YT Izzo im Test: In den vergangenen Jahren hat sich YT Industries vor allem im Gravity bis Enduro-Sektor breit aufgestellt. Etwas weniger Federweg kam 2016 in Form des Jeffsy dazu. Mit dem Izzo stellt YT nun ein noch schlankeres Trailbike vor. 130 mm Federweg an Front und Heck, Carbon-Rahmen, ein leichter Aufbau und 29″-Laufräder erweitern das Spektrum der Marke in einen neuen Sektor. Wir konnten das neue YT Izzo bereits mehrere Wochen lang einem ausführlichen Test unterziehen. Alle Infos zum neuen Bike und die eine oder andere Überraschung findet ihr hier im Izzo-Test.
Steckbrief: YT Izzo
Einsatzbereich | Trail |
---|---|
Federweg | 130 mm/130 mm |
Laufradgröße | 29ʺ |
Rahmenmaterial | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 12,0 kg |
Rahmengrößen | S, M, L, XL, XXL |
Website | www.yt-industries.com |
Izzo soll laut YT ein Statement sein. Inspiriert vom Katana, dem Schwert der Samurai, soll das neue Bike Geschwindigkeit, Agilität und Schärfe verkörpern. Sowohl in seiner Designsprache, als auch in der Funktion. Während das traditionelle Katana einen unregelmäßigen und sehr geringen Kohlenstoffanteil hatte, ist dieser beim neuen YT Izzo regelmäßig und üppig vorhanden. Zur Verwendung kommt nicht nur ein Carbon-Rahmen, sondern auch einiges an Kohlefaser bei den Anbauteilen. Ein senkrecht im Rahmen angeordneter Dämpfer mit 130 mm Federweg ist bei YT ein neuer Ansatz – die damit verbundene Kinematik bietet mehr Platz im Hauptrahmen und eine schicke Integration des vom Lenker aus bedienbaren Dämpfer-Lockouts.
Lockout, Geometrie und das Lenkverhalten sollen für scharfe Reaktionszeiten des 29ers sorgen. Sowohl im Handling, als auch im Wechsel von Uphill zu Downhill. Pausen? Soll man getrost streichen können. Das Izzo will der perfekte Begleiter für lange, harte Trails sein – und davon am besten viele. Der Name selbst soll all das noch untermalen. Isso. Is So! Inspiriert vom drittplatzierten bei der Wahl zum Jugendwort des Jahres 2016? Ein selbstbewusstes Statement. Selbstbewusst wie ein Samurai. Frech wie ein YT. Gute Zeiten? Vorprogrammiert!
Video: YT Izzo im Test
Geometrie
Die 130 mm-Kategorie hat sich in zwei Lager entwickelt – auf der einen Seite stehen weiterhin recht konservative Räder für den klassischen Touren-Einsatz. Auf der anderen Seite gewinnen sehr progressive Geometrien eine Fangemeinde. Was macht aber eine progressive Geo aus? Längenverhältnisse und Winkel wurden von den stärker abfahrtslastigen Enduros nach unten adaptiert. So auch am neuen Izzo. Konkret macht sich das vor allem an der Länge des Rahmens bemerkbar.
Zwar durchbricht erst der XXL-Rahmen die 500 mm Reach-Marke – dafür sind aber auch die vier kleineren Rahmengrößen angenehm lang ausgelegt. Gepaart wird dies mit einer 432 mm kurzen Kettenstrebe bei Rahmengröße S bis L und einer 5 mm längeren Strebe für den XL sowie den XXL-Rahmen. Mit 66° Lenkwinkel und 40 mm Tretlagerabsenkung fällt der flache Geometriemodus sportlich und gemessen am Federweg durchaus modern aus. Via Flip-Chip kann man den Lenkwinkel ein halbes Grad steiler einstellen, das Tretlager wird dabei um 5 mm gehoben.
Die Sitzrohre sind kompakt gehalten und bieten genug Platz für lange Variostützen. YT gibt den effektiven Sitzwinkel mit 77° beziehungsweise 77,5° an – der reale Sitzwinkel fällt etwas flacher aus. Wer sehr lange Beine hat, viel Stützen-Auszug fährt und gerne etwas weiter vorne sitzt, sollte das bedenken.
Wer mit der restlichen YT-Produktpalette größentechnisch gut zurechtkommt, dürfte sich auch auf dem Izzo pudelwohl fühlen. Wirft man einen Blick auf das Jeffsy 29, fällt auf, dass Reach und Stack-Werte in sehr ähnlichen Regionen spielen. Überraschend: Der Lenkwinkel des YT Izzo fällt flacher aus als am Jeffsy 29 und identisch zum Jeffsy 29 Pro Race (längere Gabel). Spannender Ansatz – läuft das Izzo womöglich sogar seiner großen Schwester den Rang ab? Was wohl Christopher Walken zu diesem Rad zu sagen hätte?
Rahmengröße | S | M | L | XL | XXL |
---|---|---|---|---|---|
Sitzrohrlänge | 400 mm | 425 mm | 450 mm | 475 mm | 500 mm |
Oberrohrlänge | 566 mm | 591 mm | 616 mm | 641 mm | 666 mm |
Steuerrohrlänge | 95 mm | 105 mm | 115 mm | 130 mm | 140 mm |
Lenkwinkel | 66°/66,5° | 66°/66,5° | 66°/66,5° | 66°/66,5° | 66°/66,5° |
Sitzwinkel | 77/77,5° | 77/77,5° | 77/77,5° | 77/77,5° | 77/77,5° |
Kettenstrebenlänge | 432 mm | 432 mm | 432 mm | 437 mm | 437 mm |
Tretlagerhöhe | 334 mm/ 339 mm | 334 mm/ 339 mm | 334 mm/ 339 mm | 334 mm/ 339 mm | 334 mm/ 339 mm |
Tretlagerabsenkung | 40 mm/35 mm | 40 mm/35 mm | 40 mm/35 mm | 40 mm/35 mm | 40 mm/35 mm |
Radstand | 1158 mm | 1183 mm | 1209 mm | 1240 mm | 1265 mm |
Reach | 429 mm | 450 mm | 472 mm | 492 mm | 513 mm |
Stack | 603 mm | 612 mm | 621 mm | 635 mm | 644 mm |
Ausstattung
Bei der Ausstattung gibt es diesmal keine zwei Federwegs-Versionen. Capra und Jeffsy sind in der Pro Race-Version jeweils mit etwas mehr Dämpferhub und längerer Federgabel ausgestattet – nicht so am Izzo. Dafür gibt es eine exklusive Launch-Edition mit limitierter Lackierung, Fox-Kashima-Fahrwerk, vielen e*thirteen-Carbon-Anbauteilen und X01 AXS Eagle-Antrieb sowie Reverb AXS-Variostütze. Kostenpunkt: 6.499 € – nicht wenig Geld, aber gemessen an der verbauten Carbon-Menge und den AXS-Teilen vertretbar.
Neben der Launch Edition gibt es drei weitere Modelle, alle aufbauend auf dem Carbon-Rahmen. Pro Race, Race und Comp haben viele Gemeinsamkeiten, zumindest was die Teile-Zulieferer angeht. Alle Fahrwerke werden komplett von Fox gestellt, Antriebe und Bremsen kommen aus der Eagle und G2-Serie von SRAM – zudem werden Laufräder von DT Swiss, Cockpits von Race Face und Reifen von Maxxis verbaut. Der SDG-Sattel ist aber nur am Launch und am Pro Race-Modell an einer Fox-Transfer-Stütze montiert. An den günstigeren Bikes kommt eine YT-eigene Postman-Stütze zum Einsatz.
Edel geht es am Pro Race-Bike für 5.299 € zu: Kashima 34 und DPS, XMC 1200 Carbon-Laufräder, X01 Eagle und G2 RSC-Bremsen – dazu ein Next-Carbon-Lenker. Für 3.899 € bekommt man die Race-Ausstattung mit Performance Elite-Fahrwerk, GX-Eagle und G2 RS-Bremsen sowie Alu-Cockpit und M1700-Laufrädern. Den Einstieg stellt das Comp-Modell dar: Hier gibt es zwar noch den Performance Elite-Dämpfer, dafür nur noch eine Rhythm 34, M1900 Alu-Laufräder, NX Eagle-Antrieb und die günstige G2 R-Bremse – auf den Tisch muss der Kunde dafür 2.999 € legen.
- Federgabel Fox 34 Factory (130 mm)
- Dämpfer Fox Float DPS (130 mm)
- Antrieb SRAM X01 Eagle
- Bremsen SRAM G2 RSC
- Laufräder DT Swiss XMC1200 Spline
- Reifen Maxxis Forekaster
- Cockpit RaceFace Next (760 mm) / RaceFace Turbine R (60 mm)
- Sattelstütze Fox Transfer Factory (175 mm)
YT Izzo | Launch Edition | Pro Race | Pro | Comp |
---|---|---|---|---|
Rahmenmaterial | Carbon | Carbon | Carbon | Carbon |
Federgabel | Fox 34 Float Factory | Fox 34 Float Factory | Fox 34 Float Performance Elite | Fox 34 Float Rhythm |
Dämpfer | Fox Float DPS Factory | Fox Float DPS Factory | Fox Float DPS Performance Elite | Fox Float DPS Performance Elite |
Vorbau | E13 Plus | RaceFace Turbine R | RaceFace Turbine R | RaceFace Aeffect |
Lenker | E13 Race Carbon Custom | RaceFace Next | RaceFace Turbine R 35 | RaceFace Aeffect 35 |
Griffe | RockShox TwistLoc Sprint Remote | RockShox TwistLoc Sprint Remote | RockShox TwistLoc Sprint Remote | RockShox TwistLoc Sprint Remote |
Bremsen | SRAM G2 Ultimate | SRAM G2 RSC | SRAM G2 RS | SRAM G2 R |
Schaltung | SRAM X01 Eagle AXS | SRAM X01 Eagle | SRAM GX Eagle | SRAM NX Eagle |
Laufräder | E13 XCX Race Custom | DT Swiss XMC1200 | DT Swiss M1700 | DT Swiss M1900 |
Reifen | E13 Optimus | Maxxis Forekaster | Maxxis Forekaster | Maxxis Forekaster |
Sattelstütze | SRAM Reverb AXS | Fox Transfer Factory | YT Postman | YT Postman |
Sattel | SDG Radar MNT – YT Custom | SDG Radar MNT – YT Custom | SDG Radar MNT – YT Custom | SDG Radar MNT – YT Custom |
Gewicht | 12,0 kg | 12,1 kg | 12,6 kg | 13,2 kg |
Preis | 6.499 € | 5.299 € | 3.899 € | 2.999 € |
YT Izzo-Modellvarianten zum Ausklappen:
Im Detail
Das Izzo ist eine komplette Neuentwicklung von YT – das sieht man auf den ersten Blick. Während die Formsprache am Steuerrohr und Sitzdom den nötigen Wiedererkennungswert gibt, geht man bei der Kinematik komplett neue Wege. Der Virtual Four Link mit seinem waagrecht im Rahmen angeordneten Dämpfer weicht einem klassischen Viergelenker-Aufbau mit senkrechtem Dämpfer. Aus welchem Grund stellt YT um?
Mit dem Izzo will man ein Bike geschaffen haben, das sich vom Einsatzbereich deutlich von Jeffsy unterscheidet. Dieses Rad ist für den klassischen Mountainbike-Einsatz gemacht. Einfach raus, sich in der Natur bewegen, Trails fahren und entdecken, Kilometer und Höhenmeter schrubben. Dazu waren im Lastenheft einige Dinge vermerkt: weniger Federweg, maximale Effizienz, geringeres Gewicht, aber das YT-typische Fahrverhalten mit einem sehr progressiven Hinterbau.
Eine V4L-Kinematik hätte laut YT an der neuen Plattform nicht so viel Gewicht sparen können. Trotz kurzen 130 mm Hub soll das YT Izzo über eine sehr progressive Hinterbaukennlinie verfügen. Maximale Effizienz gibt es dank einer Lenker-Fernbedienung, die den Dämpfer sperren kann. Wer hätte solch ein Feature jemals an einem YT vermutet? Auch weitere Teile in der Ausstattung wurden bewusst gewählt, um den Vortrieb des Bikes zu maximieren und die Abgrenzung zum größeren Bruder Jeffsy zu verdeutlichen. So kommen alle Bikes mit schnell rollenden Maxxis Forekaster-Reifen.
Was ist dieses Izzo dann eigentlich? Ein modernes Carbon-Chassis mit etablierten Anbaustandards und schicken Detail-Lösungen. Wie üblich wird auf einen Boost 148-Hinterbau, ein Pressfit-Tretlager, einen metrischen Dämpfer und einen Zero Stack-Steuersatz gesetzt. Ähnlich wie an Jeffsy und Capra wird auch am Izzo ein Flip-Chip zur Geometrieverstellung verwendet. Minimalistisch fällt der Unterrohr-Schutz aus – spannend wird es hingegen beim Kettenstreben-Protektor. Hier gibt es einen flach gehaltenen Schutz, der vorne weit nach innen gezogen ist. Eine Stelle, die oft zu kurz kommt, wird am Izzo so bestens geschützt.
Weiterer Vorteil der neuen Hinterbau-Lösung: Auf dem voluminösen Unterrohr findet ein herkömmlicher Flaschenhalter Platz und im Rahmen ist ausreichend Raum für große Flaschen. Von YT selbst gibt es außerdem eine maximal große Trinkflasche – den Thirstmaster 5000 mit 835 ml Volumen. Bereits beim Jeffsy wurde mit Fidlock kooperiert und auch der Thirstmaster ist aus dieser Zusammenarbeit entstanden. Nahe des Steuerrohrs sind am Oberrohr zwei weitere Schrauben zu erkennen. Hier kann man Zubehör oder Werkzeuge montieren.
Stichwort Werkzeug: Das Izzo soll in dieser Hinsicht gleich doppelt nutzerfreundlich sein. Zusätzliche Abdichtungen der Lager dürften die Lebenszeit verlängern – zusätzlich sind die Schrauben am Hinterbau, wie auch am Tues, so angeordnet, dass nahezu alle Service-Tätigkeiten von einer Seite aus erledigt werden können. Das ist zwar nur ein kleines, vermeintlich unwichtiges Detail, es zeigt aber, dass man sich bei YT umfassende Gedanken in der Konstruktion macht.
Eine konstante Weiterentwicklung ist nicht nur an der Kinematik erkennbar – auch die Leitungsführung kommt bei YT erstmals mit einer Klemmvorrichtung. So wird ein Spannen der meisten Züge ermöglicht, welches Klappern verhindern dürfte.
Technische Daten
Alle technischen Daten, Details und Standards des YT Izzo findet ihr in der folgenden Tabelle zum Ausklappen:
Kinematik | Viergelenker | |
Verschiedene Lager-Größen | 5 | im Hinterbau |
Gesamtzahl Lager im Hinterbau | 10 | Anzahl |
Lagerbezeichungen | 1x 3903-2RS (17*30*10 mm), 1x 6903-2RS (17*30*7 mm), 2x 3801-2RS (12*21*7 mm), 2x 3802-2RS (15*24*7 mm), 4x 6801-2RS (12*21*5 mm) | Herstellerangabe |
Hinterbau Einbaumaß | 148 x 12 mm | Einbaubreite x Achsdurchmesser |
Maximale Reifenfreiheit Hinterbau | 2,5" bzw. 64 mm | |
Dämpfermaß | 210 mm x 55 mm | Gesamtlänge x Hub |
Trunnion-Mount? | Nein | |
Dämpferhardware erstes Auge | M8 x 30 mm | Bolzendurchmesser x Einbaubreite |
Dämpferhardware zweites Auge | M8 x 30 mm | Bolzendurchmesser x Einbaubreite |
Freigabe für Stahlfederdämpfer | Rücksprache mit YT Kundenservice halten | |
Freigabe für Luftdämpfer | Ja | |
Empfohlener Hinterbau-SAG | 25–30%, 13,75–16,5 mm | In % oder mm |
Steuerrohr-Durchmesser | 44mm, 56 mm | oberer Durchmesser, unterer Durchmesser |
Maximale Gabelfreigabe | Rücksprache mit YT Kundenservice halten | Federweg bzw. bis zu welcher Einbauhöhe |
Tretlager | 92 mm Pressfit | welcher Standard, Durchmesser, Breite |
Kettenführungsaufnahme | – | |
Umwerferaufnahme | – | |
Schaltauge | YT Izzo, 19,90 € | Typ, Kosten in € |
Optimiert auf welches Kettenblatt | 32 T | Zahnzahl |
Bremsaufnahme | PM 6" – 160 mm Scheibe ohne Adapter | welcher Standard |
Maximale Bremsscheibengröße | 203 mm | |
Sattelrohrdurchmesser | 31,6 mm | |
Sattelklemmendurchmesser | 35,6 mm | |
Maximale Stützen-Einstecktiefe | S: 210mm, M: 235mm, L: 263mm, XL: 285mm, XXL: 290mm | |
Kompatibel mit Stealth-Variostützen? | Ja | |
Messung Sitzwinkel | Auf Stack-Höhe | Herstellerangabe |
Flaschenhalteraufnahme | Ja | Eine, Oberseite des Unterrohrs |
Andere Extras, Werkzeugfächer | YT/Fidlock Flasche, Montagemöglichkeit Zubehör am Oberrohr, Flip Chip | |
Gewicht Rahmen | 2,3 kg (S), 2,5 kg (L) | ohne Dämpfer, ohne Rahmenschoner |
Gesamtgewicht Bike | 12,98 kg | Testbike XXL inkl Pedale (ca. 380 g) |
Garantie/Service | Ab 2018 fünf Jahre Garantie auf alle Bikerahmen. Zwei Jahre Gewährleistung für Komponenten. Keine Garantie für Lagerungen und Federbeine sowie für Schäden an der Lackierung oder Anodisierung. Detaillierte Informationen in den AGBs. Crash Replacement bis drei Jahren nach Kaufdatum. Details auf der YT-Website. |
Auf dem Trail
Sieht zwar etwas anders aus, als man es von YT gewohnt ist, aber fährt es sich trotzdem wie eins? Haben die YT-Ingenieure das gleiche Fahrverhalten in ein neues Gewand verpackt? Das Izzo erinnert im ersten Moment nicht an das satte, abfahrtslastige Gefühl, das sich an Capra und Co. einstellt. Mit leicht gestreckter Rennfahrerhaltung fühlt man sich direkt so, als könnte man dieses Rad bergauf ordentlich knüppeln. Und? Die Erwartungen werden auf jeden Fall erfüllt. Mit den leicht rollenden Reifen und gelocktem Dämpfer pfeift man bergauf äußerst zügig dahin und lässt sich gern dazu verleiten, auf Uphill-KOM-Jagd zu gehen oder den Sicherheitsabstand zu sämtlichen Gegnern in Sekundenschnelle auf ein Maximum auszubauen. Bockt! Richtig! Radfahren kann auch bergauf richtig Spaß machen! Isso!
Sobald der Untergrund eben wird, drückt man den Knopf am Gasgriff, sperrt den Dämpfer und kann mit maximaler Effizienz den Transfer zum nächsten Singletrail verkürzen.
Im Antritt ist der Hinterbau nicht komplett ruhig, dafür bekommt man auf unebenen Untergründen viel Komfort und bessere Traktion als im Lock-Modus. Der schnell und einfach bedienbare Lockout fürs Heck via Lenkerfernbedienung ermöglicht aber die schnelle, manuelle Anpassung: Sobald der Untergrund eben wird, drückt man den Knopf am Gasgriff, sperrt den Dämpfer und kann mit maximaler Effizienz den Transfer zum nächsten Singletrail verkürzen. Rücken Grip oder Komfort in der Prioritätenliste vor maximale Effizienz, entsperrt man in wenigen Sekundenbruchteilen mit einer Drehbewegung am Griff das Heck und profitiert wieder von seiner Feinfühligkeit. Abhängig vom Untergrund polarisierte die Reifenwahl die Tester. Wird es nass, kann der Maxxis Forekaster die Antriebskräfte nicht mehr zuverlässig auf den Boden übertragen und rutscht gern mal durch.
Auf ebenen Trails brilliert das Rad durch seinem hervorragenden Vortrieb und marschiert ordentlich dahin. Unser Testmuster in Größe XXL verhält sich hier äußerst neutral und gutmütig in Kurven und über Hindernisse. Es stellt einen guten Mix aus Laufruhe und Agilität und lädt zum munteren Weiterkurbeln ein. Wir empfanden für solche Trails den hohen Geometrie-Modus als passender. Durch das höhere Tretlager gewinnt man nach unten etwas mehr Bodenfreiheit und kann in technischen Abschnitten noch die eine oder andere Pedalumdrehung einbringen.
Zeigt der Trail dann nach unten, stellt sich das satte YT Feeling ein. Das Izzo fegt wie das versprochene Katana flink über den Trail, lädt zu kleineren Spielereien ein und lässt sich mit wenig Kraftaufwand über Wellen pushen. Dass sich in diesem Rad ein ordentliches Abfahrtspotenzial versteckt, war bei dieser Abstammung absehbar. Das YT Izzo verhält sich auf der Kante sehr berechenbar und ausgeglichen, was dazu einlädt, Kurven mit entsprechend hoher Geschwindigkeit zu nehmen und das Rad schön auf die Seite zu legen. Wenn dann die Traktion nicht reicht, kommt man dank der Balance zwar nicht sofort ins Rudern, ein Reifen mit etwas mehr Seitenhalt würde den Einsatzbereich aber entsprechend erweitern.
Im Testbetrieb zeigte der Hinterbau ein gutes Maß an Endprogression mit etwas Luft nach oben. Da bei Auslieferung der kleinste Volumenspacer im Dämpfer montiert ist, lässt sich hier aber recht einfach mehr Durchschlagschutz bereitstellen – für schwere Fahrer oder solche, die das Izzo wie ein Jeffsy fahren wollen. Auf kleinere Unebenheiten reagiert das Heck sehr feinfühlig und hilft, die Traktion aufrechtzuerhalten. Wird der Trail anspruchsvoller und steigt die Geschwindigkeit, stellt sich wieder eine gewisse Analogie zum Katana ein. Eine erfahrene Hand muss es führen, es braucht Erfahrung und eine ausgereifte Schnitt-Technik, damit die Klinge intakt bleibt. Am Izzo bedarf es in gröberem Gelände eine vorausschauende Fahrweise, geschickte Linienwahl und hin und wieder ein ganzes Stück Kraft – denn die Reserven eines Capra oder Jeffsy hat das Izzo natürlich nicht. Es wird ihnen aber auf gemäßigteren Trails bergauf und bergab deutlich Zeit abnehmen.
Tuning- und Anpassungstipps
Wir hatten das Izzo mehrere Wochen lang im Test. Neben verschiedenen Testfahrern loteten wir das Potenzial des Bikes weiter aus, indem wir das eine oder andere Teil ausgetauscht haben. So konnten wir das Rad genauer beleuchten und unter anderem mit zwei Laufradsätzen und verschiedenen Reifen back-to-back fahren.
YT spendiert dem Izzo gute Abfahrtsgene für diese Federwegsklasse. Dazu gibt es eine angenehme Balance in Sachen Rahmen-Nachgiebigkeit und Geometrie sowie große 200/180 mm-Bremsscheiben mit SRAM G2-Bremsen an allen Rahmengrößen. Kombiniert werden diese Eigenschaften und Anbauteile mit leicht rollenden Maxxis Forekaster-Reifen, dem Lockout und vielen Carbon-Teilen.
Als Mountainbiker mit Spaß am schnellen Rauf und Runter gefällt uns die moderne 130 mm-Kategorie sehr gut. Leicht, mit abfahrtsorientierten Geometrien gebaut und damit gerüstet für fast alles vor der Haustüre vieler Radfahrer. Auch das Izzo schlägt mit Geometrie und Charakter in diese Kerbe. Will man das neue YT als spaßiges Trail-Bike für abfahrtsaffine Fahrer nutzen, profitiert man von seinem Charakter, aber auch vom Fahrwerk. Fox 34 und Float DPS arbeiten auf einem hohen Niveau, die Lenkerfernbedienung ist bergauf zudem ein echter Mehrwert.
Bei den Reifen ging die Testermeinung etwas auseinander: Nimmt man zugunsten von mehr Kurvengrip etwas weniger Spritzigkeit im Antritt und mehr Rollwiderstand in Kauf? Oder wagt man das Tänzchen mit früherem Gripabriss der leichten Maxxis Forekaster? Bergab gewinnt das Izzo mit griffigerer Bereifung an Sicherheit und rückt damit ein wenig näher an Jeffsy heran. Hier entscheidet die persönliche Vorliebe oder der Bumms in den Beinen. Wer es sich zum Kilometerfressen leichter machen möchte, wird eher beim Forekaster bleiben.
Will man das Rad als komfortablen Tourer nutzen, könnte man hingegen noch an der ein oder anderen Stelle Gewicht sparen und vielleicht mit kürzerem Dämpferhub einen noch besseren Trimm auf diesen Einsatzbereich erzielen. Zuletzt hatte YT immer zwei Federwegs-Optionen in seinen Produktvarianten – realisiert wurde das durch verschiedene Dämpferhübe bei gleicher Einbaulänge. Das ist für das aktuelle Modelljahr durch die komplette Produktpalette hindurch verschwunden. Vielleicht sehen wir da bald eine Marathon-Variante des Izzo?
Wir könnten uns sehr gut vorstellen, auf Basis des YT Izzo und des gleichen Chassis zwei sehr unterschiedliche Räder zu erschaffen. Unsere Rückfrage dementsprechend wurde von YT nicht konkret verneint, wir halten es also für sehr wahrscheinlich – ob wir in Zukunft ein freches, wildes Izzo und ein etwas braveres, effizientes Izzo sehen werden? Wir sind gespannt.
Das ist uns aufgefallen
- Tretlagerhöhe YT hat das Izzo fürs Trail-Biken gebaut. Für uns gehört dazu auch: Singletrails bergauf fahren. Dafür war uns das Tretlager im flachen Geometriemodus schon fast zu tief. Wer hauptsächlich auf Schotter oder Untergründen ohne Hindernisse bergauf fährt, kann problemlos den flachen Modus nutzen. Fährst du viel auf wurzeligen Singletrails bergauf, lohnt sich das Experimentieren mit dem hohen Geo-Modus.
- Lenker Der RaceFace Next-Lenker war uns etwas zu steif. Wer viel Wert auf Komfort legt, kann hier kostengünstig einiges an Fahrkomfort herausholen.
- Gelockter Dämpfer Im Normalbetrieb ist das YT Izzo eher leise. Hin und wieder passiert es aber doch, dass man mit gelocktem Dämpfer in ein Hindernis knallt. Der Blow-Off ist recht hart angelegt, was etwas laut werden kann.
- Zugstufe bei hohem Luftdruck Wer in Richtung der 100 kg Marke unterwegs ist, benötigt einen entsprechenden Luftdruck im Dämpfer. Hier kann es eng werden mit der externen Zugstufenabstimmung.
- Reifenfreiheit Am XXL-Testrad ist der Hinterbau 5 mm länger. Das wirkt sich vor allem auf die Reifenfreiheit nach vorn in Richtung Tretlager sehr großzügig aus. Zu den Seiten ist ausreichend Platz.
- Prüfstandards Der Izzo-Rahmen besteht laut YT die gleichen ISO-Tests wie das Capra. Das schafft Vertrauen, wenn man mit 130 mm dann doch etwas übermütiger wird oder sich in unvorhergesehene Situationen manövriert.
Fazit – YT Izzo
YT Industries hat ein weiteres optisch und funktionell einwandfreies Produkt auf den Markt gebracht. In seiner Federwegs-Kategorie hat es das Potenzial, durch seine moderne Geometrie und die attraktive Preisgestaltung ziemlich einzuschlagen. Eine sportliche Sitzposition gepaart mit dem vom Lenker bedienbaren Lockout, geringem Gesamtgewicht und schnellen Reifen lässt das YT Izzo zum Bergsprinter mutieren. Geht es über Singletrails bergab, profitiert man von einem feinfühligen Fahrwerk und guter Fahrqualität: Geometrie und Nachgiebigkeit ergänzen sich super und geben dem Izzo die nötige Portion Berechenbarkeit, um auch auf wilderen Trails noch ein gutes Tempo in den Waldboden zu schneiden.
- Twistloc: Traktion, wo man sie braucht, ansonsten maximale Effizienz
- sehr gutmütiges Kurvenverhalten
- feinfühliger Hinterbau
- geringes Gewicht
- Reifenwahl schränkt Allround-Fähigkeiten ein
- steifer Lenker
Testablauf
Nachdem die aktuelle Gesundheitskrise Fahrt aufgenommen hat, wurde das geplante Presscamp abgesagt und wir konnten das YT Izzo ein paar Wochen vorab auf unseren Hometrails testen. Sämtliche Höhenmeter wurden aus eigener Kraft erarbeitet. Am Rad wurden kleine Anpassungen gemacht (Vorbau/Lenker), außerdem sind wir mit einem zweiten Laufradsatz und optionaler, griffigerer und schwererer Bereifung unterwegs gewesen.
Hier haben wir das YT Izzo getestet
-
- Singletrails Rutschige Waldböden auf natürlichen Strecken. Teilweise hoher Stein- und Wurzelanteil mit Sprüngen und Drops.
Körpergröße | 190 cm |
Schrittlänge | 91 cm |
Oberkörperlänge | 56 cm |
Armlänge | 61 cm |
Gewicht | 95 kg |
- Fahrstil
- Schnellste Linie, auch wenn es mal ruppig ist
- Ich fahre hauptsächlich
- Singletrails, sprunglastiger Local Spot, Freeride, DH
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Straff, gutes Feedback vom Untergrund, viel Druckstufe, moderat progressive Kennlinie
- Vorlieben bei der Geometrie
- Kettenstreben nicht zu kurz (ca. 430 mm oder gerne länger), Lenkwinkel tendenziell eher flacher
Körpergröße | 190 cm |
Schrittlänge | 94 cm |
Oberkörperlänge | 49 cm |
Armlänge | 60 cm |
Gewicht | 70 kg |
- Fahrstil
- flüssig
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- auf der straffen Seite, viel Druckstufe, Balance zwischen Front und Heck
- Vorlieben bei der Geometrie
- vorne lang, hinten mittellang, flacher Lenkwinkel
YT erweitert seine Bandbreite. Packt ihr das Izzo mit auf die Liste der Wunschbikes aus der 130 mm-Kategorie?