Unsere Gast-Bloggerin Nathalie Schneitter ist wieder in der Weltgeschichte unterwegs. Diesmal hat es sie direkt auf einen anderen Kontinent verschlagen und macht einen Roadtrip durch British Columbia. Das Rennen fahren kann sie trotzdem nicht lassen: Sie ist gemeinsam mit ihrem Bruder auf dem 6-tägigen Etappen-Rennen Singletrack6 unterwegs und wird uns jeden Tag aus Kanada berichten. Los geht’s mit der Ruhe vor dem Sturm!
Eigentlich wäre ich ja am Liebsten hauptberuflich Abenteurerin, Piratin oder Cowgirl geworden. Da das aber in der heutigen Zeit ziemlich einsame Berufe sind und ich es weder mit starkem Wellengang noch mit Pferden besonders gut kann, habe ich mich dafür entschieden auf das Carbonross umzusatteln und die Welt auf zwei Rädern zu entdecken. Und diesen Sommer lasse ich einen meiner großen Träume wahr werden: Ich toure auf Roadtrip durch British Columbia in Kanada!
Ein Highlight des Trips wird das Etappenrennen Singletrack6. Ein Geheimtipp unter Mountainbikern, der schon seit einiger Zeit ganz oben auf meiner Wunschliste steht und 90 % feinste Singletracks verspricht. Aber ein Roadtrip durch Kanada alleine? Das ist ja dann genau so einsam, wie wenn ich Piratin geworden wäre. Deshalb habe ich meinen Bruder Michi mit ins Gepäck geholt und nehme mit ihm im Team die Mission Singletrack6 in Angriff. Fleißige Leser erinnern sich sicher, dass wir als Geschwister-Duo schon im Februar in Israel am Start standen – jetzt geht’s in die zweite Runde. (Und wer die Israel Story verpasst hat, dem lege ich ans Herz, sie noch zu lesen … denn ganz bestimmt wird das Kapitel Kanada auf dem Kapitel Israel aufbauen.)
Wer auf Roadtrip geht, muss ja auch irgendwie wohnen und ganz wichtig: Irgendwie von A nach B gelangen. Wir haben diese beiden Probleme simpel gelöst und uns einen heißen Schlitten gemietet, der nun zu unserem mobilen zu Hause geworden ist. Vanlife heißt aber nicht nur im Bus schlafen, sondern eben auch darin leben. Ergo: stinkige Socken, Tubeless Milch, Kettenöl und das morgendliche Müsli müssen alle im Bus Unterschlupf finden. Ganz ehrlich gesagt, die Hotelverwöhnte Ex-Cross Country-Fahrerin (also ich) mag aber dieses simple Leben sehr! Vor allem auch, weil es viele spontane Abenteuer mit sich bringt.
Unser Trip kennt eigentlich keinen fixen Plan, außer den Start des Singletrack6 natürlich. Dies erlaubt uns, flexibel zu sein und Chancen zu nutzen, wenn sie sich ergeben. Die Kanadier der Westküste sind so herzlich und offen, dass es ein leichtes ist neue Leute kennen zu lernen und Locals um Tipps zu fragen. Zudem sind wir Mountainbiker ja wirklich eine große Familie und ich habe über die Jahre einige schöne Freundschaften mit kanadischen Mountainbikern schließen können.
Unser Travelguide Nr. 1 ist Catharine Pendrel, Olympia Bronzemedaillen-Gewinnerin von Rio 2016 und genau so wie ich Abenteuer-Liebhaberin … wenn sie nicht gerade Intervalle trainieren muss um beim nächsten Weltcup wieder auf dem Podium zu stehen. Auf jeden Fall haben sich die Tipps von Catharine und ihrem Ehemann Keith bisher ausbezahlt.
Auf der Trailforks-App ist fast jeder Singletrail, den es hier in BC gibt, vermerkt. Wenn man die BC-Karte aufs Telefon lädt, kann man problemlos auch offline durch den Wald navigieren und findet garantiert auch wieder zum Auto zurück. Trailforks funkt übrigens auch bei uns in Europa, nur ist es da noch nicht ganz so verbreitet wie hier.
Aber natürlich fahren wir hier nicht nur Fahrrad. Eines der bisherigen Highlights war das Drive-In Kino in Enderby. Im Autokino waren wir noch nie und natürlich konnten wir uns dies nicht entgehen lassen. Und da alles hier etwas größer und übertriebener ist als zu Hause, galt der Eintritt natürlich nicht nur für einen Film, sondern gleich für zwei Filme am Stück. Selbstverständlich blieben wir bis ganz zum Schluss.
Die ersten zwei Wochen unseres Kanada Trips waren fantastisch. Nun wirds aber Zeit, dass es beim Singletrack6 Etappenrennen endlich um die Wurst geht. Die Vorfreude ist groß und ich bin gespannt, wie unser Geschwister-Team dieses Mal klarkommt. Ein erster Stolperstein wurde uns auf jeden Fall schon in den Weg geworfen: Michi hat einen entzündeten Weisheitszahn und ziemliche Schmerzen. Er ist aber ein harter Krieger und steht morgen trotzdem an der Startlinie. Ich werde mir Mühe geben, Rücksicht zu nehmen und noch etwas netter zu sein als sonst. Aber wer mich kennt weiß, dass ich ein Rennpferdchen bin. Mal sehen, wie sehr ich mich dann selber an den Zügeln nehmen kann. Sicher ist aber, dass es heiß her gehen wird …
Alle Artikel zum Singletrack6-Abenteuer von Nathalie:
- Nathalie beim Singletrack6 Etappen-Rennen: Tag 0 – Der Roadtrip vor dem Sturm
- Nathalie beim Singletrack6: Tag 1 – Nervenflattern im wilden Westen
Über unsere Gast-Bloggerin
Nathalie Schneitter startete ihre internationale Mountainbike-Karriere im Jahr 2004 mit dem Gewinn des Cross-Country- Weltmeistertitels bei den Juniorinnen. Seither ist sie Vollgas auf den Rennstrecken dieser Welt unterwegs. In Jahr 2008 qualifizierte sie sich für die Olympischen Spiele in Peking und 2010 sicherte sie sich den Heimsieg beim Cross-Country- Weltcup in Champéry. Vollgas gibt Nathalie auch neben der Rennstrecke: Sie lacht viel, ist bisschen verrückt und tanzt in jeder möglichen Situation. Seit Herbst 2016 ist sie Messeverantwortliche im Organisationsteam der Bike Days in Solothurn und des Urban Bike Festival in Zürich.