Trek Fuel EX 29 im Test: Du bist ab der Haustür nur per Rad unterwegs und erarbeitest deine Singletrail-Abfahrten aus eigener Kraft? Bikepark ist für dich zwar kein Fremdwort, aber deine Besuche dort sind entweder mit einem anderen Rad verknüpft oder extrem selten? Dann bist du ziemlich genau die Zielgruppe des Trek Fuel EX 29 – ein 29″-Trailbike mit 130 mm Federweg vorne und hinten. Wir haben es getestet!
Steckbrief: Trek Fuel EX 29
Einsatzbereich | Trail, All-Mountain |
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Federweg | 130 mm/130 mm |
Laufradgröße | 27.5ʺ, 29ʺ |
Rahmenmaterial | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 12,9 kg |
Rahmengrößen | 15.5", 17.5", 18.5", 19.5", 21.5", 23" |
Website | www.trekbikes.com |
Mit dem Modelljahr 2019 existiert das Trek Fuel EX bereits seit 14 Jahren als vollgefederter Alu-Allrounder und seit 10 Jahren als Carbon-Ausführung. Seit 2014 rollt das leichte Trailbike auf 29″-Laufrädern. Der Federweg von 130 mm war hingegen schon immer eine Konstante und dient bei Trek auch als Definition des Einsatzbereichs: Das Fuel EX ist laut Hersteller leistungsfähiger und stabiler als ein reines XC-Bike, dabei aber effizienter als ein Enduro mit mehr Federweg. Mit der Zeit wurde die Plattform immer auf dem neusten Stand gehalten und auf die wachsenden Anforderungen adaptiert – für 2018 und 2019 ist dabei ein 29″-Bike mit Alu- oder Carbon-Rahmen und 130 mm Federweg an Front und Heck herausgekommen. Optional kann man aber auch 27,5″-Laufräder mit Plus-Reifen verwenden. Wie alle Räder des amerikanischen Herstellers ist auch das Trek Fuel EX 29 mit Features vollgepackt: Straight Shot, Knock Block, ABP, Mino Link, OCLV und eigene Technologien beim Fahrwerk sollen Maßstäbe setzen. Erhältlich ist das Trek Fuel EX 29 ab 1.999 € – wir haben die 6.999 € teure Topvariante 9.9 getestet.
Geometrie
Ganze sechs Größen bieten die Amerikaner beim Trek Fuel EX 29 an – einzig der größte 23″-Rahmen ist ausschließlich als Alu-Version verfügbar. Während der Hauptrahmen stetig wächst, bleibt die Kettenstrebe durch die Bank bei kurzen 432 mm. Überraschend ist auch: Vom 15,5″-Rahmen bis zum 18,5″-Rahmen wächst das Steuerrohr nicht mit. Einzig der 21,5″-Rahmen und der 23″-Rahmen bekommen ein längeres Steuerrohr und damit eine höhere Front. Weniger überraschend ist nach dieser Feststellung der niedrige Stack. Während viele Hersteller aktuell mit verkürztem Offset experimentieren, bleibt Trek bei einem verhältnismäßig konservativen 67,7°-Lenkwinkel bei 51 mm Vorlauf an der Federgabel.
Beim Reach setzt man auf inzwischen weitestgehend etablierte Werte – mit 487 mm ist unser Testrad nicht riesig, aber auch nicht (zu) klein. Wer gerne eine höhere Front fährt, muss sich aufgrund der niedrigen Stack-Werte mit viel Rise am Lenker behelfen, um keine Spacertürme bauen zu müssen. Vergleichsweise lang fällt dafür das Sitzrohr aus: Bereits am 21,5″-Rahmen werden die 500 mm geknackt. Ein effektiver Sitzwinkel von 74,7° ist vor allem für Menschen mit normalen Proportionen angenehm, der reale Sitzwinkel von 66,2° könnte jedoch bei Fahrern mit sehr langen Beinen und viel Sattelstützen-Auszug für Probleme sorgen.
Auf dem Papier wirkt die Geometrie des Trek Fuel EX für ein Trailbike standesgemäß und solide. Trek gibt die Geometrie für die High-Einstellung an – im Low-Modus wird der Lenkwinkel um ein halbes Grad abgeflacht.
Rahmengröße | 15.5" | 17.5" | 18.5" | 19.5" | 21.5" | 23" |
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Sitzrohrlänge | 394 mm | 419 mm | 440 mm | 470 mm | 510 mm | 560 mm |
Oberrohrlänge | 565 mm | 599 mm | 616 mm | 631 mm | 657 mm | 686 mm |
Steuerrohrlänge | 100 mm | 100 mm | 100 mm | 100 mm | 110 mm | 145 mm |
Lenkwinkel | 67,7° | 67,7° | 67,7° | 67,7° | 67,7° | 67,7° |
Sitzwinkel | 74,7° | 74,7° | 74,7° | 74,7° | 74,7° | 74,6° |
Kettenstrebenlänge | 432 mm | 432 mm | 432 mm | 432 mm | 432 mm | 432 mm |
Tretlagerhöhe | 344 mm | 344 mm | 344 mm | 344 mm | 344 mm | 344 mm |
Tretlagerabsenkung | 30 mm | 30 mm | 30 mm | 30 mm | 30 mm | 30 mm |
Radstand | 1121 mm | 1156 mm | 1173 mm | 1188 mm | 1214 mm | 1247 mm |
Reach | 399 mm | 433 mm | 450 mm | 465 mm | 487 mm | 507 mm |
Stack | 604 mm | 603 mm | 603 mm | 603 mm | 612 mm | 644 mm |
Ausstattung
Passend zur großen Bandbreite an Rahmengrößen bietet Trek sechs Ausstattungsvarianten des Fuel EX 29 an. Jeweils drei Varianten mit Carbon- oder Aluminium-Rahmen sind verfügbar. Los geht es bereits bei 1.999 € mit dem Fuel EX 5, für die Top-Ausstattung muss man mindestens 6.999 € auf den Tisch legen. An den beiden teuersten Varianten hat man nämlich die Möglichkeit, verschiedene Rahmenfarben auszuwählen – je nach Lackierung ist hier ein Aufpreis von 500 € fällig.
Beim Fahrwerk setzt Trek größtenteils auf Fox-Komponenten: 9.9, 9.8, 9.7 und 8 sind mit Federgabeln des amerikanischen Herstellers ausgestattet, bei den Dämpfern geht man sogar noch einen Schritt tiefer: Bis zum 7-Modell gibt es Fox-Dämpfer. Aber auch hier sieht man Unterschiede, denn die zwei Topmodelle sind mit RE:aktiv- und Thru Shaft-Technologie ausgestattet. Das günstigste Carbon-Modell und das teuerste Alu-Modell setzen zwar noch auf RE:aktiv-Federbeine, kommen aber ohne Thru Shaft-Dämpfung. Während Trek bei den Bremsen zu 100 % auf Shimano vertraut, stellt die Antriebskomponenten fast ausschließlich SRAM. Als einziges Rad kommt die günstige 5-Version ohne 12-fach-Antrieb. Abgerundet werden die Bikes mit hauseigenen Bontrager-Teilen, je nach Kostenpunkt werden Carbon- oder Alu-Anbauteile verwendet.
- Federgabel Fox Factory Float 34 Fit4 (130 mm)
- Dämpfer Fox Factory Float RE:aktiv, Thru Shaft (130 mm)
- Antrieb SRAM X01
- Bremsen Shimano XT
- Laufräder Bontrager Line 30 Carbon
- Reifen Bontrager SE4 Team Issue
- Cockpit Bontrager Carbon (750 mm)
- Sattelstütze Bontrager Line (150 mm)
Trek Fuel EX 29 | 9.9 | 9.8 | 9.7 | 8 | 7 | 5 |
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Rahmenmaterial | Carbon | Carbon | Carbon | Alu | Alu | Alu |
Federgabel | Fox Factory 34 Float Fit4 | Fox Performance 34 Float Grip | Fox Rhythm 34 Float Grip | Fox Rhythm 34 Float Grip | RockShox Reba RL | RockShox Recon RL |
Dämpfer | Fox Factory Float RE:aktiv, Thru Shaft | Fox Performance Float RE:aktiv, Thru Shaft | Fox Performance Float RE:aktiv | Fox Performance Float RE:aktiv | Fox Performance Float | RockShox Deluxe RL |
Vorbau | Bontrager Line Pro Knock Block | Bontrager Line Pro Knock Block | Bontrager Line Knock Block | Bontrager Line Knock Block | Bontrager Rhythm Comp | Bontrager Rhythm Comp |
Lenker | Bontrager Line Pro OCLV Carbon | Bontrager Line Pro OCLV Carbon | Bontrager Line | Bontrager Line | Bontrager Alu | Bontrager Alu |
Griffe | Bontrager XR Trail Elite | Bontrager XR Trail Elite | Bontrager XR Trail Elite | Bontrager XR Trail Elite | Bontrager XR Trail Comp | Bontrager XR Trail Comp |
Bremsen | Shimano XT M8020 Vierkolben | Shimano SLX M7000 | Shimano Deore M6000 | Shimano Deore M6000 | Shimano MT400 | Shimano MT200 |
Schaltung | SRAM Eagle X01 | SRAM Eagle GX | SRAM Eagle GX/NX | SRAM Eagle GX | SRAM Eagle NX | Shimano Deore M6000 |
Laufräder | Bontrager Line Carbon 30 | Bontrager Line Carbon 30 | Bontrager Line Comp 30 | Bontrager Line Comp 30 | Bontrager Line Comp 30 | Bontrager Connection |
Reifen | Bontrager XR4 Team Issue | Bontrager XR4 Team Issue | Bontrager XR4 Team Issue | Bontrager XR4 Team Issue | Bontrager XR4 Team Issue | Bontrager XR3 |
Sattelstütze | Bontrager Line | Bontrager Line | Bontrager Line | Bontrager Line | Vario-Sattelstütze | Bontrager Alu |
Sattel | Bontrager Arvada Pro | Bontrager Arvada | Bontrager Arvada | Bontrager Arvada | Bontrager Arvada | Bontrager Arvada |
Gewicht | 12,19 kg | 12,70 kg | 13,65 kg | 13,79 kg | 14,29 kg | 14,97 kg |
Preis | ab 6.999 € | ab 4.999 € | 3.499 € | 2.999 € | 2.499 € | 1.999 € |
Im Detail
Am Trek Fuel EX finden sich an mehreren Stellen zusammenhängende Features. Wir gliedern deshalb auf:
Hauptrahmen – OCLV, Straight Shot und Knock Block
OCLV Mountain nennt Trek ein eigens entwickeltes Carbon, das dank besonderer Materialien und speziellem Layup sehr robust sein soll. Am Fuel EX wird das Material zu einem runden, wie aus einem Guss wirkenden Gesamtbild zusammengefügt – dem hohen Preis angemessen. Das gerade Unterrohr hört auf den Namen Straight Shot und ist hinsichtlich Steifigkeit und Gewicht optimiert. Durch die Verwendung dieser Konstruktion kann sich die Federgabel unter dem Unterrohr allerdings nicht mehr kontaktfrei drehen. Aus diesem Grund wurde der Knock Block geschaffen: Ein Lenkeinschlag-Begrenzer im Steuersatz. Knock Block zieht sich aber vom Anschlag über die Steuersatz-Abdeckkappe und die Spacer bis hin zum Vorbau durch: Von der Steuersatz-Abdeckung stehen zwei Stege nach oben weg – diese können entweder in den Spacer oder direkt in den Vorbau greifen. Will man einen anderen Vorbau montieren, muss man noch einmal knapp 20 € in einen speziellen Spacer investieren. Vorsicht: Wer Spacer ohne Stege verwendet gefährdet seinen Rahmen, denn dann funktioniert der Begrenzer nicht mehr.
Federung – RE:aktiv und Thru Shaft
In Zusammenarbeit mit Fahrwerksherstellern entwickelt Trek für seine eigenen Bikes auch an den Dämpfern fleißig mit. Die letzte große Neuheit: Thru Shaft. An einem konventionellen Dämpfer wird beim Einfedern der Schaft ins Öl gedrückt. Dieser verdrängt Ölvolumen, das irgendwo hin muss – gängig sind hier bewegliche Trennkolben (IFP) oder Bladder, die sich ausdehnen können. Beim Thru Shaft-Dämpfer steht der Schaft bereits komplett in der Ölkammer. Beim Einfedervorgang bleibt der Schaft im Öl und tritt am Ende des Dämpfers nach außen aus. Der Vorteil: das Volumen bleibt konstant und der Gegendruck hinter einem IFP oder einer Bladder muss nicht überwunden werden. Trek verspricht so unter anderem ein verbessertes Ansprechverhalten. Bei RE:aktiv handelt es sich um das bereits seit Längerem verwendete Ventil am Hauptkolben, das für die Dämpfung sorgt. Wer beim Setup Hilfe benötigt, bekommt diese bei Trek auf der Website im Fahrwerks-Kalkulator.
Technische Daten
Alle technischen Daten, Details und Standards des Trek Fuel EX 29 findet ihr in der folgenden Tabelle zum Ausklappen:
Kinematik | ABP-Hinterbau | |
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Verschiedene Lager-Größen | N/A | im Hinterbau |
Gesamtzahl Lager im Hinterbau | N/A | Anzahl |
Lagerbezeichungen | N/A | Herstellerangabe |
Hinterbau Einbaumaß | 148 mm x 12 mm | Einbaubreite x Achsdurchmesser |
Maximale Reifenfreiheit Hinterbau | N/A | |
Dämpfermaß | 210 x 52,5 mm | Gesamtlänge x Hub |
Trunnion-Mount? | Ja | |
Dämpferhardware erstes Auge | - | Bolzendurchmesser x Einbaubreite |
Dämpferhardware zweites Auge | Spezielle Trek-Aufnahme für Thru Shaft | Bolzendurchmesser x Einbaubreite |
Freigabe für Stahlfederdämpfer | N/A | |
Freigabe für Luftdämpfer | Ja | |
Empfohlener Dämpfer-SAG | 15 mm = 28,5% | In % oder mm |
Steuerrohr-Durchmesser | Knock Block, IS | oberer Durchmesser, unterer Durchmesser |
Maximale Gabelfreigabe | 140 mm | Federweg bzw. bis zu welcher Einbauhöhe |
Tretlager | PF92 | welcher Standard, Durchmesser, Breite |
Kettenführungsaufnahme | ISCG05 Mounts | |
Umwerferaufnahme | Nein | |
Schaltauge | Trek Teilenummer W301805, 11,99 € | Typ, Kosten in € |
Optimiert auf welches Kettenblatt | N/A | Zahnzahl |
Bremsaufnahme | PM6" – 160 mm ohne Adapter fahrbar | welcher Standard |
Maximale Bremsscheibengröße | 200 mm | |
Sattelrohrdurchmesser | 31,6 mm | |
Sattelklemmendurchmesser | 36,4 mm | |
Maximale Stützen-Einstecktiefe | N/A | |
Kompatibel mit Stealth-Variostützen? | Ja | |
Messung Sitzwinkel | N/A | |
Flaschenhalteraufnahme | Ja | Eine, Oberseite des Unterrohrs |
Andere Extras, Werkzeugfächer | Knock Block, Straight Shot, Mino Link-Flipchip | |
Gewicht Rahmen | 2,54 kg | Rahmengroße 17,5", Carbon-Rahmen |
Gesamtgewicht Bike | Fuel EX 9.9: 12.19 kg, Fuel EX 8: 13.79 kg | Rahmengroße 17,5", mit Schläuchen |
Garantie/Service | Nach Anmeldung zur Trek Care bis zu lebenslänglicher Garantie. Details gibts hier. |
Auf dem Trail
Rein optisch erinnert das Trek Fuel EX 29 eher an ein Tourenfully als an ein modernes Trailbike: Hoher Sitzdom, kurzes Steuerrohr, sowie ein vermeintlich simpler Dämpfer ohne Ausgleichsbehälter und externe Druckstufeneinstellung, dafür aber mit Plattform-Hebel.
Das Trek Fuel EX ist im Uphill so effizient, dass man getrost ein größeres Kettenblatt montieren kann.
Zügig, im Lockout-Modus sehr effizient und ohne Überraschungen wie ein steigendes Vorderrad oder ähnliches geht das Trek Fuel EX 29 bergauf. Die Übersetzung ist mit 12-fach Eagle-Kassette und 32er-Kettenblatt sinnvoll gewählt – wer fit ist, könnte angesichts der guten Klettereigenschaften und der schnell rollenden Reifen auch mit dem Gedanken spielen, ein 34er-Blatt zu montieren.
Wie immer nehmen wir auch bergauf die erste Abzweigung auf den Trail: Der Dämpfer wurde zuerst in den mittleren Modus geschaltet, im Laufe des Tests benutzen wir den Hebel aber nur noch sporadisch und fahren das Fuel EX meist im offenen Modus. Auch im mittleren und im offenen Modus bleibt das Rad nahezu antriebsneutral und kann durch starke Traktion punkten. Für das große Plus an Grip nehmen wir ein leichtes Wippen gerne in Kauf. Oft kritisiert werden flache reale Sitzwinkel. Auch beim Trek fällt dieser auf dem Papier sehr flach aus – in der Praxis haben wir aufgrund des ruhigen Verhaltens des Hinterbaus damit aber keine Probleme.
Wie von Trek gewohnt benötigt man kaum Eingewöhnungszeit und der verspielte Charakter des Fuel EX 29 offenbart sich direkt nach den ersten Metern auf dem Trail. Schnelle Richtungswechsel gelingen spielerisch einfach: das leichte Rad will möglichst wenig Zeit in der Geraden verbringen. Durch das reaktive Verhalten erwischen wir uns immer öfter am Bankett und auf Linien, die Einsatz benötigen. Hier geht das Fuel EX auf: Lenkeinflüsse wandelt es willig und ohne Verzögerung um.
Das Fuel EX zeigt, wie viel mit 130 mm Federweg möglich ist, wenn eine gute Kinematik auf ein passend abgestimmtes Federbein trifft.
Auch beim Fahrwerk kann das Trek Fuel EX 29 durch eine angenehme Balance punkten. Der aktuellen Evolutionsstufe der Fit4-Dämpfung konnten wir bereits im ersten Test der Fox 34 Step Cast viel abgewinnen: Effizient und ohne durchzusacken bietet sie Reserven, ohne dabei hölzern zu werden. Dabei ist sie wesentlich einfacher abzustimmen als eine Grip 2-Gabel – für diese Kategorie also eine sehr gute Wahl. Gleiches zeigt sich am Heck: Der Hinterbau bietet Popp, ohne dabei unsensibel zu werden. Wird der Untergrund ruppiger, kann das Heck gemessen am Federweg recht lange mithalten. „Es fühlt sich also nach mehr Federweg an als es hat?” – Nein, vielmehr verdeutlicht das Trek Fuel EX 29, wie viel mit 130 mm Federweg eigentlich möglich ist, wenn eine gute Kinematik auf ein passend abgestimmtes Federbein trifft. Bereits ab Werk reichen die Reserven auch für große Sprünge und hin und wieder eine härtere Landung aus.
Für welches Publikum ist das Trek Fuel EX 29 also gedacht? Betrachtet man nur die Eckdaten, könnte man das Fuel EX als leichtes Tourenrad abstempeln – ein Bike, mit dem Fahrradfahrer wie mein Vater vermutlich viel Spaß beim alljährlichen Gardasee-Ausflug hätten. Auf dem Trail zeigt das Trek aber, dass weitaus mehr Potenzial in ihm steckt. Ob Naturtrails, gebaute Strecken, ruppige Abfahrten oder Dirtjump-Abschussrampen: das Fuel EX fühlt sich wohl und bereitet auf einem breiten Spektrum an Trails großen Spaß. Für diejenigen, die bergab nicht auf der letzten Rille unterwegs sind und das Gelände gerne für Spielereien nutzen wollen, ist das Fuel EX die ideale Wahl. Lediglich wer bergab auf der Jagd nach Bestzeiten ist oder in den Bergen wohnt, sollte eher in Richtung Remedy schauen.
Das ist uns aufgefallen
- Platten Die erste Ausfahrt mit Schläuchen seit einigen Jahren wurde direkt mit einem Platten quittiert – in einem Anlieger hat die Kombination aus Stein und wenig flexiblem Laufrad für den Luftverlust gesorgt. Nach dem Umbau auf Tubeless gab es keine weiteren Probleme.
- Carbonteile Soll das Rad super leicht und effizient sein oder möglichst viel Komfort, Grip und Spaß bereiten? Ersteres lässt sich mit Fakten belegen, die beim Kauf helfen: Das Gewicht ist für viele Käufer ein Entscheidungskriterium. Am Fuel EX leidet der Komfort etwas unter dem verbauten Lenker und den Laufrädern. Wer seine Priorität auf Fahrspaß und Komfort statt Effizienz und Gewicht legt, kann noch viel aus dem Rad herausholen – dank leichtem Rahmen wird aus dem Fuel EX trotzdem kein Schwergewicht.
- Bontrager XR4-Reifen Auf trockenen und grundsätzlich eher griffigen Untergründen können die Bontrager XR4-Reifen gut abschneiden. Sobald es nass wird, hätten wir uns aber etwas mehr Traktion erhofft. Wer das Rad mehr in Richtung Abfahrt trimmen will, sollte andere Reifen aufziehen.
- Balance Mit extrem modernen Ansätzen wie beispielsweise einem Pole kann das Trek bei der Balance nicht mithalten – muss es aber auch gar nicht. In sich ist das Fuel EX sehr gut ausgeglichen. Wenn es rutscht, dann fast immer über beide Reifen. Vor allem im Nassen kann es so die nicht ideale Traktion der Reifen etwas kompensieren.
- Knock Block Im Fahrbetrieb nicht wirklich störend, aber beim Rangieren im Keller oder im Auto stößt man wortwörtlich immer wieder an. Zusätzlich ist man an die speziellen Spacer von Trek gebunden.
- Haltbarkeit Dem Preis angemessen ist die Qualität des Lacks am Trek – Kettenschlagen, Steinbeschuss und einige Matsch-Ausfahrten haben die Oberflächenbeschichtung bisher fast gar nicht beeindruckt. Keine nennenswerten Kratzer im glänzenden Lack und lediglich ein einziger kleiner Lackplatzer auf der Kettenstrebe sind das Ergebnis nach zahlreichen Ausfahrten.
Im Vergleich
Trek Fuel EX 29 vs. Evil The Following MB
Wer in der Praxis abliefert, muss sich an den besten seiner Klasse messen – und dazu gehört das Evil The Following. Auf dem Papier unterscheiden sich die Räder nicht zu stark: Das Trek ist etwas länger und hat einen Zentimeter mehr Federweg, das Evil ist einen Ticken flacher. Beide Hersteller setzen auf abgestützte Eingelenker, 29″-Laufräder und einen Carbon-Rahmen. Im Fahrverhalten ähneln sich die beiden auch: Beide sind sehr spritzig, liegen dabei aber überraschend satt auf dem Trail. Während das Evil in die extremere Richtung geht, ist das Fuel EX sehr viel einfacher und neutraler zu fahren. So ist es zwar der bessere Allrounder, kommt allerdings nicht ganz an den ungebremsten Fahrspaß des Evil ran.
Trek Fuel EX 29 vs. Banshee Phantom
Deutlich weniger Federweg aber eine ähnliche Geometrie wie das Fuel EX weist auch das Banshee Phantom auf, das 2015 unseren Trailbike-Vergleichstest für sich entscheiden konnte. Auch diese beiden Bikes ähneln sich hinsichtlich des Fahrverhaltens: Vor allem die gute Balance haben sie gemeinsam. Der etwas längere Hinterbau gleicht den Unterschied im Federweg etwas aus. In Summe ist das Banshee aber in der Abfahrt trotzdem noch etwas sportlicher unterwegs. Bergauf profitieren beide Bikes vom guten Hinterbau. Das Trek hat durch das geringere Gewicht hier aber die Nase vorn.
Fazit – Trek Fuel EX 29
Um ein gutes Fahrrad zu bauen, reicht es nicht einfach etablierte Bausteine zusammenzuwerfen – in Summe muss ein stimmiges Gesamtkonzept entstehen. Mit dem Trek Fuel EX 29 ist den Amerikanern genau das gelungen. Das Trailbike ist schnell am Berg und bietet bergab ein sehr lebendiges Fahrverhalten. Schnelle Richtungswechsel und viel Zeit in der Luft sorgen für großen Fahrspaß. Gleichzeitig gelingt die Balance aus Laufruhe und Pop, um auch auf ruppigeren Passagen die Bremsen offen zu lassen.
- gelungener Kompromiss aus Popp und Laufruhe
- gute Balance in Geometrie und Fahrwerk
- hoher Fahrspaß
- Knock Block
- sehr tiefe Front
Testablauf
Im Laufe des Tests haben verschiedene Tester das Trek Fuel EX 29 bewegt und dabei diverse Parameter auf ihre eigenen Vorlieben angepasst. Neben anderen Lenker/Vorbau-Kombinationen wurde das Rad auch auf Tubeless umgerüstet.
Hier haben wir das Trek Fuel EX 29 getestet
- Singletrails Schnelle flowige Trails, steile, technische Abfahrten, nahezu alle Bedingungen, Sand- und Lehmböden
Körpergröße | 190 cm |
Schrittlänge | 94 cm |
Oberkörperlänge | 49 cm |
Armlänge | 60 cm |
Gewicht | 70 kg |
- Fahrstil
- flüssig
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- auf der straffen Seite, viel Druckstufe, Balance zwischen Front und Heck
- Vorlieben bei der Geometrie
- vorne lang, hinten mittellang, flacher Lenkwinkel
Der Beitrag Trek Fuel EX 29 im Test: Trailbike mit Slopestyle-Genen? erschien zuerst auf MTB-News.de.