Schiff Ahoi, ihr jungen Recken! Ein neues Abenteuer steht an – und damit ein neues Insel-Logbuch. Kalispera und Herzlich willkommen in Griechenland, erneut hüpft Leichtmatrose Hannes an Bord. Nachdem es im letzten Jahr kurzfristig nicht klappte, haben wir die Einladung von Inselhüpfen in diesem Jahr erfolgreich angenommen und sind Richtung Süden geflogen, um euch nach den Inseln Kroatiens in der Kvarner Bucht diesmal die griechischen Dodokenas-Inseln vor der Küste der Türkei vorzustellen und selbst nachzuschauen, was die Trail Brothers aus Massa Marrittima vor einer Woche in die Hänge von Kos und Leros geschaufelt haben – das klingt nach Trails! Aber fangen wir mal ganz vorne an.
Reisewarnungen und etwas grimmige, MP-tragende Polizeikontrolle kurz vor dem Ziel – die erste Idee, in diesen Zeiten in die Türkei zu reisen, wirkt wie keine gute. Aber jetzt startet der diesjährige Trip nunmal in Bodrum*, und Bodrum liegt in der Türkei – und da unsere Pässe einwandfrei in Ordnung sind, können wir entspannt passieren. Flug, Einreise und Shuttle laufen wie am Schnürchen und die ersten Zweifel verfliegen. Spät in der Nacht erreichen wir das in Ruhe am Ufer dümpelnde Schiff BB2, das für die kommenden 7 Nächte unser schwimmendes Zuhause sein wird. Wir öffnen eine Dose Abendbier und machen uns im Anschluss fix auf, unsere Kojen zu beziehen – die nächsten Tage werden wir viele, viele Höhenmeter machen. Iyi geceler ve tatlı rüyalar!
KOS
„Es gab bislang keinen bedeutenden Mann, der sein ganzes Leben auf dem Festland verbrachte.“
(Herman Melville)
Der Wind weht frisch und das Thermometer zeigt beim Anlegen an die Insel Kos 20 Grad an. Für heute ist eine zünftige Rundfahrt rund um Kos-Stadt geplant, eine entspannte Trailrunde, um reinzukommen. Dieses Reinkommen wird uns heute mit folgenden zwei Wörtern sehr schmackhaft gemacht: „Neue“ und „Trails“. Denn seit genau einer Woche gibt es auf Kos eine Besonderheit: Im Rahmen eines einzigartigen Trailprojekts wurden vor Ort mit den Trail Brothers aus Massa Marittima um Ernesto Hutmacher, etlichen Helfern und praktisch störungsfreier Kommunikation mit den griechischen Behörden Erde herumgewemst, neue Trails gebaut und geshaped, von denen uns unsere Guides den Uphill schon vorschwärmen.
Fünfhundert Höhenmeter gilt es allerdings erstmal bis zum Traileinstieg zu überwinden, und schon während der Auffahrt gibt es für uns Fotografen das eine oder andere Zuckerstückchen, was Bilder mit Postkartenhintergrund angeht. Monumental erheben sich die Felsen am Rand der Insel in die Höhe und bieten einen wunderschönen Kontrast mit dem Meer, auch wenn es heute etwas diesig ist. Nach einem kurzen Ritt über den Bergkamm machen wir am Trailausgang, von dem aus es ein letztes Mal nach oben geht, Bekanntschaft mit zwei engagierten Jungs vom örtlichen Team „Mud Turtles“ – die Locals des Teams auf Kos wurden stark in das aktuelle Trailbau-Projekt eingebunden. Mit zwei für den Uphill-Gebrauch eher absolut untauglichen 1×9 Big Bikes kurbeln die beiden Jungs mit maximaler Power mit – ein großer Traum der Jungs ist ein Propain Spindrift, mit dem sich Up- und Downhill vermutlich noch besser kombinieren lassen.
Nun sind wir ganz oben bei den Antennen und biegen in den neuen “United Nations”-Trail ein, der nicht ohne Stolz von den Erbauern angekündigt wird. Es eröffnet sich eine wunderschöne, flowige Abfahrt mit unzähligen, perfekt passenden Anliegern, steileren Passagen, Flow-Stücken und einem einzigartigen Blick auf das Meer, als uns das letzte Wegstück wieder auf auf der Schotterstraße ausspuckt. NOCHMAL, NOCHMAL! kräht das „Die Dinos“-Baby in uns begeistert und patscht jubelnd auf den Kindertisch. Kurzerhand kurbeln wir die 100 Höhenmeter nochmal hoch und ballern den Trail erneut. Dafür, dass die Abfahrt seit nichtmal 2 Wochen steht, ist der Grip schon enorm und die Landschaft sowieso. Very well done, Fräsen mit Freunden in Reinform.
Mit meinen beiden Fotojungs Roger und Felix verdaddeln wir die Zeit mit einer Fotosession auf dem Trail und verspäten uns. Allerdings ist mittlerweile die Sonne im Sinkflug und überspült die Insel mit diesigem, gelbem Licht – „wir müssen zum Schiff, es gibt Essen“ sagt der Magen, „FOTOWETTER!“ der Fotograf. Natürlich gewinnt der Fotograf, denn ich bin motiviert und meine Fotojungs sind es auch. Wir schießen uns die letzte schicke Abfahrt entlang und rollen tatsächlich irgendwann doch in der weißgetünchten Stadt von Kos aus.
Im Abendlicht werden die Räder verzurrt, der Abend endet mit einer kleinen Stadtführung, dem lokalen Bier „Mythos“ und einem Ouzo – aber den für meine guten Freunde.
Unsere Tour auf Strava
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Alle Teile des Insel-Logbuch gibt es hier:
*allgemeine Info: Ab 2018 startet diese Reise nicht mehr ab Bodrum, sondern direkt ab Kos/Griechenland.