
YT Jeffsy 29 CF Pro Race im Test: Kaum ein Bike hat in diesem Jahr für so viel Furore gesorgt wie das neue YT Jeffsy. Nach der Love/Hate-Kampagne des Vorgängers wurde das überarbeitete Trailbike von den Forchheimern mit einem grandiosen Christopher Walken-Monolog präsentiert. Auch in unserem ersten Test waren wir mehr als begeistert. Doch hat das neue YT Jeffsy das Zeug zur Liebe des Lebens?
Steckbrief: YT Jeffsy 29 CF Pro Race
Einsatzbereich | Trail, Enduro |
---|---|
Federweg | 150 mm/150 mm |
Laufradgröße | 29ʺ |
Rahmenmaterial | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 13,6 kg |
Rahmengrößen | S, M, L, XL, XXL |
Website | www.yt-industries.com |
Wir erinnern uns kurz zurück an den Anfang des Jahres. Das Video beginnt mit einem spärlich beleuchteten Raum, im Hintergrund lodert das Feuer im Kamin. Ein Mann betritt den Raum, nimmt Platz auf dem Ledersessel, knipst die Lampe an. Es folgt ein dreiminütiger Monolog über das Konzept von Freundschaft – von niemand Geringerem als Christopher Walken. Am Ende ist ein knallrotes Trailbike zu sehen, das kurz danach ganz offiziell als neues YT Jeffsy präsentiert wird. Statt „I hate Jeffsy“ verspricht der Versender aus Forchheim mit der Neuauflage des populären Bikes die ganz große Liebe. Der erste Test sorgt für Begeisterung, von unseren Usern wird das YT Jeffsy zum dritten Mal hintereinander zum Trailbike des Jahres gewählt.
Nach der anfänglichen Euphorie, den Schmetterlingen im Bauch und der Verliebtheits-Phase kehrt langsam Alltag ein. Und es stellt sich die Frage: Hat das neue YT Jeffsy tatsächlich das Zeug zur Liebe des Lebens? Oder bleibt es bei einer kurzen Bekanntschaft, bis man wieder getrennte Wege geht? Wir haben das Jeffsy 29 in der CF Pro Race-Variante mit großen Laufrädern, Fox Factory-Fahrwerk und satten 150 mm Federweg vorne und hinten getestet. Mit einem Preis von 5.299 € ist diese Ausführung die teuerste im Jeffsy-Universum. Neben den Pro Race-Versionen in beiden Laufradgrößen gibt es außerdem diverse Carbon- und Aluminium-Ausführungen, die jeweils 10 mm weniger Federweg haben. In unserem großen Trailbike-Vergleichstest musste sich das YT Jeffsy 29 CF Pro Race auf den vielseitigen Trails rund um Aínsa gegen die Konkurrenz behaupten und zeigen, ob der Hype um das Bike berechtigt ist!

Laufradgröße | Federweg vorne | Federweg hinten | Gewicht | Preis | |
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Cannondale Habit Carbon 2 | 29" | 130 mm | 130 mm | 13,68 kg | 4.999 € |
Canyon Spectral CF 9.0 | 27,5" | 160 mm | 150 mm | 13,24 kg | 3.999 € |
Cube Stereo 140 HPC TM | 27,5" | 150 mm | 140 mm | 13,16 kg | 3.499 € |
Giant Trance Advanced Pro 29 | 29" | 130 mm | 115 mm | 12,64 kg | 4.799 € |
Scott Genius 910 | 29" | 150 mm | 150 mm | 13,28 kg | 5.299 € |
Specialized Stumpjumper 29 Expert | 29" | 150 mm | 140 mm | 12,86 kg | 5.699 € |
Transition Smuggler Carbon GX | 29" | 140 mm | 120 mm | 13,40 kg | 5.299 € |
YT Jeffsy 29 CF Pro Race | 29" | 150 mm | 150 mm | 13,58 kg | 5.299 € |
Geometrie
Mit insgesamt fünf Größen von S bis XXL und Reach-Werten von 430 mm bis stattlichen 510 mm deckt YT mit dem Jeffsy ein sehr breites Spektrum ab. Durch die Bank weg sind die Sitzrohr sehr kurz – selbst in der größten XXL-Variante ist es nur 485 mm lang, sodass man statt der passende Größe eher die bevorzugte Länge auswählen kann. Allen Rahmen gemeinsam ist der 77° steile Sitzwinkel und der mit 66° relativ flache, aber nicht allzu extreme Lenkwinkel. Über einen Flip Chip an der Dämpferaufnahme lassen sich diese beiden Werte bei Bedarf auch jeweils 0,5° steiler gestalten. Eine Besonderheit des YT Jeffsy sind die Kettenstreben: Sind diese bei den Rahmen in S, M und L moderate 435 mm lang, wachsen sie in den beiden größten Versionen um 5 mm an, um eine optimale Balance zu erzielen. Die Nicht-Race-Version des Jeffsys mit 29″-Laufrädern ist insgesamt etwas steiler und länger als das 29 CF Pro Race. Dieses hat in der von uns getesteten Größe L einen Reach von 470 mm, ein 435 mm langes Heck, ein ebenso kurzes Sitzrohr und einen mit 627 mm moderat hohen Stack.

Rahmengröße | S | M | L | XL | XXL |
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Oberrohrlänge (horizontal) | 572 mm | 593 mm | 615 mm | 638 mm | 660 mm |
Reach | 430 mm | 450 mm | 470 mm | 490 mm | 510 mm |
Stack | 618 mm | 622 mm | 627 mm | 636 mm | 640 mm |
Sitzrohrlänge | 400 mm | 415 mm | 435 mm | 460 mm | 485 mm |
Kettenstrebenlänge | 435 mm | 435 mm | 435 mm | 440 mm | 440 mm |
Lenkwinkel | 66° / 66,5° | 66° / 66,5° | 66° / 66,5° | 66° / 66,5° | 66° / 66,5° |
Sitzwinkel (elf.) | 77° / 77,5° | 77° / 77,5° | 77° / 77,5° | 77° / 77,5° | 77° / 77,5° |
Tretlagerabsenkung | 32 mm / 24 mm | 32 mm / 24 mm | 32 mm / 24 mm | 32 mm / 24 mm | 32 mm / 24 mm |
Radstand | 1174 mm | 1196 mm | 1218 mm | 1247 mm | 1269 mm |
Steuerrohrlänge | 100 mm | 105 mm | 110 mm | 120 mm | 125 mm |
Tretlagerhöhe | 344 mm / 352 mm | 344 mm / 352 mm | 344 mm / 352 mm | 344 mm / 352 mm | 344 mm / 352 mm |
Ausstattung
Der kleine Zusatz CF in der Bezeichnung des hier getesteten Bikes bezieht sich eigentlich auf das Rahmenmaterial – doch wirft man einen Blick auf die Ausstattungstabelle, könnte man meinen, dass fast das komplette Rad aus Kohlefaser besteht. Neben dem 800 mm breiten Renthal-Lenker und den e*thirteen-Kurbeln sind auch die TRS Race-Laufräder aus Carbon gefertigt. Beim Antrieb setzt YT wie gewohnt auf einen Mix. Die e*thirteen-Kassette bietet zwar einen Gang weniger als das SRAM-Pendant, dafür allerdings auch eine Bandbreite von 511 %. Geschaltet wird mit einem Shimano XTR-Schaltwerk. Das Fahrwerk stammt aus dem Hause Fox: Vorne liefert eine Kashima-beschichtete 36 Factory GRIP2 150 mm Federweg, das Heck wird von einem DPX2 Factory kontrolliert. Für die negative Beschleunigung sorgen SRAM Guide RSC-Bremsen – die 200 mm große Scheibe vorne ist ein schönes Detail. Das breite Cockpit wird von Renthal gestellt und eine Fox Transfer-Sattelstütze mit 150 mm Verstellweg bringt den SDG-Sattel immer an die gewünschte Position. Mit einem Preis von 5.299 € ist das YT Jeffsy 29 CF Pro Race eines der teureren Räder in unserem Vergleichstest, liefert in typischer YT-Manier aber auch eine starke Ausstattung, die zumindest auf dem Papier kaum Wünsche übrig lässt.
Neben den Race-Versionen bietet YT außerdem drei weitere Varianten an, die jeweils mit 29″-Laufrädern oder als 27,5″-Ausführung erhältlich sind. Den Einstieg in die Jeffsy-Welt macht die 2.299 € günstige AL Base-Variante. Hier besteht der Rahmen aus Aluminium. Das günstigste Carbon-Jeffsy kostet 3.299 €, die 3.899 € teure CF Pro-Ausführung ist die einzige mit RockShox-Fahrwerk. Diese Variante sollte ursprünglich an unserem großen Trailbike-Vergleichstest teilnehmen: Mit 140 mm Federweg vorne und hinten hätte diese aus unserer Sicht ideal ins Testfeld gepasst. Die CF Pro Race-Variante ist nicht nur aufgrund des Federwegs-Plus ein gutes Stück abfahrtsorientierter. Da das CF Pro für den von uns angefragten Zeitraum nicht verfügbar war, haben wir uns für diese Variante entschieden.
- Federgabel Fox 36 Factory GRIP2 (150 mm)
- Dämpfer Fox DPX2 Factory (150 mm)
- Antrieb Shimano XTR / e*thirteen
- Bremsen SRAM Guide RSC
- Laufräder e*thirteen TRS Race
- Reifen e*thirteen TRS Race / e*thirteen TRS Plus
- Cockpit Renthal Fatbar Carbon (800 mm) / Renthal Apex 35 (50 mm)
- Sattelstütze Fox Transfer Factory (150 mm)
Ausstattungsvariante | Comp | Pro | Factory |
---|---|---|---|
Federgabel | RockShox Yari RC 160 mm | RockShox Lyrik RC2 160 mm | Fox 36 Float Factory 160 mm |
Dämpfer | RockShox Super Deluxe R | RockShox Super Deluxe RC3 | Fox Float X2 Factory Kashima |
Laufradsatz | Nukeproof Neutron | Mavic Deemax Elite | DT Swiss E1700 |
Reifen | Michelin Wild Enduro | Michelin Wild Enduro | Michelin Wild Enduro |
Kurbelgarnitur | SRAM NX Eagle | SRAM Descendant | Shimano XT M8000 |
Antrieb | SRAM NX Eagle | SRAM GX Eagle | Shimano XT M8000 |
Kettenführung | MRP 1x CS | MRP AMg V2 | MRP 1x CS |
Bremsen | SRAM Guide T | SRAM Guide RE | Shimano XT |
Lenker | Nukeproof Neutron 800 mm | Nukeproof Horizon AL 800 mm | Nukeproof Horizon AL 800 mm |
Vorbau | Nukeproof Neutron AM | Nukeproof Horizon 50 mm | Nukeproof Horizon 50 mm |
Sattel | Nukeproof Horizon SL | Nukeproof Horizon SL | Nukeproof Horizon SL |
Sattelstütze | Brand X Ascend internal | RockShox Reverb Stealth | RockShox Reverb Stealth |
Steuersatz | Nukeproof Warhead | Nukeproof Warhead | Nukeproof Warhead |
Griffe | Nukeproof Sam Hill Signature | Nukeproof Sam Hill Signature | Nukeproof Sam Hill Signature |
Preis | 2.499,99 € | 3.499,99 € | 3.799,99 € |




Im Detail
Bevor man sich den zahlreichen Rahmendetails zuwenden kann, steht der Aufbau des YT Jeffsy an: Als Versender-Bike wird das neue Spielzeug direkt nach Hause geliefert und muss dort zunächst zusammengeschraubt werden. Dies gestaltet sich allerdings sehr unkompliziert – besondere Fachkenntnisse sind nicht notwendig, zumal alle Schritte gut erklärt sind.
Steht das gute Stück dann aufgebaut vor einem, fällt zunächst die ungewöhnlich saubere Optik des Hinterbaus auf. Beim neuen Jeffsy kommt ein Achssystem zum Einsatz, das von der Antriebsseite nicht zu sehen ist. Dieser Ansatz ist bereits vom Downhill-Boliden Tues bekannt und hat seinen Weg an das Trailbike Forchheimer gefunden. Es sorgt nicht nur für einen cleanen Look, sondern dürfte sich auch in der Praxis als sinnvoll erweisen: Mit einem einzige 4 mm-Innensechskantschlüssel lässt sich der Hinterbau zerlegen. Außerdem sind die Lager aufwändig abgedichtet, was förderlich für die Haltbarkeit sein dürfte.



Statt das bisherige Konzept über Bord zu werfen, hat YT bei der Neuentwicklung des Jeffsy an vielen kleinen Stellschrauben gedreht. So verfügt der neue Rahmen über eine deutlich modernisierte Geometrie: Der Lenkwinkel wurde um 1° abgeflacht, gleichzeitig der Sitzwinkel um ganze 2,5° steiler gestaltet. Am empfohlenen Sag-Punkt von 33 % wurde außerdem der Anti-Squat erhöht, was für einen effizienteren Vortrieb sorgen dürfte. Gleich geblieben ist derweil das Hinterbau-Konzept: Das Jeffsy setzt auf einen klassischen Horst Link-Hinterbau, bei dem der Dämpfer – nun mit metrischem Einbaumaß – horizontal im vorderen Rahmendreieck sitzt.
Der Platz zwischen Dämpfer und Unterrohr ist relativ knapp bemessen. Damit man trotzdem nicht auf einen Trinkrucksack angewiesen ist, hat YT in Kooperation mit Fidlock eine Trinkflasche mit Spezialform entwickelt. Diese fasst immerhin 600 ml. Das von Fidlock bekannte System mit Magneten hält sie sicher an Ort und Stelle. Die Unterseite des Unterrohrs ist ebenso wie der Hinterbau großzügig geschützt. Insbesondere am Hinterbau hat YT seine Hausaufgaben gemacht: Hier ist nicht nur die Kettenstrebe, sondern auch die Innenseite der antriebsseitigen Sitzstrebe hervorragend mit einem Protektor überzogen. Weil sich die Klebeverbindungen gerade bei widrigen Bedingungen auf Dauer gerne gelöst haben, sind die Rahmenprotektoren am YT Jeffsy geschraubt statt geklebt. Beim Tretlager hat sich YT hingegen für die gepresste statt für die geschraubte Lösung entschieden.


Mit einem Gewicht von knapp 13,6 kg rangiert das YT Jeffsy 29 CF Pro Race am oberen Ende in unserem Vergleichstest, bietet dafür aber auch viel Federweg, große Laufräder und durch die Bank weg Anbauteile, die eine gute Haltbarkeit versprechen. Gerade im direkten Vergleich mit den anderen Modellen in unserem Test wirkt alles am Jeffsy ein bisschen wuchtiger, stabiler und mehr auf die Abfahrt getrimmt. Genau das will YT mit der Race-Version des Trailbikes wohl auch erreichen – entsprechend gespannt waren wir, wie sich der Grenzgänger zwischen Trail und Enduro gegen die Konkurrenz behaupten würde.
Auf dem Trail
Doch vor dem Abfahrts-Vergnügen steht wie so oft der Uphill auf dem Plan. Hier kann das YT Jeffsy überzeugen, ohne zu glänzen. Auch bei langem Auszug der Sattelstütze fällt die angenehm zentrale Sitzposition auf. Einer unserer Kritikpunkte am Vorgänger war der (zu) flache Sitzwinkel – bei der Neuauflage des Jeffsys ist hiervon nichts mehr zu spüren. So lassen sich auch längere Anstiege problemlos bewältigen. Allerdings ist das Jeffsy keine flinke Bergziege: Zwar zeigt sich der Hinterbau insgesamt weitestgehend antriebsneutral und ein Griff zum Cheat-Hebel am Dämpfer ist aus unserer Sicht nicht wirklich nötig. Aufgrund der grobstolligen e*thirteen-Bereifung rollt das Jeffsy aber eher behäbig. Probleme mit einer steigenden Front in steilem Gelände hatten wir keine. Man sollte jedoch drauf achten, in technischen Anstiegen sein Gewicht etwas nach vorne zu verlagern. Die mit 435 mm nicht extrem kurzen Kettenstreben sorgen in solchen Situationen für eine gute Balance. Insgesamt fühlt sich das YT Jeffsy bergauf aber eher nach einem Enduro mit steilem Sitzwinkel als nach einer spritzigen Trailbike-Bergziege an. Für wen der Uphill eher der Mittel zum Abfahrts-Zweck ist, dürfte sich hieran jedoch nicht stören.

Um zu unserer Haupt-Teststrecke in Aínsa zu gelangen, muss man nach einem kurzen Anstieg auf einem groben Schotterweg noch einen knapp 1 Kilometer langen, leicht bergab führenden Zubringer-Singletrack mit einigen schnellen Kurven, flachen Tretpassagen und kleineren Steinen abfahren. Solches Gelände hat das Jeffsy in der CF Pro Race-Variante kaum gefordert. Das hat uns zugegebenermaßen wenig überrascht – im Gegensatz zum Vorderreifen, dessen Luft nach nur kurzer Zeit auf diesem eigentlich sehr harmlosen Trail mit einem deutlich hörbaren Zischen entwichen ist. Auch im weiteren Testverlauf mussten wir mehrmals gleich zwei Maxalami-Würste in die e*thirteen-Reifen stechen und unter hörbarem Fluchen des Snakebite-Opfers (und lautem Gejohle der anderen Tester) nachpumpen. Gerade in Anbetracht der Tatsache, dass Reifen und Felgen vom selben Hersteller stammen, waren wir hiervon sehr überrascht, sodass wir für den weiteren Test kurzerhand Schwalbe Magic Mary-Reifen aufgezogen haben. Hiermit hatten wir im restlichen Verlauf der Testwoche keine Probleme mehr.
Doch zurück zu den Abfahrtsqualitäten des YT Jeffsy: Passives Herumrollen auf wenig anspruchsvollen Trails bei niedrigen Geschwindigkeiten zählt nicht unbedingt zu den Kernkompetenzen des Trailbikes. Zwar lässt sich das Jeffsy relativ mühelos in die Luft bewegen und das Heck bietet bei schnellen Richtungswechseln viel Gegenhalt, ohne im Federweg zu versacken. Doch einfache, flowige Strecken fordern das Jeffsy schlichtweg nicht genug. Hier hat man eher das Gefühl, in bester Aaron Gwin-Manier den 800 mm breiten Renthal-Lenker festzuhalten und einfach alles plattzubügeln, was sich einem in den Weg stellt.


Wildert man hingegen in Enduro-Terrain, dann macht dem Jeffsy in unserem Trailbike-Testfeld kein anderes Modell so schnell etwas vor. Präzise lassen sich die Linien wählen, wenn man es denn möchte – oder man hält sich gut fest und hämmert einfach in einer möglichst graden Linie über die Hindernisse. Zwar hat YT die Progression des Hecks leicht verringert – Probleme mit Durchschlägen hatten wir allerdings keine, zumal sich bei Bedarf auch noch Volumenspacer im Fox DPX2-Dämpfer installieren lassen. Generell bietet das Jeffsy einen breiten Verstellbereich, sodass man die Charakteristik gut an seine eigenen Vorlieben anpassen kann. Die Voraussetzung hierfür ist natürlich, dass man sich etwas mit dem Fahrwerk auseinandersetzt. Auch ohne ein tiefergehendes Verständnis der Materie bekommt man mit dem Jeffsy jedoch ein Rad, das insgesamt eher unkompliziert ist und keine lange Eingewöhnungszeit benötigt.
Letztlich stellt sich beim YT Jeffsy 29 CF Pro Race die Frage, was für Erwartungen man an ein Trailbike hat. Verschiedene Mountainbike-Kategorien lassen sich nicht problemlos voneinander abgrenzen, der Übergang ist fließend. In der Race-Variante ist das Jeffsy aus unserer Sicht zumindest ein Grenzgänger zwischen Trail und Enduro. In der Summe ist es das abfahrtslastigste Bike in unserem Testfeld – und der direkte Vergleich zu den anderen Modellen hat eindrücklich gezeigt, dass das potenteste Modell nicht zwangsläufig das spaßigste Modell sein muss. Hier stellt sich die Frage, was für Ansprüche man an ein Rad dieser Kategorie stellt: Soll es die eierlegende Wollmilchsau sein, die sich bequem nach oben pedalieren lässt, aber vor allem dann glänzt, wenn man es bergab so richtig krachen lässt? Oder soll es die wollmilchlegende Eiersau sein, die auch auf einfacheren Strecken extrem viel Spaß macht, auf Enduro-Pisten aber weniger Sicherheit vermittelt? Die Antwort auf diese Frage dürfte maßgeblich darüber entscheiden, ob man mit dem Jeffsy 29 CF Pro Race als Trailbike glücklich wird oder mit einem anderen Modell besser bedient ist. In der Race-Variante macht das Jeffsy ein Enduro für typisch deutsche Strecken aus unserer Sicht fast schon überflüssig. Zur Verteidigung von YT sei jedoch abschließend angemerkt: Es gibt das Jeffsy auch in diversen Ausführungen, die mit etwas weniger Federweg stärker in die allroundtaugliche Trailbike-Richtung gehen.

Das ist uns aufgefallen
- Ist das noch Trail … oder schon Enduro? Wir sind insgesamt keine Fans des oftmals überflüssigen Kategorisierungs-Wahns. Das YT Jeffsy geht aber zumindest in der von uns getesteten Race-Variante recht deutlich in Richtung Enduro. Darüber sollte man sich vor dem Kauf im Klaren sein.
- Carbon statt Kondition Oder eher gesagt: Carbon erfordert Kondition! Nicht nur der Rahmen, sondern auch diverse Anbauteile am Jeffsy bestehen aus dem leichten Kohlefaser-Material. Das sorgt für ein ziemlich steifes Gesamtpaket. Gut möglich, dass wir bessere Erfahrungen mit der e*thirteen-Bereifung gemacht hätten, wenn die Felgen nachgiebiger gewesen wären.
- Rahmendetails YT hat viel Hirnschmalz in die Neuauflage des Jeffsys gesteckt. Das merkt man an zahlreichen kleinen Details – insgesamt wirkt der Rahmen sehr durchdacht. Der Hinterbau ist umfassend geschützt, auch die interne Zugverlegung kann überzeugen.
- Schaltung Als einziger Hersteller in unserem Vergleichstest setzt YT nicht auf einen der beliebten SRAM Eagle-Antriebe, sondern auf eine Kombination aus e*thirteen-Kassette und Shimano XTR-Schaltwerk. Die Bandbreite von 511 % konnte uns überzeugen. Allerdings sind die Gangwechsel unter Last etwas weniger knackig und dafür hin und wieder etwas krachend.


Im Vergleich
Insgesamt ist das YT Jeffsy 29 CF Pro Race das abfahrtslastigste Trailbike in unserem Vergleichstest. Ein ähnliches Baller-Potenzial bietet das Canyon Spectral CF 9.0, das allerdings auf den kleineren 27,5″-Laufrädern rollt und 1.300 € günstiger als das YT ist. Bergab vermittelt das Jeffsy bei hohen Geschwindigkeiten mehr Sicherheit, das Canyon allerdings fühlt sich lebhafter an. Trotz des enormen Downhill-Potenzials glänzt das Spectral auch auf gemäßigteren Strecken und macht dort sehr viel Spaß. Hier hat das Jeffsy das Nachsehen.
Ebenfalls große 29″-Laufräder und 150 mm Federweg vorne und hinten bietet das Scott Genius 910, das außerdem genauso teuer wie das Jeffsy in der von uns getesteten Ausstattung ist. Beide Bikes bieten außerdem im Bereich der Reifen Tuning-Potenzial – Zufall? Auf dem Trail zeigen sich aber trotz ähnlicher Eckdaten unterschiedliche Charakteristiken. Bergauf macht das Genius eine bessere Figur und ist außerdem der vielseitigere Allrounder. Das YT hat hingegen die Nase vorne, wenn die Strecken härter werden. Während das Scott Genius auch durch das Twinloc-System und die Maxxis Rekon-Bereifung wirkt, als käme der für das Genius zuständige Produktmanager aus dem Cross Country-Bereich, vermittelt das Jeffsy in der Race-Version den Eindruck, als hätte sich ein Downhill-Enthusiast an einem Trailbike ausgetobt. In der Summe hat sich jedoch das Scott als allroundtauglicheres Trailbike gezeigt.
Fazit – YT Jeffsy 29 CF Pro Race
Keine Frage: Das YT Jeffsy 29 CF Pro Race ist ein sehr gutes Bike, das sich bequem nach oben pedalieren lässt und bergab von kaum einem Trail vor unlösbare Herausforderungen gestellt wird. Zudem glänzt der Carbon-Bolide mit einer stimmigen Ausstattung und vielen durchdachten Rahmendetails. Sucht man jedoch ein Alleskönner-Trailbike, dann wird man möglicherweise enttäuscht. Oder besser gesagt: Unterfordert – denn in der CF Pro Race-Variante geht das Jeffsy stark in Richtung Enduro. Sucht man hingegen das eine Bike, das das typische Enduro-Bike im Keller eigentlich überflüssig macht, dürfte das Jeffsy Pro Race eine gute Wahl sein. Ob es das Zeug zur Liebe des Lebens hat, kommt also ganz darauf an, mit welchen Erwartungen man in die Beziehung geht.
- durchdachte Rahmendetails
- breites Größenspektrum und gelungene Geometrie
- endurolastiger Allrounder
- defektanfällige Reifen-Laufrad-Kombination
- auf einfachen Strecken unterfordert und weniger spaßig
- als Trailbike womöglich zu Enduro-lastig

Testablauf
Für unseren Trailbike-Vergleichstest sind wir nach Aínsa gereist, um die 8 Modelle auf den Trails zu testen, die bereits die schnellsten Fahrer der Welt in der Enduro World Series unter die Stollen genommen haben. Der spanische Ort am Fuße der Pyrenäen ist umgeben von traumhaften Trails, die alles bieten, was das Mountainbiker-Herz begehrt. Die Strecken in Aínsa reichen von flowig-schnell über technisch und steil bis hin zu knallhart und felsig – ideale Testbedingungen also, zumal die Strecken teils sehr lang und immer wieder mit technischen Gegenanstiegen durchzogen sind. Alle Trailbikes im Testfeld wurden von mehreren Testern auf denselben Strecken gefahren, um Eindrücke im direkten Vergleich zu sammeln. Abgesehen von kleineren individuellen Anpassungen wie der Lenkerhöhe, der Position der Bremsgriffe und natürlich dem Fahrwerk-Setup sind die acht Trailbikes gegenüber ihrer Serienausstattung zunächst unverändert geblieben. Anpassungen, die wir im Testverlauf vornehmen mussten, sind entsprechend vermerkt.
Hier haben wir das YT Jeffsy 29 CF Pro Race getestet
- Aínsa, Spanien naturbelassene, technisch anspruchsvolle und lange Trails mit steilen, steinigen Passagen, flowigen Abschnitten und technischen Gegenanstiegen
Körpergröße | 174 cm |
Schrittlänge | 81 cm |
Oberkörperlänge | 56 cm |
Armlänge | 63 cm |
Gewicht | 75 kg |
- Fahrstil
- verspielt
- Ich fahre hauptsächlich
- Trail, Enduro, Park
- Vorlieben beim Fahrwerk
- recht straff mit Progression
- Vorlieben bei der Geometrie
- relativ flacher Lenkwinkel, kurze Kettenstreben, langes Oberrohr mit kurzem Vorbau
Körpergröße | 184 cm |
Schrittlänge | 87 cm |
Oberkörperlänge | 67 cm |
Armlänge | 63 cm |
Gewicht | 74 kg |
- Fahrstil
- sauber, hohes Grundtempo
- Ich fahre hauptsächlich
- Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- vorne straffer als hinten, schneller Rebound, nicht zu viel Dämpfung
- Vorlieben bei der Geometrie
- geräumiger Reach, keine zu kurzen Kettenstreben, flacher Lenkwinkel
Körpergröße | 183 cm |
Schrittlänge | 85,5 cm |
Oberkörperlänge | 60 cm |
Armlänge | 61 cm |
Gewicht | 73 kg |
- Fahrstil
- verspielt
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- unauffällig, hinten progressiv, wenig Druckstufe
- Vorlieben bei der Geometrie
- hinten nicht zu kurz, vorne geräumig, Lenkwinkel nicht zu flach
Körpergröße | 182 cm |
Schrittlänge | 85 cm |
Oberkörperlänge | 62 cm |
Armlänge | 73 cm |
Gewicht | 82 kg |
- Fahrstil
- schnell und aggressiv
- Ich fahre hauptsächlich
- Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- hart und progressiv, langsamer Rebound
- Vorlieben bei der Geometrie
- lang und flach, aufrechte Fahr- und Sitzposition
Körpergröße | 186 cm |
Schrittlänge | 85 cm |
Oberkörperlänge | 61 cm |
Armlänge | 61 cm |
Gewicht | 93 kg |
- Fahrstil
- Räder auf dem Boden, saubere Linienwahl
- Ich fahre hauptsächlich
- Trail, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- relativ straff mit viel Dämpfung, Heck eher langsam
- Vorlieben bei der Geometrie
- mittellanges Oberrohr, hoher Stack, lange Kettenstreben, flacher Lenkwinkel
Hier findest du alle weiteren Artikel unseres Trailbike-Vergleichstest 2019:
- 8 Alleskönner im Vergleichstest: Das beste Trailbike des Jahres – unser Fazit
- YT Jeffsy 29 CF Pro Race im Test: Die Liebe des Lebens?
- Canyon Spectral CF 9.0 im Test: Allrounder mit Abfahrts-Ambitionen
- Transition Smuggler Carbon GX im Test: Party in the woods
- Cube Stereo 140 HPC TM im Test: Trailfeger mit Ecken und Kanten
- Giant Trance Advanced Pro 29 im Test: XC-Feile auf Steroiden
- Specialized Stumpjumper 29 Expert im Test: Spezialist oder Allrounder?
- Scott Genius 910 im Test: Beam me up and down, Scotty!
- Cannondale Habit Carbon 2 im Test: Back To The Roots
- 8 Alleskönner im Vergleichstest: Das beste Trailbike des Jahres
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