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Schlamm und Schlemmen am Kronplatz: Rennbericht vom Trailtrophy-Finale

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Franzi Meyer hat uns einen schlammig-schmackhaften Rennbericht von der letzten TrailTrophy des Jahres mitgebracht: Wie sie es im Matsch aufs Podium schaffte und warum sie die „Schlemmertrophy“ immer wieder genießt, erzählt sie uns hier.

Unter dem Slogan „I like Schlemmertrophy“ wurde schon zum dritten Mal die TrailTrophy am Kronplatz ausgetragen. 260 Racer minus 30 Schönwetterfahrer, denen die Wettervorhersage wohl etwas Angst gemacht hatte, fanden sich am Freitag am Gelände der Bergbahnen zum Kronplatz in Reischach bei Bruneck ein.

Hier in Südtirol geht anscheinend alles einen etwas gemütlicheren Gang, denn anstatt des normalen Andrangs an der Startlinie waren die Meisten erst mal Kaffee trinken – und so konnte unsere Reisegruppe schon viel früher als erwartet auf die ersten drei Stages losziehen. Wer die TrailTrophy und Chef Thomas kennt, weiß schon was einem in der ersten Stage blüht, nämlich das Warmfahren. Nach ein paar flowig-frischen Waldkurven und einer genialen Driftkurve, in der ich vor Freude schreiend dem Filmer etwas Waldboden in die Kamera driftete, geht’s leider erstmal flach dahin. Im Ziel imitiere dann zum Glück nicht nur ich einen Asthmatiker, sondern alle sehen recht geplättet aus. Warmfahren á la TrailTrophy eben.

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Enduro-Race meets Messner Mountain Museum
# Enduro-Race meets Messner Mountain Museum

Aber am Ende der Freitagsrunde schwärmen dann alle eh nur vom neuen Korer-Trail, nämlich Stage 3. Local Makke aka Wolverine hat dieses kleine Wunderwerk zwischen fluffige Moosteppiche und Fliegenpilze gebaut. Steile Kurven, flowig, diesmal kein Gegenanstieg und zur Abwechslung eine Kuhwiese mit ein paar Tretminen (Mund zu!) in der Mitte. Unsere Reisegruppe grinst! Im Ziel angekommen stehen auf meinem Kontrollzettel 9 Minuten und 10 Sekunden Spaß (inklusive 1 Minute bergauf leiden). Wir legen einen perfekten Übergang vom Racen zum Bier trinken und dann zur Schlemmerrunde #1 hin und freuen uns alle darüber, trotz der etwas desaströsen Wettervorhersage komplett trocken geblieben zu sein.

Tag zwei startet mit leichtem Regen in der Früh – und ich bin froh, meinem Zuhause der letzten Monate (ein Fiat-Van) untreu geworden zu sein und eine Ferienwohnung mit warmer Dusche zu haben. Unser ambitionierter Plan, wieder früh zu starten, wird durch hektisches Reifenwechseln etwas in den Hintergrund gerückt. Nachdem Basti einen halben Liter Glitzer-Einhorn-Super Milch im Santa-Cruz-Zelt und auf allen Umstehenden verteilt hat und der Mud King dann doch nur mit Schlauch auf die Felge wollte, waren wir dann auch mal startklar. Der Planetenweg mitten in Bruneck wärmt uns gut auf. Und wer den Alkohol vom Abend zuvor noch gespürt hatte, ist spätestens jetzt wieder clean. Also Lunge wieder einsammeln und zur Seilbahn. Stage 2 für heute ist der Gassl-Trail bis runter nach Olang. Eine endlose Murmelbahn inklusive einiger nass-rutschiger Wiesenkurven am Schluss.

Beim Anstehen am Bikewash wird mal wieder klar: Mountainbiker werden einfach nicht alt und spielen doch irgendwie am liebsten im Schlamm, zumindest grinsen hier alle mit mehr oder weniger Dreck im Gesicht. Wieder hoch mit der Gondel und runter auf der Stage 6 zur anderen Seite Richtung Furkelpass. So muss das sein! Unten wieder der obligatorische Bikewash… Während sich einige damit beschäftigen, die Bikes penibel bis auf den letzten Stollen zu säubern, überlegen wir uns, wie wir (Gondelschonend) unseren Allerwertesten wieder von der zwei Zentimeter Schlammschicht befreien. Der Renner wird das Hosenboden-Rutschen auf Gras, aber auch Tanjas und meine Abstreiftaktik geht super auf (siehe Foto). Mensch und Maschine fahren also halbwegs gesäubert hoch, um die Schlemmertrophy #2 am Gipfelrestaurant mitzunehmen.

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Anspruchsvolle Passage auf dem Herrnsteig
# Anspruchsvolle Passage auf dem Herrnsteig
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Kurvenfestival auf dem Gassl-Trail
# Kurvenfestival auf dem Gassl-Trail
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So kennt man Franzi, immer ein Grinsen im Gesicht
# So kennt man Franzi, immer ein Grinsen im Gesicht - Sie und Tanja Naber sind scheinpar ein gutes Gespann

Ein halbes Kilo Nudeln/Spätzle/Krautsalat später fühlen wir uns zwar alle etwas zu gestopft, um wieder ein Rennen zu fahren – aber zum Glück haben die Streckenplaner mitgedacht und wir können den gefüllten Magen erst mal auf einem langen Stück Trail-Transfer an die Rumpel-Belastung gewöhnen. Das ist auch gut so, denn Stage #7 ist der Trail namens Franz und damit der Schwierigste des ganzen Wochenendes. Mein Plan, die steilen, wurzeligen Kurven immer außen anzufahren, wird von meinem Race-Gen zunichtegemacht und ich steche in jede Kurve innen rein – und lande zwischendurch auch mal etwas übermütig im Flatterband.

Basti, der alte Abkürzer, entscheidet sich für die direkte Linie zwischen zwei Kurven und stürzt sich bergab. Etwas mit Adrenalin vollgepumpt und grinsend präsentiert er uns sein Andenken an die Harakiri-Linie: ein Loch in der Hüfte. Zum Glück nichts Ernstes, nur etwas schmerzhaft, wenn die beste Droge der Welt erstmal wieder nachgelassen hat. Unsere Reisegruppe minus Basti macht sich also auf zur letzten Stage vom Samstag. Fast brakeless in den riesigen Anliegerkurven merke ich G-Kräfte wie beim Raketenstart und mein spätzlegefüllter Magen wird in jeder Kurve nach rechts und links gepresst. Das fördert wohl (hoffentlich) die Verdauung, denn im Ziel wartet gleich Schlemmerrunde #3 mit Gegrilltem und Bier.

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11 Der Trail Franz forderte das Teilnehmerfeld
# 11 Der Trail Franz forderte das Teilnehmerfeld
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14 Schlemmertropphy – Barbecue am Samstag abend
# 14 Schlemmertropphy – Barbecue am Samstag abend
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Ergebnis-Check beim Timing-Service von SPORTident
# Ergebnis-Check beim Timing-Service von SPORTident

Nach einem ganzen Tag in Kälte und Schlamm kann Reischach am Abend mit einer der besten Saunen ganz Europas aufwarten. Bei 95° Lavendel-Aufguss und Tee wünscht man sich dann sogar plötzlich die Kälte auf knapp 2300 m zurück! Die ganze Region ist anscheinend erpicht darauf, den Mountainbike-Tourismus weiter aufzubauen. Und selbst auch fleißig auf dem Rad unterwegs, wie zum Beispiel der Saunameister höchstpersönlich, der uns erstmal über Reifenmaße bis Q-Faktor (was zur Hölle ist das eigentlich?) alle Einzelheiten seines neuen E-Bikes erzählt.

Der Sonntag startet vielversprechend sonnig und wir starten – heute mal ohne Reifenwechsel – schon sehr früh. Gleich am ersten Start sorge ich für Stimmung und ziehe, unabsichtlich, weil nicht richtig eingeklickt, einen One-Footer über den ersten Sprung. Hallo Adrenalin-Schub! So leicht gedopt läuft der Rest der Stage super und ich spüre auf den Wurzelpassagen noch nicht mal meine kaputte Kapsel am kleinen Finger! Auf den letzten zwei Stages haben wir dann richtig Glück. Der leichte Schneefall, der oben am Kronplatz schon eingesetzt hat, wird weiter unten langsam zu stärkerem Regen und wir schaffen es gerade noch so ins Ziel, bevor es richtig schlimm wird.

Die letzte Stage ist wohl von vielen eine Lieblingsstage. Die Abwechslung von gebauten Kurven und natürlichen Waldboden-Abschnitten ist der Wahnsinn und im Ziel der Stage versammeln sich etliche, um die Kollegen oder die Konkurrenz noch anzufeuern. Kaum bin ich im Ziel, wird’s auch schon laut. Team bike-components ist auf der Stage und pusht sich gegenseitig zu Höchstleistungen. So laut wird’s hier im Wald wahrscheinlich erst wieder, wenn der Après-Ski-Wahnsinn losgeht. Deshalb jetzt schnell zurück zum Event-Gelände und bereit machen für Schlemmerrunde #4 und die Siegerehrung.

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Rutschiges Geläuf in Stage 10
# Rutschiges Geläuf in Stage 10

Pünktlich dafür wird’s dann auch endlich richtig schön warm und sonnig. Vergeben wird hier der Inhalt eines ganzen T5-Busses an Preisen für die Bestplatzierten und einige Sonder-Platzierungen darüber hinaus. Am Ende wird es für mich ein zweiter Platz in der Riders Class Women hinter der schnellen Ines und ein sehr überraschender dritter Platz in der Serienwertung – obwohl ich nur bei zwei der Trophys am Start war. Zeichen dafür, dass leider immer noch zu wenige Frauen in der Serienwertung der TT an den Start gehen.

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Gute Laune bei den Mädels
# Gute Laune bei den Mädels - Franzi belegte Platz 2

Und nun das berühmte Resümee: Vom recht kalten Wetter mal abgesehen, war die Veranstaltung rundum gelungen. Die Atmosphäre ist bei der TrailTrophy immer super angenehm und familiär, obwohl sich die Serie in Ermangelung von anderen Enduro-Startgelegenheiten mittlerweile zu einem hochkarätig besetzten Event gemausert hat. Man bekommt hier nicht nur drei Tage Liftpass, viele geile neue Trails und 11 Stages für sein Geld, sondern auch viel zu lachen und soviel zu Essen, dass man sich schon manchmal zurückhalten muss (ich empfehle das sehr fürs Mittagessen vor den G-Kraft Kurven!)

Ich komme nächstes Jahr jedenfalls gerne wieder zum Schlemmen – und Trails ballern bei hoffentlich weniger Schlamm!

Text: Franzi Meyer | Fotos: TrailTrophy/Manfred Stromberg 

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