Servus, liebe MTB-News-Leser! Endlich ist es so weit, die Off-season ist vorbei und ich darf euch wieder von meinen Rennen berichten. Dieses Mal vom Weltcup-Auftakt in Frankreich, genauer gesagt vom Wallfahrtsort Lourdes, wo für mich nicht alles nach Plan lief.
Donnerstag – Trackwalk
Schon am Weg hoch zum Trackwalk war uns bewusst, dass wir die nächsten Tage nicht allzu viele Trainingsläufe schaffen werden, da die 122 Jahre alte Standseilbahn schon eine gute Weile benötigte, um uns nach oben zu bringen. Da fiel mir wieder ein, was passierte, als ich 2016 zum ersten Mal hier war. Aufgrund eines technischen Gebrechens stand die Seilbahn für 45 Min still. Was für mich bedeutete, dass ich zu spät für meinen Qualifikationslauf kommen würde. Oben angekommen, bin ich sofort zum Start gelaufen und habe den Rennkommissar gebeten, mich nachstarten zu lassen.
Dieser gab mir gleich den nächst verfügbaren Spot, welcher bereits in einer Minute war. Sprich, ich hatte eine Minute Zeit, um mich zu sammeln und meinen Puls in den Griff zu bekommen. Mit diesen Umständen habe ich es gerade einmal zur zweiten Kurve geschafft, wo ich massiv über den Lenker ging. Nicht gerade die beste Erinnerung. Danach ist mir am Weg nach Hause am Brenner auch noch der Sprit ausgegangen. Ach, die Zeiten als Privateer vermisse ich wirklich nicht… Haha!
Nichtsdestotrotz hatte ich die Strecke cool in Erinnerung und war schon gespannt, was sie 6 Jahre später zu bieten hat. Im Großen und Ganzen hat sich nicht viel geändert, außer im Mittelteil. Dort haben sie Bikeparkkurven durch offene Kurven auf frischen Waldboden ersetzt. Kurz vor dem Ziel haben sie noch ein Waschbrett eingebaut, so wie man es eigentlich nur vom Motocross kennt. Da war ich schon gespannt, wie das wohl zu fahren sein wird.
Freitag – Training/Timed Practice
Normalerweise starte ich in das erste Training immer erst eine halbe Stunde nach Beginn der Trainingssession. Am Freitag stehen 5 Stunden Training inkl. Timed Practice am Plan und das ist normal mehr als ausreichend. In Lourdes hatte jedoch das gesamte Fahrerfeld bereits mehr als eine Stunde vor Trainingsbeginn am Lift angestanden.
Die Warteschlange bewegte sich so gut wie nicht und es dauerte 2,5 Stunden, um an den Start zu kommen. In den ersten beiden Trainingsruns hatte ich Schwierigkeiten mich zu konzentrieren, da mich das lange Warten ziemlich müde machte. Nach dem dritten Run kam ich jedoch gut ins Fahren und es machte ordentlich Spaß wieder auf einer abgesperrten Strecke zu fahren. Später im Timed Practice belegte ich mit einem soliden Lauf den 13. Rang, womit ich auch ganz zufrieden war.
Samstag –Qualifikation
Dieses Wochenende war das erste Mal, dass ich mich auf eine Qualifikation so richtig gefreut habe. Das hatte den Grund, dass ich dank meines 20. Platzes im Gesamtweltcup vom letzten Jahr bereits fix für das Finale gesetzt war. Diese Chance wollte ich nutzen und bereits in der Quali ordentlich Gas geben. Denn für ein Top 20 in der Qualifikation gibt es gute Punkte, die wichtig für den Weltcup Overall sind. Jedoch gibt es seit diesem Jahr eine neue Regel, die mir einen Strich durch die Rechnung machte.
Diese Regel besagt: Wenn sich ein Fahrer verletzt und bis zu diesem Zeitpunkt in den Top 10 des Gesamtweltcups befindet, ist er automatisch für das erste Rennen protected. Und genau das war der Fall bei Baptiste Pierron. Somit wurde ich mit der Nummer 20 aus dem Protected System rausgeworfen und ich musste mich nun doch wieder qualifizieren. Und genau so bin ich den gesamten Samstag auch gefahren. Nämlich nur so viel, wie ich musste. Damit belegte ich Platz 24 in der Qualifikation und machte somit keine Punkte. Ich war wirklich froh, als der Tag vorbei war und konnte es kaum erwarten, im Finale mehr zu zeigen.
Sonntag – Raceday
Im Abschlusstraining am Sonntag war am Streckenrand bereits die Hölle los. Ich denke, es waren mehr Fans im Training als bei den meisten anderen Weltcups während dem Rennen. In den letzten beiden Trainingsläufen hatte ich zwei Sektionen immer wieder hochgeschoben, da ich vom Vortag viele Linien geändert habe und diese noch in Rennspeed trainieren wollte. Ich hatte jedoch immer noch Schwierigkeiten, aus meiner Komfortzone rauszukommen. Jedoch dachte ich mir, mit dem Adrenalin im Rennlauf kommt das schon noch. Dachte ich!
Mein Rennlauf war von oben bis unten viel zu kontrolliert. Ich versuchte nur sauber zu fahren und ging einfach nicht voll aufs Ganze. Mit so einem „Sicherheitslauf“ wird man heutzutage schnell nach hinten durchgereicht. Erst recht, wenn man sieht, wie brutal am Limit die Jungs in den Top 10 unterwegs waren. Für mich reichte es am Ende nur für den 22. Platz, womit ich ehrlich gesagt alles andere als zufrieden war.
Fazit
Auch wenn der Saisonauftakt nicht so gelaufen ist, wie ich ihn mir das vorgestellt hatte, gibt es einiges Positives mitzunehmen. Körperlich fühle ich mich so gut wie noch nie und ich weiß, woran ich bis zum zweiten Weltcup in Fort William arbeiten muss.
Und ja, war einfach wieder extrem cool vor so einem großen Publikum Rennen fahren zu dürfen. Rennen fahren ist einfach das Geilste!!
Macht´s gut und bis zum nächsten Mal, Andi ☺
Video: Andi Kolb bei der Abfahrt
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