Das Konzept des Singletrack6 Etappenrennens ist einfach und simpel: 6 Tage lang werden fast ausschließlich Trails gefahren und dies so exzessiv, dass man sich zwischendurch mal eine Kiesstraße wünscht, um einen Riegel futtern zu können. Zudem gibt es jedes Jahr eine komplett neue Route – das Rennen zieht quer durch British Columbia.
Die ersten drei Stages finden dieses Jahr in einer 3500 Seelen-„Stadt“ namens Rossland statt. Bedingt durch den Goldrausch war Rossland Ende des 19ten Jahrhunderts eine der grössten Städte im westlichen Kanada und besaß 42 Saloons und 17 Anwaltskanzleien.
Gut versteckt in den Monashee Mountains in der Region West Kootenay, liegt Rossland ganz klar weit abseits der Touristenpfade. Und obwohl das Dorf auf über 1.000 Metern gelegen ist, brennt die Sonne tagsüber schonungslos. Deshalb sind wir eigentlich froh, dass der Startschuss zu den Etappen jeweils bereits um 8:00 Uhr in der Früh fällt. Um Punkt 6:00 Uhr ist Tagwache in unserem Van und beim Frühstück fröstelt es uns noch so sehr, dass wir uns die kommende Hitze nur schwer vorstellen können.
Michi ist ziemlich nervös vor dem Start, weil er nicht weiß, wie es mit seinem Zahn laufen wird und weil er mich nicht enttäuschen will. 40 Kilometer mit 1.800 Höhenmeter sind auch ohne schmerzende Weisheitszähne kein Zuckerschlecken. Ich bin etwas zu entspannt und so ist es wahrscheinlich auch mir zu verschulden, dass wir das Einstehen in den Startboxen verschlafen und schlussendlich fast ganz hinten starten müssen. Bei einem Feld von 300 Startern eine mühsame Angelegenheit.
Dass wir nun nicht nur im ersten Aufstieg, sondern auch noch während der ersten Abfahrt im Stau stehen, ist echt nervig. Wir versuchen uns durch das Feld zu kämpfen, aber auf den Singletrails ist das gar nicht so einfach. Vor allem, weil wir ja nette Schweizer Zeitgenossen sind und andere Fahrer in die Büsche drängen nicht unser Style ist. Eine wichtige Lektion für den kommenden Tag haben wir somit schon gelernt: Am Start vorne einstehen, sodass sich das mühsame Überholen erübrigt. Wobei: Den ganzen Tag lang Leute überholen, kann natürlich auch sehr motivierend sein.
Je länger das Rennen dauert, desto mehr Leute holen wir ein und vor allem in den Abfahrten lassen wir es richtig krachen. In der Mitte der Etappe gibt es dann noch ein extra Zückerchen für uns: Ein Rennen im Rennen und zwar das um den schnellsten Downhill. Eine separate Zeitmessung bei der längsten Abfahrt des Tages um die schnellsten Trailflitzer zu eruieren. Für diese Wertung gelten wir nicht als Team, sondern individuell und natürlich war ich hochmotiviert. Obwohl ich pedalieren ja ganz gerne mag, schlägt mein Herz eigentlich mehr für den abfahrtsorientierten Geländeradsport.
Wir hatten einen super soliden Tag, haben uns ganz und gar auf uns selbst konzentriert und sind ohne Zwischenfälle durchgekommen. Trotz Zahnschmerzen und einem langsamen Start auf den dritten Rang in der Kategorie der Mixed Teams zu flitzen, ist echt geilomatisch!
Aber zunächst Mal brauche ich eine gute Portion Schlaf. Ich reagiere auf Radrennen kombiniert mit Hitze meistens mit Kopfschmerzen. Da ist Schlaf die beste Therapie und unser mobiles zu Hause wartet auf mich.
Alle Artikel zum Singletrack6-Abenteuer von Nathalie:
- Nathalie beim Singletrack6 Etappen-Rennen: Tag 0 – Der Roadtrip vor dem Sturm
- Nathalie beim Singletrack6: Tag 1 – Nervenflattern im wilden Westen
Über unsere Gast-Bloggerin
Nathalie Schneitter startete ihre internationale Mountainbike-Karriere im Jahr 2004 mit dem Gewinn des Cross-Country- Weltmeistertitels bei den Juniorinnen. Seither ist sie Vollgas auf den Rennstrecken dieser Welt unterwegs. In Jahr 2008 qualifizierte sie sich für die Olympischen Spiele in Peking und 2010 sicherte sie sich den Heimsieg beim Cross-Country- Weltcup in Champéry. Vollgas gibt Nathalie auch neben der Rennstrecke: Sie lacht viel, ist bisschen verrückt und tanzt in jeder möglichen Situation. Seit Herbst 2016 ist sie Messeverantwortliche im Organisationsteam der Bike Days in Solothurn und des Urban Bike Festival in Zürich.