Schottland – das bedeutet: Whisky, James Bond, Fort William. Aber auch: Regen, Mücken, Wind. Oder? Wir haben ein paar besondere Schmankerl von Trails für euch unter die Stollen genommen – und auch Lösungen für Regen, Mücken und Wind.
Regen
Das Schlechte in Schottland ist: Das Wetter ist häufig unbeständig. Das Gute in Schottland ist: Das Wetter ist häufig unbeständig. Soll heißen: Wenn es gut ist, darf man in der Regel nicht damit rechnen, dass es auch wochenlang so bleibt. Aber wenn es schlecht ist, darf man in der Regel darauf hoffen, dass es nicht wochenlang so bleibt. Was uns rund um Aviemore so gut gefallen hat: Es gibt die richtigen Touren für schöne und völlig verregnete Tage. Bei viel Regen fährt man einfach im Wald, wo es zwar trotzdem nass, aber eben lange nicht so rutschig und unangenehm ist wie über der Baumgrenze.
Die andere Antwort auf Regen ist natürlich gute Bekleidung, aber auch die ist inzwischen ja erfunden. Obendrein herrscht in Schottland häufig gutes Gore-Tex-Wetter. Was das ist? Regen, aber gleichzeitig auch relativ kühl – denn ohne Temperaturdifferenz zwischen Jacken-Innen- und Außenseite funktioniert Gore-Tex nicht. Also einfach mal dankbar sein, wenn es nicht nur nass, sondern auch kalt ist!
Mücken
Hier gilt ebenfalls: Guck auf den Donut, und nicht auf das Loch! Denn während der häufig herrschende Wind gerne auch mal nerven mag, sorgt er doch effektiv dafür dass die Midges – kleine, fiese Mücken, die übel juckende Stiche verursachen – sich nicht in Scharen um uns Bikerinnen und Biker sammeln, sondern durch die Luft geweht werden.
Der andere Trick gegen zu viele Midges ist ebenso einfach wie riskant: später im Jahr verreisen. Genau wie bei uns in Deutchland zwingen tiefe Temperaturen die Plagegeister irgendwann in die Knie. Ende September ist das Wetter häufig noch relativ stabil, sprich trocken – die teilweise einsetzende Kälte kümmert sich aber effektiv um die Midges. Im blödsten Fall ist es im Herbst aber zugegebenermaßen nass und kalt, und da helfen dann nur noch warme Klamotten und optimistische Gedanken.
Trails
Wir haben für euch ganz konkret drei Tipps, wie ihr ein paar Tage in den Highlands und nördlich davon verbringen könnt.
Sgor Gaoith Descent
Das Wetter stimmt? Wenig Wind, nicht zu kalt? Dann ab in die Höhenlagen! „Hoch“ ist hier zugegebenermaßen relativ – alle Berge über 3000 Fuß bezeichnen die Schotten als „Monrose“, und während das nicht einmal 1000 m Höhe über dem Meer sind, genügt es aufgrund der Lage weit im Norden durchaus, um den Bergen eine deutliche Exposition zu verleihen. Wenn das Wetter nicht stimmt, dann weht es einen selbst hier mit ziemlicher Macht vom Fahrrad, und die Tour wird zur Tortour. Was wir vorschlagen: bergauf über den technischen Uphill Carn Ban Mor, der weitestgehend fahrbar ist und nur ein paar Mal aus dem Sattel zwingt. Die Abfahrt dann über den Trail namens Sgor Gaoith Descent vom gleichnamigen, 1111 m hohen Gipfel. Über eine Strecke von 7,5 km führt er 800 Höhenmeter bergab. Das besondere Schmankerl ist aber definitiv der Gipfel, an dem er beginnt – er verwöhnt mit malerischem Tiefblick auf Loch Einich und den fantastisch mäandernden Fluss, die gegenüberliegenden Bergflanken und Wasserfälle – man kann sich, entsprechendes Wetter vorausgesetzt, nur schwer losreißen; doch die Abfahrt lohnt!
Der Trail führt zunächst über eine Wiese, die die Wegführung etwas erschwert. Dann wird der Pfad aber klar erkennbar und zieht durch die Bergflanke; recht gerade, aber dank ausreichend Hindernissen nie langweilig oder überfordernd. Irgendwann biegt man dann ab und fliegt über schottrigen Grund ein wenig wie über einen alpinen Pumptrack, bevor man sich der Straightline hingibt und es richtig laufen lassen kann. Aber Obacht, recht unvermittelt wird der Pfad schmal und die Löcher tief; wer hier zu spät bremst, erlebt eine unangenehme Überraschung. Nach technisch-torfigem Grund findet man sich dann plötzlich auf einem besser befestigten Weg und schießt das Tal vorwärts, der Pfad führt dann bald nochmal durch einige schöne Kurven und zum Abschluss auf einfacher Waldstraße durch fiese Wasserrinnen.
Hinweis: Der Trail-Untergrund ist empfindlich. Daher bitte nur nach mehreren Tagen ohne Niederschlag befahren – ansonsten wird der Weg geschottert, wodurch er sehr viel Charakter verlieren würde.
Glen Feshie Bothy
Eine Bothy bezeichnet so etwas wie eine Biwakschachtel, also eine spartanische Unterkunft, die außer einem Dach über dem Kopf nicht viel bietet. Im Fall der Glen Feshie ist das aber nicht ganz richtig, denn die wurde vor wenigen Jahren gründlich aufgerüstet und bietet nun Platz für ungefähr 20 WanderInnen, RadsportlerInnen und sonstige Outdoor-Fans. Obendrauf gibt es zwei Öfen, mit denen es sich richtig schön einheizen lässt, und eine Quelle mit Trinkwasser. Isomatte und Schlafsack muss man selbst mitbringen, eine Reservierung ist nicht möglich. Eine Übernachtung lässt sich perfekt mit einer Befahrung des Sgor Gaoith verknüpfen.
Nazi-Gold & Lefticle
Vorab: Ich habe keine Ahnung, warum dieser Trail Nazi-Gold heißt! Und auch die Geschichte zu „Lefticle“ konnte niemand erzählen. Beide Trails befinden sich oberhalb von Avielochan und sind anspruchsvoll, aber eine riesige Freude. Die Option, hier im Wald zu fahren, ist besonders geeignet, wenn es mal stark regnet oder die Beine nicht mehr genügend Saft für lange Touren hergeben. Denn das steile Waldstück mit seinen vielen kleinen und größeren Felsen hat insgesamt nur eine recht überschaubare Höhendifferenz von wenigen hundert Höhenmetern, doch die Anlage der Wege ist so gelungen, dass man einfach von Kurve zu Kurve rutscht und unten einfach nur nach einer weiteren Runde lechzt. Wer die Steilpassagen und die häufig nassen Wurzeln zu schwierig findet, um sie genießen zu können: Im gleichen Wald gibt es diverse einfachere Strecken, die ebenfalls absolut erfahrenswert sind. Die Felsen sind insgesamt schön griffig, die Pfützen nicht zu tief – hier lässt es sich auch bei absolutem Mistwetter Spaß haben.
Cairngorms Mountain
Die Cairngorms ist eine Berggruppe der Grampian Mountains im Nordosten von Schottland und landschaftlich sehr spannend: Neben sanft geneigten Torfböden der sub-arktischen Tundra, die auch einige Rentiere beherbergt, finden sich hier auch schroffe Felsabbrüche und sehenswerte Hochmoore.
Vom Parkplatz des Skigebiets empfiehlt sich der flache Anstieg über die Schotterstraßen bis zum Gipfel. In Summe gibt es in Folge dann relativ einfach zu fahrende, flowige Trails – stellenweise jedoch von sehr grobem Geröll unterbrochen, weshalb man auch hier sein Bike gut beherrschen sollte. Der Anstieg über Ptarmigan access road und die letzte Steilpassage Cairn Gorm Top zum höchsten Gipfel Cairn Gorm – mit 1244 m für schottische Verhältnisse wirklich amtlich – ist teilweise sehr steil und immer wieder mit hohen Stufen gespickt, die einiges an Bike-Fertigkeit verlangen.
Oben angekommen gibt es aber nicht nur einen einmaligen Ausblick, sondern auch gleich einmal eine knackige Abfahrt über Lunar Lunacy, gefolgt von einer kurzen Tragepassage von etwa 10 Minuten bergauf zum Cairn Lochan. Ab dann geht es fast nur noch bergab, man biegt noch einmal rechts ab und befindet sich auf dem Weg zurück in Richtung Parkplatz. Wenn der Wind hier von hinten weht, kann man absolut lautlos über die zahlreichen Steine hinweg durch die Kurven segeln. Auch hier erfordern viele Wasserrinnen, die mit hohen Steinplatten ausgeführt sind, viel Aufmerksamkeit und zahlreiche Bunny-Hops, aber davon abgesehen ist das eine absolut flüssige Geschichte.
Wer von euch würde gern mal zum Biken nach Schottland?
Der Beitrag Unterwegs in Schottland: Biken in den Highlands rund um die Cairngorms erschien zuerst auf MTB-News.de.