Ortlieb Frame-Pack im Test: Mitte April des vergangenen Jahres hatten wir euch bei MTB-News.de die Bikepacking-Linie von Ortlieb im Rahmen unserer „Abgefahren!“ Rubrik vorgestellt. Die Erstlinge der Mittelfranken, bestehend aus Seat-Pack, Handlebar-Pack und Accessory-Pack, wussten mit Wasserdichtigkeit, robusten Materialien und sinnvollen Detaillösungen zu überzeugen. Mittlerweile wurde aus dem Taschen-Trio ein Quartett und es kam die Rahmentasche Frame-Pack hinzu – wir haben den Frame Pack in den letzten Winterwochen mit auf viele Touren genommen. Hier ist der Test.
Ortlieb Frame-Pack – Kurz und knapp
Frame-Pack (Größe M) | Frame-Pack (Größe L) | |
---|---|---|
Höhe | 24 cm | 29 cm |
Breite | 40 cm | 50 cm |
Tiefe | 6 cm | 6 cm |
Gewicht | 174 g | 220 g |
Volumen | 4 L | 6 L |
UVP | 99.95 € | 119.95 € |
In der Hand
Das optische Erscheinungsbild des Frame-Pack lässt sich mit „schnörkellos“ auf den Punkt bringen. Ein graues Dreieck, das reflektierende Firmenlogo samt dem obligatorischen „Waterproof“ Schriftzug, drei massive Klettbänder zur Befestigung der Tasche am Oberrohr sowie je ein schmales Klettband zum Fixieren des Frame-Pack am Unter- und Sattelrohr – das war es dann im Prinzip auch schon. Einzig der grob gezahnte, leuchtend orangefarbene Reißverschluss sticht ins Auge. Diese Aufmerksamkeit hat er sich absolut verdient, aber dazu später mehr. Als Material kommt –wie auch bei den anderen Bikepacking-Taschen von Ortlieb – ein leichtes, PVC-freies PU Nylongewebe zum Einsatz. Im Inneren der Tasche befindet sich außerdem noch ein weiteres Klettband, das eine zu starke Ausbeulung der Tasche verhindert.
Das in Deutschland hergestellte Ortlieb Frame-Pack verfügt über ein großes, nicht unterteiltes Fach, das von links zugänglich ist und in der von uns getesteten Größe L ein Fassungsvermögen von 6 Litern aufweist. (Das Frame-Pack in Größe M fasst 4 Liter.) Ein Schlaufenband (oder auch eine Daisy Chain) verläuft – von der Oberseite abgesehen – einmal rund um die Tasche und ermöglicht ein auf den Rahmen abgestimmten Anbringen der beiden schmaleren Klettbänder. Die drei breiteren Klettbänder sind äußerst robust und baugleich mit denjenigen, die auch beim Handlebar-Pack sowie dem Accessory-Pack Verwendung finden.
Das Highlight der Tasche ist zweifellos der bereits zuvor erwähnte Reißverschluss. Dieser ist absolut wasserdicht und sorgt so dafür, dass sich das Frame-Pack nahtlos in die Reihe von Radgepäck einfügt, für das Ortlieb seit Jahrzehnten von Radtouristen und Radabenteurern gleichermaßen geschätzt wird.
Auf dem Trail
Zunächst ist zu sagen, dass das Frame-Pack mit einer Breite von 6 cm schmaler ausfällt als die meisten Rahmentaschen der Wettbewerber und dementsprechend etwas weniger Stauraum als diese bietet. Allerdings bringt diese schmale Bauweise auch Vorteile mit sich, denn die Wahrscheinlichkeit eines Kontakts der Beine mit dem Frame-Pack wird minimiert. Somit ist Ortliebs Rahmentasche nicht nur für Fatbikes mit ihren 100 mm breiten Tretlagern eine Option, sondern auch für reguläre Mountainbikes, Crosser, Gravelbikes oder Rennräder.
Für eine Tagestour oder eine Ausfahrt auf den Hometrails reicht der Stauraum allemal: Auf der ersten Trailrunde bei frostigen Temperaturen befanden sich neben der obligatorischen 0,7l Trinkflasche, einem Multitool und einer Luftpumpe auch eine 0,3 L Thermoskanne sowie eine leichte Daunenjacke im Frame-Pack. Obwohl die Rahmentasche also durchaus gut gefüllt war, blieb ein Kontakt mit den Beinen aus, auch wenn der Bewegungsablauf beim Pedalieren – Singlespeed sei Dank – durchaus das ein oder andere Mal eher etwas unkonventionell ausfiel.
Im Übrigen trägt auch der Reißverschluss seinen Teil zur Kontaktvermeidung bei, denn er schließt absolut luftdicht ab, wodurch sich die Form der Tasche bis zu einem gewissen Grad „modellieren“ lässt. Hat man den Inhalt verstaut, bringt man die Tasche in die gewünschte Form, indem man sie bspw. mit einer Hand eindrückt und mit der anderen den Reißverschluss schließt. Dies gelingt dank des großen, T-förmigen Griffes auch mit dicken Winterhandschuhen. Zudem lässt sich der Reißverschluss überraschend leicht öffnen und schließen, lediglich das letzte Stück, das für die Abdichtung sorgt, verlangt etwas Nachdruck. Ist der Reißverschluss geschlossen, verhindert eine Garage ein Umherbaumeln des Zipperpullys.
Das Ortlieb Frame-Pack saß fest im Rahmen und bewegte sich auch auf ruppigen Trailabschnitten weder zur Seite, noch rutschte es nach vorne oder nach hinten. Zusammen mit dem zuvor beschriebenen, nicht vorhandenen Beinkontakt verhielt sich das Frame-Pack während der Fahrt also absolut unauffällig. Für eine Tasche wohl eines der größten Komplimente.
Wasserdicht – ja oder nein?
Um Missverständnisse von vornherein aus dem Weg zu räumen: Das Frame-Pack ist absolut wasserdicht und hält diesbezüglich definitiv, was Ortlieb verspricht. Bleibt die Frage, ob eine Rahmentasche zwingend wasserdicht sein muss. Hierauf wird sich – wie so oft – keine allgemeingültige Antwort finden lassen, da das Taschensetup sehr stark von den individuellen Präferenzen abhängig ist. So spielt es bei der Entscheidung für oder gegen eine wasserdichte Rahmentasche beispielsweise eine Rolle, ob diese die einzige Tasche am Rad ist oder ob die Rahmentasche als Teil eines Bikepacking-Gesamtkonzepts, das an anderer Stelle wasserdichten Stauraum bereithält, fungiert.
Unabhängig davon ist zu bedenken, dass aufgrund des für die Wasserdichtigkeit erforderlichen Herstellungsverfahrens die Möglichkeiten, die Tasche auf verschiedene Rahmenformen anzupassen, doch etwas eingeschränkt sind. Dies gilt sowohl für den Hersteller selbst als auch für den Kunden. Wer sich für das Ortlieb Frame-Pack entscheidet, sollte daher idealerweise einen klassischen Rahmen mit geraden Rohren sein Eigen nennen, denn auf hydrogeformte oder geschwungene Rahmenformen lässt sich das Ortlieb Frame-Pack nicht so gut anpassen wie seine lediglich wasserabweisenden Konkurrenten.
Befestigungsvariante
Das Ortlieb Frame-Pack in der Größe M kann in größeren Rahmendreiecken durchaus als Teil-Rahmentasche eingesetzt werden, wenn es ganz nach vorne geschoben und mittels der individuell anbringbaren schmalen Klettbänder am Steuer- sowie am Unterrohr fixiert wird. Auf diese Weise bleibt – je nach Rahmen – der Flaschenhalter am Sattelrohr nutzbar. Eine Bildersuche nach „Oveja Negra Super Wedgie“ liefert hierzu das entsprechende Anschauungsmaterial.
Fazit – Ortlieb Frame Pack
Das Ortlieb Frame-Pack fügt sich nahtlos in die Bikepacking-Kollektion der Mittelfranken ein und überzeugt durch hochwertige Materialien, eine tadellose Verarbeitung und festen Sitz im Rahmen. Ob eine der beiden Größen wirklich passt, hängt jedoch stark von der jeweiligen Rahmenform ab. Für die beiden Testräder (ein Surly Krampus und ein Surly Ice Cream Truck, jeweils in der Größe M) war die L-Variante des Frame-Pack wie gemacht. Mit einem 9:zero:7 Fatbike und dessen stark hydrogeformten Rahmen wollte es sich hingegen nicht recht anfreunden.
Stand jetzt ist die Wasserdichtigkeit ein Alleinstellungsmerkmal im Bereich der Rahmentaschen. Dies macht das Frame-Pack sowohl für Biker und Bikepacker, die sich bei ihren Touren auch von Mistwetter nicht abschrecken lassen, als auch für diejenigen attraktiv, die sich vom Rucksack lösen möchten und auf deren (Home-)Trails sich nasse und trockene Passagen stetig abwechseln.
Nicht unbedingt ein Alleinstellungsmerkmal, aber mit Blick auf die Rahmentaschen der Mitbewerber durchaus erwähnenswert, ist das Erscheinungsbild des Ortlieb Frame-Pack im Rahmen. Dieses fällt aufgrund der relativ schmalen und sparsam eingesetzten Klettgurte sehr clean aus, ohne dass dabei Kompromisse im Hinblick auf einen festen Sitz der Tasche gemacht werden müssen.
Weitere Informationen
Website: www.ortlieb.com
Text und Redaktion: Fabian Baum | MTB-News.de 2017
Bilder: Fabian Baum