Silas Grandy schwebt schon länger unter dem Radar der schnellen Nachwuchsfahrer, dieses Jahr greift der Halb-Portugiese besonders an: Bei der DM in Ilmenau belegte er Platz 3, beim EDC ist er regelmäßig Gast im Superfinal und schaffte es in Spicak auf Platz 6, beim World Cup in Lenzerheide war er schnellster Deutscher. Wir haben uns Silas’ neues Rocky Mountain Maiden angeschaut, auf dem er mit seinem neuen Team GZ-Racing unterwegs ist.
Den Winter hat er im sonnigen Portugal verbracht, die Saison über lebt Silas Grandy in Deutschland. Dieses Jahr ist er als Vollzeit-Racer unterwegs, denn er hat sein Abi in der Tasche und ist sich noch nicht ganz sicher, was er studieren soll. Also steht das Rad fahren aktuell auf Platz 1 der Prioritäten-Liste. Da kommt ihm das neue Team gerade recht. GZ-Racing hat Rocky Mountain als Hauptsponsor, sodass Silas dieses Jahr auf einem Rocky Mountain Maiden unterwegs ist. Davor war ein Giant Glory das Bike seiner Wahl und laut eigener Aussage hat es eine Weile gebraucht, um sich an kürzeren Reach und Kettenstreben zu gewöhnen. Doch die Veränderung scheint ihm zu passen, denn dieses Jahr ist Silas regelmäßig vorn mit dabei. Wir haben uns das Bike beim GDC in Winterberg genauer angeschaut und Silas gefragt, was sein neues Maiden so ausmacht, was er beim Setup bevorzugt und wie er sein Bike je nach Rennen anpasst. Auch Team-Mechaniker Jonas Tack hatte uns einiges zum Rocky Mountain Maiden des GZ-Racing Teams zu erzählen.
- Fahrer: Silas Grandy (1,85 m / 75 kg)
- Rahmen: Rocky Mountain Maiden, Größe XL, Carbon
- Federweg: 200 mm / 200 mm
- Reach: 454 mm / Kettenstreben: 425 mm
- Lenkwinkel: 63°
- Fahrwerk: FOX 40 Float Factory / FOX DHX2 Factory
- Laufräder: Mavic Deemax Ultimate / 27,5″ / Aluminium
- Reifen: Schwalbe Magic Mary Addix Soft (1.4 bar vorn / 1.6 hinten) / ProCore
- Lenker: RaceFace Atlas SixC, 800 mm Breite, 38 mm Rise
- Bremsen: Magura MT7 Raceline
- Schaltung: Shimano Saint
Rahmen und Geometrie
Die kanadische Traditionsschmiede hat letztes Jahr mit ihrem neuen Maiden für Aufsehen gesorgt: Ein waschechtes Downhill-Racebike von der Freeride-Marke schlechthin? Der “Vorgänger” des 200 mm Geschosses, das Rocky Mountain Flatline trug über die Jahre offensichtliche Merkmale der Freeride-Legende RMX in sich. Auch im World Cup findet sich das Rocky Mountain Maiden eher selten, die kanadische Racerin Vaea Verbeeck beispielsweise verlässt sich auf dieses Bike. Schaut man sich die Geometrie des Bikes an, würde man auch nicht sofort auf die Idee kommen, dass es sich hier um ein waschechtes Racebike handelt. Der kurze Reach und die kurzen Kettenstreben lassen immer noch die Vermutung eines verspielten Freeriders zu. Neu an dem Maiden ist jedoch das RIDE-4™ System, ein Chip, der sich an der unteren Dämpferaufname befindet und in vier verschiedenen Positionen montiert werden kann. So lassen sich Tretlagerhöhe, Lenkwinkel und Reach variieren. Silas fährt den RIDE-4 Chip auf 90% der Strecken in der tiefsten Position, sprich bei 63° Lenkwinkel und 454 mm Reach.
Der junge Halb-Portugiese scheint mit dem Maiden genau das richtige Bike für sich gefunden zu haben. Vorher auf einem Giant Glory in Größe L unterwegs, war es zwar eine große Umstellung für ihn, sich an den deutlich kürzeren Reach und die über 10 mm kürzeren Kettenstreben (vergleich Giant: 461 Reach, 439 Kettenstrebe) zu gewöhnen, stellte sich laut eigener Aussage aber als positiv heraus. Das sieht man auch deutlich an seinen Ergebnissen, im EDC ist Silas konstant in den Top 20 mit dabei und im World Cup arbeitet er sich langsam nach vorn.
Da der Steuersatz im Maiden voll integriert ist, kommen keine Anglesets oder ähnliches zum Einsatz, für Anpassungen wird mit Spacern gearbeitet. Silas bevorzugt eine hohe Front, weshalb man an seinem Cockpit 4 Spacer unter seinem Vorbau und einen Spacer unter der Gabel findet, sowie 30 mm Rise mit 35 mm Klemmung an seinem RaceFace SixC Lenker. Darüber hinaus wurden die Rahmen des GZ-Racing Teams mit einem anderen Hinterbau ausgestattet, der stabilere Lager hat und damit langlebiger sein soll.
Fahrwerk und Setup
Was das Fahrwerk anbelangt, setzt das GZ-Racing Team und somit auch Silas auf Fox. Im Hinterbau bevorzugt er den DHX2 Stahlfederdämpfer, da die Zeit, um das Maiden mit Luftdämpfer zu testen, noch nicht ausgereicht hat, um eindeutige Vorteile festzustellen. Trainingszeit und Rennwochenenden sollten nicht zum testen genutzt werden, sodass Silas hauptsächlich auf einem DHX2 mit 450er Feder unterwegs ist. Was die Einstellungen betrifft, war Silas in Winterberg im Dämpfer mit 10 Klicks High-Speed, 14 Low-Speed, 16 Rebound unterwegs. In seiner Gabel befinden sich 12 Klicks High-Speed, 13 Low-Speed, 14 Rebound sowie 75 psi Luft und 5 Volumen-Spacer. Je nach Strecke können die Einstellungen zwar variieren, Silas setzt aber auf ein passendes Grund-Setup, an dem wenig herumgebastelt wird. Dieses Grund-Setup soll straff sein und genug Resonanz geben um die Schläge des Untergrunds noch zu spüren.
Laufräder & Reifen
Auch bei den Laufrädern und Reifen wird auf ein Setup gesetzt, das zuverlässig ist. Die Mavic Deemax Ultimate rollen auf den neuen Schwalbe Magic Marys mit Addix Soft Mischung. Jedoch nur hinten, denn der zentimentertiefe Staub in Winterberg erforderte besondere Maßnahmen in Sachen Reifenwahl: Vorne kam der Matschreifen Dirty Dan zum Einsatz. Normalerweise rollt das Vorderrad bei ihm ebenfalls auf Magic Mary Addix in 2.6″ Breite. Da Silas vorn und hinten zusätzlich noch das ProCore System verbaut hat, fährt er etwas weniger Luftdruck – 1,4 bar vorne und 1,6 bar hinten.
Komponentencheck
Ein kleines aber feines Detail, das sofort ins Auge fällt, sind Silas Pedale. Er fährt zwar die X2 Klick-Pedale von HT Components, aber ohne Pins. Reine Gewohnheitssache sagt Silas, die Pins stören beim Ein- und Ausklicken und ohne fühle er sich wohler. Zweites Merkmal: Der Sattel. Da das Maiden im Vergleich zu seinem alten Giant Glory deutlich kürzer ist, hat Silas seinen Sattel sehr weit nach hinten versetzt. So kann er auch weiterhin den Sattel nutzen um die Kontrolle über sein Bike zu behalten. Auch die Magura MT7 Bremsen haben an Silas Bike eine Extraportion Liebe bekommen, denn der Bremssattel ist mit einer speziellen Beschichtung lackiert, die Hitzebildung vorbeugen soll. Der Shimano Saint-Antrieb verträgt sich einwandfrei mit den weiteren RaceFace-Komponenten, die das Bike vervollständigen.
Weitere Informationen
Webseite: www.gz-racing.com
Text & Redaktion: Jana Zoricic | MTB-News.de 2017
Bilder: Johannes Herden
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