
Evil The Offering im Test: Wäre Evil eine normale Fahrrad-Marke, hätte ein Rad wie das Offering vermutlich schon viel früher auf der Agenda gestanden. Mit 29″-Laufrädern, 140 mm Federweg am Heck und moderner Geometrie deckt es aktuell die vermutlich größte Zielgruppe im Portfolio der US-Amerikaner ab. Was wir mittlerweile wissen: Evil ist nicht ganz normal – nach zwei Abstechern in die Extreme mit dem Following und dem Wreckoning war es vor einem Jahr aber an der Zeit, die Produktpalette um eine sinnvolle Mitte zu ergänzen. Wir haben das Evil Offering mit unterschiedlichsten Fahrertypen auf die Probe gestellt!
Steckbrief: Evil The Offering
Einsatzbereich | Trail, All-Mountain, Enduro |
---|---|
Federweg | 160 mm/140 mm |
Laufradgröße | 29ʺ |
Rahmenmaterial | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 13,5 kg |
Rahmengrößen | S, M, L, XL |
Website | eu.evil-bikes.com |
29″-Laufräder, 140 mm DELTA-Federweg am Heck, gebändigt von Luft- oder optional auch Stahlfederdämpfern, 140 bis 160 mm an der Front, Vollcarbon-Rahmen: das Evil Offering ist ein Grenzgänger zwischen Trail und Enduro. Mit seiner Freigabe für Coil-Dämpfer und lange Gabeln macht Evil aber direkt klar: Ein braves Bike hat die kleine Firma aus dem Nordwesten der USA sicherlich nicht aus der Taufe gehoben. Im Vergleich zu schon länger erhältlichen Bikes von Evil hat sich bei der Geometrie aber etwas getan. Mit dem Ziel, das Offering bergauf besser zu machen, ohne Laufruhe und Bergab-Performance zu torpedieren, sind die Rahmengrößen gewachsen und die Sitzwinkel steiler geworden.

Geometrie
Evil ist nicht unbedingt Vorreiter bei der Verbreitung von extremeren Reach-Werten, sondern bewegte sich in den letzten Jahren noch größtenteils in einem vergleichsweise kurzen Spektrum – allerdings nur, wenn man die Reach-Werte isoliert betrachtet. In Kombination mit den Evil-typisch hohen Stack-Werten und niedrigen Tretlagern steht man aber tief im Rad und hat viel Platz, um sich zu bewegen. Misst man beispielsweise am großen Bruder Wreckoning die Entfernung vom Tretlager bis zur Außenkante des Lenkers, so lässt sich dieser Wert durchaus mit längeren Bikes vergleichen, an denen das Tretlager nicht so niedrig und die Front nicht so hoch ist. Dieses Prinzip ermöglicht viel Sicherheit in steilem Gelände und eine höhere Agilität gegenüber extremen Rennschlitten-Geometrien.
Mit dem Offering ändert sich das Größendenken bei Evil nun etwas. Man behält zwar die herkömmlichen Bezeichnungen der Rahmengrößen, das Offering in Größe L bietet aber einen längeren Reach als die älteren Evil-Modelle in Größe XL. Dafür fällt der Stack mit 616 mm in Größe L niedriger als von Evil gewohnt aus. In Summe bleiben die Größen somit ähnlich – auf das Fahrgefühl dürfte sich diese Änderung zugunsten mehr Radstand und Laufruhe auswirken. Was vor allem Langbeiner freudig begrüßen werden ist der nun steilere Sitzwinkel, der je nach Setting bei 76° bis 77° liegt.
Absolute Zahlen zu vergleichen ist aufgrund der vielfältigen Möglichkeiten am Rahmen schwierig: Das Offering kann mit 140 mm bis 160 mm an der Front gefahren werden, außerdem kann man mittels Flip Chip die Geometrie anpassen. Je nach Gabellänge und Position des Chips lässt sich die Tretlagerhöhe satte 15 mm beeinflussen. Dreht man nur den Chip, lässt sich das Tretlager um 8–9 mm verstellen, die Winkel werden um 0,6–0,7° verstellt. Einmal alles? Einmal alles! Allen Varianten gemein ist das niedrige Tretlager, das kurze Heck und angemessene, aber nicht zu extreme Winkel.
Rahmengröße | S | M | L | XL |
Sitzrohrlänge | 381 mm | 432 mm | 470 mm | 508 mm |
Oberrohrlänge | 588 mm | 611 mm | 633 mm | 655 mm |
Steuerrohrlänge | 104 mm | 114 mm | 124 mm | 134 mm |
Lenkwinkel Low/X-Low | 66,2°/65,5° | 66,2°/65,5° | 66,2°/65,5° | 66,2°/65,5° |
Sitzwinkel Low/X-Low | 77°/76° | 77°/76° | 77°/76° | 77°/76° |
Kettenstrebenlänge Low/X-Low | 430 mm/432 mm | 430 mm/432 mm | 430 mm/432 mm | 430 mm/432 mm |
Tretlagerhöhe Low/X-Low | 343 mm/334 mm | 343 mm/334 mm | 343 mm/334 mm | 343 mm/334 mm |
Radstand Low/X-Low | 1176 mm/1178 mm | 1201 mm/1203 mm | 1225 mm/1227 mm | 1249 mm/1251 mm |
Stack | 599 mm | 608 mm | 616 mm | 625 mm |
Reach | 441 mm | 462 mm | 482 mm | 502 mm |
Geometrie mit 160 mm-Federgabel
Rahmengröße | S | M | L | XL |
Sitzrohrlänge | 381 mm | 432 mm | 470 mm | 508 mm |
Oberrohrlänge | 590 mm | 613 mm | 635 mm | 658 mm |
Steuerrohrlänge | 104 mm | 114 mm | 124 mm | 134 mm |
Lenkwinkel Low/X-Low | 65,8°/65,2° | 65,8°/65,2° | 65,8°/65,2° | 65,8°/65,2° |
Sitzwinkel Low/X-Low | 75,6°/75° | 75,6°/75° | 75,6°/75° | 75,6°/75° |
Kettenstrebenlänge Low/X-Low | 430 mm/432 mm | 430 mm/432 mm | 430 mm/432 mm | 430 mm/432 mm |
Tretlagerhöhe Low/X-Low | 349 mm/341 mm | 349 mm/341 mm | 349 mm/341 mm | 349 mm/341 mm |
Radstand Low/X-Low | 1185 mm/1186 mm | 1209 mm/1211 mm | 1233 mm/1235 mm | 1257 mm/1259 mm |
Stack | 612 mm | 621 mm | 630 mm | 639 mm |
Reach | 437 mm | 457 mm | 477 mm | 497 mm |

Ausstattung
Üblicherweise bietet Evil seine Bikes in zwei Ausstattungsvarianten und als Rahmenkit mit verschiedenen Dämpfer-Optionen an. Beim Offering geht man zwar einen ähnlichen Weg, gibt dem Kunden aber bei der Wahl des Fahrwerks zumindest am X01-Kit etwas mehr Auswahl. Hier kann man sich zwischen Fahrwerken von RockShox oder Fox entscheiden – als dritte Option beim Dämpfer gibt es außerdem noch den Push Industries ElevenSix, der direkt mit passender Stahlfeder ausgeliefert wird.
Ansonsten stattet Evil seine Räder sehr konstant aus. Für die Verzögerung und die Beschleunigung sorgen wie immer SRAM-Komponenten, die Laufräder stammen von e*thirteen, das Cockpit von Race Face. Die eher für den Enduro-Einsatz ausgelegten Fahrwerke – Fox DPX2- oder RockShox Super Deluxe-Dämpfer, Fox 36 oder RockShox Lyrik – zeigen, dass Evil dem Offering einiges zutraut. Unser Testrad aus dem ersten Modelljahr war noch mit einer eher Trail-lastigen RockShox Pike mit 140 mm Federweg ausgestattet; mittlerweile bietet Evil das Offering ausschließlich mit 150 mm-Federgabeln an. Die X01-Ausführung kostet stolze 7.999 €, auch die von uns getestete GX-Version ist mit einem Preis von 5.999 € kein Schnäppchen.
- Federgabel RockShox Pike (140 mm)
- Dämpfer RockShox Super Deluxe RCT3 (140 mm)
- Antrieb SRAM GX Eagle
- Bremsen SRAM Guide R
- Laufräder e*thirteen TRS
- Reifen Maxxis Minion DHF/DHR2
- Cockpit RaceFace Chester 35 (780 mm) / Aeffect R (40 mm)
- Sattelstütze RockShox Reverb (170 mm)
Evil The Offering | X01 | X01 Fox | GX |
---|---|---|---|
Rahmenmaterial | Carbon | Carbon | Carbon |
Federgabel | RockShox Lyrik Ultimate RC2 | Fox 36 Factory Grip2 | RockShox Lyrik Ultimate RC2 |
Dämpfer | RockShox Super Deluxe RCT | RockShox Super Deluxe RCT | RockShox Super Deluxe RCT |
Vorbau | RaceFace Turbine R | RaceFace Turbine R | RaceFace Aeffect R |
Lenker | RaceFace Next R Carbon | RaceFace Next R Carbon | RaceFace Chester |
Griffe | Evil Lock-On | Evil Lock-On | Evil Lock-On |
Bremsen | SRAM G2 RSC | SRAM G2 RSC | SRAM Guide RE |
Schaltung | SRAM X01 Eagle | SRAM X01 Eagle | SRAM GX Eagle |
Laufräder | e*thirteen LG1 | e*thirteen LG1 | e*thirteen LG1 |
Reifen | Maxxis Minion DHF/DHR2 | Maxxis Minion DHF/DHR2 | Maxxis Minion DHF/DHR2 |
Sattelstütze | RockShox Reverb | RockShox Reverb | RockShox Reverb |
Sattel | WTB Volt Pro | WTB Volt Pro | WTB Volt Pro |
Gewicht | N/A | N/A | N/A |
Preis | 7.999,99 € | N/A | 5.999,99 € |





Im Detail
An die eigenständige Rahmenform von Evil haben wir uns inzwischen gewöhnt. Am Offering treffen ein schmal gehaltenes Ober- und Unterrohr auf eine brachiale Optik rund ums Steuerrohr und das Tretlager. Auch der einteilige Hinterbau ist eher auf der wuchtigen Seite – die an den älteren Evil-Modellen oft kritisierte Reifen- und Matschfreiheit wurde aber zumindest etwas vergrößert. In Größe L bringt der Offering 3,2 kg auf die Waage. Bis auf den Zug der Vario-Sattelstütze und der Führung des Schaltzugs im Hinterbau sind alle Leitungen versteckt unterhalb des Oberrohrs extern verlegt. Auch das geschraubte Tretlager ist ein Detail, über das sich viele Hobby-Schrauber freuen dürften.

Das Herzstück des Evil Offerings ist und bleibt der DELTA-Hinterbau. Dave Weagle’s Extra Legitimate Travel Apparatus ist ein abgestützter Eingelenker. Via Trunnion Mount wird der Dämpfer mit einer kurzen Wippe verbunden, die wiederum mit je einem weiteren kurzen Link an den Hinterbau gekoppelt wird. Die kurzen Hebel sollen ein besonderes Hebelverhältnis erzeugen: Sie müssen schnell recht große Drehungen machen, wenn der Hinterbau einfedert. Durch diese schnelle Bewegung soll die geschwindigkeitsabhängige Dämpfung, wie sie in Federbeinen verwendet wird, ideal funktionieren. Am Offering ist Evil so weit gegangen, den weichsten Druckstufen-Tune am Dämpfer zu verwenden. Unsere bisherigen Erfahrungen mit Evil Bikes haben gezeigt, dass die Hinterbauten viel Gegenhalt bieten – ob sich das auch beim Offering durchzieht?
Im Carbon-Hinterbau wird ein Insert aus Alu verwendet, das gleichzeitig als Flip Chip dient. Um die Geometrie anzupassen, muss man wie auch an den anderen Rahmen von Evil jeweils fünf Schrauben pro Seite lösen. Andere Details am Rahmen wie die integrierte Kettenführung, umfassende Gummi-Protektoren an den Streben und am Unterrohr und ausreichend Platz für eine Trinkflasche wirken da schon deutlich durchdachter.

Technische Daten
Alle technischen Daten, Details und Standards des Evil The Offering findet ihr in der folgenden Tabelle zum Ausklappen:
Was? | Antwort | Details |
---|---|---|
Kinematik | Delta "Dave's Extra Legitimate Travel Apparatus" System | |
Hinterbau Einbaumaß | 148 mm x 12 mm | Einbaubreite x Achsdurchmesser |
Maximale Reifenfreiheit Hinterbau | 29" x 2,4"; 27,5"+ x 2.8" | |
Dämpfermaß | 185 mm x 55 mm | Gesamtlänge x Hub |
Trunnion-Mount? | Ja | |
Freigabe für Stahlfederdämpfer | Ja | " Once someone makes a 165x45 coil" |
Freigabe für Luftdämpfer | Ja | |
Empfohlener Dämpfer-SAG | 30% – 18,9 mm | In % oder mm |
Steuerrohr-Durchmesser | ZS 44 mm, ZS 62 mm | oberer Durchmesser, unterer Durchmesser |
Maximale Gabelfreigabe | 160 mm | Federweg bzw. bis zu welcher Einbauhöhe |
Tretlager | BSA 73 mm | welcher Standard, Durchmesser, Breite |
Kettenführungsaufnahme | Integrierte Kettenführung, ISCG05 Mounts für Custom MRP und e*thirteen Bash Guards | |
Umwerferaufnahme | Nein | |
Schaltauge | Evil Hanger 23,99 € | Typ, Kosten in € |
Optimiert auf welches Kettenblatt | 32 t (min 30t, max 34t) | Zahnzahl |
Bremsaufnahme | 180 mm Direct Post Mount | welcher Standard |
Maximale Bremsscheibengröße | 203 mm | |
Sattelrohrdurchmesser | 30,9 mm | |
Sattelklemmendurchmesser | 34,9 mm | |
Maximale Stützen-Einstecktiefe | M: 220 mm, L: 235 mm, XL 250 mm | |
Kompatibel mit Stealth-Variostützen? | Ja | |
Messung Sitzwinkel | Tretlager zu Oberkante Sitzrohr | |
Flaschenhalteraufnahme | Ja | Eine, Oberseite des Unterrohrs |
Andere Extras, Werkzeugfächer | SuperRadTurboBoosters as standard ;) | |
Gewicht Rahmen | 3,2 kg | Rahmengröße L, mit Achse, Dämpfer, Sattelklemme und Steuersatz |
Gesamtgewicht Bike | 13,45 kg | Rahmengröße L, GX-Ausstattung, ohne Pedale |
Garantie/Service | 3 Jahre auf Herstellungs-Defekte, Lebenslanges Crash Replacement von vorderem und hinterem Rahmendreieck | Für jeden Besitzer – "Because crahes happen." |
Auf dem Trail
Direkt nach den ersten Metern fällt auf, wie gut das Evil Offering kraxeln kann. Im offenen Modus steht selbst auf losen, unsteten Untergründen viel Traktion zur Verfügung. Ähnlich wie beim Following spornt das an und man und versucht, (noch) etwas härter in die Pedale zu treten. Wer seine Höhenmeter auf Forststraßen oder Asphalt verdienen möchte, wird eventuell zum Lockout-Hebel greifen wollen – im Gelände ist das zumeist aber nicht nötig. Bei Bedarf lassen sich die großen Laufräder geschickt über Kanten lupfen. Dank hohem Anti-Squat geht es bei gemütlicher Fahrweise nahezu wippfrei bergauf. Schnelle Zwischensprints sind aber nicht ganz die Stärke vom Offering: Im Wiegetritt kann der Hinterbau etwas einsacken. Der im Vergleich zu den anderen Evil-Modellen nun deutlich steilere Sitzwinkel ist eine willkommene Veränderung. Zwar fällt die Sitzposition aufgrund des langen Reaches in Kombination mit dem niedrigeren Stack recht gestreckt, aber relativ zentral über dem Tretlager aus. Dadurch kann man problemlos auch längere Touren in Angriff nehmen, ohne direkt einen Bandscheibenvorfall zu erleiden.



Startet man in die Abfahrt, dann stellt sich dank des tiefen Tretlagers direkt das beliebte Gefühl an, „im” Rad zu stehen. Das vermittelt auf Anhieb viel Vertrauen und Sicherheit. Egal ob Flow, ob hoch oder runter, ob verblockt oder offen: Genau da, wo ein Fahrwerk benötigt wird, ist dieses Spaßgerät zu Hause. Der Hinterbau arbeitet sehr präzise und spricht sensibel an. In grenzwertigen Grip-Situationen klebt man bergab förmlich am Boden – vor allem wird das in offenen Kurven spürbar. In Kombination mit dem nicht zu steifen Heck lassen Gedanken über einen vom Pedal zu nehmenden Fuß meistens gar nicht erst aufkommen.
Vergleichsweise schnell geht der Hinterbau in die Progression über. Das verleitet auf smoothen Trails dazu, einen aggressiven Fahrstil an den Tag zu legen und das Offering mit möglichst viel Nachdruck in Kurven und Senken zu pressen. Stimmen Timing und Linienwahl, dann wird man vom Evil damit belohnt, wie ein Katapult aus eben jenen Kurven und Senken herausgeschossen zu werden – selten hatten wir ein Rad im Test, das derartig gern Luft zwischen die Reifen und den Untergrund bringt. Mit einem so gestärkten Selbstbewusstsein lassen sich auch Steinfelder und große Sprünge angehen, ohne dass man wirklich ins Schwitzen gerät. Die ausgewogene Geometrie und die Progression sorgen dafür, dass man trotz „nur” 140 mm Federweg kontrolliert landet. Bei Blindtests wurde dem Offering von den Testern dabei durch die Bank weg mehr Federweg zugestanden, als es auf dem Papier wirklich hat.


Das Einsatzgebiet des Evil Offering ist schwer festzulegen: Mit diesem Rad kann man wohl überall und zu jeder Zeit auf seine Kosten kommen. Für einen Allrounder wäre Trail wohl die naheliegende Wahl, doch wir attestieren dem Offering einen deutlich breiteren Einsatzzweck. Das satte Fahrwerk ermöglicht ohne Probleme auch regelmäßige, gerne auch harte Einsätze im Enduro-Bereich. Wurde der Trail allerdings steiler und verblockter, dann zeigte sich das Evil zu Beginn unseres Tests bockiger, als man es zunächst vermutet hätte. Steht man in steilen, technischen Trails bei passivem Fahrstil viel auf der Bremse, dann kann es sein, dass man am Heck immer wieder größere Schläge durchgereicht bekommt, was einen ausbremsen kann. Keine Frage: Für ein Trailbike ist es weiterhin ein potentes Rad, doch die an unseren Testbike verbaute RockShox Pike mit 140 mm Federweg und der Eingelenker-Hinterbau sind je nach Setup bei schnell aufeinanderfolgenden Schlägen an ihr Limit geraten.
Um in solchen Situationen das Maximum aus dem Trail und dem Offering herauszuholen, sollte man sich nicht nur mit dem Setup intensiv beschäftigen, sondern auch auf die Stärken des Evils setzen – und ruppige Sektionen nach Möglichkeit einfach überspringen. Dieses Problem lässt sich jedoch auch eliminieren, indem man weniger Sag als üblich fährt und diesen im Sitzen misst; außerdem hilft eine schnellere Zugstufen-Einstellung am Heck – diese Charakteristik ist unserer Erfahrung nach typisch für Evil-Modelle mit dem DELTA-Hinterbau.
Um zu testen, inwiefern die Pike mit 140 mm Federweg das Offering ausbremst, haben wir im Verlauf unseres Tests kurzerhand eine RockShox Lyrik RC2 mit 160 mm eingebaut. Durch diese Maßnahme schrumpft der Reach etwas, der Lenkwinkel liegt im X-Low-Modus bei relativ flachen 65°. Und tatsächlich hat sich die Charakteristik durch das Plus an Federweg verändert: Spätestens jetzt verwandelt sich das Evil Offering endgültig in eine absolute Spaßmaschine, mit der man auf eher sprunglastigen Strecken selbst Downhillern um die Ohren fahren kann. Die RockShox Lyrik schluckt auch grobe Landungen weg, harmoniert gut mit dem Hinterbau und spendet an der Front mehr Grip, was aus unserer Sicht praktisch nie verkehrt ist. Mittlerweile bietet Evil das Offering ausschließlich mit einer RockShox Lyrik oder einer Fox 36 und jeweils 150 mm Federweg an – das dürfte aus unserer Sicht die ideale Konfiguration sein.

Das ist uns aufgefallen
- Trinkflaschenhalter Verkantet und zu viel Kraft in der Hand oder Montagsmodell? Beim Befestigen eines Flaschenhalters gab einer der Gewindeeinsätze nach. Danach konnte kein Trinkflaschenhalter mehr befestigt werden.
- Fahrwerksabstimmung Wir hatten am meisten Spaß, wenn wir das Offering über das Heck gefahren sind. Hierfür sollte man beim Setup beachten, dass man seine Fahrposition nicht zu sehr nach vorne verlagert, während man den Sag misst. Zu viel Sag lässt einen am kurzhubigen Offering schneller auf der Progression aufsitzen und die Fahrt wird ruppig. Ein paar psi und eine gewisse Experimentierfreudigkeit bei der Zugstufen-Einstellung am Heck sorgen auch bei schnellen Schlagabfolgen für gute Reserven. Das Heck wird angehoben, man profitiert von mehr Grip und einem komfortableren Fahrwerk.
- Flip Chip Man hat beim Evil Offering die Qual der Wahl: Stellt man die Geometrie in den Low-Modus oder doch lieber X-Low? Der Wechsel ist dank Flip Chip möglich, aber sollte gut überlegt sein. Um die Geometrie anzupassen, muss man auf beiden Seiten jeweils fünf Schrauben lösen. Die Wahl wird so zur Qual.
- Bremsen Eine SRAM Guide R ist für den Trail-Einsatz okay. Für das Fahrerprofil, welches das Offering bedient, ist sie aber zu schwach auf der Brust: Eine Code wäre passender.
- Zugführung Auch wenn die Züge – abgesehen von einer kleinen Wegstrecke für den Schaltzug in der Schwinge – extern verlegt sind, wirkt das Rad aufgeräumt. Das macht den Service im Fall der Fälle etwas einfacher und schneller.
- Matschfreiheit Es ist mehr Platz im Hinterbau als bei anderen Evils. Auf wirklich dicke Pellen sollte man aber lieber verzichten, wenn man bei Matsch und Nässe unterwegs sein möchte.


Im Vergleich
Evil The Offering vs. Radon Slide Trail
Wir lösen auf: “Betrachtet man rein das Fahrverhalten, gibt es in dieser Kategorie aber Bikes, die aus den gleichen Materialien und Anbauteilen mehr herausholen. Meist aber zu einem Vielfachen des Preises.” – wer über diesen Satz im Testbericht des Slide Trail gestolpert ist, hat sich vermutlich gewundert, welche Räder wir explizit damit meinen. Das Evil The Offering war eines der Bikes, die wir im direkten Vergleich fahren konnten. Einen Unterschied bei der Hinterbau-Performance festzustellen war dabei keine große Herausforderung. Auch am Evil benötigt es etwas Aufwand, um eine exzellente Abstimmung zu finden, dem Slide Trail ließ sich aber selbst mit großer Mühe kein so sattes Fahrgefühl mit viel Gegenhalt entlocken.
Vom Fahrverhalten ist das Offering das bessere Bike. Das hat allerdings seinen durchaus hohen Preis: das Rahmenset mit RockShox Super Deluxe RCT kostet 500 € weniger als das komplett ausgestattete Top-Modell bei Radon. Das macht den Vergleich natürlich etwas schwieriger und interessanter, wobei die Prioritäten schon eine Richtung vorgeben: Wer bereit ist mehr Geld für bessere Performance auszugeben, ist bei Evil besser aufgehoben. Wer von den gesparten Moneten lieber in den Urlaub fliegt, greift zum Radon.


Evil The Offering vs. Ibis Ripmo
Wer sich nach dem Offering ähnlichen Bikes umschaut, wird früher oder später auf das Ripmo von Ibis stoßen. Hier setzt Ibis auf kurze 145 mm Federweg am Heck, die man mit einem Dämpfer zähmt, welcher von seinem Charakter und Abstimmbarkeit eher in der vollen Enduro-Kategorie zu finden ist. Beim Hinterbau hat ebenfalls Dave Weagle seine Finger im Spiel. Die ähnliche Handschrift ist spürbar, wird aber etwas anders ausgeführt, was sich auf dem Trail bemerkbar macht.
Verspielt sind beide Bikes. Das Offering hat den wilderen Charakter und stachelt einen auf dem Trail weitaus öfter an, neue Linien – bevorzugt im Luftraum – zu finden. Mit dem Ibis Ripmo hat zwar ein sehr ähnliche Geometrie, kann aber mit dem Fox Float X2 und seiner lineareren Kennlinie und weniger Endprogression gegenüber dem Offering mit Super Deluxe im ungebremsten Geradeauslauf marginal mehr Enduro-Bike-Sicherheitsgefühl an den Tisch bringen. Dafür wird man am Ripmo allerdings auch mehr Durchschläge bei großen Sprüngen und harter Fahrweise in Kauf nehmen müssen. Bergauf brilliert das Offering durch mehr Traktion. In der Summe haben wir die Charakteristik des Offerings gegenüber der des Ripmos bevorzugt.


Fazit – Evil The Offering
Evil hat bei der Geometrie des Offering sinnvolle Verbesserungen eingebracht. So wird der Weg auf den Berg durch den steilen Sitzwinkel und den hohen Anti-Squat stark erleichtert. Die 140 mm-Plattform bietet trotz des vergleichsweise kurzen Hubes einen sehr breiten Einsatzzweck. Durch das einfache Handling stellt das Evil Offering Kategorien in Frage und ermöglicht Spaß auf Flowtrails bis hin zu Enduro-Rennstrecken. Das Offering belohnt vor allem Fahrer die wissen was sie tun und sich gerne in die Lüfte katapultieren. Wer dazu noch gut trainiert ist und sowohl ein schnelles Auge als auch ein prall gefülltes Portemonnaie hat, wird ein Enduro-Bike kaum mehr vermissen.
- Fahrspaß
- Uphill-Fähigkeiten
- sehr breites Einsatzspektrum
- Preis
- umständliche Geometrie-Anpassung

Testablauf
Das Evil The Offering wurde von verschiedenen Testern unterschiedlicher Größen und Gewichtsklassen gefahren über mehrere Monate gefahren. Dabei musste sich das Evil in erster Linie auf anspruchsvollen Trails und Enduro-Strecken beweisen, wo alle Höhenmeter aus eigener Kraft erkurbelt wurden. Auch im Bikepark mit Lift-Unterstützung haben wir das Evil The Offering getestet.
Hier haben wir das Evil The Offering getestet
- Taunus, Hessen naturbelassene, technisch anspruchsvolle Trails, von steinig bis zu weichem Nadelboden ist alles dabei. Außerdem gebaute Flowtrails und Downhill-Strecken.
- Bikepark Beerfelden Bikepark mit gebauten Strecken, schnellen Anliegern, Sprüngen und ruppigen Sektionen auf hartem Boden.
- Jumptrails Gebaute Sprünge bis zu einer Größe von 10 Metern.
Körpergröße | 190 cm |
Schrittlänge | 94 cm |
Oberkörperlänge | 49 cm |
Armlänge | 60 cm |
Gewicht | 70 kg |
- Fahrstil
- flüssig
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- auf der straffen Seite, viel Druckstufe, Balance zwischen Front und Heck
- Vorlieben bei der Geometrie
- vorne lang, hinten mittellang, flacher Lenkwinkel
Körpergröße | 190 cm |
Schrittlänge | 91 cm |
Oberkörperlänge | 56 cm |
Armlänge | 61 cm |
Gewicht | 95 kg |
- Fahrstil
- Schnellste Linie, auch wenn es mal ruppig ist
- Ich fahre hauptsächlich
- Singletrails, sprunglastiger Local Spot, Freeride, DH
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Straff, gutes Feedback vom Untergrund, viel Druckstufe, moderat progressive Kennlinie
- Vorlieben bei der Geometrie
- Kettenstreben nicht zu kurz (ca. 430 mm oder gerne länger), Lenkwinkel tendenziell eher flacher
Körpergröße | 183 cm |
Schrittlänge | 85,5 cm |
Oberkörperlänge | 60 cm |
Armlänge | 61 cm |
Gewicht | 68 kg |
- Fahrstil
- verspielt
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- unauffällig, hinten progressiv, wenig Druckstufe
- Vorlieben bei der Geometrie
- hinten nicht zu kurz, vorne geräumig, Lenkwinkel nicht zu flach
Körpergröße | 186 cm |
Schrittlänge | 85 cm |
Oberkörperlänge | 61 cm |
Armlänge | 61 cm |
Gewicht | 93 kg |
- Fahrstil
- Räder auf dem Boden, saubere Linienwahl
- Ich fahre hauptsächlich
- Trail, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- relativ straff mit viel Dämpfung, Heck eher langsam
- Vorlieben bei der Geometrie
- mittellanges Oberrohr, hoher Stack, lange Kettenstreben, flacher Lenkwinkel
Der Beitrag Evil The Offering im Test: Ein verlockendes Angebot? erschien zuerst auf MTB-News.de.