RockShox Lyrik 2021 im Test: Fürs Modelljahr 2021 spendiert RockShox der Lyrik eine neue DebonAir-Feder mit veränderten Volumenverhältnissen und einer neuen Positionierung des Luftkammer-Ausgleichs. Damit wollen die Amerikaner erreicht haben, dass die Lyrik etwas höher im Federweg steht und dennoch den gesamten Hub nutzen kann. Eine Eigenheit, die sich bei den aktuellen Modellen im Test zeigte, soll damit behoben sein. Wie verhält sich das Upgrade gegenüber der bisherigen Luftfeder auf dem Trail? Wir haben die Federgabel getestet.
RockShox Lyrik 2021 – Infos und Preise
Auch für 2021 bleibt die Lyrik Ultimate das Enduro-Flaggschiff von RockShox. Nach einer grundlegenden Überarbeitung zum Modelljahr 2019 hat die neueste Lyrik Ultimate nur noch das Chassis mit der 2019er-Version gemeinsam. Das Innenleben wurde weiterentwickelt, setzt aber weiterhin auf die Charger-Dämpfung und eine DebonAir-Luftfeder. Gerüstet für moderne Enduro-Bikes, verfügbar als 29″- und 27,5″-Version mit verschiedenen Offset-Optionen – die Lyrik ist weiterhin auf dem aktuellsten Stand der Technik. Trotz Update ist der Preis außerdem um ein paar Euro gesunken. Anstatt 1.110 € kostet die Gabel jetzt gute 70 € weniger.
- Laufradgrößen 27,5ʺ, 29ʺ
- Federweg 150–180 mm
- Feder nur DebonAir
- Dämpfung Charger 2.1
- Farben Boxxer-Rot, Hochglanz-Schwarz
- Achsmaß Boost 110 x 15 mm
- Achsen Maxle-Schraubachse
- Gewicht 2.003 g (Herstellerangabe, 27,5″, 150 mm Federweg), 2.069 g (nachgewogen, 29″, 160 mm Federweg, 42 mm Offset, 3 Volumenspacer)
- www.sram.com
Preis 1.039 € (UVP) | Bikemarkt: RockShox Lyrik Ultimate kaufen
Im Detail
Anstatt ein Totem-Revival zu feiern, wie in den Bike-Foren weltweit vermutet, bleibt es fürs Modelljahr 2021 beim ganz klassischen Lyrik-Aufbau. 35 mm Standrohre, Right-Side-Up-Bauweise und auch für dieses Jahr ist die Gabel in den roten Farbtopf gefallen. An den Eckdaten und Anbaustandards ändert sich also nichts – alle Updates beschränken sich aufs Innenleben im linken Gabelholm.
Fassen wir trotzdem kurz zusammen: 150 bis 180 mm Federweg lässt die Lyrik Ultimate aus ihren schwarzen Standrohren pressen. Für 27,5″ und 29″ gibt es jeweils eine Version mit kurzem und langem Offset, alle bauen auf den Boost 110 mm-Einbaustandard fürs Vorderrad. Wer gerne mehr torsionale Steifigkeit hätte, kann zudem Naben mit SRAMs Predictive-Steering-Endkappen verbauen. 160 mm-Bremsscheiben haben an einer Enduro-Race-Gabel nichts mehr verloren – konsequent. Mit der 7″-Post-Mount-Aufnahme kann man dafür 180 mm-Scheiben ohne Adapter montieren.
Federung & Dämpfung
Federung
Jetzt kommen wir zur Neuerung an der RockShox Lyrik Ultimate 2021: die Luftfeder. RockShox setzt weiterhin auf ein System mit zwei Kammern, die über einen Überströmkanal ausgeglichen werden. Das Zusammenspiel von Negativ- und Positiv-Feder ist maßgeblich am Charakter der Federung beteiligt. Die Volumenverhältnisse können zu einer Linearisierung der Kennlinie im Anfangsbereich des Federwegs beitragen und für sensibles Ansprechverhalten sorgen. Mit einer großen Negativ-Feder soll die Federung stabiler durch den Federweg gehen, ohne abzusacken.
Dieses Volumenverhältnis hat RockShox mit dem Modelljahr 2019 stark verbessert. Ein hohler Schaft vergrößerte die Negativ-Feder und sorgte für feines Ansprechverhalten. Beim Support im mittleren Federweg wünschten sich einige RockShox-Athleten aber noch mehr. Als nicht ganz ideal wurde die Position des Überströmkanals ausfindig gemacht, die nun in Relation zum Federweg verschoben wurde. Der Kanal selbst bleibt in der Standrohreinheit auf der gleichen Position, der Luftkolben hingegen wurde etwas nach oben gesetzt. Dadurch lässt sich das kostengünstige Upgrade auch auf ältere Modelljahre anwenden. Jetzt findet der Ausgleich zwischen den beiden Luftkammern in der Nullstellung statt. Jedes Mal, wenn die Federgabel also komplett ausgefahren ist, kann Luft zwischen der Positiv- und der Negativ-Kammer zirkulieren. Ist deine Lyrik im Stand abgesackt? Jetzt passiert das nicht mehr.
Mit dem verschobenen Luftkolben geht natürlich auch ein leicht verändertes Volumenverhältnis einher. Während die Negativ-Feder nicht weiter gewachsen ist, ist die Positiv-Feder etwas geschrumpft – wer beim Thema Volumenspacer aufgepasst hat, kann leicht nachvollziehen, wie sich das auswirkt: Die Gabel baut im tieferen Drittel des Federwegs etwas mehr Progression auf. Um die Endprogression aber nicht zu stark zu erhöhen, bedient sich RockShox einer weiteren Maßnahme: Der Spacer, den man in die Negativ-Feder eingesetzt hat, ist von unten ausgehöhlt. So soll das Luftvolumen, das im Casting komprimiert wird, keine große Endprogression beisteuern.
Dämpfung
Unverändert geht die Charger 2.1-Dämpfung in das nächste Modelljahr. Hier wurde letztes Jahr fleißig verbessert. Weiterhin setzt man auf eine geschlossene Kartusche mit Bladder, Shimstacks für die Highspeed-Dämpfung und Nadelventilen für die Lowspeed-Dämpfung. Um die Sensibilität zu erhöhen, wurde an den Schmierstoffen gearbeitet. Außerdem gab es neue Führungsbuchsen und Gleitringe in der Kartusche. Zu guter Letzt hat man die Abstimmung der Highspeed-Druckstufe etwas reduziert.
Auf dem Trail
Wir nehmen die neue Lyrik mit auf den Trail. Aber nicht alleine – das Vorjahres-Modell ist ebenso im Gepäck. Beide Gabeln mit gleichem Luftdruck, Dämpfungs-Einstellungen und Volumenspacern versehen, heißt es einmal mehr: back-to-back fahren.
Auf bekannten Trails gibt es von schnellen Sektionen, über technische Abschnitte, bis hin zu Kompressionen, die einem fast die Latschen ausziehen, alles, was die Gabeln fordert. Im direkten Vergleich zeigen sich Unterschiede in der Balance des gesamten Bikes. Mit der neuen Lyrik federn Heck und Front im Gleichklang ein – das Vorjahres-Modell ist bei gleichem Dämpfer-Setup etwas weicher und taucht mehr ab.
Auch auf dem Trail ist das spürbar. Während die bisherige Ultimate-Gabel weiterhin durch ihre unfassbare Sensibilität begeistern kann, steht man damit etwas tiefer im Federweg. Die Progressions-Rampe fällt dafür aber stärker aus. Auf den gleichen Trails hatten wir insgesamt zwar weniger Federwegs-Ausnutzung, bei der dynamischen Fahrhöhe liegt die bisherige Gabel aber etwas tiefer. Harmonischer geht es mit der neuen Lyrik zur Sache: Sie sorgt für eine spürbar aufrechtere Fahrposition und nutzt ihren Federweg auch bei schnelleren Schlägen effizienter. Der Federweg lässt sich komplett ausnutzen, in die Endprogression gleitet die neue Luftfeder gleichmäßiger.
Zum aktuellen Stand lässt sich noch nicht mehr sagen – auf den kurzen Test-Abfahrten war Ermüdung in den Armen mit der neuen Gabel kein Problem. Die etwas aufrechtere Position konnte sich aber bereits im ersten Eindruck positiv auswirken: Der Oberkörper ermüdet weniger schnell, der Rücken wird geschont. Angenehm!
Erster Eindruck – RockShox Lyrik 2021
Zum gebotenen Preis ist das Luftkammer-Update an der Lyrik Ultimate absolut gelungen. Was uns zuletzt an der Gabel noch nicht zu 100 % zufrieden gestellt hat, wurde jetzt verbessert – positiv fürs Sicherheitsempfinden und die Haltung auf dem Rad. Die Montage gelingt einfach, die Luftfeder verhält sich danach etwas harmonischer und den vollen Federweg nutzt man auch weiterhin – all das bei verbesserter dynamischer Fahrhöhe.
Luftfeder-Optimierung oder Dämpfungs-Upgrade – was ergibt in euren Augen mehr Sinn?