Cane Creek Helm MK2 im Test: Cane Creek schickt seine Federgabel Helm in die zweite Runde. Nachdem viel Erfahrung mit Dämpfern gesammelt wurde, bietet der Hersteller aus North Carolina seit 2017 eine Federgabel und somit ein komplettes Fahrwerk an. Nun wurde das vielseitige Produkt zum Teil überarbeitet und neu aufgelegt. Wir konnten bereits erste Tiefenmeter auf der verbesserten Luftversion der Federgabel sammeln und haben alle Informationen zu den Updates für euch.
Cane Creek Helm MK2 – Infos und Preise
Mit der Helm führt Cane Creek einen echten Federgabel-Allrounder im Portfolio. Air oder Coil sowie bis zu 170 mm Federweg in der normalen Ausführung oder die Works-Serie, die für spaßige Trailbikes maßgeschneidert wurde, – die Helm soll nahezu jeden glücklich machen. In der Vergangenheit und auch in unseren Erfahrungen mit der Gabel zeigte sie aber einen sportlich, strammen Charakter – perfekt für Fans von schnellen und anspruchsvollen Abfahrten. Etwas litt darunter allerdings der Komfort. Das soll sich jetzt ändern: Die neue Helm MK2 soll sensibler geworden sein und mit einer etwas sanfteren Dämpfung und überarbeitete Luftfeder satter aufliegen.
Neben der getesteten Luftgabel gibt es die Helm weiterhin auch als Stahlfeder-Version, die natürlich nur mit den Updates an der Dämpfung kommt. Zwei Offsets werden für die 29″-Gabel angeboten, nur einer für die 27,5″-Version.
- Updates an der Gabel
- neuer Airshaft-Dichtkopf und neue Dichtung
- neue SKF-Staubabstreifer und Dämpfungsschaft-Dichtung
- viskoseres 2,5 WT Öl
- reduzierte Dämpfung
- Laufradgrößen 27,5″, 29″
- Federweg 140–170 mm (Air), 130–160 mm (Coil)
- Federung Coil oder Air
- Dämpfung Monotube-Dämpfung
- Farben schwarz matt (27,5″), schwarz glänzend (29″)
- Achsmaß Boost 110 x 15 mm
- Achse Cane Creek D-Loc-Schraubachse
- Offset 44 mm (27,5″; 29″), 51 mm (29″)
- Gewicht 2.063 g (Air, 29″, 160 mm)
- Verfügbarkeit Ende Juni/Anfang Juli
- www.canecreek.com
Preis Cane Creek Helm Air: 999,99 € (UVP) | Bikemarkt: Cane Creek Helm kaufen
Im Detail
An Casting und Krone der Helm hat sich für die MK2-Serie nichts geändert: Die Gabel ist weiterhin in Right-Side-Up-Bauweise gebaut und wirkt dank der markanten Casting-Brücke recht bullig. Im Gegensatz zu den zuletzt getesteten Varianten mit Luftfeder und Stahlfeder kommt unsere Helm MK2-Testgabel aber mit D-Loc-Schraubachse, die zwar mit Werkzeug gelöst werden muss, aber auch simpler im Aufbau ist und etwas Gewicht spart.
Bei den Staubabstreifern hat Cane Creek den Hersteller gewechselt. Hier kommen jetzt SKF-Teile zum Einsatz. Das war’s aber schon mit den Neuerungen, die von außen ersichtlich sind. Weitere Überarbeitungen findet man im Inneren der Gabel.
Federung und Dämpfung
Federung
Überarbeitet wurde, wie angemerkt, die Luftfeder der Cane Creek Helm. Zwei Ziele wurden dabei verfolgt: Die Gabel soll besser ansprechen und anwenderfreundlicher sein. Bei der Konstruktion wurden dafür zwei verschiedene Lösungen eingesetzt: ein neuer Luftkolben sowie ein vereinfachtes System zur Entnahme des Airshafts.
Wer schon einmal einen Dämpfer zerlegt hat, kennt die weißen Führungs- und Gleitringe am Luftkolben. Diese umrahmen die Hauptdichtung, den X-Ring und halten diese an Ort und Stelle. Auch an der Helm MK1 wurde das System so eingesetzt. Jetzt fallen diese weg und werden durch einen Kunststoff-Kolben ersetzt: weniger Teile, weniger Reibung, gleiche Funktion.
Cane Creek verbaut zwar ein übliches Luftfeder-System mit Positiv- und Negativ-Feder – inzwischen muss man aber an vielen Gabeln dieser Bauart den Airshaft tauschen, um den Federweg zu ändern. Bei der Helm ist das weiterhin über das Einsetzen, beziehungsweise Entnehmen von kleinen 1 cm-Spacern machbar. Dafür muss man den Airshaft demontieren – das ging früher über ein Gewinde. Der Airshaft war bei der Cane Creek Helm MK 1 von unten ins Standrohr verschraubt. Jetzt setzt man den Schaft ein und sichert ihn mit einem Sicherungsring. Das hilft Cane Creek, einen Anwenderfehler auszuschließen: In der Vergangenheit sorgte teilweise zu starkes festziehen dieser Verbindung für ein Aufbiegen des Standrohrs. Schrauber mit falsch justiertem Drehmoment im Handgelenk haben so auch länger Freude an der Gabel.
Bereits bekannt von der Helm MK1: Unten am Casting befindet sich unter einer Abdeckung eine Schraube. Löst man diese und drückt sie ans Casting, öffnet sich ein Durchlass zwischen Positiv- und Negativ-Feder. Der Vorteil gegenüber einem Überströmkanal? Zwar hat man eine definierte Luftkammer-Größe, über das Druckverhältnis zwischen den Kammern lässt sich die Kennlinie der Gabel aber weiter anpassen. Das Ganze funktioniert sogar recht simpel, ohne die Dämpfer-Pumpe abzuschrauben.
Das clevere System mit dem verschiebbaren Trennkolben zur Anpassung der Endprogression wird jetzt ab Werk beigelegt und nicht direkt in der Gabel verbaut. Warum? Feedback zur ersten Version der Gabel war oft, dass ein Großteil der Fahrer bereits mit der vollständigen Positiv-Kammer-Größe genügend Endprogression hatten. Wer trotzdem noch mehr Progression nutzen möchte, der schiebt das Bauteil auf den Schaft unter der Abdeckkappe der Luftkammer und sichert den Teller mit einer Flügelmutter. Je nach Position steigt oder sinkt das Luftkammervolumen der Positiv-Feder. Die Gabel bietet so entsprechend weniger oder mehr Endprogression. Man hat die Wahl zwischen acht unterschiedlichen Positionen.
Dämpfung
Anders als an den Inline- und Piggyback-Dämpfern der Amerikaner setzt man an der Helm auf eine klassische MonoTube-Dämpfung mit Bladder, wie wir sie im Grundprinzip auch von anderen Herstellern kennen. Es gibt allerdings leichte Anpassungen im Aufbau der Kartusche – vor allem die neue Dichtung auf der Unterseite sticht heraus. Um die Reibung am Dämpfungsschaft zu reduzieren, verbaut man hier eine SKF-Dichtung.
Ebenso neu ist eine etwas sanftere Abstimmung der Dämpfung und ein Dämpfungsöl mit angepasster Viskosität. Cane Creek verwendet jetzt Motorex-Öle mit 2,5 WT. Beide Low-Speed-Dämpfungen werden jeweils über ein Nadelventil realisiert. Bei der High-Speed-Dämpfung setzt Cane Creek auf zwei verschiedene Systeme. Extern nicht verstellbar und herkömmlich gelöst: der High-Speed-Rebound mit Shimstack. Üblicherweise wird die High-Speed-Druckstufendämpfung auch durch einen Shimstack kontrolliert – nicht so an der Cane Creek Helm. Ähnlich wie an der MRP Ribbon oder dem HC97 Tuning-Kit von Push wird ein beweglicher Trennkolben von einer Feder auf die Durchlassbohrungen gedrückt.
Auf dem Trail
Nach der Anpassung des Luftdrucks auf 20 % Sag geht es ab auf die Trails. Wer hier im Stehen am Lenker pumpen möchte, kann über den kleinen Hebel an der High-Speed-Druckstufe eine Art Lockout verwenden. Beim Treten im Sitzen spielt Wippen auch in der offenen Position keine wirkliche Rolle.
Gespannter waren wir auf die Abfahrt und ob sich die Versprechungen nach mehr Komfort bei einer Fahrweise mit weniger Nachdruck bewahrheiten würden. Zur Erinnerung: Bei der ersten Version der Cane Creek Helm wurde vor allem eine sportliche Fahrweise belohnt. Wollte man entspannt etwas mehr Federweg freigeben, so hatte man es mit einer etwas unkomfortablen Gabel zu tun. Dünneres Öl, die softere Abstimmung und die größtmögliche Luftkammer ab Werk bedienen jetzt genau diese Zielgruppe. Der Einstellbereich der Dämpfung ist moderat gewählt und so kann man getrost auch etwas weiter an den Rädchen drehen, ohne dabei Gefahr zu laufen, ein Setup zu generieren, bei dem die Gabel im Gelände wilde Faxen machen würde.
Lässt man es gerne etwas mehr laufen und scheppert ungebremst in Steinfelder und flache Landungen, so bietet die Helm immer noch ein passendes Setup. Luft ablassen, Trennkolben einsetzen und zurück zum gewählten Luftdruck. Uns gefiel die Option, alle Volumenvarianten immer mit dabei zu haben. So kann man mit einer Dämpferpumpe und dem passenden Ringschlüssel schnelle Anpassungen machen, ohne sich erst um neue Kunststoff-Spacer bemühen zu müssen. Unsere ersten Ausfahrten auf der Helm fanden allesamt auf sehr rutschigen Untergründen statt. Hier kamen auch sportliche Fahrer mit einer Einstellung im ersten Drittel gut klar. Bei trockeneren Bedingungen und größeren Sprüngen hat man noch reichlich Raum für Anpassungen.
An der Dämpfung lässt sich, wie bereits erwähnt, wenig falsch machen. Größere Anpassungen der Grundcharakteristik sollte man über die Luftfeder realisieren. Wenn die passt, verhält sich die Cane Creek Helm MK2 positiv unauffällig und federt komfortabel alles weg, was man ihr in den Weg stellt.
Fazit – Cane Creek Helm MK2
Im ersten Test zeigt sich die Cane Creek Helm MK 2 auffällig unauffällig und funktional. Ihre internen Anpassungen machen sie nun auch für komfortorientierte Fahrer interessant. Wer es sportlich angehen möchte, bekommt aber immer noch ein passendes Setup realisiert.
Cane Creek-Dämpfer kennen sicher einige von euch. Würdet ihr die Helm MK 2 als Alternative zu RockShox, Fox und Co. mit heranziehen?