
Neues Canyon Stoic AL im ersten Test: Trail-Hardtails haben sich inzwischen auf dem MTB-Markt etabliert. Seien es Yeti, Santa Cruz oder Liteville – immer mehr Hersteller erweiterten ihr Portfolio gezielt mit den Abfahrts-orientierten Allroundern, die unter anderem durch einen günstigen Anschaffungspreis, eine hohe Vielseitigkeit sowie einen geringen Wartungsaufwand überzeugen sollen. Der Fahrspaß soll mit 140 mm Federweg und mehr natürlich nicht zu kurz kommen. Als Branchen-Riese will Canyon mit der Konkurrenz gleichziehen und präsentiert nun das brandneue Stoic. Vorhang auf für den Trail-Allrounder, auf dem wir bereits zwei kleine Runden drehen konnten!
Canyon Stoic AL: Infos und Preise
Nigelnagelneu kommt das Stoic daher. Das Trail-Hardtail soll laut Canyon maximalen Fahrspaß zum minimalsten Preis garantieren und eine möglichst breite Masse an Mountainbikerinnen und Mountainbikern ansprechen. Dementsprechend wird das Bike in sechs unterschiedlichen Größen – von 2XS bis XL – verfügbar sein und zu einem erschwinglichen Preis von 799 € in der günstigsten Ausführung auf dem Markt erscheinen. Damit sich das Stoic über alle Größen hinweg nahezu gleich fahren soll, setzt Canyon bei den Modellen 2XS bis S auf 27.5“-Laufräder mit 150 mm Federweg, während die größeren Rahmen auf 29“ und 140 mm-Gabeln ausgelegt sind. Beim Gewicht pendelt sich das Hardtail zwischen 14 und 15 kg ein – unser Test-Bike in Größe XL wog ohne Pedale 14,6 kg.
- Rahmenmaterial Aluminium
- Federweg 140 mm (M, L, XL) / 150 mm (2XS, XS, S)
- Laufradgröße 29″ (M, L, XL) / 27,5″ (2XS, XS, S)
- Besonderheiten Robuster Aluminium-Rahmen, einfache Kabelführung, Laufradgröße und Federweg auf Rahmengröße abgestimmt
- Gewicht 14,6 kg (Größe XL, nachgewogen)
- Farben Weiß / Grau / Grün
- Rahmengrößen 2XS / XS / S / M / L / XL
- Verfügbar ab sofort
- www.canyon.com
Preis Canyon Stoic 2: 799 € (UVP)
Preis Canyon Stoic 3: 1.199 € (UVP)
Preis Canyon Stoic 4: 1.799 € (UVP)

Im Detail
Die Produktpalette von Canyon ist groß – vom Race-Hardtail Exceed bis zum Erfolgs-Downhiller Sender bietet Canyon für fast jeden MTB-Enthusiasten ein passendes Rad an. Im Trailbike-Segment sind die Koblenzer mit dem Neuron, dem Spectral und dem kürzlich vorgestellten Canyon Spectral 29 besonders stark aufgestellt. Mit den vollgefederten Modellen konnten lediglich Abfahrts-orientierte Hardtail-Liebhaber nicht wirklich beglückt werden. Doch das soll sich nun mit dem neuen Stoic ändern: Das Bike soll durch große Flexibilität überzeugen und zudem den Geldbeutel nicht extrem belasten.
Der 6061 T6-Aluminiumrahmen soll sehr steif und vor allem robust daherkommen. Das Stoic lässt sich gemäß der Nutzungsbedingung in die hauseigene „Kategorie 4“ einordnen, unter die unter anderem auch das Enduro-Bike Strive fällt. Das Hardtail soll damit einerseits mit sehr anspruchsvollem Terrain bestens klarkommen und andererseits auch im Pumptrack oder bei Dirt Jumps eine starke Performance abliefern können – ohne dass der Rahmen sich ungewollt in die Knie zwingen lässt. Apropos Rahmen: Um das Einsatzspektrum extrem flexibel zu gestalten, wurden auch in Bezug auf die Geometrie Überlegungen angestellt, um das Bike einer möglichst breiten Kundschaft zugänglich zu machen. Im Fokus der Entwicklung stand, stets die optimale Balance zwischen einem Abfahrts-starken Trailbike und einem spaßigen Rad für die eben erwähnten Pumptracks und Dirtjump-Trails zu finden. Zur Geometrie aber später mehr!


„Flexibilität“ ist also das Zauberwort, das eng mit dem Stoic in Verbindung stehen soll – dazu gehört auch eine große Bandbreite an Rahmengrößen für möglichst viele unterschiedliche große Fahrerinnen und Fahrer. Das Trail-Hardtail wird es dementsprechend in sechs unterschiedlichen Größen geben – von 2XS bis XL, womit laut Canyon Personen ab einer Körpergröße von 149 cm auf das Stoic passen sollen. Spannend hierbei ist vor allem der Ansatz, den die Koblenzer verfolgen: Die Bikes in 2XS bis S werden mit 27,5“-Laufrädern sowie einer 150 mm-Federgabel bestückt, während die größeren Modelle auf 29“ rollen und mit 140 mm etwas weniger Federweg spendiert bekommen. Ziel der Ingenieure ist es, dass für die Fahrerinnen und Fahrer über alle Größen hinweg ein ähnliches Handling gewährleistet wird und die Position auf dem Rad für alle Kunden eine ähnliche ist.
Die Grundgedanken der Ingenieure: Um auch kleineren Personen ein gut kontrollierbares und wendiges Bike an die Seite zu stellen, setzt Canyon bei den S-Modellen auf 27.5″-Laufräder. Das Überrollverhalten und die Höhe der Front stehen bei den verschiedenen Laufradgrößen aber etwas in Konkurrenz zu diesem Ziel. An der Front der kleinen Rahmengrößen wird anstatt einer 140 mm- eine 150 mm-Gabel eingesetzt, um dem entgegenzuwirken. Eins zu eins kompensieren lässt sich das nachteiligere Rollverhalten mit einem Plus von 10 mm Federweg zwar nicht, nichtsdestotrotz werden die kleinen Modelle dadurch auf dem Trail etwas potenter.


Was stand sonst noch im Fokus der Entwicklungsarbeit? – Einfache Handhabung! Damit man auch ohne große Schrauber-Erfahrung mit dem Stoic glücklich wird, setzt Canyon auf simple Prinzipien. Die Züge der Schaltung sowie der Variostütze verlaufen im Inneren des Rahmens, die mithilfe einer großen Öffnung zwischen Unterrohr und Tretlagerhülse problemlos erreicht werden können. Ewig langes „Herumfischen“ im Rahmen soll so passé sein. Die Bremsleitungen werden hingegen entlang des Rahmens geführt, sodass ein Wechsel der Hinterrad-Bremse mit wenigen Handgriffen und ohne zusätzliches Entlüften erledigt ist.
Um auch bergab noch mehr aus dem Bike herauskitzeln zu können, dürfen auf das 29“-Stoic bis zu 2.6“ breite Reifen montiert werden, auf das 650B sogar 2.8“. Ins Muster der simplen Anwendung passt zu dem das BSA-Tretlager und die Post-Mount Bremsaufnahme – alles einfach bedienbar und im Zweifel einfach wartbar.
Geometrie
Einen progressiven Ansatz verspricht Canyon – und tatsächlich finden sich in der Geometrie vereinzelt ungewohnte Ansätze, die wir so auch schon am Spectral 29 gesehen haben. Während der Reach sich über alle Größen hinweg von 380 bis 505 mm erstreckt, gibt es beim Stack eine Varianz von 50 mm – von 593 bis 643 mm. Der Lenkwinkel fällt mit 65° verhältnismäßig flach aus und ist damit lediglich ein Grad steiler als am Spectral 29. Die Kettenstreben sind mit einer Länge von 418 mm (2XS bis S) bzw. 428 mm (M bis XL) weder sonderlich lang noch besonders kurz. Die nötige Agilität für einen Allrounder, wie es das Stoic sein will, sollte damit gegeben sein.
Betrachtet man das Rad im Vergleich zum restlichen Angebot, fällt auf, dass die Geometrie sich größtenteils in einem guten Mittelfeld einsortiert. Heraus sticht das Rad durch seine 6 Größen – doppelt so viele wie bei manch anderem direkten Konkurrenten. Aber auch tiefere Tretlager und flachere Lenkwinkel sehen wir bei Bikes mit ähnlichem Einsatzgebiet, gleichem Federweg und in einer ähnlichen Preiskategorie. Canyon ist den meisten Mitbewerbern aber im Hinblick auf den Reach etwas voraus.
Rahmengröße | 2XS | XS | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|---|---|
Laufradgröße | 27,5″ | 27,5″ | 27,5″ | 29″ | 29″ | 29″ |
Federweg (vorn) | 150 mm | 150 mm | 150 mm | 140 mm | 140 mm | 140 mm |
Sitzrohr | 365 mm | 365 mm | 400 mm | 430 mm | 460 mm | 500 mm |
Überstandshöhe | 795 mm | 794 mm | 796 mm | 836 mm | 841 mm | 842 mm |
Radstand | 1.084 mm | 1.137 mm | 1.166 mm | 1.195 mm | 1.224 mm | 1.253 mm |
Lenkwinkel | 65° | 65° | 65° | 65° | 65° | 65° |
Tretlagerabsenkung | 45 mm | 45 mm | 45 mm | 60 mm | 60 mm | 60 mm |
Sitzwinkel, effektiv | 75° | 75° | 75° | 75° | 75° | 75° |
Steuerrohr | 90 mm | 90 mm | 100 mm | 90 mm | 100 mm | 110 mm |
Einbauhöhe Gabel | 534 mm | 534 mm | 534 mm | 553 mm | 553 mm | 553 mm |
Gabel-Offset | 46 mm | 46 mm | 46 mm | 42 mm | 42 mm | 42 mm |
Kettenstreben | 418 mm | 418 mm | 418 mm | 428 mm | 428 mm | 428 mm |
Oberrohr | 539 mm | 564 mm | 591 mm | 623 mm | 650 mm | 678 mm |
Reach | 380 mm | 405 mm | 430 mm | 455 mm | 480 mm | 505 mm |
Stack | 593 mm | 593 mm | 602 mm | 625 mm | 634 mm | 643 mm |
STR | 1,56 | 1,46 | 1,40 | 1,37 | 1,32 | 1,27 |

Ausstattung
Das neue Canyon Stoic gibt es insgesamt in drei Ausstattungsvarianten. Das Stoic 2 ist mit einem Shimano Deore-Antrieb, MT200-Bremsen sowie einer XCR34-Federgabel von SR Suntour ausgestattet, während sich an den weiteren beiden Modellen in erster Linie Parts aus dem Hause SRAM wiederfinden. Das teuerste Gesamtpaket, das Stoic 4, kostet knapp 1.800 € und kommt mit einer RockShox Pike Select RC-Gabel sowie einem SRAM NX-Eagle-Antrieb daher.
Während am günstigen Bike auf die Variostütze verzichtet wurde, kommen Stoic 3 und 4 jeweils mit der hauseigenen Canyon-Variante. Wert legen die Koblenzer auch auf ordentliche Reifen – Schwalbes Magic Mary in Super Trail-Ausführung kommen an allen Ausstattungsvarianten zum Einsatz. Ein einzelnes Rahmenkit wird es aktuell nicht zu erwerben geben.
Stoic 2 | Stoic 3 | Stoic 4 | |
---|---|---|---|
Rahmen | Canyon Stoic AL | Canyon Stoic AL | Canyon Stoic AL |
Federgabel | SR Suntour XCR34 | RockShox Recon RL | RockShox Pike Select RC |
Bremsen | Shimano MT200 | SRAM Level T | SRAM Guide T |
Laufräder | MT400 / Alex Rims DP30 | MT400 / Alex Rims DP30 | MT400 / Alex Rims DP30 |
Felgenbreite | 30 mm | 30 mm | 30 mm |
Reifen (vorne) | Schwalbe Magic Mary , Super Trail, Addix Soft (2.35) | Schwalbe Magic Mary , Super Trail, Addix Soft (2.35) | Schwalbe Magic Mary , Super Trail, Addix Soft (2.35) |
Reifen (hinten) | Schwalbe Hans Dampf , Super Trail, Addix Soft (2.35) | Schwalbe Hans Dampf , Super Trail, Addix Soft (2.35) | Schwalbe Hans Dampf , Super Trail, Addix Soft (2.35) |
Kurbel | Prowheel Charm (2XS/XS/S: 165 mm, M/L/XL: 170 mm) | SRAM SX Eagle (2XS/XS/S: 165 mm, M/L/XL: 170 mm) | SRAM Descendant 6K (2XS/XS/S: 165 mm, M/L/XL: 170 mm) |
Übersetzung | 30t - 11/42t | 30t - 11/50t | 30t - 11/50t |
Schaltung | Shimano Deore M6000 | SRAM SX Eagle | SRAM NX Eagle |
Cockpit | Zoom Alloy (2XS/XS: 740 mm, S: 760 mm, M/L/XL: 780 mm) | Canyon Iridium (2XS/XS: 740 mm, S: 760 mm, M/L/XL: 780 mm) | Canyon G5 (2XS/XS: 740 mm, S: 760 mm, M/L/XL: 780 mm) |
Vorbaulänge | 40 mm | 40 mm | 40 mm |
Sattel | Velo VL-1589 | Velo VL-1589 | Velo VL-1589 |
Sattelstütze | Zoom Alloy (2XS: 125 mm, XS/S: 150 mm, M/L/XL: 170 mm) | Canyon Iridium Dropper (2XS: 125 mm, XS/S: 150 mm, M/L/XL: 170 mm) | Canyon Iridium Dropper (2XS: 125 mm, XS/S: 150 mm, M/L/XL: 170 mm) |
Farben | Weiß | Grau | Grün |
Größen | 2XS, XS, S, M, L, XL | 2XS, XS, S, M, L, XL | 2XS, XS, S, M, L, XL |
Gewicht | 14,89 kg (Größe M, Herstellerangabe) | 14,76 kg (Größe M, Herstellerangabe) | 14,10 kg (Größe M, Herstellerangabe) |
Preis | 799 € (UVP) | 1.199 € (UVP) | 1.799 € (UVP) |



Erster Eindruck: Canyon Stoic AL
Viel Zeit zum Testen war nicht, denn nur wenige Tage vor dem Embargo erreichte uns das Canyon Stoic – pünktlich zum ersten Wintereinbruch des Jahres. Zwei kleine, winterliche Runden konnten aber bereits etwas vom Charakter des Bikes erahnen lassen und offen legen, wo Canyon gute Arbeit geleistet hat und wo wir trotz des günstigen Preises Verbesserungsbedarf sehen.
Canyon typisch kommt das Rad vormontiert im Karton, nur wenige Arbeitsschritte sind notwendig, um das Rad fahrfertig aufgebaut zu haben. Mit Ausnahme des etwas umständlichen Vorbau-Designs und der damit verbundenen untypischen Lenkermontage ist das Rad in Windeseile montiert. Dank Aufkleber auf der RockShox Pike ist ebenso der Setup-Prozess schnell erledigt. Also los auf den Trail. Keine 100 Meter nach dem Verlassen der Haustüre geht es den ersten kurzen Trail-Abschnitt entlang. Supermatschig – gut, dass der Mud-Guard den Dreck abhält und die Reifenfreiheit gewaltig ausfällt. Aber der erste Kabelbinder hatte sich bereits zuvor verabschiedet, die Schaltleitung zieht es Richtung Reifen und dank „Brrrrrrrrrrrt“-Geräuschen werde ich an spaßige Experimente mit Spokecards erinnert. Ein dickeres Kabelbindermodell schafft Abhilfe und sorgt für Ruhe.

Nach der ersten Rutschpartie geht es zunächst länger bergauf und in der Ebene dahin. Mit einer Sitzposition zwischen komfortabel aufrecht und sportlich gestreckt fühlt sich das Rad in Sitzen weder zu klein noch zu groß an. Im Stehen ergibt sich ein etwas anderes Bild: Die Front ist niedrig – trotz maximaler Spaceranzahl unter dem Vorbau. Auch ein etwas geringerer SAG und ein zusätzlicher Volumenspacer in der Luftkammer der RockShox Pike erhöhen die Front nur geringfügig. Das zieht den Oberkörper nach unten und vorne.
Auf ebenen Trails und in der Abfahrt verschafft das viel Druck auf der Front und lädt so auch mal zu Zwischensprints ein, kombiniert mit dem langen Reach und dem flachen Lenkwinkel zeigt sich das Rad so aber weniger von der verspielten Seite. Trotz – im Vergleich zu den meisten 29“-Fullies – kurzer Kettenstrebe, ist das Stoic etwas schwieriger aufs Hinterrad zu bekommen. Wird der Weg zorniger, kommt man dafür allerdings sicher voran. Ein bisschen locker machen in Hüfte und Knien, Bremse auf und ab gehts!




Mit dem Canyon Stoic haben die Koblenzer ein interessantes Einsteigerrad zu attraktiven Preisen geschaffen. Mit der Klassifizierung in Kategorie 4 fällt das Rad etwas schwerer aus als vergleichbare Vertreter, die wir bereits testen konnten. Dafür ist es aber auch für den gelegentlichen Einsatz im Bikepark zugelassen. Für Einsteiger oder Umsteiger in die Abfahrts-orientierten Disziplinen dient das Rad als gute Basis, um die Fahrtechnik-Skills zu verfeinern. Vor allem durch die vielen Rahmengrößen sticht das Stoic deutlich aus der Masse heraus.

Wie gefällt euch das neue Canyon Stoic?