
Der Trend geht eindeutig in Richtung “mehr”: Mehr Federweg, mehr Gänge, mehr Enduro oder gar mehr Unterstützung durch Technik und Elektronik. Doch es geht auch anders: Simple und zuverlässige Hardtails für den Trail-Einsatz befinden sich derzeit im Aufwind und versprechen viel Fahrspaß zum vergleichsweise günstigen Preis. Wir haben drei Trail-Hardtails von Commençal, Ghost und NS Bikes gegeneinander getestet!
Für viele Mountainbiker ist das Hardtail der Klassiker zum Einstieg in die Sportart – und irgendwann kommt der Tag, an dem das schöne neue Trail-, Enduro- oder Freeride-Fully den treuen, ungefederten Begleiter ablöst. Doch in letzter Zeit feiern Hardtails auch dank veränderter Geometrien und größerer Laufräder ein kleines Revival: Trail-Hardtails sind auf dem Vormarsch und stellen eine mehr als spaßige, zuverlässige und oftmals auch günstigere Alternative zum Fully dar.
Flache Lenkwinkel und gut funktionierende Federgabeln sorgen für viel Sicherheit in ruppigen Passagen. Dazu sind in den letzten Jahren die Oberrohre teils deutlich in die Länge gewachsen. Von dieser Entwicklung profitieren auch ungefederte Bikes – ebenso wie von großen Laufrädern mit stabilen, aber nicht zu schweren Reifen. Ein modernes Trail-Hardtail mit langem Reach, flachem Lenkwinkel, 29″-Laufrädern und einer Vario-Sattelstütze mag auf den ersten Blick noch einem typischen Einsteiger-Hardtail ähneln, sorgt aber spätestens auf richtigen Trails für deutlich mehr Fahrspaß. Geblieben sind die im Vergleich zum Fully kürzeren Kettenstreben, die vergleichsweise niedrigen Tretlager und natürlich die Wartungsfreundlichkeit. Das macht das Trail-Hardtail oft zu einer sinnvollen Alternative zum kurzhubigen Fully oder zur perfekten Ergänzung zum typischen Enduro-Bike mit 160 mm Federweg – versprechen jedenfalls die Hersteller. Doch ist das wirklich so? Kann man auf einem Trail-Hardtail so viel Spaß haben wie auf einem Fully für denselben Einsatzzweck? Oder gar noch mehr? Wir haben drei Hardtails von Commençal, Ghost und NS Bikes ausgiebig getestet und waren tatsächlich überrascht, wie viel Fahrspaß uns die drei Kandidaten in unserem Vergleichstest bereitet haben!

Die Kandidaten im Überblick
Für unseren Trail-Hardtail-Vergleichstest haben wir drei Bikes von Commençal, Ghost und NS Bikes mehrere Wochen lang auf unseren Hometrails im deutschen Mittelgebirge getestet. Auf den ersten Blick wirken die drei Hardtails in unserem Test relativ ähnlich – doch dieser Eindrück täuscht. Das Commençal Meta HT AM ist das günstigste Modell im Vergleich, kostet 1.599 € und bietet satte 160 mm Federweg an der Front. Außerdem rollt es auf breiten 650b Plus-Reifen – das unterscheidet das Hardtail aus Andorra deutlich vom 2.199 € teuren Ghost Asket AL 8.9 und vom 1.649 € teuren NS Bikes Eccentric Alu 29, die beide mit großen 29″-Laufrädern ausgestattet sind. Und auch bei der restlichen Ausstattung gehen die drei Hersteller unterschiedliche Wege. Ähnlich hingegen sind die Geometrien der Bikes in unserem Vergleichstest: Alle drei Hardtails bieten einen flachen Lenkwinkel, einen vergleichsweise langen Reach und ein relativ niedriges Tretlager in Kombination mit kurzen bis mittellangen Kettenstreben. Das soll für ein ausgewogenes Fahrverhalten auf dem Trail sorgen.
Laufradgröße | Federweg | Gewicht | Preis | |
---|---|---|---|---|
Commençal Meta HT AM Essential | 650b Plus | 160 mm | 13,86 kg | 1.599 € |
Ghost Asket 8.9 AL | 29" | 130 mm | 12,90 kg | 2.199 € |
NS Bikes Eccentric Alu 29 | 29" | 140 mm | 13,46 kg | 1.649 € |
Was macht ein gutes Trail-Hardtail aus?
Wie der Name der Kategorie bereits suggeriert, soll ein gutes Trail-Hardtail vor allem auf typischen, nicht allzu extremen Trails viel Spaß machen, ein guter Allrounder sein und gleichzeitig durch Zuverlässigkeit und Wartungsarmut glänzen. Der Fokus von Trail-Hardtails liegt auf der Abfahrt – gleichzeitig soll es jedoch auch bergauf effizient klettern und in der Ebene für Vortrieb sorgen. Dadurch, dass Hardtails am Heck im Gegensatz zum regulären Trail- oder Tourenfully ungefedert sind, ist das Fahrgefühl auf einem Trail-Hardtail deutlich direkter. Das sorgt für sehr viel Spaß, allerdings ist der Grenzbereich auch deutlich schmaler – schließlich hat man keinen Federweg unter sich, der einen in haarigen Situationen retten kann. Das bedeutet jedoch nicht, dass Trail-Hardtails nur auf gemäßigten Abfahrten und Flowtrails eingesetzt werden können. Auch auf Enduro-Strecken sind moderne Trail-Hardtails durchaus in ihrem Element. Allerdings muss man es in sehr ruppigen und verblockten Sektionen ein wenig langsamer angehen und auf eine optimale Linienwahl achten.
Ein weiterer Punkt, der für Trail-Hardtails spricht, ist die Einfachheit – und damit einhergehend die Wartungsarmut. Durch den simplen Aufbau gibt es keinen Dämpfer oder keine Lager, die Pflege brauchen und die sich nicht besonders gut mit Wasser und Matsch vertragen. Stattdessen ist ein Trail-Hardtail nahezu immer einsatzbereit. Das ist gerade im Herbst und Winter bei nassen Bedingungen ein großer Vorteil. Regelmäßig das Bike säubern und die Kette schmieren, hin und wieder den Reifendruck überprüfen und natürlich ein passendes Setup für die Federgabel finden – mehr steht dem Fahrspaß auf dem Trail-Hardtail eigentlich nicht im Weg.
Und auch der oftmals im Vergleich zum Fully deutlich günstigere Preis ist ein Argument für ein Trail-Hardtail. Das Ghost Asket AL 8.9 für 2.199 € ist das teuerste Rad in unserem Test und bietet eine Ausstattung, die kaum bis gar keine Wünsche übrig lässt. Noch eine ganze Ecke günstiger sind die beiden Modelle, die NS Bikes und Commençal ins Rennen schicken. Hier bekommt man für etwa 1.600 € zwei Bikes, die zwar keine Gewichtsrekorde brechen, insgesamt aber ebenfalls stimmig und zweckmäßig ausgestattet sind und viel Fahrspaß ermöglichen, ohne ein klaffendes Loch ins Portemonnaie zu reißen.

Auf den Punkt gebracht
Fassen wir den Einsatzbereich und die Anforderungen an die Trail-Hardtails in unserem Vergleichstest noch einmal zusammen:
Die Einsatzbereiche
- Trails Der Name ist Programm: Trail-Hardtails werden natürlich überwiegend auf typischen Hometrails bewegt, sofern diese entweder nicht zu XC-lastig sind – und entsprechend ein Cross Country-Hardtail oder -Fully voraussetzen – oder zu ruppig sind und man zwangsläufig auf ein vollgefedertes Enduro- oder Freeride-Bike zurückgreifen muss. Normalerweise gilt aber: Man kommt nahezu alle Strecken auf einem Trail-Hardtail runter, sofern man die Geschwindigkeit entsprechend anpasst.
- Enduro-Abfahrten Die drei Modelle in unserem Vergleichstest bieten allesamt relativ abfahrtslastige Geometrien, flache Lenkwinkel und bis zu 160 mm Federweg an der Front. Auch in grobem Gelände sollen die Trail-Hardtails dank dieser Geometrien und Federwege viel Sicherheit vermitteln.
- Bike Park Immer mehr Bike Parks verschieben ihren Fokus weg von ruppigen Downhill-Strecken hin zu flowigen Trails – und hier sind Trail-Hardtails voll und ganz in ihrem Element! Sofern der Untergrund nicht zu ruppig ist, sind Trail-Hardtails aufgrund ihrer direkten Kraftübertragung oftmals nicht unbedingt langsamer als ein vollgefedertes Bike.
Das sollte ein Trail-Hardtail können
- Fahrspaß Trail-Hardtails sollten natürlich in erster Linie eine Sache sein: Spaßige Begleiter bergauf und bergab, wenngleich der Fokus natürlich eher auf der Abfahrt liegt. Ein gutes Trail-Hardtail sollte bergab viel Sicherheit vermitteln, gleichzeitig aber auch ein verspieltes Handling bieten und viel Feedback vom Untergrund vermitteln, ohne allzu ruppig zu sein.
- Zuverlässigkeit Im Vergleich zu Fullies sind Hardtails naturgemäß deutlich simpler aufgebaut: Ein Luft- oder Stahlfederdämpfer am Heck sowie eine teils mehr, teils weniger aufwendige Anlenkung des Dämpfers entfällt komplett. Nicht ohne Grund gelten Trail-Hardtails deshalb vor allem im Winter und bei nassen Bedingungen als gute Alternative zum vollgefederten Rad.
- Vielseitigkeit Hier gilt das, was für ein vollgefedertes Trailbike ebenso zutrifft: Trail-Hardtails sollen von der schnellen Ausfahrt in gemäßigtem Gelände bis hin zu typischen Enduro-Strecken auf einer Vielzahl von Trails eine gute Figur machen und durch ihre Vielseitigkeit glänzen.
Wo und wie haben wir getestet?
Die drei Trail-Hardtails in unserem Vergleichstest wurden über mehrere Wochen lang auf unseren typischen Hometrails im deutschen Mittelgebirge getestet. Dank der Wartungsarmut und des simplen Setups sind Trail-Hardtails im Handumdrehen einsatzbereit – das haben wir für zahlreiche Mittags- und Feierabend-Runden auf den drei Bikes genutzt. Bergauf haben wir die Hardtails teils auf Asphalt- und Schotterwegen, teils auch auf technischeren Trails bewegt. Und bergab hat sich schnell gezeigt, dass gerade auf gemäßigteren Abfahrten die Trail-Hardtails im Test extrem viel Spaß machen. Klar ist aber auch: Für extreme Trails sind andere Bike-Kategorien deutlich besser geeignet, weshalb wir die drei Modelle im Test vor allem auf moderaten bis technischen Abfahrten bewegt haben. Abgesehen von kleineren individuellen Anpassungen wie der Lenkerhöhe, der Position der Bremsgriffe und natürlich dem Fahrwerk-Setup sind die Trail-Hardtails gegenüber ihrer Serienausstattung zunächst unverändert geblieben. Änderungen, die wir im Testverlauf gegenüber der Serienausstattung vorgenommen haben, sind im jeweiligen Einzeltest vermerkt.
Alle Infos zum bevorstehenden Trail-Hardtail-Vergleichtest
Im Laufe der nächsten Tage werden die drei Trail-Hardtails in Einzeltests ausführlich vorgestellt und individuell bewertet. Zum Schluss fassen wir die Ergebnisse zusammen und sprechen Empfehlungen zu Einsatzbereichen und Könnerstufen aus. Welches Bike hatte im Testfeld bergauf die Nase vorne, welches war bergab am schnellsten und um welches stritten sich die Tester?

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