Trickstuff Piccola im Test: Nachdem wir kürzlich die edle, aber teure große Schwester “Diretissima” getestet haben, folgt nun der exklusive Test der nur 158 g schweren Piccola. Wir konnten die Bremse kurz vor der Eurobike in verschiedensten Bedingungen testen und haben versucht, ihre Grenzen zu finden.
Trickstuff Piccola – Kurz & knapp
Trickstuff sieht die leichte Bremse vor allem im XC-Bereich, aber auch für den Trail- und Enduro-Einsatz soll die Bremse noch geeignet sein.
- Zweikolben-Bremssattel mit automatischer Belagsnachstellung und hoher Hitzefestigkeit
- Ultraleichte Hochdruck-Kevlar-Leitung (Berstdruck 630 bar)
- Avid Elixir Bremsbelagform
- Optimale Hebelergonomie, großer Verstellbereich
- Einfache und saubere Entlüftung
- Verfügbar in verschiedenen Farben
- Weitestgehend Made in Germany
- Gewicht: 158 Gramm (ohne Scheibe und Adapter)
UVP: 345 € | Bikemarkt: Trickstuff Piccola kaufen
Trickstuff Piccola – technische Daten
- Post Mount Bremsaufnahme
- Bremsflüssigkeit: Mineralöl mit hohem Siedepunkt
- 4-fach kugelgelagerter Bremshebel
- 160 g Systemgewicht ohne Scheibe und Adapter, nachgewogen auf diversen Briefwaagen
- 2 Kolben
Wir haben das Gewicht der Bremse natürlich nachgewogen und auch die Bremsscheibe auf die Briefwaage gelegt. Die Gewichte findest du in unserer Gewichtsdatenbank:
Trickstuff Piccola – in der Hand
Aufbau
An der Piccola kommen sehr viele eloxierte Frästeile zum Einsatz, die für dieses erste Vorserienmodell schon einen sehr hochwertigen Eindruck machen. Der Bremshebel ist über zwei Kugellager am Geber montiert, zwei weitere Kugellager verbinden den Bremshebel über ein Frästeil mit der Edelstahlschraube, die gegen den Geberkolben drückt. Der Kolben selbst ist aus IGUS J-Material und sorgt so für ideale Gleiteigenschaften bei gleichzeitig geringem Gewicht, Verschleißfreiheit und Druckstabilität.
Montage
Die Montage der Bremse gestaltet sich als einfach und stellte uns nur vor kleine Probleme. Die Anlage ist schnell montiert, der Hebel kann ohne Abnehmen der Griffe montiert werden. Die Interfaces zur Schalthebel-Montage an der Bremse haben wir nicht genutzt, diese kann man für SRAM und Shimano I-Spec 1 für 17,90 €/Stk. dazu erwerben. Beim Nachstellen der Bremshebel am Trail zeigte sich dann ein kleines Problem: Die Hebelweite lässt sich nur mit Werkzeug verstellen und verwendet einen 2 mm Inbus an der Stellschraube – den nicht jeder an seinem Multitool hat.
Trickstuff Piccola – Auf dem Trail
Nach der Montage ging es auf den Trail. In einer Woche fuhr unser Tester die Bremse 4000 hm über die teilweise steilen und ruppigen Trails an der Albkante und stellte sie danach auf die Härteprobe. Im Duell gegen SRAMs Guide Ultimate wurden je 100 kg Systemgewicht über eine Asphaltstraße gejagt, um die Grenze des Systems auszuloten und extreme Hitze zu provozieren.
Bremsleistung
Die Bremsleistung der Piccola ist sehr gut. Die Bremse beißt stark zu und war so auch im Enduro-Einsatz nicht überfordert. Im Vergleich zu anderen Bremsen konnten wir problemlos 180/160 mm Scheiben anstatt 200/180 mm Scheiben fahren. In brenzligen Situationen hat die Piccola stehts zuverlässig und stark verzögert.
Dosierbarkeit
Der Druckpunkt der Bremse ist gut spürbar, aber nicht sehr hart. In Kombination mit dem Leerweg (bis die Beläge anlagen) und dem weicheren Druckpunkt spaltete dies die Gemüter. Von “Stört mich überhaupt nicht” bis hin zu “So teigig – das geht gar nicht!” gab es alle Meinungen. Trickstuff versicherte uns auf Rückfrage, dass hier noch nachgebessert werde.
Wenn es um präzises Bremsen ging, schwierige Linien im Nassen gefahren werden sollten oder Hinterrad-Manöver durchgeführt wurden, zeige sich die Piccola von einer Seite, an die man sich etwas gewöhnen muss. Die Dosierbarkeit war nicht immer ganz berechenbar, mehrmals rutschte uns das Vorderrad an Stellen, die sonst keine Schwierigkeit darstellten. Hier braucht es etwas mehr Eingewöhnungszeit, um sich besser auf das Verhalten der Bremse einzustellen.
Standfestigkeit
Auf den normalen Abfahrten konnten wir selbst mit den kleineren Bremsscheiben kein Fading an der Bremse feststellen. Der Druckpunkt blieb konstant; wenn man sich ans digitale Bremsverhalten gewöhnt hat, ist die Bremse berechenbar und überrascht selbst nach langen Abfahrten nicht durch plötzlich fehlenden Druckpunkt oder fehlende Bremsleistung. Als wir mit Zusatzgewicht im Rucksack (Systemgewicht 118 kg) ein Heißlaufen der Bremse mit 200 hm am Stück und alleiniger Nutzung der Hinterradbremse provozierten, setzte sie trotzdem nicht komplett aus, der Hebel konnte aber fast bis zum Lenker durchgezogen werden. Trotzdem war bis zum Schluss mit kaum höherer Handkraft ein Blockieren des Hinterrades möglich.
Piccola_nach_200hm_Dauerbremsen_nur_am_Hinterrad_mit_118kg_und_160er_Scheibe von IBC_Redaktion – Mehr Mountainbike-Videos
Haltbarkeit der Trickstuff Piccola
Zu Haltbarkeit und Verschleiß konnten wir im kurzen Testzeitraum leider keine ausreichenden Kenntnisse gewinnen.
Fazit zur Trickstuff Piccola
Alles in allem waren wir von der leichten Piccola schon in der Vorserie begeistert: Das geringe Gewicht tut der Leistung nichts ab, die Bremse kann mit den großen Namen im Endurobereich mithalten und einige davon sogar übertrumpfen. Unser Tester bescheinigte ihr mindestens die gleiche Bremsleistung der Guide RSC mit 200/180er Scheiben, die sonst an seinem Rad montiert ist. Wer nicht auf der Suche nach einem knallharten Druckpunkt im Shimano-Stil ist, findet mit der Piccola eine starke und standfeste Bremse, die allerdings auch den Geldbeutel um ein gutes Stück erleichtert.
Stärken
- Gewicht
- Bremskraft
- Standfestigkeit
Schwächen
- Dosierbarkeit
- Preis
Testablauf
Die Bremse haben wir einem Schnelltest unterzogen. Unser Testfahrer hat der Bremse in nur einer Woche 4000 hm schnelles und hartes Enduro-Fahren aufgedrückt und ist sie im Vergleich mit anderen Enduro-Bremsen gefahren.
Hier haben wir die Trickstuff Piccola getestet
- Hometrails an der Albkante: stellenweise sehr steil, ruppig, technische Sektionen, schnell
Weitere Informationen
Webseite: www.trickstuff.de
Text & Redaktion: Lorin Lohrscheider, Christoph Spath | MTB-News.de 2016
Bilder: Jens Staudt
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