
Lapierre ProRace 2018 im Test: Das XC Race-Hardtail wurde einer kompletten Neuentwicklung unterzogen und trägt Einflüsse aus dem Rennrad- und XC-Fully-Bereich in sich. Wir haben das Bike auf eine erste Testausfahrt mitgenommen, um uns selbst ein Bild davon zu machen. Hier ist der Test!
Lapierre ProRace – kurz & knapp
Das neue Lapierre ProRace Hardtail mit patentierter Shock Absorption-Technology (kurz SAT) ist die Neuentwicklung in Sachen XC Race-Hardtail und wurde maßgeblich durch das Lapierre Pulsium Rennrad sowie das Race-Fully Lapierre XR beeinflusst. Allem voran steht die SAT-Technologie, die aus einer Elastomer-Verbindung im Oberrohr besteht. Herzstück bilden jedoch die verschiedenen Carbon-Schichtungen der einzelnen Rahmenrohre, die speziell für ihren jeweiligen Einsatz angepasst wurden. So kann die Elastomer-Verbindung erst effizient funktionieren und soll 5 – 6 mm mehr Flex bieten – bei einem Rahmengewicht von 1070 Gramm.
- Intellizone-Technologie: Verschiedene Carbon-Schichtungen pro Rohr
- SAT-Technologie: Elastomer zwischen Ober- und Sitzrohr
- Integriertes Batteriefach für Di2 Schaltung
- Kettenführung mit integriertem Ersatz-Kettenschloss
- 428mm kurze Kettenstrebe
- 100 mm RockShox SID mit OneLock Hebel
- 1 Flaschenhalter
- 1×12 Antrieb
Preis: Wird noch bekannt gegeben | Bikemarkt: Lapierre ProRace kaufen
Technische Daten
Geometrie
S | M | L | XL | |
---|---|---|---|---|
Sitzrohrlänge | 400 mm | 450 mm | 500 mm | 550 mm |
Oberrohrlänge | 575 mm | 600 mm | 625 mm | 650 mm |
Lenkwinkel | 69,5° | 69,5° | 69,5° | 69,5° |
Sitzwinkel | 73° | 73° | 73° | 73° |
Kettenstrebenlänge | 428 mm | 428 mm | 428 mm | 428 mm |
Steuerrohrlänge | 90 mm | 95 mm | 105 mm | 120 mm |
Tretlagerabsenkung | -65 mm | -60 mm | -60 mm | -60 mm |
Reach | 390 mm | 415 mm | 437 mm | 458 mm |
Stack | 605 mm | 605 mm | 614 mm | 628 mm |
Ausstattung
ProRace SAT 629 | ProRace SAT 729 | ProRace SAT 929 | |
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Federgabel | ROCKSHOX REBA RL 29 100mm BOOST W/ONELOC REMOTE | ROCKSHOX SID RL 29’’ 100mm BOOST W/ONELOC REMOTE | ROCKSHOX SID WORLD CUP 29’’ 100mm BOOST W/ONELOC REMOTE |
Schaltgruppe | Sram NX 11spd / RACE FACE Aeffect 30t / 11x42 | Sram X01 Eagle CARBON 12spd /X1 carbon cranks 32t / 10x50 | Sram XX1 Eagle CARBON GOLD 12spd 32t / 10x50 |
Bremsen | SRAM LEVEL 180/160MM | SRAM LEVEL TL 180/160MM | Sram Level Ultimate Carbon Gold 180/160 |
Lenker | LP | RACE FACE NEXT Carbon | RACE FACE NEXT Carbon |
Vorbau | LP | LP | LP |
Sattelstütze | LP | LP | LP |
Laufräder | MAVIC CX421 disc/ FORMULA hubs w/Torque caps | MAVIC CROSSMAX ELITE 29’’ BOOST XD DRIVER | LP XC Carbon wheelset, Torque caps, Boost, XD Driver |
Reifen | MAXXIS ARDENT 2.25/ IKON 2.20 TLR SKINWALL | MAXXIS ARDENT 2.25/ IKON 2.20 TLR SKINWALL | MAXXIS ARDENT 2.25/ IKON 2.20 TLR SKINWALL |
Sattel | LP by Velo | Fizik Tundra | Fizik Tundra |
Lapierre ProRace – in der Hand
Das Lapierre ProRace kann man als Kind der Liebe zwischen dem Lapierre Pulsium und dem Lapierre XR bezeichnen. Das Hardtail soll funktionieren wie ein Fully, hat aber die Technologie eines Rennrades in sich. Das Lapierre ProRace ist zwar schon seit vielen Jahren fester Bestandteil des Produkt-Portfolios des französischen Herstellers, die Neuentwicklung macht jedoch den nächsten Schritt in die Richtung eines modernen XC Race-Bikes, das den Spagat der vielen Ansprüche an ein XC-Bike noch besser bewerkstelligen soll. Steif genug für mehr Kraftübertragung, flexibel genug für Laufruhe in der Abfahrt – so soll das Rezept lauten.
Damit dieses Rezept aufgeht, wurde das SAT-System zur Hilfe genommen. Auf den ersten Blick scheint es nur ein im Oberrohr eingelassenes Elastomer zu sein, dass es dem Rahmen erlauben soll, sich bis zu 6 mm mehr bewegen zu können, doch laut Lapierre wurde ebenfalls Form und Stärke der einzelnen Carbon-Rohre so modifiziert, dass die Steifigkeit des Rahmens unter der Elastomer-Verbindung nicht allzu sehr leidet. Was das Material anbelangt, sind die beiden Top-Modelle mit hochwertigerem Carbon ausgestattet, um ein Rahmengewicht von 1070 g erzielen zu können. Das günstigere 629-Modell bietet die selbe Technologie und Stabilität, jedoch bei höherem Gewicht. Wie groß der Unterschied sein wird, ist bis dato noch nicht bekannt. Das Sattelrohr hat keinen Platz für einen zweiten Getränkehalter gefunden – warum? Lapierre will sich die Kompatibilität für eine Teleskop-Stütze offen halten. Prototypen-Tests mit Getränkehalterungen und möglicher Vario-Stütze führten zu Instabilität, also wurde auf den zweiten Getränkehalter verzichtet. An Nico Vouilloz’ Bike, der uns für den Nachmittag Gesellschaft leistete, befand sich bereits eine absenkbare Stütze, nähere Angaben gab es aber noch nicht.
Für die ersten Testausfahrten sind wir das mittlere Modell, das Lapierre ProRace 729, gefahren. Die beiden Top-Modelle kommen jeweils mit SRAM Eagle 1×12 Antrieb, RockShox SID mit OneLoc-Hebel sowie Maxxis Ardent vorn und Maxxis Ikon am Heck. Zusätzliches Highlight ist die Spare Link-Kettenführung der beiden Top-Modelle, in der ein Ersatz-Kettenschloss verbaut ist – 37 g Zusatzgewicht erhält man dadurch. Das günstigste ProRace kommt mit 1×11 SRAM NX-Antrieb sowie RockShox Reba mit OneLoc Remote und Mavic CX421 Alu-Felgen.
Auf dem Trail
Über neueste Technologien und Verbesserungen kann viel erzählt werden, doch ob man es auf dem Trail letztendlich auch bemerkt ist die viel wichtigere Frage. Wir sind das Lapierre ProRace 729 in der Größe M auf den Trails rund um Les Gets in der französischen Bike Region Portes Du Soleil gefahren. Die Runde erstreckte sich von steilen Uphills über längere Sprint-Passagen bis hin zu steinigen Steilabfahrten und Enduro-anmutenden Singletrails, die wiederum in steilere Uphills führten. Die Runde sollte also jedes Terrain beinhalten, um die Neuentwicklungen des Lapierre ProRace unter Beweis stellen zu können.
Uphill
Beim ersten Aufsitzen überzeugte das Lapierre ProRace zunächst mit einer sehr angenehmen Geometrie: Die Kombination aus 422 mm Reach und 73° Sitzwinkel sorgt für eine zentrale Sitzposition. Dies bestätigt sich ebenfalls auf den ersten Höhenmetern – gemeinsam mit den 29 Zoll-Laufrädern und dem OneLoc-Hebel der RockShox SID ließen sich die ersten Asphalt-Anstiege zügig bewältigen. So zügig, dass man aufpassen musste, seine Energie-Reserven nicht gleich zu verbraten. Als die Runde in den Wald führt, wandeln sich die Uphill-Passagen in ausgewaschene Forstwege, die zwischendurch ein paar knackige, steile Anstiege bereithalten. Der 1×12 Antrieb der SRAM Eagle erweist sich zu keinem Zeitpunkt als nicht ausreichend und auch die steilsten Uphill-Passagen lassen den Wunsch, noch ein paar Gänge mehr haben zu wollen, nicht aufkommen. Auf längeren, flachen Sprint-Passagen oder steileren Stücken, die den Wechsel in den Wiegetritt erfordern, ist das ProRace jedoch nicht ganz so vortriebsstark bergauf wie zunächst gewohnt, was den kleinen Wermutstropfen der SAT-Technologie darstellen könnte.
Downhill
Schon auf den ersten paar Tiefenmetern hat die SAT-Technologie die Chance, ihr Können unter Beweis zu stellen: Es geht durch die mit Bremswellen durchsetzten Kurven des Bikepark Les Gets und der erste richtige Härtetest für das ProRace besteht aus einer steilen, steinigen Abfahrt, die kleinere, zu überspringende Stufen und loses Geröll bereithält. Dank des zentralen Schwerpunkt des Bikes bleibt das ProRace trotz der 428 mm kurzen Kettenstreben zu jedem Zeitpunkt unter Kontrolle, der Hinterbau bricht nicht aus oder wird unruhig, wie man es von einem Carbon-Hardtail in gröberem Gelände erwarten könnte. Dieser Eindruck verstärkte sich erneut, als es einen wurzeligen Singletrail, den man auch locker in eine Enduro-Tour hätte einplanen können, hinab ging. Hohe Wurzelkanten und steile Abschnitte, die das ProRace in Unruhe hätten versetzen können, meisterte das Bike mit Bravour, was Sicherheit vermittelte und dazu einlud, bergab mehr Gas geben zu können. Was den ohnehin schon hohen Spaßfaktor des Bikes noch verbesserte: Auch die kleinen Tables im Bikepark Les Gets ließen sich einwandfrei im ersten Versuch ohne große Mühe überspringen.
Test-Fazit zum Lapierre ProRace
Im ersten Test-Eindruck konnten die Neuentwicklungen, die auf dem Papier zunächst überspitzt klingen, überzeugen: Die SAT-Technologie, die sich bereits im Rennrad-Bereich bewähren konnte, zeigt auch am neuen XC-Race Bike Potential und macht Hardtailfahren vor allem im Downhill zu einer echten Freude. Dem ProRace ist kein Gelände zu ruppig und schenkt dem Fahrer so ein sicheres Fahrgefühl – das konnte überzeugen. Allerdings muss man dafür auf flacheren, schnellen Passagen etwas an Vortrieb einbüßen. Nichtdestotrotz ist der Spagat zwischen Komfort, Laufruhe und Fahrspaß bei zufriedenstellendem Gewicht mit diesem Bike gelungen.
Stärken
- Sehr laufruhig in technischen Downhill-Passagen
- Angenehme, zentrale Sitzposition
Schwächen
- Nicht ganz so agil und vortriebsstark im Sprint
Testablauf
Das Lapierre ProRace wurde auf den Trails rund um Les Gets in Portes Du Soleil für eine abwechslungsreiche Runde bewegt. Diese erstreckte sich von steilen Uphills über längere Sprint-Passagen bis hin zu steinigen Steilabfahrten und Enduro-anmutenden Singletrails, die wiederum in steilere Uphills führten. Eine XC-bike-freundliche Abfahrt im Bikepark Les Gets war ebenfalls in der Test-Runde enthalten.
Weitere Informationen zum Lapierre ProRace
Webseite: www.bikes-lapierre.de
Text & Redaktion: Jana Zoricic | MTB-News.de 2016
Bilder: Lapierre Bikes