jedoch darauf achten genug Druck auf die Front zu bringen, um ausreichend Grip am Vorderrad zu generieren.
Downhill
In harten Downhills ist das Ghost PathRIOT zuhause. Das steife und direkte Fahrverhalten des Bikes wird durch den 35 mm dicken Race Face Sixc Carbonlenker und die steife Fox 36 noch verstärkt. Dadurch lässt sich das Enduro enorm präzise steuern, auch wenn es schnell und ruppig wird. Doch die hohe Steifigkeit führt auch dazu, dass das Bike kaum Fehler verzeiht. Das Enduro folgt dem Input des Fahrers ohne Verzögerung und fährt sich sehr direkt. Es erfordert daher eine aktive und konzentrierte Fahrweise und viel Druck auf der Front – auch ein Ergebnis der kurzen Kettenstreben. Diese führen jedoch ebenfalls dazu, dass das PathRIOT enorm wendig und verspielt um die Kurve geht und auch auf engen Trails absolut überzeugen kann. Das hohe Cockpit sorgt für ein sicheres Gefühl bei hohen Geschwindigkeiten und steilen Abfahrten. In den Drift geht das Bike kontrolliert über beide Räder.
Zunächst kickte das Heck bei Absprüngen etwas und sorgte damit für Überschlagsgefühle. Also reduzierte ich die Geschwindigkeit des Low Speed Rebounds etwas (4 Clicks), was gleich für ein besseres Gefühl sorgte. Dazu erhöhte ich die Geschwindigkeit des High Speed Rebounds (1/2 Umdrehung), damit der Dämpfer bei schnell aufeinanderfolgenden Schlägen hoch im Federweg bleibt. Dadurch ergab sich insgesamt eine ausgeglichene Performance von Gabel und Dämpfer, die auf dem Trail ein sicheres Gefühl vermittelte.
Sowohl die Gabel als auch der Dämpfer stehen stets hoch im Federweg und überzeugen mit einer guten Performance. Die 150 mm Federweg am Hinterbau harmonieren gut mit den 170 mm an der Front. Der Hinterbau spricht sensibel an und bietet im mittleren Federwegsbereich ein gutes Feedback ohne durchzusacken. Durch die starke Endprogression, die durch den RIOT Link erreicht wird, muss man sich schon sehr anstrengen, um den Dämpfer durchzuschlagen. Spätes und hartes Anbremsen klappt mit dem Ghost ohne Probleme und Bremsstempeln.
Mit 1,75 m Körpergröße war ich auf Rahmengröße M unterwegs, was für mich eine gute Kombination aus Laufruhe und Wendigkeit ergab. Es gibt jedoch durchaus Fahrer die sich für den Renneinsatz mehr Laufruhe wünschen und auf Größe L setzen würden, da die 443 mm Reach in Größe M nicht besonders lang sind. So auch Teamfahrerin Franzi Meyer, die ebenfalls etwa 1,75 m groß ist und sich mit den 460 mm Reach von Größe L wohler fühlt. Für große Fahrer fehlt aktuell die Option auf einen noch größeren Rahmen zu setzen, da das PathRIOT nur bis Größe L verfügbar ist.
Haltbarkeit
Zum Thema Haltbarkeit können wir nach dem kurzen Testzeitraum nicht viel sagen, doch das Ghost ist durch die Bank mit hochwertigen und bewährten Komponenten ausgestattet. Der mit Gleitlagern ausgestattete Hinterbau spart zwar Gewicht, wird aber häufiger die Aufmerksamkeit des Besitzers in Anspruch nehmen. Je nachdem wie und wie oft das Bike gefahren wird, müssen diese alle drei bis sechs Monate gewechselt werden.
Fazit zum Ghost PathRIOT
Das Ghost PathRIOT ist eine echte Rennmaschine für den Enduro-Einsatz auf groben Strecken. Der lange Reach sorgt für Laufruhe während die kurzen Kettenstreben dem Bike Agilität und Wendigkeit für enge Kurven geben. Das Enduro ist enorm präzise und ermöglich eine exakte Linienwahl, will aber aktiv, schnell und mit Druck auf dem Vorderrad gefahren werden. Das Fahrwerk leistet starke Arbeit, wobei der Hinterbau gut mit der Gabel harmoniert. Die Gleitlager am Hinterbau benötigen allerdings regelmäßige Wartung. Für große Fahrer wäre zusätzlich eine Rahmengröße XL wünschenswert. Insgesamt ist das PathRIOT eine schnelle und präzise Rennmaschine, die aber wach und aktiv gefahren werden will, da sie keine Fehler verzeiht.
Stärken
- hohe Rahmensteifigkeit
- verspieltes Handling
- ausgewogenes Fahrwerk
- schnelle und präzise Rennmaschine
Schwächen
- wartungsintensiv
- Rahmengröße XL für große Fahrer fehlt
Testablauf
Wir haben das Ghost PathRIOT auf den schnellen und ruppigen Trails auf Madeira getestet. Hier erwarteten uns griffiger Waldboden, grobe Stein- und Wurzelfelder und tückisch rutschiger Lehmboden. Um das Bike an die Grenzen zu bringen, haben wir ein kleines Spaßrennen veranstaltet.
Testerprofil
- Testername: Sebastian Beilmann
- Körpergröße: 174 cm
- Gewicht (mit Riding-Gear): 74 kg
- Schrittlänge: 81 cm
- Armlänge: 63 cm
- Oberkörperlänge: 56 cm
- Fahrstil: Verspielt
- Was fahre ich hauptsächlich: Trail, Enduro, Park
- Vorlieben beim Fahrwerk: recht straff mit Progression
- Vorlieben bei der Geometrie: relativ flacher Lenkwinkel, kurze Kettenstreben, langes Oberrohr mit kurzem Vorbau
Preisvergleich
Produktpreis*: 4.999,00 EUR
zzgl. Versandkosten*: 0,00 EUR Preis kann jetzt höher sein. Verfügbarkeit*: s. Shop |
4.999,00 EUR | ||
Produktpreis*: 4.999,00 EUR
zzgl. Versandkosten*: 0,00 EUR Preis kann jetzt höher sein. Verfügbarkeit*: s. Shop |
4.999,00 EUR |
Weitere Informationen
Webseite: www.ghost-bikes.com
Text & Redaktion: Sebastian Beilmann | MTB-News.de 2016
Bilder: Jan Kasl & Marius Maasewerd