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Es geht bergab! Und das gleich in zweierlei Hinsicht: Zum Einen durften wir uns heute an 4.288 Tiefenmetern erfreuen, zum Anderen sind die Kräfte mittlerweile ziemlich am Ende. Heute ging es von Valdeblore bis nach Sospel.
Heute stehen 1.623 Höhenmeter und 65,28 km auf dem Plan. Dank zwei Shuttles schaffen wir es auf starke 4.288 Tiefenmeter.
- Distanz: 65,28 km
- Höhenmeter: 1.623 m
- Tiefenmeter: 4.288 m
- Stages: 4
Stage 17
Heute hieß es um 5:30 Uhr aufstehen, denn ab 7:00 Uhr konnten wir uns direkt vom Camp aus auf in den ersten Uphill machen. Das frühe Aufstehen gestaltet sich hart. Die Beine fühlen sich okay an, aber ich bin noch müder als vorher. Auch heute heißt es wieder: Erst entspannte Schotterstraße, dann Singletrail bergauf – teilweise fahrend, zu einem großen Teil schiebend. Oben angekommen genießen wir die Aussicht und freuen uns auf einen nicht gezeiteten Singletrail bis zum Start der ersten Stage des Tages.
Stage 17 gehört mit zu den härtesten Stages der Woche. 533 Tiefenmeter bergab, aber auch 50 Höhenmeter bergauf gilt es zu überwinden. Der Trail startet als flowiger Waldtrail, wird aber im weiteren Verlauf technischer. Ich lasse die Bremse auf und komme gut durch. Dann kommt der gefürchtete Uphill und der zieht sich deutlich länger als erwartet. Absolut blau starte ich in den zweiten Teil der Abfahrt. Der Trail wird mediterran und felsig. In der ersten engen Spitzkehre bleibt mein Vorderrad an einem Felsen hängen, meine müden Arme geben auf und ich lege mich in das Steinfeld. Der Sturz nimmt mir jegliche Motivation, denn normalerweise hätte ich das Rad locker über die Felsen drücken müssen, aber ich habe einfach nicht mehr die Kraft wie Anfang der Woche.
Also gehe ich die restlichen Spitzkehren und schnellen Steinfelder der Stage etwas langsamer an. Im Ziel stelle ich fest, dass ich meinen Bremshebel verbogen habe und der Steuersatz von der hohen Krafteinwirkung wieder Spiel hat. Leider bin ich heute nicht mit Jamie unterwegs, da die anderen etwas später in den Tag gestartet sind als ich, also muss ich mit leichtem Spiel im Steuersatz weitermachen. Auf einem kurzen Trail-Transfer geht es zu Stage 18.
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Stage 18
Nach meinem Sturz hoffe ich auf eine entspannte Stage. Doch die zweite Stage des Tages gestaltet sich trotz “lediglich” 420 Höhenmetern härter als gedacht. Der Start ist flowig, doch schnell wird der Trail enger und diverse große Steine und Stufen greifen nach den Pedalen. Hinterhältig verstecken sich einige der großen Steine in rutschigem Laub. Dazu ist der Trail auch noch relativ flach, weswegen man zwischendurch gerne einmal ein paar Pedalumdrehungen riskieren möchte.
Stufen und enge, rutschige Spitzkehren stellen die Arme gegen Ende der Stage nochmal auf die Probe, doch ich komme ohne Probleme durch. Was aber auch kein Wunder ist, denn ich bin die ganze Stage sehr entspannt angegangen – lieber kein Rennaus am vorletzten Tag.
Dann erwartet ein nicht gezeiteter Transfer auf einem Trail mit unfassbar vielen Treppenstufen auf uns. Ein Traum für müde Unterarme. Doch als Belohnung stehen im Tal unser Mittagessen und ein Shuttle bereit. Nach einer kurzen Schotter-Passage bergauf geht es danach auf einen entspannten, flowigen Trail-Transfer im Wald – eine willkommene Abwechslung!
Stage 19
Stage 19 beginnt kurz hinter einem kleinen Bergdorf und stellt sich als Downhill-Strecke der Anwohner heraus. Nach einer kurzen Passage auf losem Laub erwarten uns leichte Anlieger, kleine Sprünge und eine Menge grober Steine. Die Stage zaubert allen Fahrern ein Grinsen ins Gesicht und ist nach nur 297 Höhenmetern vorbei. Ich bleibe bei meiner Taktik und fahre weit unter meinem Limit.
Nach einem entspannten Asphalt-Transfer mit grandioser Aussicht erreichen wir die letzte Stage des Tages.
Stage 20
Stage 20 scheint allen Fahrern klar machen zu wollen, in welchem Gelände sie jetzt angekommen sind. Relativ nah am Meer, erwartet uns eine Stage mit viel feinem Schotter, spitzen Steinen und groben Felsen. Ich finde wieder in den Flow und gebe etwas mehr Gas als geplant – es macht einfach zu viel Spaß. Zwischendurch warten einige flache Passagen, in denen man mit pedalieren viel Zeit gut machen kann. Doch ich verzichte darauf mich nochmal in einer Stage müde zu treten. Glücklich und zufrieden trotz eines Tages mit eher schwacher Leistung komme ich nach 435 Tiefenmetern im Ziel an.
Doch der Tag ist noch nicht vorbei. Jetzt erwartet uns noch ein flowiger Singletrail bis ins Tal, bevor uns ein Shuttle ein weiteres Mal auf den Berg bringt. Ein frisch freigeräumter Trail sorgt für Freude auf dem Weg zu unserem Camp für die Nacht – vor allem, weil man ihn mal wieder komplett entspannt angehen kann.
Morgen wartet der letzte Tag der Trans-Provence mit Ziel direkt am Strand auf uns. 1.230 Höhenmeter, 2.691 Tiefenmeter und 37,13 km klingen nach dieser harten Woche schon fast wie ein Spaziergang.
Nach einem harten Sturz muss Fabian Scholz das Rennen mit einer geprellten Ferse leider abbrechen. Auch Jamie Nicoll hatte Bodenkontakt und musste am Bein genäht werden. Scheinbar bin ich nicht der einzige, bei dem Konzentration und Kräfte nachlassen.
Ergebnisse
Video: Trans Provence 2017 – Tag 5
Hier findest du alle Artikel zur Trans Provence 2017
- Trans-Provence 2017: Beilmann geht hacken – die Vorbereitung
- Mavic Trans-Provence 2017 - Tag 1: Pannenpech mit Panorama
- Mavic Trans-Provence 2017 - Tag 2: Nicht den Vordermann umnieten!
- Mavic Trans-Provence 2017 - Tag 3: Endlich an den Grey Earth Trails
- Mavic Trans-Provence 2017 – Tag 4: Die Beine werden schwer ...
- Mavic Trans-Provence 2017 – Tag 5: Es geht bergab!
Weitere Informationen: www.trans-provence.com
Text & Redaktion: Sebastian Beilmann | MTB-News.de 2017
Bilder: Sebastian Beilmann, Sven Martin, Sam Needham, Gary Perkin, Duncan Philpott