Eine Extravaganz in metallic-lila: Im Rahmen unseres Bock auf Ballern-Events hatte Ghost Factory Racing-Teammanager Tom Wickles noch ein ganz besonderes Schätzchen dabei – sein eigenes, extrem ausgefallenes Ghost Lector XC-Hardtail. Im Rahmen seiner Möglichkeiten (und die sind als Teammanager des Rennteams nicht ganz so gering) schöpfte Tom aus den Vollen und gab Rahmen und Gabel nicht nur einen besonderen Anstrich, sondern sorgte auch bei Laufrädern und Schaltung dafür, dass das Rad wohl ein absolutes Unikat bleiben wird. Wir haben den Schöpfer des Bikes zum Traumrad befragt – das Wort hat Tom Wickles!
Arbeitsgerät: Ghost Lector von Tom Wickles
- Fahrer Tom Wickles
- Rahmen Ghost Lector Superfit RH (Größe L)
- Geometrie Reach: 496 mm / Lenkwinkel: 68° / Kettenstreben: 430 mm
- Federweg 120 mm
- Fahrwerk RockShox SID Ultimate 120 Debon Air (ohne Remote)
- Laufräder Bikeahead Biturbo RS Boost / 29″ / Carbon
- Reifen Maxxis Aspen 2,25″ 170 TPI / Pepi’s Tire Noodle Revolution / 1,3 und 1,5 psi
- Lenker Bikeahead THE Di2 / 740 mm Breite
- Bremsen SRAM Level ULT / 160 mm /140 mm Scheiben
- Schaltung SRAM XX1 AXS mit Blipbox
Rahmen und Geometrie
„Die Basis ist ein Ghost Lector Superfit-Rahmen in Rahmenhöhe L, der zusammen mit dem Casting der RockShox SID-Gabel erstmal zum lokalen Lackierer ging. Wir haben hier ums Eck einen sehr talentierten Lackierer („painted by Wunschel“), der unter anderem auch zahlreiche Helme für einen bekannten Brausehersteller lackiert. Mit zwei, drei Musterbildern bewaffnet war das relativ schnell erledigt und das Ergebnis auf jeden Fall schon mal genau das, was ich mir vorgestellt hatte.
Der Luftdruck in der Gabel pendelt sich um die 120 psi ein, der Reifendruck mit den Inserts liegt bei ca. 1,3 bar vorne und 1,5 bar hinten, was mindestens mal 0,3 bar weniger ist als ohne Inserts. Die Vorbaulänge ist zusammen mit der 120er-Gabel Teil des Geometriekonzeptes des neuen Hardtails. Spacer, Lenkerbreite und die Sattelposition sind dann eher dem Rücken geschuldet.
Komponentencheck
Ich hatte seit wir die ersten Prototypen der SRAM AXS vor zwei Jahren im Team im Einsatz hatten immer die Idee, mal ein Rad ohne die „normalen“ AXS-Schalter aufzubauen und alles auf die Blips zu reduzieren. Nicht, weil es so ergonomisch wäre, sondern nur, weil es mir im Kopf herumgespukt hat. Mit etwas Bastelei (und Lötarbeiten) bei den Kabeln, einem speziellen Lenker von Bikeahead, der für Shimanos Di2-Schaltung vorbereitet ist und dem Weglassen des Remote-Hebels der Gabel sollte sich ein recht cleaner Look ergeben.
Die Funktion der Blips? Im Prinzip wie bei der SRAM RED am Rennrad. Links schaltet man leichter, rechts schwerer, ein Druck auf beide Blips gleichzeitig bedient die Variostütze. Dazu war ein bisschen Anpassungsarbeit nötig: das linke Kabel verläuft unter dem Griff in den Lenker, kommt rechts unter dem Griff heraus und zusammen mit dem Kabel des rechten Blips und der Bremsleitung zusammen läuft dann alles zum Unterrohr in den Kabelkanal. Dort ist die Blipbox angebracht, die frei programmiert werden kann und jetzt im Falle einer Feineinstellung oder ähnlichem immer noch leicht erreichbar ist. Auf dem Kabelkanal befindet sich ein Cover, das mit drei Clips sehr leicht zu entfernen ist – darin ist genügend Platz für die Box.
Was den Sattel angeht: Speedneedle? Der passt bei mir einfach. Und weil das Rad jetzt schon shiny genug ist, habe ich bei Kette, Kassette usw. versucht, nicht noch zusätzliche Farben ins Spiel zu bringen und alles möglichst neutral gehalten. Eine kleine Besonderheit sind noch die ESI-Griffe, die ja quasi an jedem XC-Bike zu finden sind. Bei unserem letzten Abendessen im Rahmen des World Cup-Finales in den USA mit dem Chef von ESI, Gary, haben wir noch etwas über diverse Oberflächen der Griffe philosophiert und sind gerade am Testen, ob man die besten XC-Griffe nicht noch besser machen kann. Vielleicht schafft der aktuelle Stand es ja irgendwann mal in Serie …
Laufräder und Reifen
Vielleicht erinnert der Lack den ein oder anderen ans GT Zaskar aus den 90ern, was als Schüler natürlich unerreichbar war. Damals mit Spinergy, also müssen da heute natürlich selbstredend die Bikeahead-Laufräder rein. Ich habe mich persönlich natürlich für die Teile entschieden, die ich als richtig empfinde – ob es bei 90 kg jetzt vielleicht mehr als eine 140er Scheibe braucht? Im alpinen Bereich bestimmt, aber hier im Fichtelgebirge oder der Fränkischen Schweiz eigentlich nicht.
Reifen-Inserts im XC-Bike? Das ist heute ja eigentlich keine Frage mehr. Natürlich kann ich da auf die Testergebnisse, die wir mit den Mädels im Team erzielen, zurückgreifen, deshalb ist auch das selbsterklärend. Zum Einsatz kommt die neue Pepi’s Tire Noodle in pink, die guten Schutz fürs Felgenhorn bietet, trotzdem ein Luftpolster übrig lässt und so den Rollwiderstand reduziert.
Über Tom Wickles und das Projekt „Pussy Wagon“
Mein Name ist Tom Wickles und ich bin der Teammanager des Ghost Factory Racing Teams – ein paar Links zu meiner beruflichen Tätigkeit findet man sicherlich an dem Rad an der ein oder anderen Stelle wieder. Vor Urzeiten bin ich auch viele Jahre lang XC-Rennen, Marathons, Enduro-Rennen und ab und an auch auf der Straße Rennen gefahren, aber als ich mein persönliches Limit erreicht hatte, war es dann auch gut damit. Die Leidenschaft XC-Sport ist mir aber sicherlich geblieben und so hatte ich die Chance, vor 10 Jahren mein Hobby zum Beruf zu machen und bin nach vielen Jahren im Radladen und einem BWL-Studium in meinem heutigen Job gelandet und habe also auch heute noch die Möglichkeit, sehr nahe am Sport zu sein.
Ich hatte vor zwei Jahren einen etwas unglücklichen Sturz und habe mich schwer an der Wirbelsäule verletzt. Deshalb war in der Zeit die Prämisse, wieder Stück für Stück normal auf dem Rad zu sitzen und die Sitzposition wieder so normal wie möglich hinzubekommen. Vor einem Jahr wurde das Metall entfernt und ich bin heute wieder nahe dran an einer normalen Sitzposition und definitiv weiter, als ich mir das vor zwei Jahren jemals erträumt hatte. Deshalb bin ich heute froh über jeden einzelnen Tag, den ich auf dem Rad sitzen darf und weiß jede einzelne Ausfahrt mehr zu schätzen als jemals zuvor. Auch wenn ich mich jetzt mal wieder an ein Hardtail-Projekt gewagt habe, sieht man die gesundheitliche Vorgeschichte sicherlich auch heute noch in der Sitzposition. Unser neues Rad kommt mir da aber sehr entgegen und nach einer kurzen Probefahrt auf einen Prototyp wusste ich, dass es jetzt wieder soweit ist – ich kann mit ein paar Anpassungen wieder darauf sitzen und ich brauche wieder ein Hardtail. Dieses Hardtail!
Mit ist natürlich klar, dass das Rad sehr polarisierend ist – ich hatte die Gelegenheit, mir mein Traumrad aufzubauen und deshalb ist es mir persönlich nicht so wichtig, ob es den Mainstream-Geschmack trifft oder nicht. Ich finde bunte Farben einfach klasse und freue mich über alles, was nicht ganz normal daher kommt. Das war auch der Ansatz bei dem Projekt. Aber neben der sofort ins Auge stechenden Lackierung hatte ich vor allem die Idee, ein Rad ohne viele Hebel und Kabel aufzubauen.
Was wiegt das Rad? Ganz ehrlich: ich weiß es nicht. Ähnlich wie bei den Bikes unseres Rennteams geht das Hauptaugenmerk im heuten XC weg vom reinen Gewicht hin zu Performance. Nicht, dass ich jetzt im XC-Weltcup starten würde, aber ich kann mir nicht vorstellen, mit einem XC-Bike von vor 10 Jahren auch nur eine Passage einer heutigen Strecke zu fahren. Das Rad hatte damals vielleicht 7,5 kg, wäre aber nach heutigem Maßstab unfahrbar und natürlich haben Dropper-Sattelstützen, 120 mm-Gabel, Reifen-Inserts usw. ein Mehrgewicht – von den 10 Schichten Lack jetzt mal ganz zu schweigen … Aber was gut genug für unsere Ergebnisse in 2019 war, ist für mich natürlich gerade gut genug 😉
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Hier findest du weitere Arbeitsgeräte von den Stars der Mountainbike-Szene:
- Arbeitsgerät Spezial: Ghost Lector „Pussy Wagon“-Edition von Tom Wickles
- Arbeitsgerät: Das Specialized Epic von Sam Gaze
- Arbeitsgerät: Santa Cruz V10 29 von Greg Minnaar
- Arbeitsgerät: Intense M29 von Aaron Gwin
- Arbeitsgerät: BIKENAME von FAHRERNAME
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