Sweet Protection Trailblazer Mips im Test: Die neueste Schöpfung aus dem Hause Sweet Protection hört auf den Namen Trailblazer. Der Helm wurde im März vorgestellt und soll der perfekte Kopfschutz für Trail- und Enduro-Biker sein. Wir haben den schicken Mountainbike-Helm gründlich getestet um herauszufinden, wie er sich im Praxis-Einsatz schlägt. Hier gibt’s den Testbericht.
Sweet Protection Trailblazer MIPS: Infos und Preise
Erst kürzlich präsentierten die Skandinavier von Sweet Protection den Trailblazer MIPS. Der neue Helm richtet sich an alle abfahrtsorientierten Mountainbiker und soll auch für die härtesten Trails bestens gewappnet sein. Der Sweet Protection Trailblazer MIPS ist in sechs verschiedenen Farben sowie drei Größen für einen Preis von rund 180 € erhältlich. Zusätzlich bietet Sweet Protection auch noch eine preiswertere Variante ohne MIPS-System zum Kauf an. Diesen sonst baugleichen Helm kann man für einen Preis von rund 150 € erwerben.
- neuer Enduro- und Trail-Helm mit mehrteiliger Schalenkonstruktion
- MIPS-System reduziert die Rotationskräfte im Sturzfall
- 16 Belüftungsöffnungen
- höhenverstellbares Occigrip-Einstellrad
- Sicherheits-Norm CE EN 1078 / CPSC 1203
- Größen SM / ML / LXL
- Farben Schwarz / Blau / Weiß / Grau-Rot / Grün / Hellblau
- Gewicht 363 g (Größe ML)
- www.sweetprotection.com
- Preis 179,95 € (UVP) | Bikemarkt: Sweet Protection Trailblazer kaufen
Im Detail
Im Vergleich zum Vorgänger, dem Sweet Protection Bushwacker, wurde das Design des Trailblazers gründlich überarbeitet. Der neue Helm kommt insgesamt deutlich kantiger und zeitgemäßer daher. Trotzdem verleugnet der Trailblazer seine Herkunft nicht und bleibt zweifelsfrei als Sweet Protection-Helm erkennbar. Zusammen mit dem Wechselspiel aus mattem und glänzendem Lack sowie den schicken Aluminium-Logos verleiht die neue Formensprache dem Trailblazer einen absolut hochwertigen und sehr schicken Look.
Genau wie schon der Bushwacker setzt auch der neue Trailblazer MIPS auf eine mehrteilige Schalenkonstruktion. Die aus vier verschiedenen Teilen zusammengesetzte Helmschale soll in Kombination mit dem verbauten MIPS-System für eine bestmögliche Schutzwirkung im Sturzfall sorgen. Das Visier ist höhenverstellbar und verfügt über drei Einrastpunkte. In der höchsten Position steht an der Stirnseite des Helms genügend Platz für eine Goggle zur Verfügung. Außerdem lässt sich hier dank den zwei seitlichen Belüftungsöffnungen problemlos eine gewöhnliche Bike-Brille verstauen. Diese kann mit den Bügeln einfach in die Belüftungsöffnungen geschoben werden. Wie gut das ganze funktioniert, hängt allerdings von der Bügelform der Brille ab.
Damit man auch an heißen Tagen immer einen kühlen Kopf bewahrt, kommt beim Trailblazer Mips das sogenannte STACC-Belüftungssystem (Superficial Temporal Artery Cooling Channel) zum Einsatz. Hierbei ist jede Belüftungsöffnung an der Front über einen in den EPS-Schaum eingelassenen Kanal mit einer Belüftungsöffnung an der Rückseite verbunden. Der dadurch beim Fahren entstehende Luftzug soll den Kopf zuverlässig vor Überhitzung schützen. Die Größenverstellung wird über ein in drei Höhenpositionen einstellbares Occigrip-Drehrad vorgenommen. Anders als bei einigen Konkurrenten geht die Höhenverstellung beim Trailblazer sehr schnell und einfach vonstatten. Auch die Riemen sind selbstverständlich an die eigenen Bedürfnisse anpassbar. Beim Verschluss setzt Sweet Protection auf eine klassische Clip-Verbindung.
Für einen optimalen Fahrkomfort sollen insgesamt sieben Polster sorgen, die je nach Position unterschiedlich dick ausgeführt sind. Besonders lobend zu erwähnen: Neben einem dünnen Helmbeutel ist auch noch ein zweites Set Polster im Lieferumfang enthalten.
Auf dem Trail
Schon beim ersten Aufsetzen des Trailblazers fällt auf, dass der Helm den Kopf nicht ganz so gut umschließt wie einige andere Vertreter der Enduro- und Trail-Kategorie. Der Helm sitzt insgesamt etwas höher auf dem Kopf und ist nicht ganz so tief in den Nacken gezogen wie beispielsweise der POC Tectal. Zudem bekamen wir von einigen Tester die Rückmeldung, dass sich der Helm auf dem Kopf etwas eckig anfühlt und dementsprechend teilweise unangenehm drückt. Hier gilt es, den Helm vorher anzuprobieren um sicher zu gehen, dass er perfekt zum eigenen Kopf passt.
Mir persönlich passt der Sweet Protection Trailblazer Mips recht gut, auch wenn der Helm den Kopf spürbar nicht ganz so weit umschließt wie einige Konkurrenten. Besonders positiv fällt zudem die gelungene Größenverstellung des Trailblazers auf. Sowohl die Höhe als auch die Weite lassen sich schnell und einfach verstellen – das ist leider auch bei Helmen dieser Preisklasse immer noch nicht selbstverständlich. Der Tragekomfort des Trailblazers liegt auf einem guten Niveau und die Polsterung fällt insgesamt eher straff und definiert aus. Ob man hier lieber einen fluffig weich gepolsterten Helm wie den Troy Lee Designs A2 oder doch eine etwas straffere Variante à la POC Tectal oder eben Sweet Protection Trailblazer favorisiert, ist jedem selbst überlassen – wir waren von den etwas strafferen Polstern des Sweet-Helms sehr angetan.
Wenn es dann richtig zur Sache geht und man mit den ersten schweißtreibenden Anstiegen zu kämpfen hat, fällt einem schnell die gute Belüftung des Helms auf. Die zahlreichen Belüftungsöffnungen sorgen für einen kontinuierlichen Luftstrom und einen dementsprechend kühlen Kopf. Auch an wärmeren Tagen ertrinkt man so nicht so schnell in seinem eigenen Schweiß. Nichtsdestotrotz ist natürlich auch der Sweet Protection Trailblazer kein Wunderhelm und der Belüftung sind Grenzen gesetzt. Im Vergleich mit der Konkurrenz wie dem Troy Lee Designs A2 oder dem Oakley DRT5 ist der Trailblazer jedoch spürbar besser belüftet.
Ebenfalls positiv zu erwähnen ist die Brillenkompatibilität des Helms. Der Trailblazer harmoniert gleichermaßen mit Goggles und herkömmlichen Bike-Brillen: Über den Ohren steht auch für große Brillenbügel mehr als genügend Platz zur Verfügung und Goggles könnten in Uphill-Segmenten einfach unter das verstellbare Visier geschoben werden. Auch normale Bike-Brillen können bei Bedarf unter dem Visier platziert werden: Dafür muss man die Brille einfach nur verkehrtherum mit den Bügeln in die frontalen Belüftungsöffnungen schieben.
Im Vergleich
Im Vergleich mit dem POC Tectal kann der Sweet Protection Trailblazer in punkto Tragekomfort und Passform nicht mithalten, hat aber bei der Belüftung leicht die Nase vorn und kann zudem mit einer deutlich besseren Brillenkompatibilität aufwarten. Auch der Troy Lee Designs A2 liegt beim Tragekomfort vorne und hat eine allgemeingültigere Passform. Dafür ist der Trailblazer jedoch besser belüftet als der A2 und kann zudem mit dem großzügig verstellbaren Visier auftrumpfen.
Fazit – Sweet Protection Trailblazer MIPS
Der Sweet Protection Trailblazer MIPS kann vor allem mit seiner ausgezeichneten Belüftung und dem schicken Design punkten. Auch das sinnvoll verstellbare Visier und die gute Kombinierbarkeit mit Goggles und herkömmlichen Bike-Brillen stehen auf der Haben-Seite. Leichte Schwächen zeigt der Helm allerdings bei der Passform: Nicht alle Tester konnten sich mit dem Schnitt des Helms anfreunden. Zudem könnte das Heck des Trailblazers noch weiter nach unten gezogen sein. Wer allerdings einen absolut hochwertig verarbeiteten, gut belüfteten und sehr schicken Helm für den Enduro- oder Trailbike-Einsatz sucht, der sollte sich den Sweet Protection Trailblazer Mips mal genauer anschauen.
- ausgezeichnete Belüftung
- hohe Verarbeitungsqualität
- gute Brillen-Kompatibilität
- Passform ist nicht für jeden Kopf geeignet
- nicht ganz so tief in den Nacken gezogen wie die Konkurrenz
Preisvergleich Sweet Protection Trailblazer
Warum MTB-News Helme nicht auf dem Prüfstand testet
Jeder Helm muss verschiedene Tests und Normen bestehen, bevor er auf dem europäischen Markt verkauft werden darf. Die Praxisrelevanz dieser Normen, bei denen die Helme nach einem standardisierten Verfahren auf einem Prüfstand getestet werden, wird teilweise kontrovers diskutiert. Um eine Verkaufserlaubnis für den europäischen Markt zu erhalten, müssen Fahrradhelme bestimmte Standards erfüllen.
Hierzulande besonders relevant ist die Prüfnorm DIN EN 1078. Bei dieser Norm fällt der Helm – inklusive Prüfkopf, dessen Masse zwischen 3,1 und 6,1 kg beträgt – zunächst aus einer Höhe von etwa 150 cm mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 19,5 km/h auf eine Stahlplatte. Anschließend fällt der Helm aus einer Höhe von circa 110 cm auf ein dachförmiges Ziel. Die Aufprallgeschwindigkeit beträgt hier 16,5 km/h. Im Prüfkopf befindet sich ein Sensor, der die Beschleunigung misst. Liegt diese unter 250 g, gilt der Test als bestanden und die Norm ist erfüllt.
Die Hersteller der Helme kommunizieren nur, wenn der Helm den Test bestanden hat – nicht jedoch mit einem konkreten Prüfergebnis. Die schwedische Versicherung Folksam hat 2015 mit einem aufwändigen Versuchsaufbau mehrere Helme auf dem Prüfstand getestet und anschließend die Ergebnisse veröffentlicht. Studien aus dem American Football zeigen, dass Gehirnerschütterungen ab einer Einwirkung von 60 bis 100 g auftreten können. Bei einer Einwirkung von 250 g – also dem Höchstwert, den ein Helm bei der DIN EN 1078 aufweise darf – liegt ein 40-prozentiges Risiko für eine Schädelfraktur vor.
Bei unseren Helmtests haben wir uns gegen einen Test auf dem Prüfstand entschieden. Dieses Thema haben wir vorab redaktionsintern diskutiert und uns dabei unter anderem folgende Fragen gestellt:
- Simuliert man auf dem Prüfstand nur die beiden Situationen, die auch für die Erfüllung der DIN EN 1078-Norm relevant sind?
- Wie relevant ist ein Aufprall aus einer Höhe von 150 cm mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 19,5 km/h auf eine Stahlplatte für einen Trail- oder Enduro-Helm?
- Und wie relevant ist ein Aufprall aus einer Höhe von 110 cm auf ein dachförmiges Ziel für einen Trail- oder Enduro-Helm?
- Sollte man nicht auch die auf den Kopf einwirkenden Rotationskräfte messen?
- Wie simuliert man im Labor einen bei einer Trailfahrt typischen Sturz?
- Müsste man nicht mehrere Ausführungen ein und desselben Helmes auf dem Prüfstand testen, um eine Serienstreuung auszuschließen?
- Wie, wo und wann testet man?
- Wie viel Schutz bietet ein Helm, der im Labor hervorragend funktioniert, in der Praxis aber schlecht auf dem eigenen Schädel sitzt?
- Wie viele Helme müsste uns eigentlich jeder Hersteller zuschicken, damit wir jedes der 13 Modelle sinnvoll im Labor und auf dem Trail testen können?
Die Antwort auf die Frage, weshalb wir die Helme nicht im Labor auf dem Prüfstand getestet haben, ist also komplexer, als man zunächst annehmen würde. Unter idealen Bedingungen hätten wir natürlich gerne jeden Helm auch hinsichtlich seiner konkreten Schutzwirkung möglichst objektiv, reliabel und valide getestet. Generell begrüßen wir es, wenn die Hersteller der Helme den Fokus vor allem auf sicherheitsrelevante Aspekte legen und würden uns eine praxisrelevante Überarbeitung der aktuell für Trail- und Enduro-Helme notwendigen DIN EN 1078 wünschen.
Wie gefällt euch der Sweet Protection Trailblazer Mips-Helm?
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