
Please start the engines! Die lang herbeigesehnte Olympia-Saison ist eröffnet. Die besten Fahrerinnen und Fahrer der Welt machen sich startklar für die ersten wichtigen Wettkämpfe der Cross Country-Saison – insbesondere das Absa Cape Epic in drei Wochen steht als erstes Highlight des Jahres bereits kurz bevor. Wir haben für euch die ersten Rennergebnisse rund um den Planeten gebündelt und liefern euch erste wichtige Infos zur neuen Rennsaison.
Tankwa Trek – Perfekter Saisoneinstieg für Team Bulls
Seit Jahren gilt die Sonne Südafrikas als eine der bestmöglichen Voraussetzungen für die Vorbereitung der Top-Profis hinsichtlich der anstehenden langen Rennsaison. Nicht nur die idealen Trainingsbedingung am Westkap, auch die Vielzahl an Vorbereitungsrennen und insbesondere das Highlight der Frühjahrssaison, das Absa Cape Epic, locken alljährlich viele Fahrer in die afrikanische Republik.
Inzwischen schon fester Bestandteil des Rennkalenders, markiert das viertägige Tankwa Trek-Etappenrennen den ersten ernsthaften Auftakt in die Rennsaison. Die vier Etappen über 25, 84, 89 und 88 Kilometer lockten auch in diesem Jahr eine Schar an Weltklasseathleten an, die sich zu einem ersten Kräftemessen der Saison versammelten. Unter anderem das komplette Team Cannondale Factory Racing um die womöglich größte deutsche Olympia-Hoffnung Manuel Fumic, das deutsche Team Bulls und die Equipe CST Sandd American Eagle der MTB-Legende Bart Brentjens waren mit mehreren Duos am Start des Rennens.



Bei den Damen landeten mit Nadine Rieder im Duo mit der Schwedin Jennie Stenerhag auf dem zweiten Rang und Adelheid Morath mit Robyn de Groot (Südafrika) auf Rang drei gleich zwei deutsche Fahrerinnen auf dem Podium. Beim Sieg der beiden Südafrikanerinnen Candice Lill und Mariske Strauss zeigte sich insbesondere Rieder in ausgezeichneter Frühform und konnte mit ihrer Partnerin Stenerhag auf dem zweiten Tagesabschnitt mit mehr als drei Minuten Vorsprung vor der Konkurrenz gewinnen. Hätte das Duo auf der vorletzten Etappe nicht einen Reifendefekt beheben müssen, so wäre wohl der Sieg in der Gesamtwertung an das deutsch-schwedische Duett gegangen. Trotz eines knappen Vorsprungs vor der Schlussetappe gegenüber den beiden späteren Siegerinnen Lill und Strauss gelang es Rieder und Stenerhag letztlich nicht, den Sieg beim Tankwa Trek davonzutragen.
Adelheid Morath konnte sich mit ihrer Partnerin, der Bronzemedaillen-Gewinnerin der Weltmeisterschaften im Marathon aus dem vergangenen Jahr Robyn de Groot, mit einem Tagessieg auf der zweiten Etappe im Gepäck ebenfalls über einen gelungen Saison-Einstieg freuen. Auf Rang vier in der Gesamtwertung landete das deutsch-schweizerische Duo bestehend aus der deutschen Sprint-Meisterin Lia Schrievers und Ariane Lüthi, die erst kürzlich das Kross Racing Team verlassen hatte.



Bei den Herren konnten der Weltranglistenzweite Henrique Avancini und der Deutsche Manuel Fumic ihrer Favoritenrolle nicht gerecht werden. Doch weniger mangelnde Physis, sondern vielmehr großes Defektpech auf ihrem neuen Cannondale-Prototypen sorgten dafür, dass das Duo vom Cannondale Factory Racing Team bereits auf der ersten Etappe aussichtslos ins Hintertreffen geriet. Ein Stein traf derart unglücklich und fest das Kettenblatt von Fumic, dass dieses sich von der Kurbel löste und keinerlei Möglichkeit bestand, dieses Missgeschick zu reparieren. 35 Minuten Rückstand nach der ersten Etappe bedeuteten damit ein vorzeitiges Ende aller Pläne eines möglichen erneuten Gesamtsiegs nach dem Triumph beim Tankwa Trek im Vorjahr.
Das Missgeschick des favorisierten Teams auf der ersten Etappe konnten zunächst David Nordemann (Niederlande) und Sebastian Carstensen Fini (Dänemark) nutzen und einen souveränen Sieg einfahren. Doch bereits auf der zweiten Etappe mussten das Duo vom Team CST Sandd American Eagle Team das Trikot der Gesamtführenden an den Deutschen Simon Stiebjahn und seinen schweizerischen Partner Urs Huber abgeben, die sich mit dem Tagessieg und zu diesem Zeitpunkt weniger als einer Sekunde Vorsprung das gelbe Führungstrikot sicherten.



Die letzten beiden Etappen wurden schließlich zu zwei Festtagen des Cannondale Duos Fumic/Avancini, die das Pech der beiden Renntagen zuvor – am zweiten Tag hatten sie mit mehreren Reifendefekten zu kämpfen – ablegen konnten. Souverän sicherten sich die beiden jeweils die Tageswertung, in der Gesamtwertung reichte es schließlich zum achten Rang. Im Kampf um den Gesamtsieg sorgte einmal mehr eine Reifenpanne für eine vorzeitige Entscheidung: Wenige Kilometer vor dem Ziel der dritten Etappe suchte der Defektteufel den Dänen Carstensen Fini heim und bescherten ihm und seinem Teampartner Nordemann zwei Minuten Rückstand vor der letzten Etappe. Diese brachte schließlich keine entscheidenden Änderungen im Gesamtklassement mit sich, sodass Huber und Stiebjahn sich erstmals über einen Sieg im Duett bei einem größeren Etappenrennen freuen konnten.







Lanzarote 4 Stage MTB Race – Pleiten, Pech und Pannen für deutsches Trio
Auf der kanarischen Insel Lanzarote fand bereits zum neunten Mal ein viertägiges Etappenrennen statt, das Jahr für Jahr vor allem europäische Profis in ihrer Saisonvorbereitung in den Süden lockt. Auch in diesem Jahr kämpfte ein erlesenes Starterfeld um die ersten wichtigen Weltranglistenpunkte in der jungen Rennsaison.
Einige deutsche Fahrer – weibliche deutsche Top-Fahrerinnen waren nicht am Start – erhofften sich ebenfalls einen erfolgreichen Saisoneinstieg, wurden dabei aber aufgrund von Sturz- und Defektpech daran etwas gehindert. Auf der ersten Etappe über 42 Kilometer war es Niklas Schehl vom Team Bulls, den ein Reifendefekt weit zurückwarf. Am zweiten Tag (60 Kilometer) machten schließlich Schehls Teamkollege Kaiser und der kürzlich zum Team Centurion-Vaude gewechselte Ben Zwiehoff im Gedränge der Startphase unliebsame Bekanntschaft mit dem Untergrund. Zwiehoff konnte infolge dessen zwar wieder den Anschluss an die Spitze herstellen, doch rund einen Kilometer vor dem Ziel sprang ein Stein derart unglücklich an die Kette des Esseners, dass kein Pedaltritt mehr möglich war und Zwiehoff die letzten Meter zu Fuß absolvieren musste.
Auch der zweite Rang im Zeitfahren über 21 Kilometer auf der dritten Etappe von Zwiehoff konnte die Missgeschicke des deutschen Trios nicht ausmerzen: Rang sieben für Zwiehoff und die Gesamtplatzierungen 11 und 15 für Kaiser und Schehl spiegelten nicht ganz die Erwartungen der deutschen Nationalfahrer wieder.


Den Gesamtsieg machten schließlich der Italiener Luca Braidot und der Pole Bartlomiej Wawak unter sich aus. Die Entscheidung brachte das 21 Kilometer-Zeitfahren hinauf auf ein Bergplateau: Braidot triumphierte dort knapp vor Ben Zwiehoff. Vielmehr relevant war jedoch der 48-sekündige Vorsprung vor Wawak, der bis dato das Führungstrikot auf seinen Schultern hatte. Die knapp 40 Sekunden Vorsprung vor der letzten Etappe konnte Braidot schließlich durch eine beherzte Attacke nochmals ausbauen und somit den ersten Gesamtsieg eines Italieners auf Lanzarote perfekt machen.

Bei den Damen überraschte Ghost-Neuzugang Caroline Bohé und sicherte sich gegenüber namhafter Konkurrenz wie der Kanadierin Emily Batty ihren ersten großen Erfolg in der Eliteklasse. Bereits auf der ersten Etappe fuhr die Dänin der Konkurrenz bergauf davon, doch die windigen Bedingungen verhinderten schließlich, dass sich Bohé entscheidend absetzen konnte. Den ersten Tagessieg sicherte sich dann im Zielsprint die Italienerin Chiara Teocchi. Tags darauf konnte sich nach einer ähnlichen Rennkonstellation erstmals Bohé im Sprint aus einer drei Fahrerinnen umfassenden Gruppe durchsetzen und das Führungstrikot übernehmen.
Das 21 Kilometer lange Bergzeitfahren am dritten Tag wirbelte jedoch das Klassement mächtig durcheinander: Die Italienerin Greta Seiwald sicherte sich dort den Sieg und ging mit 1:48 Minuten Vorsprung in der Gesamtwertung vor Bohé in die Schlussetappe. Dort konnte der Ghost-Neuzugang jedoch das Blatt zu ihren Gunsten wenden: nach der Hälfte der Strecke attackierte Bohé an einem längeren Anstieg und startete eine eindrucksvolle Soloflucht. Mit 2:01 Minuten Vorsprung auf die Tageszweite Emily Batty gelang ihr schließlich doch noch der überraschende Gesamtsieg. Platz zwei und drei in der Gesamtwertung gingen an Greta Seiwald aus Italien und Emily Batty aus Kanada.

Mediterranean Epic – Schweizerin Forchini und Spanier Valero in starker Frühform
In Oropesa del Mar, rund 100 Kilometer nördlich von Valencia, startete auch die Rennsaison auf dem spanischen Festland. Rund um den Küstenort stand einmal mehr ein viertägiges Etappenrennen auf dem Plan, welches in der zweithöchsten Kategorie für Etappenrennen des Weltradsportverbands gelistet wird.
Die wertvollen Weltranglistenpunkte für den Gesamtsiegt nach vier Renntagen sicherten sich wie bereits im Vorjahr bei den Damen die Eidgenossin Ramona Forchini und bei den Herren der Spanier David Valero. Insbesondere Forchini zeigte dabei eine eindrucksvolle Leistung und sicherte sich drei von vier Etappensiegen. Lediglich auf der Königsetappe über 85 Kilometer am dritten Tag musste Forchini fünf Konkurrentinnen den Vortritt lassen. Grund dafür war ein Reifendefekt, der sie zwischenzeitlich bis zu drei Minuten in Rückstand geraten ließ. Doch ihr Gesamtsieg war keineswegs in Gefahr: Mit mehr als acht Minuten Vorsprung triumphierte sie schließlich in der Endabrechnung vor der Kanadierin Emily Batty und ihre Landsfrau Jacqueline Schneebeli, die nach ihrem Sieg bei der Juniorenweltmeisterschaft im vergangenen Jahr erstmals in einer Elitekonkurrenz am Start stand.

Die deutsche Meisterin Elisabeth Brandau kehrte nach ihren Einsätzen im Cyclocross und einer kurzen Trainingspause direkt zum Start des Mediterranean Epic zurück auf das Mountainbike und konnte dementsprechend nicht ganz ihr volles Leistungspotenzial abrufen. Während sie am ersten und am dritten Renntag nur knapp im Zielsprint am Podium vorbeischrammte, war sie an den beiden anderen Tagen nicht in der Lage mit der absoluten Spitze mitzuhalten. Der neunte Rang in der Endabrechnung bedeutete jedoch auch für sie wichtige Weltranglistenpunkte im Hinblick auf die anstehenden größeren Aufgaben.
Bei den Herren schaffte der Spanier David Valero am zweiten Renntag auf der mit 55 Kilometer kurzen, aber mit 2000 Höhenmeter sehr kletterlastigen Strecke eine Vorentscheidung herbeizuführen. Nachdem er tags zuvor nur knapp im Zielsprint vom Schweizer Simon Vitzthum geschlagen wurde, sicherte sich der Dritte der XC-Europameisterschaften des Jahres 2018 mit einer Attacke am letzten Anstieg des Tages den Etappensieg und übernahm die Gesamtführung. Diese konservierte er auf den beiden verbliebenen Etappen und wiederholte somit seinen Sieg aus dem Vorjahr. Auf den Gesamträngen zwei und drei landeten die beiden Teamkollegen des KMC Orbea-Teams Milan Vader (Niederlande) und Victor Koretzky (Frankreich). Pech hatte der zweifache Etappensieger Simon Vitzthum, der auf der letzten Etappe aufgrund eines Reifendefekts den zweiten Gesamtrang noch abgeben musste und auf den fünften Platz zurückrutschte.


Einige deutsche Fahrer versuchten ebenfalls ihr Glück an der spanischen Mittelmeerküste, konnten aber nicht den Kampf um die vordersten Positionen eingreifen. Langstrecken-Spezialist Jochen Käß konnte jedoch als Neuntplatzier durchaus überzeugen, auch Markus Schulte-Lünzum und Leon Kaiser dürften angesichts der aktuellen Jahreszeit mit den Plätzen 15 und 19 in der Endabrechnung nicht gänzlich unzufrieden sein.
Salamina Stage Race – Martin Gluth überzeugt bei spanischen Festspielen
Auch in Griechenland steht der Monat Februar ganz im Zeichen der Weltranglistenpunkte. Stolze vier verschiedene UCI-Rennen sind im Zeitraum vom 9. Februar bis zum morgigen Sonntag angesetzt. Je ein Cross-Country-Rennen der Kategorie C1 und ein Mehrtagesrennen der Kategorie S1 sind bereits Geschichte und jeweils ein weiteres Rennen beider Kategorien sind bis zum Ende des Wochenendes angesetzt.
Sowohl das viertägige Etappenrennen als auch das zuvor ausgetragene Cross-Country-Rennen konnte bei den Herren der Spanier Jofre Cullel Estape für sich entscheiden. In beiden Fällen war die Entscheidung jedoch denkbar knapp: So siegte Cullel Estape zunächst im Cross-Country-Rennen hauchdünn im Zielsprint vor dem Polen Bartlomiej Wawak, wenige Tage später brachte er dann in den vier Renntagen des Etappenrennens lediglich fünf Sekunden zwischen sich und den nächsten Verfolger Jan Vastl aus Tschechien.
Aus deutscher Sicht konnte sich Martin Gluth erfolgreich in Szene setzen: Mit zwei fünften Plätzen sicherte sich der Fahrer des Pushbikers XC-Team wertvolle Weltranglisten-Punkte zu Beginn der Saison. Lange Zeit hielt er sich im Cross-Country-Rennen zu Beginn der Rennserie in Griechenland in der Spitzengruppe auf, ehe er erst auf den letzten Metern des Rennens Kräfte lassen musste. Und auch beim Etappenrennen wenige Tage später war Gluth mehrfach in Schlagdistanz zu den schnellsten Fahrern und belegte erneut den fünften Rang.
Bei den Damen machte die Spanierin Claudia Galicia die spanischen Festtage in Griechenland perfekt, indem sie ebenfalls das viertägige Etappenrennen für sich entscheiden konnte. In einer nicht ganz so knappen Entscheidung wie bei den Herren triumphierte die Spanierin vor der Russin Vera Medvedeva, die ihrerseits das Cross-Country-Rennen einige Tage zuvor gewinnen konnte. Deutsche Fahrerinnen waren nicht am Start.
Fahrerkarussell – Haley Batten wechselt zu Specialized
Die amerikanische U23-Fahrerin Haley Batten wird in der kommenden Saison für die Marke Specialized unterwegs sein. Die U23-Weltcupsiegerin des Rennens aus Nove Mesto aus dem vergangenen Jahr wechselt vom amerikanischen Clif Pro Team zum Firmenteam von Specialized um Annika Langvad, Simon Andreassen und Co. Batten wird in der anstehenden Saison ihr letztes Jahr in der U23-Klasse absolvieren und dürfte dementsprechend dort zu den größten Konkurrentinnen der deutschen U23-Weltcupgesamtsiegerin aus dem Vorjahr, Ronja Eibl, gehören.

EM 2021 – Super-EM in Weißrussland?
Die Hauptstadt von Weißrussland, Minsk, soll einer Pressemitteilung des europäischen Radsportverbands nach 2021 der Austragungsort einer Super Cycling Europameisterschaft werden. Sechs verschiedene Disziplinen (Straße, MTB Cross-Country, Bahnrad, BMX, BMX Freestyle und Gran Fondo) sollen gebündelt innerhalb einer Großveranstaltung ausgetragen werden. Analog zu den sportartenübergreifenden European Championships, die 2022 in München ausgetragen werden, soll das Vereinen der verschiedenen Disziplinen vor allem medial eine höhere Aufmerksamkeit erzielen, als die einzelnen Disziplinen allein.
Von nun an sollen alle vier Jahre die Europameisterschaften der verschiedenen Radsportdisziplinen in diesem Format abgehalten werden. Die Verträge mit der Stadt Minsk seien laut Mitteilung aber noch nicht endgültig unterschrieben.
Die fünf aktuellsten Beiträge aus unserer Reihe XC-News findest du hier:
- XC-News: Bulls-Coup in Südafrika & weitere Highlights des Saisonauftakts
- XC-News: Fahrerkarussell 2.0 & Cyclocross-Meisterschaften mit erfolgreichen XC-Fahrern
- XC-News: Jahreswechsel, Teamwechsel – das Fahrerkarussell dreht sich!
- XC-News: Markus Schulte-Lünzum hört im Sommer auf
- MTB-Bundesliga 2020: Mit fünf Veranstaltern geht es in die neue Saison
Alle weiteren Berichte aus der Rubrik “XC-News” findest du hier auf dieser Übersichtsseite.
Der Beitrag XC-News: Bulls-Coup in Südafrika & weitere Highlights des Saisonauftakts erschien zuerst auf MTB-News.de.