Specialized Demo Race 29 im Test: Fünf Jahre nach der Vorstellung des letzten Demo S-Works schlägt Specialized mit dem Demo 29 eine 180°-Kehrtwende ein. Aus dem filigranen Design-Objekt aus feinstem Carbon ist ein kompromisslos für die Highspeed-Abfahrt konzipiertes 29″-Racebike aus Aluminium mit entsprechend wuchtiger Optik geworden. Ob die Rechnung aufgeht, haben wir nicht nur auf verschiedenen Bikepark-Strecken, sondern auch im Renneinsatz für euch getestet!
Steckbrief: Specialized Demo Race 29
Einsatzbereich | Downhill |
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Federweg | 200 mm/200 mm |
Laufradgröße | 29ʺ |
Rahmenmaterial | Aluminium |
Gewicht (o. Pedale) | 16,6 kg |
Rahmengrößen | S2, S3, S4 |
Website | www.specialized.com |
In der Historie des Demos hat Specialized noch nie Angst vor einem kleinen Richtungswechsel gehabt: Auf den seit 2003 verwendeten, sehr verschachtelten FSR-Hinterbau mit ganzen drei Streben im Hinterbau folgte elf Jahre später eine neue, extrem cleane Carbon-Version, die Design- und Putz-Freaks das Herz hat höher schlagen lassen. Nun haben die Kalifornier wieder einmal eine überraschend scharfe Abzweigung genommen und statt Optik und Gewicht lieber Dinge wie Speed, Geschwindigkeit und Schnelligkeit ins Lastenheft geschrieben. So setzt das Mitte des Jahres vorgestellte Demo 29 auf 29″-Laufräder, einen Aluminium-Rahmen und eine überarbeitete Version des FSR-Hinterbaus mit zusätzlichen Links und sehr tief liegendem Dämpfer. Das Downhill-Bike ist in drei Rahmengrößen und zwei Ausstattungsvarianten zu Preisen von 4.699 bis 5.699 € erhältlich. Wir haben die teurere Race-Variante unter anderem beim iXS Cup auf der Schweizer Highspeed-Strecke in Bellwald hart rangenommen!
Geometrie
Specialized bietet das neue Demo 29 in lediglich drei Rahmengrößen an. Die üblichen Bezeichnungen Small, Medium und Large sind den Kürzeln S2, S3 und S4 gewichen. Diese können allerdings nicht davon ablenken, dass das neue Demo nicht besonders groß ist: Die Reach-Werte starten bei kurzen 425 mm und enden bereits bei 465 mm – eine echte XL-Größe, wie sie manche Hersteller anbieten, fehlt somit. Das dürfte allerdings nur für Fahrer über 1,90 m ein echtes Problem werden. Die restliche Geometrie fällt dafür alles andere als konservativ aus: Der Stack liegt bei allen Rahmengrößen auf ordentlichen 633 mm und der Lenkwinkel ist mit 62,7° für ein 29er ganz schön flach. Dazu kommen ein um 25 mm abgesenktes Tretlager und 450 mm lange Kettenstreben, was beides für viel Laufruhe spricht. Wir hatten die größte S4-Variante im Test.
S2 | S3 | S4 | |
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Stack | 633 mm | 633 mm | 633 mm |
Reach | 425 mm | 445 mm | 465 mm |
Steuerrohr | 104 mm | 104 mm | 105 mm |
Lenkwinkel | 62,7° | 62,7° | 62,7° |
Tretlagerhöhe | 350 mm | 350 mm | 350 mm |
Tretlagerabsenkung | 25 mm | 25 mm | 25 mm |
Trail | 128 mm | 128 mm | 128 mm |
Federgabellänge | 608 mm | 608 mm | 608 mm |
Federgabel Offset | 58 mm | 58 mm | 58 mm |
Front Center | 804 mm | 824 mm | 844 mm |
Kettenstrebe | 450 mm | 450 mm | 450 mm |
Radstand | 1253 mm | 1273 mm | 1293 mm |
Oberrohr | 563 mm | 600 mm | 620 mm |
Überstandshöhe | 760 mm | 760 mm | 760 mm |
Sitzrohr | 394 mm | 420 mm | 420 mm |
Sitzwinkel | 77,7° | 76,3° | 76,3° |
Ausstattung
Das Demo 29 ist in lediglich zwei Ausstattungsvarianten erhältlich, für die Specialized in Anbetracht der restlichen Modellpalette erstaunlich moderate Preise aufruft. Das von uns getestete Topmodell, das Specialized Demo Race 29, kostet 6.699 €, bietet allerdings auch eine absolute Top-Ausstattung, bei der es fast nichts zu meckern gibt. So arbeitet an der Front die hochwertige Öhlins DH 29-Federgabel, die am Heck vom passenden Öhlins TTX-Dämpfer ergänzt wird. Am SRAM X01 DH-Antrieb führt aktuell kaum ein Weg vorbei. Auch die SRAM Code RSC-Bremsen haben sich in unseren Downhill-Tests bereits mehrfach bewährt. Specialized selbst stellt Cockpit und Sattel, die einen sehr hochwertigen Eindruck machen, sowie die Roval-Felgen und Butcher Blck Dmnd-Reifen. Auch wenn wir mit diesen am Enduro bisher gute Erfahrungen gemacht haben, müssen wir über die Entscheidung, Enduro-Reifen an ein DH-Bike zu montieren, schon vor der ersten Ausfahrt die Stirn runzeln – doch dazu später mehr.
Wer gerne Demo 29 fahren möchte, aber 2.000 € weniger im Portemonnaie hat, für den könnte das günstigere Specialized Demo Expert 29 die richtige Wahl sein. Dieses setzt auf denselben Alu-Rahmen und ein RockShox Select-Fahrwerk mit Stahlfeder-Dämpfer, einen soliden SRAM GX DH-Antrieb, Code R-Bremsen, hauseigene Alu-Komponenten sowie Roval-Felgen und Butcher-Enduro-Reifen.
- Federgabel Öhlins DH 29 (200 mm)
- Dämpfer Öhlins TTX (200 mm)
- Antrieb SRAM X01 DH
- Bremsen SRAM Code RSC
- Laufräder Roval Alloy DH / DT Swiss 350
- Reifen Specialized Butcher Blck Dmnd
- Cockpit Specialized Direct Mount DH (45 mm) | Specialized DH Fact Carbon (800 mm)
Demo Expert 29 | Demo Race 29 | Demo Race 29 Rahmen | |
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Rahmen | M5 alloy, BSA threaded BB, full internal cable routing with option for full external brake, 148 mm rear spacing, 200 mm of travel | M5 alloy, BSA threaded BB, full internal cable routing with option for full external brake, 148 mm rear spacing, 200 mm of travel | M5 alloy, BSA threaded BB, full internal cable routing with option for full external brake, 148 mm rear spacing, 200 mm of travel |
Dämpfer | RockShox Super Deluxe Coil Select Plus, Trunnion mount, 225 mm x 75 mm | Öhlins TTX, Twin-Tube design, Trunnion mount, 225 mm x 75 mm | Öhlins TTX, Twin-Tube design, Trunnion mount, 225 mm x 75 mm |
Federgabel | RockShox BoXXer Select 29, DebonAir spring, Charger RC damper, 20 x 110 mm thru-axle, 56 mm offset, 200 mm of travel | Öhlins DH 29, 20 x 110 mm thru-axle, 58 mm offset, 200 mm of travel | |
Vorbau | Specialized Direct Mount DH Stem, 45 mm | Specialized Direct Mount DH Stem, 45 mm | |
Lenker | Specialized, 7050 alloy, 6° upsweep, 8° backsweep, 27 mm rise, 800 mm width | Specialized DH, FACT carbon,6° upsweep, 8° backsweep, 27 mm rise, 800 mm width, 31,8 mm | |
Griffe | Specialized Trail Grips | Deity Knuckleduster, Black | |
Bremsen | SRAM Code R, 200 mm | SRAM Code RSC, 200 mm | |
Schalthebel | SRAM GX DH, 7-speed, trigger | SRAM X01 DH, 7-speed, trigger | |
Schaltwerk | SRAM GX DH, 7-speed | SRAM X01 DH, 7-speed | |
Kassette | SRAM GX DH, 7-speed, 11-24t | SRAM X01 DH, 7-speed, 10-24t | |
Kette | SRAM PC1110 w/ PowerlinkTM | Sram PC1130 w/ Powerlink, 11-speed | |
Kurbeln | SRAM Descendant, DUB, alloy, Direct mount ring, 165 mm, 34 T | SRAM X01 DH, DUB, carbon, Direct mount ring, 165 mm, 34 T | |
Innenlager | SRAM DUB, 83 mm | SRAM DUB, 83 mm | |
Felgen | Roval 29" Alloy DH, 28 mm internal width, 28h | Roval 29" Alloy DH, 28 mm internal width, 28h | |
Nabe Front | Specialized disc, 20 x 110 mm thru-axle, 28 h | Specialized disc, 20 x 110 mm thru-axle, 28 h | |
Nabe Hinten | Specialized, 12 x 148 mm thru-axle, 28 h | DT Swiss 350, SRAM XD freehub, 12 x 148 mm spacing, 28 h | |
Vorderreifen | Butcher BLCK DMND, 2Bliss Ready, 29" x 2,6" | Butcher BLCK DMND, 2Bliss Ready, 29" x 2,6" | |
Hinterreifen | Butcher BLCK DMND, 2Bliss Ready, 29" x 2,3" | Butcher BLCK DMND, 2Bliss Ready, 29" x 2,3" | |
Sattel | Body Geometry Henge DH, hollow Cro-Mo rails, 130 mm | Body Geometry Henge DH, hollow titanium rails, 130 mm | Body Geometry Henge DH, hollow titanium rails, 130 mm |
Sattelstütze | Specialized, 6061 alloy, 2-bolt clamp, 0 mm setback, 30,9 mm | Thomson, alloy, straight, 12° clamp | Thomson, alloy, straight, 12° clamp |
Preis (UVP) | 4.699 € | 6.699 € | 2.499 € |
Im Detail
Dass von allen großen Mountainbike-Firmen ausgerechnet Specialized bei seinem neuen Downhill-Racebike auf Aluminium als Werkstoff setzt, hätten wohl die wenigsten erwartet. Mit den einfachen, klaren und sanft geschwungenen Linien seines asymmetrischen Carbon-Vorgängers hat das Demo 29 fast nichts mehr gemeinsam. Auf den ersten Blick wirkt das Rad mit seiner neuen, etwas verschachtelten Anlenkung und dem tief im Rahmen montierten Dämpfer alles andere als aufgeräumt. Von der Seite betrachtet gehen die Formen allerdings durchaus fließend ineinander über. Außerdem sieht das Demo 29 mit seinem leichten Hängebauch und der mittigen Hebelage schon im Stand verdammt schnell aus.
Auch wenn der Hinterbau auf den ersten Blick etwas komplex wirkt, handelt es sich nach wie vor um ein FSR-Design mit Horstlink in der Kettenstrebe. Diese ist allerdings ungewöhnlicherweise deutlich vor dem Tretlager am Hauptrahmen gelagert, was dem Hinterbau einen ebenfalls sehr weit vorne liegenden Momentanpol (Instant Center) beschert. Die Sattelstrebe betätigt wie gewohnt einen Umlenkhebel, der am Hauptrahmen gelagert ist. Der Dämpfer hingegen wird nicht direkt vom oberen Umlenkhebel angesteuert, sondern von einem neuen, unteren Hebel, der wiederum über eine Zugstange mit dem oberen Hebel verbunden ist. Die Vorteile des Systems? Ein sehr tiefer Schwerpunkt, weniger Querkräfte auf den Dämpfer und eine Entkopplung der Federkennlinie von der Raderhebungskurve. Mehr Details dazu erfahrt ihr in unserem Interview mit dem Demo-Entwickler Brian Robinson.
Die Brems- und Schaltleitungen werden beim Specialized Demo 29 intern geführt und laufen auf der rechten Seite des Steuerrohrs in den Rahmen. Wenn man eine Startnummer montieren möchte, ist das keine ideale Position, da es beispielsweise beim iXS Cup offiziell nicht zulässig ist, ein Loch in seine Nummer zu schneiden. In Verbindung mit einem Marshguard-Nummernhalter hatten wir jedoch ausreichend Platz, um die Leitungen hinter der Nummer zu verlegen, ohne sie übermäßig biegen zu müssen. Die Leitungen werden intern nicht geführt und die Ausgänge sind sehr eng, was dem Leitungswechsel einen gewissen Nervenkitzel verleiht. Alternativ sind außen am Rahmen jedoch Bohrungen angebracht, über die die Bremsleitung extern befestigt werden kann. Die antriebsseitige Kettenstrebe wird von einem großen, stark gewellten und geräuschdämmenden Gummi-Schoner bedeckt. Ein weiterer Schützer aus Plastik befindet sich auf der Unterseite des Unterrohrs.
Auf dem Trail
Da wir bereits Anfang 2019 beim exklusiven Launch des neuen Demo 29 in Port Angeles, USA, anwesend waren, hatten wir eine ganz gute Vorstellung vom Setup des Bikes. Die Öhlins-Federgabel mit ihrer getrennt einstellbaren Positiv- und Negativ-Luftkammer mag erstmal komplex wirken – doch auf dem Casting sind bereits Luftdruck-Empfehlungen aufgeklebt, die als Startpunkt durchaus sinnvoll sind. Beim Dämpfer passt die mitgelieferte Feder in Größe S4 für unseren etwa 73 kg schweren Tester perfekt. Ansonsten wählen wir das mittlere Highspeed-Setting, eine eher offene LSC und den Rebound nach Gefühl beim Parkplatz-Test.
Das Demo 29 macht es so leicht, schnell zu fahren, dass es uns manchmal Angst gemacht hat …
Unsere erste Testfahrt findet auf der knallharten Highspeed-Strecke im tschechischen Bozi Dar statt. In Größe S4 wirkt das Demo Race 29 nicht übermäßig riesig, bietet jedoch eine angenehm hohe Front. Schon auf dem Weg zum Start stellt sich das Gefühl ein, sehr tief und sicher im Bike zu stehen. Auf den ersten flachen Metern beschleunigt das Demo etwas träge. Hier lässt sich nicht verleugnen, dass es bis zu 1,5 kg schwerer als die Carbon-Konkurrenz ist. Zudem wippt es beim Sprinten spürbar, was wir für ein Downhill-Bike allerdings absolut in Ordnung finden. Einmal auf Geschwindigkeit gebracht, stellt sich schnell der erste Aha-Moment ein: Das Specialized Demo 29 liegt extrem satt auf der Strecke! Bremswellen, Steine, Wurzeln und Kanten werden einfach weggeschluckt – und zwar sowohl von der Front, als auch vom Heck. Diese Ausbalanciertheit sorgt zudem dafür, dass sich das Demo in entsprechendem Gelände nicht anfühlt wie ein träges Bügeleisen. Stattdessen motiviert das Fahrwerk dazu, die Geschwindigkeit immer weiter und weiter nach oben zu schrauben. Das kann einem manchmal allerdings auch den Angstschweiß auf die Stirn treiben, wenn man dann doch sehr nahe an die Grenzen des eigenen Reaktionsvermögens gelangt.
iXS Downhill Cup Bellwald 2019 – Das Streckenvorstellungsvideo von Gregor – Mehr Mountainbike-Videos
Das einzige Problem, das wir zu Beginn des Tests hatten, waren die Specialized Butcher Blck Dmnd-Reifen, die nicht nur nach wenigen Läufen kaputt waren, sondern in schnellen und ruppigen Anliegern durch den benötigten hohen Luftdruck und die geringe Eigendämpfung schnell ins Rutschen kamen. Nachdem wir Downhill-Reifen von Maxxis aufgezogen hatten, war von diesem Verhalten nichts mehr zu spüren. Stattdessen hängt das Demo geradezu stoisch ruhig in Anliegern und lässt sich auch von tiefen Bremswellen kaum aus der Ruhe bringen. Nur die Federgabel haben wir im Verlauf des Tests und vor allem während des iXS Cups auf der sehr ausgebolzten und sandigen Strecke in Bellwald deutlich härter aufgepumpt, um zu verhindern, dass sie nach zu vielen harten Schlägen abtaucht. Stimmt man die Negativ-Luftkammer entsprechend ab, lässt sich das jedoch immer noch mit einer ausreichend guten Sensibilität vereinen.
Neben dem schluckfreudigen Fahrwerk konnte uns vor allem das sehr vorhersehbare Verhalten des Demo 29 überzeugen. Jedes Bike kommt irgendwann außer Kontrolle – meist weil der Fahrer Mist baut. Doch mit dem Specialized hatten wir extrem selten mit unerwarteten Tritten oder Wegrutschern an Front und Heck zu kämpfen, was wir den sehr gut abgestimmten Öhlins-Federelementen und dem neuen FSR-Hinterbau zuschreiben. Dieser verfügt Specialized zufolge über bedeutend höhere Anti-Rise-Werte als der Vorgänger, was sich in steilen Sektionen bemerkbar macht, da man immer tief im Rad steht und erstaunlich aggressiv in Kompressionen und Kurven reinhalten kann. Mit Bremsstempeln, einer häufigen Nebenerscheinung, hatten wir hingegen nicht nennenswert zu kämpfen.
Im typisch deutschen Fichtenslalom braucht es mit dem Specialized Demo 29 etwas Eingewöhnung, bis man sich so ganz zuhause fühlt. In Größe S4 erreicht es dank langer Kettenstreben und sehr flachem Lenkwinkel einen beachtlichen Radstand. In Kombination mit dem satt aufliegenden Fahrwerk und dem eher hohen Gewicht sorgt das dafür, dass das Bike mit ordentlich Nachdruck in enge Kurven gepresst werden will. Hat man sich etwas umgestellt, gehört das Demo auch hier zu den schnellsten Rädern auf dem Markt, kann seine Vorteile aber nicht so sehr ausspielen wie im hochgebirgigen Highspeed-Geballer. Komplett außerhalb jedweder Komfortzone ist das schwarz-gelbe Geschoss hingegen auf flachen Bikepark-Jumplines. Genug Geschwindigkeit vorausgesetzt springt es sich zwar hervorragend, liegt sehr ruhig in der Luft und geht auch mal quer – muss man aber pumpen, pushen oder ziehen, um Geschwindigkeit aufzubauen, verpufft die meiste Kraft im Hinterbau.
Im Vergleich
Einer der größten Konkurrenten des Specialized Demo 29 nicht nur im World Cup, sondern auch im Wettbewerb um Käufer ist wohl der Testsieger aus unserem Downhill-Bike-Vergleichstest 2019: das Santa Cruz V10 29. Beide Bikes zeichnen sich durch ihren sehr satt aufliegenden, schluckfreudigen Hinterbau aus. Auf absoluten Highspeed-Pisten fühlt sich das Demo allerdings nochmals ruhiger und balancierter an – es lässt sich einfach kaum aus der Ruhe bringen. Dafür ist das leichtere V10 auf sanfteren Strecken deutlich aktiver und braucht weniger Gefälle und Geschwindigkeit, um Spaß zu machen.
Das Lastenheft der Scott-Entwickler zum neuen Gambler muss komplett anders ausgesehen haben als das des Demo 29. Die Carbon-Feile ist sogar mit Stahlfeder-Dämpfer ganze 1,5 kg leichter als das Specialized und es ist das aktivste 29″ Downhill-Bike, das wir bisher gefahren sind. In Sachen Laufruhe und Endgeschwindigkeit kann es dem Demo nicht das Wasser reichen. Dafür bietet es einen exzellenten Mix aus Spieltrieb und Laufruhe, was es wohl zum etwas besseren Allrounder macht.
Das ist uns aufgefallen
- Öhlins-Fahrwerk Dieses trägt sicherlich einen nicht zu kleinen Teil am extrem ausbalancierten Verhalten des Demo 29 bei. Neben dem Hinterbau konnte uns auch die Gabel sehr positiv überraschen: Obwohl sie kompliziert wirkt, war ein sehr gut funktionierendes Setup dank der aufgedruckten Empfehlungen schnell gefunden. Außerdem kann man die Gabel relativ straff fahren, ohne zu viel Grip oder Komfort einzubüßen.
- Enduro-Reifen Die Specialized Butcher Blck Dmnd-Reifen funktionieren an einem Enduro-Bike zuverlässig. Bei den Geschwindigkeiten, die ein Downhill-Bike erreicht, bieten sie allerdings viel zu wenig Eigendämpfung und Pannensicherheit. In Bozi Dar hatten wir nach wenigen Fahrten bereits Schnitte in beiden Reifen, sodass wir sie gegen Maxxis DH-Reifen ausgetauscht haben.
- Roval-Laufräder Die Roval-Felgen sind für die Geschwindigkeiten, mit denen das Demo durch Steinfelder fetzt, leider etwas zu weich. Das erste Hinterrad war (auch dank der dünnen Reifen) schnell verdellt und hatte nach einigen Tagen einen so großen Höhenschlag, dass wir es austauschen lassen mussten. Das zweite Hinterrad hat den iXS Cup in Bellwald mit etwas Nachzentrieren gut überstanden, war jedoch auch nicht ganz gegen Dellen gefeit.
- 148 mm-Hinterbau Wir hatten nie das Gefühl, dass das Demo 29 nicht steif genug ist. Allerdings finden wir den 148 mm-Hinterbau eher unpraktisch, da bereits vorhandene Downhill-Hinterräder damit unnütz werden. Man kann natürlich sein Enduro-Hinterrad einbauen – das ist bei dem rabiaten Speed des Demos aber vor allem eine sehr effiziente Methode, um das gute Leichtbau-Stück möglichst schnell in seine Einzelteile zu zerlegen
- Steifigkeit Während unseres Downhill-Vergleichstest 2019 haben wir bei einigen Carbon-Bikes die sehr hohe Rahmensteifigkeit bemängelt. Beim Alu-Demo 29 hat Specialized hingegen einen sehr guten Kompromiss getroffen: Es fühlt sich nicht zu weich und nicht zu steif an.
- Haltbarkeit Während des mehrwöchigen Testzeitraums hatten wir außer dem Hinterrad keine nennenswerten Probleme mit der Haltbarkeit. Am Hinterbau gab es allerdings bereits früh einige Lackabplatzer und es stellte sich gegen Ende ein leichtes Knarzen ein. Wirklich ungewöhnlich für ein Downhill-Bike ist das alles aber nicht.
Fazit – Specialized Demo Race 29
Wer Top-Speed auf harten Strecken erreichen will, der wird in absehbarer Zeit nicht am Specialized Demo Race 29 vorbeikommen. In seiner jüngsten Inkarnation präsentiert es sich als das wohl potenteste Downhill-Bike auf dem Markt und kann mit seinem satten, ausbalancierten Fahrwerk sowie der daraus resultierenden Laufruhe punkten. Mit dem Demo 29 die Bremsen offenzulassen ist so leicht, dass wir tatsächlich manchmal Angst vor dem Rad hatten. Vor dem Kauf sollte man sich aber bewusst sein: Ein Bike für flowige Bikepark-Pisten ist das Demo nicht! Hier wünscht man sich ein deutlich leichteres und aktiveres Rad.
- sehr ausgewogenes Fahrwerk
- liegt unglaublich satt auf
- extrem laufruhig
- ausbalancierte Geometrie
- leicht einzustellen
- nicht sonderlich leicht
- wenige Größen
Was sagst du zum neuen Demo – klingt es nach dem passenden Rad für dich?
Testablauf
Wir sind das Specialized Demo Race 29 über mehrere Wochen auf verschiedenen Downhill-Strecken gefahren. Am Ende des Testzeitraums sind wir mit dem Rad den iXS Downhill Cup in Bellwald gefahren, um herauszufinden, wie sich das neue Demo in Rennsituationen verhält.
Hier haben wir das Specialized Demo Race 29 getestet
- Bozi Dar: Der Trailpark im tschechischen Erzgebirge dürfte eingefleischten Downhill-Fans bereits seit längerem ein Begriff sein. Seit einigen Jahren gibt es dort nicht nur eine knallharte Downhill-Strecke mit Highspeed-Charakter sowie eine technisch anspruchsvolle Wurzel-Strecke, sondern auch einen richtig schnellen Lift und abwechslungsreiche Flowtrails.
- Ilmenau: Das beschauliche Universitätsörtchen im Thüringer Wald ist schon seit weit über 20 Jahren Austragungsort nationaler und internationaler Downhill-Rennen. Die Strecke wird jedes Jahr neu gebaut und bietet einen guten Mix aus natürlichen und gebauten Segmenten. Sie ist für Besucher außerhalb des Rennens allerdings gesperrt!
- Bellwald: Die hochalpine Vollgas-Strecke bietet vor allem viele Bremslöcher, ausgebombte Anlieger und den ein oder anderen fiesen Huck. Wir haben das Demo 29 dort während des iXS Downhill Cups auf die Probe gestellt.
Körpergröße | 183 cm |
Schrittlänge | 85,5 cm |
Oberkörperlänge | 60 cm |
Armlänge | 61 cm |
Gewicht | 73 kg |
- Fahrstil
- verspielt
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- unauffällig, hinten progressiv, wenig Druckstufe
- Vorlieben bei der Geometrie
- hinten nicht zu kurz, vorne geräumig, Lenkwinkel nicht zu flach
Der Beitrag Specialized Demo Race 29 im Test: Demonstrativ schnell! erschien zuerst auf MTB-News.de.