Nathalie und Michi machen sich auf zur finalen Etappe des Singletrack6. Ein letztes Mal die traumhaften Trails in British Columbia genießen und dann erfolgreich ins Ziel kommen! Nathalie berichtet von ihren Erfahrungen am letzten Tag:
Noch einmal früh aufstehen, noch einmal an den Start und noch einmal Teamwork mit meinem kleinen Bruder. Sechs Tage Rennen fahren sind echt ziemlich lange. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, sind meine Arme und Beine schon seit dem dritten Tag so müde, dass ich kaum mehr einen Unterschied spüre. Müde ist müde, Punkt! Bei Michi ist es ein bisschen anders. Er fühlt die Müdigkeit von Tag zu Tag mehr. Hier kommen mir wahrscheinlich die cirka 100.000 Trainingsstunden auf dem Rad zu Gute, die ich mehr in den Beinen habe als er.
Heute warten nochmals zwei Steigungen mit je 800 Höhenmetern auf uns. Start und Ziel ist mitten im Städtchen von Nelson und wir können von unserem Schlafplatz bequem mit dem Rad hinfahren. Den ersten Kilometer legen wir auf einer super krass steilen Asphaltstraße zurück und ich wünsche mir, dass ich mich etwas besser aufgewärmt hätte. Das ganze Feld drückt mächtig aufs Gaspedal. Ich werde leicht stinkig und frage mich, warum in aller Welt ich mir diese Schinderei antue. Aber bald darauf habe ich mich wieder im Griff und konzentriere mich einfach auf mich selbst (und auf Michi natürlich).
Interessanterweise sind auch heute während dem Rennen wieder dieselben Leute um uns rum wie an allen anderen Tagen auch. Jeden Tag treffen wir auf die gleichen Rennfahrer und über die Tage lernt man sich auch etwas kennen und die Qualitäten der anderen schätzen. Im ersten Aufstieg sind immer Kletterziegen vor uns und natürlich auch diejenigen, die ihre Kräfte nicht einzuteilen wissen. Letztere Gruppe holen wir Ende Aufstieg jeweils schon ein. Die Kletterziegen dann erst Mitte Abfahrt. Und weil wir uns mittlerweile kennen und wir ja immer freundlich waren und keine anderen Rennfahrer bei den Überholmanövern in die Büsche gedrängt haben, ist es jetzt jeweils ein Leichtes zu überholen.
Heute attackiere ich nochmals voll in der Abfahrtswertung. Nicht weil ich muss, sondern weil ich mal sehen will, wie ich eigentlich im Vergleich zu den Männern so abschneide wenn ich volle Kanne fahre. 2,9 Kilometer und 460 Tiefenmeter hat die Abfahrtswertung heute. Sowas würde auch in der Enduro World Series locker als Stage durchgehen. Ich starte etwas zu schnell und es geht mir bis unten fast die Puste aus. Mit fünf Renntagen in den Beinen, ist man halt nicht mehr ganz so frisch und den Lenker festzuhalten wird alleine schon zur Mission. Ich erreiche den 16ten Rang in der Wertung der Männer und freue mich, den Jungs zeigen zu können, dass auch wir Mädels es richtig krachen lassen können!
Michi fährt auch heute wieder ein absolut souveränes Rennen. Der Typ kann einfach richtig auf die Zähne beißen. Zahnschmerzen hat er übrigens immer noch. Für mich zum Glück, sonst wäre er sicher noch schneller gefahren und ich hätte mich sechs Tage lang von ihm durch die Wälder Kanadas hetzen lassen müssen.
Die letzte Stunde des Rennens genießen wir in vollen Zügen und als wir über die Ziellinie rollen sind wir mächtig stolz. Wir haben unser zweites Etappenrennen als Team ohne größere Streitigkeiten überlebt, super harmoniert, keine wilden Stürze hingelegt und einen dritten Rang in der Gesamtwertung erkämpft. Dass wir sogar eine Etappe gewinnen konnten, ist für mich selber unglaublich, denn es hatte wirklich starke Teams am Start.
Jetzt heißt es nur noch zurücklehnen und schnellst möglich an den Strand zum Bier. Das schönste an Etappenrennen sind doch eigentlich die Freundschaften, die man schließt. Und mit den alten und neuen Freunden am Singletrack6 geht’s bald zur wichtigsten Stage der Woche: Stage 7! Auch genannt Party! ☺
Alle Artikel zum Singletrack6-Abenteuer von Nathalie:
- Nathalie beim Singletrack6 Etappen-Rennen: Tag 0 – Der Roadtrip vor dem Sturm
- Nathalie beim Singletrack6: Tag 1 – Nervenflattern im wilden Westen
- Nathalie beim Singletrack6: Tag 2 – Lycra ist schnell!
- Nathalie beim Singletrack6: Tag 3 – 7 Summits & der neue Lieblingstrail
- Nathalie beim Singletrack6: Tag 4 – Defekthexe auf der Königsetappe
- Nathalie beim Singletrack6: Tag 5 – Viel Rauch, aber nicht in Rauch aufgegangen!
- Nathalie beim Singletrack6: Tag 6 – Happy Finishers!
Über unsere Gast-Bloggerin
Nathalie Schneitter startete ihre internationale Mountainbike-Karriere im Jahr 2004 mit dem Gewinn des Cross-Country- Weltmeistertitels bei den Juniorinnen. Seither ist sie Vollgas auf den Rennstrecken dieser Welt unterwegs. In Jahr 2008 qualifizierte sie sich für die Olympischen Spiele in Peking und 2010 sicherte sie sich den Heimsieg beim Cross-Country- Weltcup in Champéry. Vollgas gibt Nathalie auch neben der Rennstrecke: Sie lacht viel, ist bisschen verrückt und tanzt in jeder möglichen Situation. Seit Herbst 2016 ist sie Messeverantwortliche im Organisationsteam der Bike Days in Solothurn und des Urban Bike Festival in Zürich.