Die Formula Selva zählt seit ihrer Einführung zur absoluten Spitzenklasse der Enduro-Federgabeln – in unserem großen Vergleichstest konnte die Luft-Variante mit der besten Performance aller Federgabeln überzeugen. Nun ist offenbar eine Coil-Version der Formula Selva im Anflug. Wir konnten in Italien einen ersten Eindruck des Prototyps der Formula Selva Coil sammeln!
Formula Selva Coil: Erste Infos
- Stahl-Federgabel für den Enduro-Einsatz
- Federweg 160 mm (29″), 170 mm (27,5″)
- Federung Stahlfeder, drei Federhärten verfügbar
- Dämpfung Zugstufe, Druckstufe, CTS-System zur Anpassung der Dämpfungs-Charakteristik
- volle Kompatibilität mit Formula Selva R und Formula Selva S
- Preis unbekannt
- Verfügbarkeit ab Sommer 2019
- www.rideformula.com
Seit 2017 hört die Enduro-Federgabel von Formula auf den Namen Selva. Seitdem haben die Italiener kontinuierlich an ihrem Federgabel-Angebot weitergearbeitet und spannende Neuerungen wie beispielsweise das innovative wie verblüffend simple Neopos-System, mit dem sich die Federkennlinie besonders genau anpassen lässt, präsentiert. Zunächst gab es nur eine einzige Variante der Formula Selva – diese konnte sich in unserem großen Vergleichstest aber direkt gegen die mehr als namhafte Konkurrenz durchsetzen und begeisterte mit der besten Performance im Vergleichsfeld. Letztes Jahr folgte dann die Aufteilung in die beiden Modelle S und R. Die Formula Selva S hat eine positive Luftfeder und eine Stahl-Negativ-Feder. Bei der neueren Formula Selva R kommen zwei Luftkammern zum Einsatz, die separat befüllt werden. Über den Druck in der Negativ-Luftkammer lässt sich bei der Selva R die Sensibilität zu Beginn des Federwegs perfekt auf die individuellen Bedürfnisse anpassen – ganz ähnlich wie beim Downhill-Modell Formula Nero. Die Dämpfungseinheit und auch Technologien wie beispielsweise das CTS-System, mit dem sich die Dämpfungseigenschaften bei schnellen Schlägen verändern lassen, waren hingegen bei beiden Gabeln identisch.
In diesem Jahr wird die Formula Selva-Familie nun um eine Stahlfeder-Variante erweitert: Mit der Formula Selva Coil dürften die Italiener all diejenigen begeistern, die eine Federgabel mit dem bestmöglichen Ansprechverhalten verlangen und dafür bereit sind, ein minimales Mehrgewicht in Kauf zu nehmen. Bislang hält sich Formula eher bedeckt und will nicht mit allzu konkreten Infos zur Selva Coil herausrücken. Das Dämpfungssystem und das Chassis werden identisch mit den Varianten S und R sein, außerdem soll die Formula Selva Coil günstiger als die beiden Luft-Versionen werden. Die Italiener setzen weiterhin auf größtmögliche Kompatibilität: So wird es Coil-Umbaukits für bestehende Formula Selva-Gabeln geben. Auch in die Selva Coil kann man je nach Vorliebe eine Luft-Federung nachträglich einbauen. Erhältlich wird die Formula Selva Coil vermutlich im Sommer 2019 sein.
Wie die Luft-Pendants bietet die Formula Selva Coil zahlreiche Verstellmöglichkeiten. Standardmäßig kommt die Stahl-Federgabel mit einer regulären Feder (blau) – außerdem werden eine weichere (grün) und eine härtere Feder (schwarz) erhältlich sein. Die Federgabel lässt sich bei der Bestellung auch direkt so konfigurieren. Über ein kleines Drehrad auf dem linken Standrohr der Gabel lässt sich die Vorspannung der Feder anpassen. Auf der rechten Seite geht es etwas wilder zur Sache. Am blauen Drehrad lässt sich die Druckstufe mit 12 Klicks verstellen. Legt man den goldenen Hebel um, ist die Gabel gelockt. Auf der Unterseite kann man wie gewohnt die Zugstufe anpassen. Außerdem kann man über das CTS-System die Dämpfungscharakteristiken der Formula Selva anpassen. Formula bietet derzeit insgesamt sieben verschiedene CTS-Einheiten an, die sich direkt auf die Dämpfungskennlinie auswirken und für verschiedene Fahrertypen und Fahrstile geeignet sind. Zukünftig will Formula auch komplette CTS-Sets mit allen sieben Einheiten anbieten – das dürfte vor allem für Fahrradläden nützlich sein, die so ihren interessierten Kunden Testfahrten mit den verschiedenen CTS-Einheiten anbieten können.
Auf dem Trail
Wir hatten die Möglichkeit, einen Prototyp der brandneuen Formula Selva Coil für einige Abfahrten in Massa Marittima zu fahren. Die Trails im italienischen Mountainbike-Paradies bieten einen guten Mix aus schnellen, flowigen Passagen mit Anliegern und flachen Kurven sowie schlecht einsehbaren Steinfeldern, bei denen man gerne mal eine unsaubere Linie wählt – perfekte Testbedingungen also für eine neue Federgabel. Während unseres ersten Tests waren wir auf einem Ancilotti Scarab Evo 29 unterwegs. Das spannende Bike der kleinen italienischen Schmiede wird individuell mit Custom-Geometrie gefertigt und hat ein mehr als außergewöhnliches Hinterbau-System inklusive eigenem Coil-Dämpfer. Mit einem Reach von etwa 460 mm, 435 mm langen Kettenstreben und einem Lenkwinkel von 65° entsprach unser Testrad in etwa einer üblichen Rahmengröße L mit moderner Geometrie.
Gespannt waren wir, wie sich die Formula Selva Coil wohl in der Königsdisziplin eines Federgabel-Tests schlagen würde. Schon nach wenigen Sekunden stand fest: Den berühmten Parkplatz-Test besteht die Prototyp-Gabel der Italiener mit Bravour! Viel entscheidender ist jedoch das Ansprechverhalten auf dem Trail – und auch hier konnte die Selva Coil voll und ganz überzeugen. Hätte man nicht hin und wieder nach unten geschaut und festgestellt, dass man gerade mit einem Fahrrad über einen steinigen und anspruchsvollen Trail fährt, dann hätte man glatt denken können, man würde mit einem perfekt erhitzten Messer durch einen riesigen Block bergab-geneigter Butter gleiten. Luft-Federgabeln haben in den vergangenen Jahren dank größerer Negativkammern und reduzierter Reibung massiv aufgeholt. Doch schon bei der ersten Fahrt mit der neuen Formula Selva Coil war klar: Eine Coil-Federgabel ist in Sachen Ansprechverhalten und Sensibilität auf kleine Schlägen nach wie vor das Maß der Dinge.
Wie sieht es mit dem Gegenhalt bei mittleren Schlägen aus? Auch hier konnte die Selva Coil überzeugen, wenngleich die Gabel gefühlt etwas tiefer als gewohnt im Federweg stand. Allerdings muss an dieser Stelle ganz klar erwähnt werden, dass wir aufgrund eines straffen Zeitplans nur wenige Abfahrten auf der Formula Selva Coil machen konnten und abgesehen von einigen Klicks an Zug- und Druckstufe nicht tiefer in die vielfältigen Tuning-Möglichkeiten der italienischen Gabel einsteigen konnten. Spannend wäre beispielsweise gewesen, wie sich die verschiedenen CTS-Einheiten auf die Funktion der Federgabel auswirken würden. Verbaut war die blaue „Regular Medium”-Einheit – in Anbetracht des extrem feinfühligen Ansprechverhaltens wäre eine dämpfendere CTS-Einheit, durch die die Gabel auf schnellen und harten Schlägen etwas weniger Federweg freigibt, wohl eine sinnvolle Tuning-Maßnahme gewesen. Die CTS-Einheit wirkt sich laut Formula vor allem auf den Gegenhalt im mittleren Federwegsbereich bei schnellen Schlägen aus – am ehesten entspricht das kleine, austauschbare Teil einem Shimstack, dessen Anpassung für gewöhnlich mit deutlich mehr Aufwand verbunden ist.
Auch auf längeren Abfahrten merkt man den Komfort-Gewinn durch das feine Ansprechverhalten der Stahlfeder-Gabel. Ein direkter Vergleich mit einer Formula Selva S oder R war leider nicht möglich, aber vom Feeling her hat die Selva Coil ein sehr gutes Gefühl vermittelt. Trotz teils wenig sinnvoller Linien durch verblockte Steinfelder hat sich die Gabel durch nichts aus ihrer typisch italienischen Ruhe bringen lassen und nach langen Abfahrten haben sich die Hände noch vergleichsweise frisch angefühlt. Eine Fox 36 mit GRIP2-Dämpfungseinheit, an der sich derzeit wohl die meisten Federgabeln messen lassen müssen, hat sich auf denselben Trails nicht besser angefühlt – das sagt trotz der begrenzten Testzeit einiges über die Performance der Formula Selva Coil aus.
Erster Eindruck: Formula Selva Coil
Zeit für umfassende Tuning-Maßnahmen oder direkte Vergleiche auf demselben Rad mit verschiedenen Federgabeln hatten wir leider nicht, doch der erste Eindruck der brandneuen Formula Selva Coil ist mehr als positiv. Die Coil-Gabel bietet ein überragendes Ansprechverhalten und eine Performance auf dem Trail, die wohl mindestens auf dem Niveau der beiden anderen Selva-Schwestern liegen dürfte. Dazu kommen die gleichermaßen umfassenden wie simplen Tuning-Möglichkeiten, die Kompatibilität mit den anderen Formula Selva-Federgabeln und der Preis, der im Vergleich zu den Luft-Varianten wohl niedriger ausfallen wird. Wer Wert auf das bestmögliche Ansprechverhalten legt und dafür bereit ist, einige Gramm Mehrgewicht mit sich zu führen, dürfte sich sehr auf die Formula Selva Coil freuen.
Was haltet ihr von Stahl-Federgabeln? Wäre die Selva Coil für euch interessant?
Der Beitrag Formula Selva Coil im Anflug: Maximale Performance für die italienische Federgabel? erschien zuerst auf MTB-News.de.