
Dass man in Fort William ganz schön fit sein muss, um Chancen auf den Sieg zu haben, dürfte wahrlich keine Neuigkeit sein. Die 2022er-Ausgabe des Downhill World Cups in den schottischen Highlands hat das einmal mehr bestätigt!
Schon im Vorfeld des Finales war klar, dass es in Fort William eine Premiere geben würde: Keine der Frauen, die fürs Finale qualifiziert war, konnte bisher jemals einen World Cup auf der sagenumwobenen Strecke in den Highlands gewinnen. Die Ausgangslage bei den Männern war derweil eine andere: Die letzten fünf Siege in Fort William haben Greg Minnaar und Amaury Pierron unter sich ausgemacht. Bei schottischem Kaiserwetter (= viel Wind, viel Regen, viel Schlamm und eigentlich so, dass kein vernünftiger Mensch einen Schritt vor die Haustür setzen würde) war also alles angerichtet für ein packendes Finale mit der gewohnten Euphorie, die man aus dem Fort William-Zielbereich kennt.

Den Auftakt des Tages machten am Morgen die Junioren, bei denen im Seeding Run vieles auf einen Zweikampf zwischen Jackson Goldstone und Jordan Williams hingedeutet hatte. So sollte es dann auch kommen – mit besserem Ausgang für den jungen Briten, der sich mit der Winzigkeit von 0,038 Sekunden vor dem jüngsten Syndicate-Star durchsetzen konnte. Beide wären mit ihrer Zeit übrigens auf dem Podium in der Elite-Kategorie gelandet, wenngleich hier die Bedingungen wohl noch ein wenig stürmischer waren. Aus deutscher Sicht extrem erfreulich ist das starke Resultat von Henri Kiefer, der mit Platz 4 mehr als zufrieden sein dürfte.

Bei den Juniorinnen sah es lange Zeit nach einem Sieg von Phoebe Gaele aus, die zeitweise einen Vorsprung von sechs Sekunden hatte. Doch nach einem Sturz musste sie sich lediglich mit Rang 2 begnügen. Wie in Lourdes konnte sich die Kanadierin Gracey Hemstreet den Sieg holen. Komplettiert wurde das Juniorinnen-Podium von der Britin Aimi Kenyon.


Das Finale der Frauen sollte zur großen Show von Nina Hoffmann werden. In der Quali konnte die Santa Cruz-Fahrerin bereits andeuten, dass man mit ihr rechnen muss – und im Finale blieb sie anders als am Vortag von einem Defekt verschont. Fahrerin um Fahrerin biss sich die Zähne an der fantastischen Zeit von Nina aus. Am gefährlichsten für die Syndicate-Fahrerin wurde es, als Camille Balanche als Downhill World Cup-Gesamtfürende auf die Strecke ging. Doch auch die Schweizerin hatte im Ziel auf Platz 2 einen deutlichen Rückstand von fast 4 Sekunden. In Anbetracht der schwierigen Umstände dürfte Myriam Nicole mit Rang 3 sehr zufrieden sein. Vali Höll wird sich hingegen nach einem Sturz im sehr rutschigen offenen Teil der Strecke ärgern, denn für die Österreicherin wäre an diesem Sonntag eine bessere Position als Platz 5 möglich gewesen.

Die erste Fabelzeit im Finale der Männer gelang Thibaut Daprela, der verhältnismäßig früh auf die Strecke musste. Dies sollte sich im Nachhinein betrachtet wohl als kleiner Vorteil erweisen, denn als der Franzose unterwegs war, stürmte es im oberen, offenen Teil wohl noch nicht so sehr wie während der letzten Fahrer des Tages. Daprela war es auch, der als erster die schnellste Qualifikations-Zeit von Laurie Greenland unterbieten konnte. Auf diesen waren die Blicke der zahlreichen britischen Fans besonders gerichtet – genauso wie auf die anderen Stars von der Insel, von denen in der Quali einige in den Top 10 platziert waren.
Doch nicht die Briten, sondern ein französischer Landsmann war es, der als erster gefährlich nah an die Zeit von Thibaut Daprela rankommen sollte: Benoit Coulanges verlor im oberen Teil der Strecke zwar viel Zeit, holte im flachen unteren Segment aber umso mehr wieder auf. Am Ende sollte den Dorval-Fahrer rund eine Sekunde vom ersten World Cup-Sieg seiner Karriere trennen.

Besonders laut wurde es erwartungsgemäß, als Greg Minnaar auf die Strecke ging. Der G.O.A.T., dessen Saison-Auftakt in Lourdes so gar nicht nach Plan verlief, konnte in Fort William bereits sieben Mal gewinnen. Ein achter Triumph sollte nicht hinzukommen – stattdessen verpasste der Südafrikaner das Podium um rund zwei Sekunden. Gleichzeitig dürfte er sich über die Nachricht, dass in Fort William 2023 die Downhill-WM ausgetragen wird, besonders freuen. Auch Matt Walker und Loris Vergier kamen nicht ganz an die Zeit von Thibaut Daprela heran, wobei insbesondere die Fahrt von Loris Vergier hervorzuheben ist: Wie viele andere Fahrer auch hatte er Probleme mit dem Antrieb – ohne diese wäre es wohl sicherlich um den Sieg mitgefahren.

Wie man in Fort William gewinnt, weiß neben Greg Minnaar wohl niemand so gut wie Amaury Pierron. Und auch die Tatsache, dass der Franzose halb Mensch, halb Maschine ist, dürfte auf der harten und langen Strecke in Schottland helfen. Mit einer nahezu perfekten Fahrt konnte sich der Commencal-Star, der bereits den Auftakt in Lourdes gewonnen hat, im Hot Seat platzieren.

Am Ende hatten noch zwei Briten die Möglichkeit, den erneuten französischen Triumph zu verhindern. Doch bei Charlie Hatton war recht schnell klar, dass er seinen zweiten Platz aus der Quali im Finale nicht halten kann – durch einen verletzten Finger gehandicapt, gelang dem Atherton-Fahrer aber eine solide Fahrt auf Platz 15. Dann waren alle Augen auf Laurie Greenland gerichtet, der bis zur Hälfte sogar in Führung lag. Auf dem Motorway konnte er dann allerdings nicht mehr ganz mit der französischen 8.000 Watt-Konkurrenz mithalten. Während Commencal den französischen Doppel-Triumph bei den Männern feierte, war der im Winter zum Syndicate gewechselte Brite aber definitiv sehr zufrieden mit Platz 3. Und überhaupt dürfte die Freude in seinem Team über den Sieg von Nina Hoffmann wohl grenzenlos sein!

































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