Nach seiner sensationellen Leistung beim Heim-World Cup in Leogang konnte Andi Kolb am vergangenen Wochenende in Lenzerheide noch einen drauflegen, lag zwischenzeitlich an der Spitze und verbesserte seine persönliche Bestleistung mit Rang vier erneut. Wie das Wochenende aus Sicht des schnellen Österreichers gelaufen ist, erfahrt ihr wie immer in seinem Rennbericht. Viel Spaß beim Lesen.
Servus, liebe MTB-News-Leser! Mit großer Freude darf ich euch vom World Cup Nummero 4 in der Lenzerheide berichten.
Mittwoch – Trackwalk
Da bei mir die letzten paar Rennen ziemlich gut verlaufen sind, habe ich mich schon sehr auf den Downhill World Cup in der Lenzerheide gefreut. Etwas nervös war ich jedoch schon! Die letzten paar Jahre hatte ich mit der Strecke immer wieder etwas zu kämpfen. Ich denke, sie war einfach immer etwas zu Bikepark-lastig und ich konnte nie wirklich den Flow finden.
Dieses Jahr haben sie aber zum Glück die erste Sektion, welche zuvor ziemlich einfach und Bikepark-lastig war, durch ein komplett neues Waldstück ersetzt. Darüber war ich natürlich sehr erfreut! Der Rest wurde auch etwas technischer gesteckt und sah im Großen und Ganzen um einiges besser aus, als in den vergangenen Jahren. Großes Danke an die Trailcrew!
Donnerstag – Training/Timed Training
Im Training hatte ich auf den ersten Runs etwas zu kämpfen und konnte nicht wirklich einen Rhythmus finden. Auch die neue Sektion gestaltete sich schwieriger als gedacht. Unter dem schönen weichen Gras, das wir beim Trackwalk sahen, versteckten sich unzählige schmierige Wurzeln und jede Menge lose Steine. Mit ein paar kleinen Veränderungen an meinem Setup kam ich im am Ende des Tages jedoch gut ins Fahren. Etwas weicher an der Gabel (90 psi, 5 Tokens) und ein 5 mm-Vorbauspacer haben das Ganze etwas smoother gemacht. Im Timed Practice ging ich es ganz entspannt an und landete überraschend auf Rang 6 mit nur 2,9 Sekunden Rückstand.
Freitag – Qualifikation
Vor der Qualifikation war noch einiges an Linienarbeit angesagt, da sich im neuen Stück viele Wurzel frei fuhren. Gemeinsam mit meinen Teamkollegen Charlie und Jim ist es immer cool, zu testen, welche Linie die schnellste ist. Weiters haben wir noch Alan Milway neben der Strecke, der für uns die Konkurrenz beobachtet und uns immer mit den besten Linien auf dem Laufenden hält.
Mein Qualifikationslauf fühlte sich schnell an, war jedoch vollgepackt mit Fehlern und so wirklich Flow habe ich wieder einmal nicht gefunden. Als ich am Ende auf Platz 6 mit gerade einmal 1,5 Sekunden Rückstand auf Pierron landete, beklagte ich mich nicht. Ich war sogar froh, Fehler gemacht zu haben, da ich wusste, dass im Finale noch mehr für mich möglich war. Ich denke, dass ich dieses Mal das erste Mal in meiner Karriere „protected“ war (fix gesetzt für das Finale), machte einen riesigen Unterschied für mich. Ich musste die ganze Woche keinen einzigen Gedanken an die Qualifikation verschwenden und konnte mich vollkommen auf mich konzentrieren. Das ist auf jeden Fall ein großer Vorteil.
Samstag – Finale
Gleich im ersten Trainingslauf vor dem Finale versuchte ich noch einmal, alles rauszuholen, machte dadurch aber nur noch mehr Fehler. Im zweiten Lauf ging ich es nochmals entspannter an, um ein gutes Gefühl für das Finale zu haben.
Als sechst letzter am Start zu stehen, war dann ein komisches Gefühl. Die Fans waren bereits weg und Fahrer wie Loïc Bruni oder Greg Minnaar waren schon lange vor mir gestartet. Eigentlich ein geiles Gefühl, haha! Seit meinem Podium in Leogang bin ich auch um einiges weniger nervös vor dem Start – ehrlich gesagt macht es mir fast schon Spaß. Was davor ganz und gar nicht der Fall war!
In meinem Rennlauf habe ich vom ersten Meter an einen guten Flow gefunden und konnte ordentlich Gas geben. Kurz vor der zweiten Zwischenzeit fing ich leider an wieder Fehler zu machen, da ich immer wieder zu spät auf die Bremse ging. Ein paar Teilstücke erwischte ich dann wieder perfekt, aber ein paar Fehler schlichen sich immer wieder ein. Als ich dann in die letzte Sektion kam, dachte ich mir noch „bring es einfach nach Hause, vielleicht reicht es für ein solides Ergebnis in den Top 15“. Beim letzten Drop hatte ich dann noch richtig Glück. Genau davor bin ich etwas an einer Stange hängengeblieben und hätte fast den Zielsprung verfehlt. Das war kein gutes Gefühl, haha!
Als ich im Ziel sah, dass ich bei den ersten drei Zwischenzeiten vorne war, habe ich mich natürlich kurz geärgert. Ein paar Minuten später war klar, dass ich wieder auf dem Podium stehen werde, und ich war wieder auf Wolke 7! Am Ende wurde es sogar Rang vier – mit nur 7 Tausendstel auf Greg Minnaar, der 3er wurde. Ich konnte es kaum glauben!!
Vor ein paar Wochen hab ich in Leogang mein erstes Podium eingefahren und jetzt gleich wieder. Und das Ganze mit einem Lauf, mit dem ich es niemals, wirklich niemals erwartet hätte. Das aller geilste ist aber, dass ich bis zum zweiten Split auf Platz 1 unterwegs war.
Wie geht es weiter
Für mich bleibt jetzt nicht viel Zeit zum Träumen, da es dieses Wochenende direkt mit dem World Cup in Andorra weitergeht. Ich bin schon mega gespannt, wie die neue Strecke aussehen wird und ob ich meine gute Form aus Lenzerheide mitnehmen kann.
Macht’s gut und bis bald,
Andi
Was denkst du, wird Andi Kolb in Andorra wieder aufs Podium rasen?