
Was bitte gibt es an Trinkflaschen denn noch zu optimieren? Nun, einiges! Viele Trinkflaschenhalter sind weder formschön noch bei kleinen Rahmen besonders sinnvoll zu integrieren, außerdem muss man für Superlight-Flaschenhalter teilweise tief in die Tasche greifen. Mit drei völlig unterschiedlichen Flaschenhalter-Konzepten wollen Fidlock, fabric und Birzman überzeugen – wir haben alle drei Modelle getestet.
Dass einige Firmen den seit Jahrzehnten bewährten Flaschenhalter nochmal neu denken, ist keine Spinnerei, sondern eine schicke und vor allem durchaus praktische Sache. Wird mal keine Flasche benötigt, gewinnt ein leerer Flaschenkäfig im Rahmendreieck nicht gerade einen Schönheitspreis – alle drei hier vorgestellten Modelle bieten sehr flache, unauffällige Halterungen. Speziell Birzman und Fidlock bieten zudem Systeme, die sich auch bei geringem Platzangebot im Rahmen gut integrieren lassen – dem seitlichen Einrasten sei Dank.
Ein durchaus erwähnenswerter Unterschied zu Standardflaschen: Konstruktionsbedingt sind die neuen Flaschen recht steif und lassen sich nicht so extrem zusammendrücken wie herkömmliche Modelle. Dafür gibt es bei allen drei Modellen große Mundstücke mit hohem Durchfluss. Alle Flaschen waren spätestens nach einem Durchspülvorgang mit heißem Wasser geruchsfrei und blieben dies bislang auch. Preislich liegen die Flaschen grob in Reichweite normaler Flaschen: Der einzige Ausreißer ist die Fidlock Bottle Twist, die aufgrund des recht hohen technischen Aufwands und dem Einsatz von Magneten bei über 30 € für das Set landet. Dabei sollte man jedoch nicht vergessen: Der Flaschenhalter ist natürlich inklusive und muss nicht extra gekauft werden! Beim Fidlock-System sind die Flaschen auch für 9,99 € einzeln erhältlich.
Alternative Flaschenhalter: Kurz & Knapp
fabric Cageless | Birzman BottleCleat | Fidlock Bottle Twist | ||
---|---|---|---|---|
Gewicht | 81 g (inkl. Halterung) | 119 g (inkl. Halterung) | 101 g (inkl. Halterung | |
Material | bpa-freier Kunststoff | Polyethylen | Polypropylen | |
Lieferumfang | 4 Haltepins (zwei Farben), 2 Schrauben, Trinkflasche | Clip-Halterung, 2 Schrauben, Trinkflasche | Magnet-Halterung, 2 Schrauben, Trinkflasche | |
Füllmenge | 600 ml | 650 ml | 600 ml | |
Preis (UVP) | 19,90 € | 11,90 € | 34,99 € |
Die Asketische: fabric Cageless
Separat lesen? Hier geht es zum Test der fabric Cageless Flasche.
Die fabric Cageless-Flasche ist nicht nur das bislang am längsten produzierte Modell in unserem Testpool, sondern auch das mit dem leichtesten und technisch simpelsten System. Verfügbar ist sie in verschiedenen Farben, zudem sind zwei farblich unterschiedliche Haltepin-Paare in jedem Set dabei.
Die Montage ist simpel: Zwei runde Kunststoffpins werden in die Gewinde im Rahmen geschraubt, die Flasche von oben drauf geschoben – fertig! Das System ist in wenigen Augenblicken bereit. Im Gegensatz zu den beiden anderen Testflaschen ist beim Einsetzen und Herausnehmen kein besonderer Handgriff vonnöten – die fabric Cageless wird gleichzeitig auf beide Pins drauf geschoben, bis sie leicht einrastet. Die Entnahme während der Fahrt funktioniert problemlos (einfach ziehen), die Reinstallation der Flasche hingegen ist, besonders auf dem Forstweg, nicht ganz so einfach: Gerade ohne Hinzuschauen ist es recht kompliziert, die Flasche wieder auf der richtigen Höhe einrasten zu lassen.
Durch die Bauweise der Kunststoffpins ist es möglich, die Klemmstärke in einem gewissen Maße zu regulieren – hier sollte man versuchen, den Mittelweg zwischen “rastet leicht ein” und “hält bombenfest” zu finden. Bislang hält die Flasche problemlos und ist auf keinem Trail abgefallen.
Die Smarte: Fidlock Bottle Twist
Separat lesen? Hier geht es zum Test der Fidlock Bottle Twist Flasche.
Mit Abstand das teuerste Modell im Test, aber dafür auch das mit der aufwändigsten Technik. Fidlock ist in der Bikebranche bislang durch praktische Lösungen im Helmbereich aufgefallen: Hersteller wie O’Neal oder Melon Helmets setzen nicht mehr auf Schnapp-, sondern auf Magnetverschlüsse von Fidlock, die einhändig zu schließen und zu öffnen sind. Die gleiche Idee fließt in die Bottle Twist-Flasche – diese soll mithilfe zweier Magnete halten. Das System hat allerdings seinen Preis: Mit einem Set-UVP von rund 35 € ist die Bottle Twist mit dem aufwendigen Magnetsystem die teuerste Flasche im Test. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass sich die Flasche ohne System für knapp 10 € nachkaufen lässt. Aber die wichtigste Frage: Wie funktioniert das in der Praxis?
Mit wenigen Handgriffen ist der flache Halter befestigt: Nur ein 3 mm Innensechskantschlüssel wird zur Montage der beiden mitgelieferten Schrauben benötigt. Festschrauben und gut! Dass auch das Einsetzen der Flasche so einfach funktioniert, hätten wir nicht gedacht. Dazu muss man die Flasche nur in die Nähe des Halters halten, schon schnippt sie automatisch hinein und sitzt fest. Das funktioniert blind und blitzschnell, da man sich tatsächlich nur grob orientieren muss, wo sich das Unterrohr befindet – den Rest erledigt die Magnetkraft. Will man die Flasche entnehmen, dreht man sie mit wenig Kraft einige Zentimeter im Uhrzeigersinn und das System öffnet sich. Zu beachten sei allerdings noch: Die Flasche kann nur in eine Richtung entnommen werden, am Unterrohr wird sie nach rechts gelöst. Sobald die Flasche einmal fest ist, kann sie von nichts aus der Ruhe gebracht werden: Die Fidlock Bottle Twist sitzt bei uns in jedem Einsatz fest. Keine weiteren Fragen, euer Ehren!
Die Günstige: Birzman BottleCleat
Separat lesen? Hier geht es zum Test der Birzman BottleCleat Flasche.
Nachdem wir die fabric-Flasche bereits vor zwei Jahren auf der Eurobike entdeckt hatten, brachte nicht nur Fidlock ein eigenständiges Produkt auf den Markt – auch die taiwanesischen Werkzeug- und Pumpenspezialisten von Birzman haben sich ihre ganz eigenen Gedanken gemacht. Heraus kam das Modell BottleCleat, das quasi einen Hybrid aus beiden bisherigen Systemen darstellt: Ein eindrehbares System, welches dennoch günstiger als das Modell von fabric ist. Der Halter besteht aus einem runden Pin am unteren Ende, oben rastet das Gegenstück an der Flasche in einen quadratischen Mechanismus ein.
Auch das Birzman-Modell benötigt keine unmöglichen Handgriffe, um fahrbereit zu sein: Die beiden Schrauben werden regulär montiert und angezogen – schon sitzt die Halterung fest.
Wie auch bereits beim Modell von fabric erfordert die Entnahme und besonders die Befestigung der Flasche ein wenig Aufmerksamkeit, wenn man auf dem Trail unterwegs ist: Den runden Pin muss man beim Einsetzen genau treffen, dann wird die Flasche in die Mitte gedreht, bis sie einrastet. Die Entnahme funktioniert genau andersrum – Flasche rausdrehen und nach oben wegziehen.
Bislang hat die BottleCleat nichts aus der Ruhe bringen können – das bislang einmalige Rausfliegen der Flasche auf einem Hometrail ließ sich auf ein nicht vollständiges Einrasten in die Halterung zurückführen und war für uns nicht reproduzierbar. Allerdings sei hier nochmal darauf hingewiesen, dass man immer sicherstellen sollte, dass die Flasche auch wirklich fix einrastet. Der Hauptvorteil von Birzman und Fidlock besteht darin, dass sich die Flasche konstruktionsbedingt nicht nach oben oder unten lösen kann, sondern seitlich herausgedreht werden muss – das funktioniert prima.
Fazit
Drei Konzepte, drei Urteile: Das Trinkbedürfnis stillen alle drei Flaschen im Testfeld, die Halterungen könnten allerdings nicht unterschiedlicher sein. Die fabric Cageless kann zwar mit dem geringsten Gewicht und der unauffälligsten Optik überzeugen, allerdings ist die Flasche recht steif und nur schwer zusammenzudrücken – das können andere Flaschen besser. Die Haltbarkeit ist gut, allerdings erfordert es einiges an Präzision und Gewöhnung, die Flasche während der Fahrt präzise und gleichzeitig auf beide Haltepins zu setzen. Die fabric Cageless ist insgesamt eine schicke, günstige Flasche, die optisch elegant daherkommt, aber leichte Abstriche in der Funktion machen muss.
Das Modell BottleCleat von Birzman ist noch ziemlich neu auf dem Markt – allerdings haben die Taiwanesen schon viel richtig gemacht. Das Konzept funktioniert, doch auch hier ist es nicht ganz einfach, die Flasche während der Fahrt per Dreh-Klick-Mechanismus zu verankern. Insgesamt aber erhält man mit der Birzman BottleCleat ein leichtes System, das die Flasche auch in ruppigeren Passagen im Zaum hält und mit 10 € ein super Preis/Leistungsverhältnis bietet.
Das beste, aber auch teuerste System kommt von den Magnetprofis: Die Fidlock Bottle Twist kann mit perfekter Bedienung, einer guten Flasche und optimaler Haltbarkeit überzeugen – einmal montiert, möchte man nicht mehr zur alten Flaschenfummelei zurück. Das Einsetzen der Flasche geschieht dank der führenden Magnetkraft blind – allerdings hat das System mit 35 € auch seinen Preis.
Wie sieht es bei euch aus: Nutzt ihr Flaschenhalter oder Trinksysteme?
Weitere Informationen
Website: www.fabric.cc | www.fidlock.com | www.birzman.com
Text & Redaktion: Johannes Herden | MTB-News.de
Bilder: Johannes Herden