WTB Vigilante 2.5 im Test: Inzwischen fast ein Klassiker – der WTB Vigilante bereichert den Reifenmarkt schon eine ganze Weile und hat sich einen Ruf als funktioneller Underdog erarbeitet. Mit den wachsenden Felgen-Maulweiten legte der Hersteller vergangenes Jahr nach: Mehr Optionen, breitere Reifen und neues Gummi. Nachdem wir Fans des alten Vigilante sind, war klar: Wir müssen den neuen ausprobieren!
WTB Vigilante 2.5 – Infos und Preise
Seit 2012 bedient WTB mit dem Vigilante eine Zielgruppe, die einen Allrounder für den Enduro-Bereich sucht. Bisher gab es den Reifen aber nur in schmaler 2,3″-Ausführung – letztes Jahr folgten dann im Zuge einer Verbreiterung der Produktpalette drei neue Dimensionen: 2,5″, 2,6″ und 2,8″. Im Zuge dessen stellte WTB den Reifen auch auf den TriTec-Aufbau am Profil um und stellte den Slash Guard vor.
Rundum neu also? Fast! Allem voran: Der Einsatzbereich soll sich nicht nennenswert geändert haben. Während der Gummi-Aufbau zwar neu ist, gibt es weiterhin eine schnell rollende Variante und eine Mischung mit mehr Grip. TCS Tough- und TCS Light-Karkasse bleiben, das Angebot wird aber um eine TCS Light-Ausführung mit Slash Guard-Einlage ergänzt. Verloren geht nur die 26″-Option.
- Laufradgrößen 27,5″, 29″
- Reifenbreiten: 2,5″, 2,6″, 2,8″
- Gummimischung TriTec High Grip, TriTec Fast Rolling
- Karkasse TCS Light, TCS Light + Slash Guard, TCS Tough
- Gewicht: 1103 – 1374 g
- Gewicht nachgewogen: 29″ x 2.5″ TCS Light: 1.141 g, 29″ x 2.5″ TCS Tough: 1.251 g
- www.wtb.com
Preis: 62,95 € (UVP) | Bikemarkt: WTB Vigilante 2,5 kaufen
Im Detail
Den Karkassen-Aufbau haben wir zuletzt im Verdict-Test schon beschrieben:
Fangen wir mit dem Aufbau des Reifens an der Felge an: Der WTB Verdict ist ein Faltreifen und mit Aramid-Reifenwulst aufgebaut. Am TCS Tough-Reifen gibt es eine zweilagige Karkassen-Konstruktion, die für hohe Haltbarkeit sorgen soll und auch am Vigilante und Trail Boss schon verwendet wird. Der zweilagige Aufbau zieht sich über den gesamten Reifen. Es wird also auch unter der Lauffläche ordentlich Gewebe verwendet, um vor Reifenpannen zu schützen. Das Herzstück des Reifens ist ein recht klassischer Aufbau ohne große Besonderheiten.
Getestet haben wir aber auch die dünnere TCS Light-Karkasse. Diese kommt anstelle von zwei 60 TPI-Lagen mit nur einer Lage aus, wird aber durch die zusätzliche Slash Guard-Nylon-Einlage verstärkt. Vom Reifenwulst bis zu den Seitenstollen ist diese gezogen und soll die Seitenwand vor Schnitten schützen – bei geringerem Gewicht als mit einer zweiten Karkassen-Lage.
Wie der zuletzt getestete WTB Judge setzt man auch am Vigilante auf die neue TriTec-Gummimischung:
Die Basis bildet eine extra harte Gummimischung, auf die im Bereich der Mittelstollen eine etwas weichere Mischung aufgebracht wird, die Seitenstollen bekommen noch einmal ein weicheres Gummi – einen ähnlichen Aufbau gibt es beispielsweise bei 3C-Reifen von Maxxis. Für Stabilität soll die harte Basis sorgen, der Seitenstollen für ordentlich Traktion und die Mittelstollen für ein gutes Abrollverhalten.
Wenden wir uns dem Profil zu: Der WTB Vigilante 2,5 wirkt wie skaliert – nicht nur die Breite ist gewachsen, auch die Stollen sind in alle Achsen größer geworden. Bei genauerem Blick fällt außerdem auf, dass es kleine Veränderungen zum Vorgänger gibt. Die Anordnung der Stollen ist sehr ähnlich geblieben – in der Mitte gibt es viel Raum zwischen den Gummi-Höckern, zu den Seiten des Profils drängen sich die Stollen dagegen etwas mehr. Am Doppelstollen auf der Lauffläche, wurde die Verbindung zwischen den beiden Stollen entfernt. Zu guter Letzt fällt auf: Waren am Vigilante 2,3 noch alle Lamellen orthogonal zur Laufrichtung angeordnet, sind inzwischen fast alle parallel zur Fahrtrichtung angesetzt.
Marke | Modell | UVP | Gewicht | Durchmesser | Reifenbreite | |
---|---|---|---|---|---|---|
Bontrager | SR5 Team Issue | 59,99 € | 1.080 g | 29" | 2,6" | Testbericht lesen |
Continental | Kaiser Projekt ProTection Apex | 70,90 € | 1.112 g | 29" | 2,4" | Testbericht lesen |
Maxxis | DHR 2 DD | 74,50 € | 1.200 g | 29" | 2,4" WT | Testbericht lesen |
Schwalbe | Magic Mary SG | 62,90 € | 1.165 g | 29" | 2,35" | Testbericht lesen |
Specialized | Butcher Black Diamond | 59,90 € | 1.100 g | 29" | 2,6" | Testbericht lesen |
WTB | Judge Tough/Fast Rolling | 69,90 € | 1.369 g | 29" | 2,4" | |
WTB | Vigilante Light/High Grip | 62,95 € | 1.251 g | 29" | 2,5" |
Auf dem Trail
Im direkten Vergleich macht man große Augen. Gegen den Vorgänger wirkt der Neue gewaltig. Zugegeben – der Vigilante 2,3 formt sich schon etwas schmächtig aus, vor allem im Hinblick auf das, was er leisten kann. Wie wird das wohl mit diesem Dickschiff? Rutschen adé? Aber erst geht’s mal nach oben. Wir haben den leichten Vigilante mit viel Grip am Vorderrad aufgezogen, der sich bergauf unauffällig verhält. Der Reifen rollt besser als der noch mächtigere Verdict, was einem vor allem auf langen Touren gut in die Karten spielt.
Oben angekommen wird nicht lange gefackelt, die Erwartungshaltung ist ebenso groß wie die Neugier. Und der Vigilante liefert! In sehr tiefen, durchweichten Böden gefällt uns der alte Vigilante aufgrund der geringen Breite sehr gut. Die höheren Stollen des neuen Modells und der größere Platz zwischen den Stollen am neuen Reifen sorgen aber für viel Traktion und verbesserte Selbstreinigung des Profils. Hier schenken sich die beiden Reifen auf einem sehr hohen Niveau überraschend wenig. Selbstsicher pflügt es sich so auch in der nasskalten Jahreszeit über die Trails.
Auf losen, trockenen Böden hat der neue Reifen einen deutlichen Performance-Zugewinn zum schmalen Vigilante gemacht.
Wenn dann über Neujahr ein Ausflug ins Warme ansteht, muss man aber nicht Reifen wechseln: Auf losen, trockenen Böden hat der neue Reifen einen deutlichen Performance-Zugewinn zum schmalen Vigilante gemacht. Konnte es mit dem Vorgänger bei solchen Böden öfter mal etwas brenzlig werden, führt der neue Vigilante hier souverän. Wie vermutet rutscht die Front nur in Extremsituationen – das schafft viel Vertrauen in den Reifen.
Harte Böden verträgt der Vigilante weiterhin gut, im Vergleich zu Judge und Verdict sogar ein ganzes Level. Auf stark verdichteten Böden ist er sehr viel berechenbarer und direkter auf den Seitenstollen, kann aber Hardpack-Experten nicht das Wasser reichen. Im Vergleich zum alten Reifen hat der breitere Vigilante bei der Agilität aber zum ersten Mal nicht mehr die Nase vorne – der kleinvolumigere und schmalere Reifen hat also weiterhin seine Daseinsberechtigung.
Im aktuellen Portfolio sticht er damit als solider Allrounder fürs Vorderrad heraus. Dabei gilt es anzumerken: Neu ersetzt nicht alt, sondern ergänzt. WTB erweitert seine Produktpalette also, der Kunde hat die Wahl: Will ich in gröbstem Gelände immer in Kontrolle sein oder will ich maximale Agilität? Unserer Ansicht nach ein sinnvoller Schritt des Herstellers.
Das ist uns aufgefallen
- Karkasse An der Front reichte die leichtere Karkasse auch in steinigem Gelände aus. Defekte sind keine aufgetreten. Für das Hinterrad würden wir – dem Einsatzbereich entsprechend – eher die TCS Tough-Karkasse verbauen.
- Bremstraktion Auf der Bremse ist der Vigilante nicht der stärkste Reifen, dafür gibt es den Judge oder den Trail Boss.
- Reifenbreite Vor allem im Hinterbau könnte es bei dieser Breite schon bei so manchen Rahmen zu Problemen kommen.
Im Vergleich
Als Referenz-Reifen im Enduro-Sektor dienen Schwalbes Magic Mary und Maxxis Minion DHR II.
Schwalbe Magic Mary vs. WTB Vigilante 2,5
Schon wieder alt gegen neu? WTBs Vigilante hat optisch große Ähnlichkeiten zum Muddy Mary. Funktionell finden sich zum Magic Mary auf jeden Fall auch Parallelen. Beide Reifen sind gute Allrounder, mit Vorliebe fürs Tiefe. Beim Vigilante gefällt uns die bessere Haltbarkeit trotz weicher Mischung sehr gut. Der Schwalbe-Reifen ist dafür noch etwas breiter aufgestellt und macht sich am Hinterrad etwas besser.
Maxxis Minion DHR II vs. WTB Vigilante 2,5
Minion DHR II und Vigilante sind sehr verschieden: Einer gebaut fürs Hinterrad, einer fürs Vorderrad. Am Profil lässt sich das gut ablesen. Während beide Reifen mit sehr guten Allround-Fähigkeiten gesegnet sind, macht sich der DHR II auf härteren Untergründen besser und kann am Vorderrad kompromissloser eingesetzt werden. Der Vigilante hingegen ist für weichere Böden besser, der Einsatz am Hinterrad ist etwas stärker mit Kompromissen verbunden.
Fazit – WTB Vigilante 2.5
Mit dem WTB Vigilante 2,5 stellt sich der amerikanische Hersteller breiter auf. Der Reifen ist in der aktuellen Produktpalette ein sehr fähiger Vorderrad-Allrounder, der vor allem durch hervorragende Traktion und Selbstreinigung begeistern kann. Wahlweise mit dünnerer Karkasse oder für wildestes Gelände mit doppellagiger Seitenwand, stimmen auch Dämpfung und damit in Summe die Kontrolle, die der Reifen bietet. Wer am liebsten auf naturbelassenen Wegen unterwegs ist, bekommt mit diesem neu aufgelegten Klassiker ein ideales Werkzeug.
- Viel Kontrolle auf den meisten Untergründen
- Starke Selbstreinigung
- Beide Karkassen funktionell
- Auf harten Böden etwas indirekt
- Kein Leichtgewicht
Vigilante, Judge, Verdict, Trail Boss – wie würdet ihr kombinieren?
Preisvergleich WTB Vigilante 2,5
Testablauf
Während des Testzeitraums wurde der WTB Vigilante 2,5 auf verschiedenen Felgen und unterschiedlichen Bikes montiert. Der Reifen wurde von mehreren Testfahrern gefahren, die den Luftdruck jeweils auf ihre Anforderungen angepasst haben.
Hier haben wir den WTB Vigilante 2,5 getestet
- MTB Zone Bikepark Petzen: Steile, naturbelassen-ruppige Trails bei feuchtem Boden.
- Singletrails: Sowohl steiles, als auch flaches Terrain, verschiedene Böden und Bedingungen
Körpergröße | 190 cm |
Schrittlänge | 94 cm |
Oberkörperlänge | 49 cm |
Armlänge | 60 cm |
Gewicht | 70 kg |
- Fahrstil
- flüssig
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- auf der straffen Seite, viel Druckstufe, Balance zwischen Front und Heck
- Vorlieben bei der Geometrie
- vorne lang, hinten mittellang, flacher Lenkwinkel
Der Beitrag WTB Vigilante 2.5 im Test: Nicht nur mehr Volumen … erschien zuerst auf MTB-News.de.