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POC Kortal Race MIPS Helm im Test: Auf den Namen Kortal hört der neue Premium-Helm aus dem Hause POC. Mit zahlreichen Sicherheits-Features versehen möchte der POC Kortal Race MIPS auf dem Kopf überzeugen. Ob das gelingt? Hier ist unser Test des neuen POC Kortal!
POC Kortal Race MIPS: Infos und Preise
Seit vielen Jahren ist der POC Tectal einer der beliebtesten Halbschalen-Helme für den Trail- und Enduro-Einsatz. Nun erweitern die schwedischen Sicherheits-Experten von POC ihr Helm-Portfolio um eine weitere Halbschale, die sich primär an Trail-Fahrer und Enduristen richtet: Der neue POC Kortal ist vollgestopft mit Sicherheits-Features und will dazu mit einem deutlich kantigeren Design begeistern. Erhältlich ist der POC Kortal entweder in der von uns getesteten Race MIPS-Variante für 250 € oder als reguläre Variante für glatte 200 €.
- Halbschalen-Helm für den Trail- und Enduro-Einsatz
- Sicherheitsfeatures MIPS Integra, NFC Medical ID, integrierter Recco-Reflektor, Breakaway-Visier
- Größen S (51-54 cm) / M (55-58 cm) / L (59-62 cm)
- Farben Schwarz-Weiß / Weiß-Schwarz / Türkis-Schwarz / Grau-Schwarz / Orange-Schwarz
- Gewicht 399 g (Größe M)
- www.pocsports.com
- Preis 250,00 € (UVP) | Bikemarkt: POC Kortal Race MIPS kaufen
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Im Detail
„Welche Sicherheits-Features sollen wir in den neuen Kortal einbauen?” „Ja.” – so ungefähr stellen wir uns die Besprechung im POC-Hauptquartier in Stockholm vor, als der neue Enduro-Helm erstmals thematisiert wurde. Unter der kantigen Haube hat POC so ziemlich jedes erdenkliche Schutzsystem integriert, das es derzeit auf dem Markt so gibt. Dazu gleich mehr, vorher noch kurz zum Design: Dieses unterscheidet sich deutlich vom beliebten Tectal, der eher schlicht und rundlich daherkommt. Der neue Kortal ist deutlich kantiger und hinten tief nach unten gezogen. Durch die Ecken und Kanten wirkt der POC Kortal wuchtiger und futuristischer. Fans des Tectals können beruhigt sein: Der Kortal ersetzt den Tectal nicht, sondern erweitert das Angebot.
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
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
Weiter geht’s mit den Sicherheits-Features, und davon stecken ziemlich viele im neuen POC Kortal. Der Zusatz MIPS im Namen des Helmes suggeriert: Ein System zur Reduktion der bei einem Aufprall entstehenden Rotationskräfte ist wie bei Premium-Helmen mittlerweile selbstverständlich an Bord. Beim POC Kortal Race MIPS kommt erstmals das neue MIPS Integra-System zum Einsatz. Hier ist das System praktisch unsichtbar in die EPS-Schale des Helmes integriert. Das soll sich unter anderem positiv auf das Gewicht und die Platzierung der Belüftungsöffnungen auswirken.
Die NFC Medical ID-Technologie wurde von POC im vergangenen Jahr im Mountainbike-Bereich eingeführt und ist auch beim Kortal mit dabei. Hier lassen sich dank eines in den Helm integrierten Medical ID-Tags wichtige medizinische Informationen, beispielsweise Allergien oder auch Notfall-Kontakte, speichern. Diese können über die App twICEme, die kostenlos für Android und iOS erhältlich ist, auf den Helm übertragen werden. Dank Near Field Communication-Technologie, kurz NFC, können Sanitäter dann diese medizinischen Daten auslesen, indem sie ihr Smartphone an den Helm halten.
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
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
Ebenfalls spannend ist der integrierte Recco-Reflektor. Dieser sorgt dafür, dass man deutlich leichter aus der Luft entdeckt und geborgen werden kann. Insbesondere in den Alpen verbreitet sich die Recco-Technologie immer stärker und ist hier vor allem im Schneesport relevant. Neu ist das patentierte Breakaway-Visier, das den Kortal beispielsweise auch vom Tectal unterscheidet: Das Plastik-Visier ist lediglich gesteckt und kann sich bei einem Sturz vom Helm trennen, statt den Nacken zusätzlich zu belasten. Mit wenigen Handgriffen kann es anschließend wieder sicher befestigt werden.
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Insgesamt 17 Belüftungsöffnungen sollen dafür sorgen, dass man auch an warmen Sommertagen stets einen kühlen Kopf bewahrt. Über ein kleines Drehrad kann man wie gewohnt die Weite des Helmes anpassen. Auch in der Höhe lässt sich das Größensystem anpassen. Hier setzt POC wie beim Visier nun auf ein gestecktes System, was deutlich besser funktioniert als das ziemlich umständliche System des POC Tectal. Die Polsterung des POC Kortal Race MIPS ist einteilig ausgeführt. Auf der Waage wird bei unserem Test-Helm in Größe M ein Gewicht von 399 Gramm angezeigt. Das ist kein überragender, aber in Anbetracht des großflächigen Schutzes durchaus respektabler Wert.
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
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
Mit dem POC Kortal Race MIPS wollen die Schweden das Maximum an Sicherheit im Trail- und Enduro-Sektor bieten. Das schlägt sich auch in den Sicherheitsnormen, die der kantige Helm erfüllt, nieder. Der Kortal besteht nämlich nicht nur die Standard-Tests für die bekannten DIN- und CPSC-Normen, sondern erfüllt darüber hinaus auch die neue NTA 8776-Norm. Hierbei handelt es sich um einen neuen Standard für Helm-Sicherheit, der in den Niederlanden entwickelt wurde. Getestet werden hier die Helme wie bei der DIN EN 1078-Norm, allerdings sind die Fall-Geschwindigkeiten etwa 20 % höher. Helme, die die NTA 8776-Norm erfüllen, bieten damit eine um etwa 40 % höhere Dämpfung als Helme, die „nur” die DIN EN 1078 erfüllen.
Auf dem Trail
Aufsetzen und wohlfühlen: Dieses Gefühl tritt ein, wenn man den neuen POC Kortal erstmals aufzieht – jedenfalls ging es mir so, was etwas überraschend war, weil der Tectal so gar nicht mit meinem Schädel harmonieren wollte. Den Kortal an seine individuelle Anatomie anzupassen fällt dank überarbeitetem System relativ leicht, auch das Drehrad auf der Rückseite lässt sich gut bedienen. Zu Beginn ergab sich in der höchsten Position und der weitesten Einstellung eine Druckstelle am Hinterkopf vom Drehrad – hier ist der Platz etwas zu knapp bemessen. Allerdings ist die Druckstelle nach den ersten Fahrten verschwunden.
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
Die Polsterung des POC Kortals fällt normal bis dünn aus. Eine dicke Polsterung erhöht normalerweise den Tragekomfort, führt allerdings auch dazu, dass sich die Polster stärker mit Schweiß vollsaugen und der Schweiß anschließend ins Sichtfeld tropft oder läuft. Hier ist POC ein sehr guter Kompromiss gelungen: Die dünnen Polster saugen sich kaum voll, der Tragekomfort ist durch die gute Passform trotzdem sehr hoch. Hinzu kommt eine ausgezeichnete Belüftung. Heiße Sommertage waren während unseres Tests im Februar und März zum Glück Fehlanzeige, aber bei den ungewöhnlich milden Temperaturen hat der POC Kortal hinsichtlich des Hitzemanagements einen ausgezeichneten Eindruck hinterlassen.
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
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Kompatibilität mit verschiedenen Brillen. Egal ob hauseigene POC-Brille oder Modelle von 100% und Oakley: Probleme mit der Passform oder Kompatibilität hatte ich keinerlei. Beim Weg zum Gipfel lassen sich normale Sportbrillen relativ unkompliziert und sicher auf der Rückseite des Helmes verstauen. Schiebt man das Visier komplett nach oben, finden zumindest normale Goggles hier ausreichend Platz beim Uphill. Mit größeren Downhill-Brillen wird es etwas eng. Bleiben wir kurz beim Breakaway-Visier: Dieses trennt sich bei einem Schlag von unten zuverlässig vom POC Kortal und lässt sich fast genauso schnell wieder sicher befestigen. Kleine Velcro-Applikationen sorgen außerdem dafür, dass der Helm dabei nicht zerkratzt – top!
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
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
Die Schutzfunktion des POC Kortals wurde nicht zu sehr auf die Probe gestellt: Sturzfrei bin ich zwar nicht durch den Test gekommen, allerdings ohne dabei ernsthaft auf den Kopf zu fallen. Ausdrücklich positiv zu bewerten ist das Bestreben von POC (und anderen Herstellern), nicht nur die etablierte DIN EN 1078-Norm zu erfüllen. Die neue NTA 8776-Norm ist primär für S-Pedelecs und damit einhergehende höhere Geschwindigkeiten konzipiert – und damit nicht unbedingt viel näher an der Trail-Wirklichkeit als andere Normen. Allerdings sind die höheren Aufprallgeschwindigkeiten, mit denen hier getestet wird, ein Schritt in die richtige Richtung. In Kombination mit dem MIPS Integra-System, dem wegschnappenden Visier sowie der Recco-Technologie und dem NFC Medical ID-Chip hat POC hier ein ziemlich umfassendes Schutzpaket auf die Beine gestellt. Wünschenswert wäre aus unserer Sicht, dass die 200 € teure reguläre Version des Kortals noch mit einem System zur Reduktion von Rotationskräften ausgestattet wird – für uns ist das deutlich relevanter als der auch hier integrierte Recco-Chip.
Im Vergleich
Ein Klassiker unter den Halbschalen-Helmen für den Trail- und Enduro-Einsatz ist der Troy Lee A2. Die Polsterung des Troy Lee-Helms fällt dicker aus, was ihn noch etwas bequemer macht – allerdings gerade an warmen Sommertagen dafür sorgt, dass einem die Suppe konstant ins Gesicht läuft. Der POC Kortal hat hier die Nase vorn, auch die Wertung in der Kategorie Sicherheits-Features geht an den Schweden. Allerdings ist der Kortal noch einen Tick teurer.
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
Ebenfalls sehr interessant ist der Fox Speedframe, den die Kalifornier im vergangenen Jahr vorgestellt haben. Beide Helme sind sehr gut belüftet und optisch gelungen – die Ähnlichkeiten durch das relativ gerade abgeschnittene Heck sind nicht von der Hand zu weisen. Der Speedframe gewinnt die Preis-Wertung klar, der POC Kortal wirkt insgesamt hochwertiger.
Fazit – POC Kortal Race MIPS
Mit dem POC Kortal Race MIPS ist den Sicherheits-Experten aus Schweden ein sehr guter Trail- und Enduro-Helm gelungen, der nahezu auf ganzer Linie überzeugen kann. Die Sicherheits-Features sind üppig, Passform und Belüftung sind sehr gut und auch die Optik weiß zu gefallen. Als offensichtlicher Kritikpunkt bleibt der hohe Preis von 250 €. Dafür erhält man jedoch auch einen Helm, der praktisch keine Wünsche offen lässt.
- gelungene Passform
- schickes Design
- gute Belüftung
- vollgepackt mit Sicherheits-Features
- hoher Preis
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
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Preisvergleich POC Kortal Race MIPS
Warum MTB-News Helme nicht auf dem Prüfstand testet
Jeder Helm muss verschiedene Tests und Normen bestehen, bevor er auf dem europäischen Markt verkauft werden darf. Die Praxisrelevanz dieser Normen, bei denen die Helme nach einem standardisierten Verfahren auf einem Prüfstand getestet werden, wird teilweise kontrovers diskutiert. Um eine Verkaufserlaubnis für den europäischen Markt zu erhalten, müssen Fahrradhelme bestimmte Standards erfüllen.
Hierzulande besonders relevant ist die Prüfnorm DIN EN 1078. Bei dieser Norm fällt der Helm – inklusive Prüfkopf, dessen Masse zwischen 3,1 und 6,1 kg beträgt – zunächst aus einer Höhe von etwa 150 cm mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 19,5 km/h auf eine Stahlplatte. Anschließend fällt der Helm aus einer Höhe von circa 110 cm auf ein dachförmiges Ziel. Die Aufprallgeschwindigkeit beträgt hier 16,5 km/h. Im Prüfkopf befindet sich ein Sensor, der die Beschleunigung misst. Liegt diese unter 250 g, gilt der Test als bestanden und die Norm ist erfüllt.
Die Hersteller der Helme kommunizieren nur, wenn der Helm den Test bestanden hat – nicht jedoch mit einem konkreten Prüfergebnis. Die schwedische Versicherung Folksam hat 2015 mit einem aufwendigen Versuchsaufbau mehrere Helme auf dem Prüfstand getestet und anschließend die Ergebnisse veröffentlicht. Studien aus dem American Football zeigen, dass Gehirnerschütterungen ab einer Einwirkung von 60 bis 100 g auftreten können. Bei einer Einwirkung von 250 g – also dem Höchstwert, den ein Helm bei der DIN EN 1078 aufweisen darf – liegt ein 40-prozentiges Risiko für eine Schädelfraktur vor.
Bei unseren Helmtests haben wir uns gegen einen Test auf dem Prüfstand entschieden. Dieses Thema haben wir vorab redaktionsintern diskutiert und uns dabei unter anderem folgende Fragen gestellt:
- Simuliert man auf dem Prüfstand nur die beiden Situationen, die auch für die Erfüllung der DIN EN 1078-Norm relevant sind?
- Wie relevant ist ein Aufprall aus einer Höhe von 150 cm mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 19,5 km/h auf eine Stahlplatte für einen Trail- oder Enduro-Helm?
- Und wie relevant ist ein Aufprall aus einer Höhe von 110 cm auf ein dachförmiges Ziel für einen Trail- oder Enduro-Helm?
- Sollte man nicht auch die auf den Kopf einwirkenden Rotationskräfte messen?
- Wie simuliert man im Labor einen bei einer Trailfahrt typischen Sturz?
- Müsste man nicht mehrere Ausführungen ein und desselben Helmes auf dem Prüfstand testen, um eine Serienstreuung auszuschließen?
- Wie, wo und wann testet man?
- Wie viel Schutz bietet ein Helm, der im Labor hervorragend funktioniert, in der Praxis aber schlecht auf dem eigenen Schädel sitzt?
- Wie viele Helme müsste uns eigentlich jeder Hersteller zuschicken, damit wir jedes Modell sinnvoll im Labor und auf dem Trail testen können?
Die Antwort auf die Frage, weshalb wir die Helme nicht im Labor auf dem Prüfstand getestet haben, ist also komplexer, als man zunächst annehmen würde. Unter idealen Bedingungen hätten wir natürlich gerne jeden Helm auch hinsichtlich seiner konkreten Schutzwirkung möglichst objektiv, reliabel und valide getestet. Generell begrüßen wir es, wenn die Hersteller der Helme den Fokus vor allem auf sicherheitsrelevante Aspekte legen und würden uns eine praxisrelevante Überarbeitung der aktuell für Trail- und Enduro-Helme notwendigen DIN EN 1078 wünschen.