Merida One-Twenty 8000 im Test: Viele Bikes beanspruchen für sich, mit jedem Terrain klarzukommen und vielfältig einsetzbar zu sein. So auch das Merida One-Twenty 8000, das sich mit 29“-Laufrädern, 130/120 mm Federweg an Front und Heck und einer ausgewählten Ausstattung anschickt, die Grenzen zwischen Trail, All-Mountain und Enduro zu verwischen. Im Test muss es beweisen, ob es diesem Anspruch gerecht werden kann!
Steckbrief: Merida One-Twenty 8000
Einsatzbereich | Trail |
---|---|
Federweg | 130 mm/120 mm |
Laufradgröße | 29ʺ |
Rahmenmaterial | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 12,5 kg |
Rahmengrößen | S, M, L, XL |
Website | www.merida-bikes.com |
120 mm Federweg, leicht, schnell bergauf und dennoch mit einer starken Abfahrtsleistung? Das Merida One-Twenty 8000 will nicht so recht in die Schubladen passen, die wir uns in der Industrie selbst gegeben haben. Denn vom Federweg und dem guten Gewicht von 12,5 kg (Größe M, tubeless, ohne Pedale) allein sollte man sich nicht in die Irre führen lassen: Dieses Rad ist kein komfortables Marathon-Bike und auch kein leichtes Trail-Bike.
Am deutlichsten wird das an der Ausstattung. Eine dicke RockShox Pike RCT3, schwere SRAM Code RSC-Bremsen, breite FSA Gradient LTD-Laufräder und ein weicher Maxxis Minion DHR II-Vorderreifen zeigen, wohin die Reise gehen soll. Gleichzeitig wird mit dem leichten CF4 Carbon-Rahmen und dem flach profilierten Maxxis Forekaster am Hinterrad auf Gewicht und Rollwiderstand geachtet. Der Float Link-Hinterbau soll gleichzeitig antriebsneutral und schluckfreudig sein. Und die angepasste Geometrie soll bergauf und bergab überzeugen.
All das weckt hohe Erwartungen an das Merida One-Twenty 8000 – Erwartungen, denen wir im ausführlichen Test gründlich auf die Spur gegangen sind.
Geometrie
Vier Rahmengrößen von S bis XL bietet Merida für das One-Twenty an – alle mit 29“-Laufrädern. Mit 177 cm Körpergröße fahre ich das Testbike in Größe M, die mit einem 440-mm-Sitzrohr spezifiziert ist.
Gegenüber dem Vorgängermodell hat Merida die Geometrie vorsichtig an den aktuellen Zeitgeist, der höhere Geschwindigkeiten fahren und länger laufen will, angepasst. So wurden die Kettenstreben um 10 mm verkürzt und gleichzeitig der Lenkwinkel moderat auf 67,3° abgeflacht. Das Tretlager liegt 40 mm unter der Achse und das Steuerrohr ist 95 mm kurz. So liegt der Radstand bei 1160,7 mm, der Reach bei 435 mm.
Der weitere Blick auf die Geometrietabelle zeigt, dass das Merida One-Twenty 8000 in keiner Weise extrem ist. Es zeigt sich jedoch auch, dass es sich bewusst nicht festlegt, zwischen Uphill einerseits und Downhill andererseits. Eine Besonderheit, die insbesondere bergauf zu berücksichtigen ist: Der Sitzwinkel ist mit 75,5° angegeben. Das ist relativ steil, bezieht sich jedoch auf den virtuellen Sitzwinkel. Der reale Winkel des Sitzrohrs ist erheblich viel flacher, so dass bei weitem Sattelauszug die Sitzposition immer weiter nach hinten wandert. Fahrerinnen und Fahrer mit langen Beinen sollten das im Hinterkopf behalten, wenn man zwischen zwei Größen schwankt.
Rahmengröße | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Laufradgröße | 29" | 29" | 29" | 29" |
Sitzrohrlänge | 400 mm | 440 mm | 480 mm | 520 mm |
Oberrohrlänge | 572 mm | 592 mm | 614.4 mm | 636.8 mm |
Kettenstrebenlänge | 435 mm | 435 mm | 435 mm | 435 mm |
Lenkwinkel | 67.3° | 67.3° | 67.3° | 67.3° |
Sitzwinkel | 75.5° | 75.5° | 75.5° | 75.5° |
Tretlagerabsenkung | 40 mm | 40 mm | 40 mm | 40 mm |
Steuerrohrlänge | 95 mm | 95 mm | 105 mm | 115 mm |
Gabeleinbaulänge | 541 mm | 541 mm | 541 mm | 541 mm |
Reach | 415 mm | 435 mm | 455 mm | 475 mm |
Stack | 607,1 mm | 607,1 mm | 616,3 mm | 625,5 mm |
Radstand | 1140,7 mm | 116,7 mm | 1184,6 mm | 1208,4 mm |
Überstandshöhe | 703,2 mm | 717,6 mm | 744,7 mm | 770 mm |
Empfohlene Körpergröße | < 173 cm | 167 - 183 cm | 177 - 190 cm | > 187 cm |
Ausstattung
12,5 kg bringt unser Merida One-Twenty 8000 auf die Waage – zum Preis von 6.799 €. Damit ist es nicht das Top-Modell der Serie, kommt aber dennoch mit dem leichten One-Twenty CF4 Carbon-Rahmen. Dieser soll dank „Nano Matrix“-Technologie besonders schlagfest sein. Die gewählte Ausstattung könnte man als gewichtsbewusst abfahrtsorientiert bezeichnen. Gut sichtbar wird das zum Beispiel an den Laufrädern. Die Boost-Basis bilden die FSA Gradient LTD-Laufräder (29 mm Innenbreite) aus Carbon. Am Vorderrad wird ein dicker Maxxis Minion DHR II Wide Trail mit weicher MaxxTerra-Gummimischung montiert. Am Hinterrad wird zu Gunsten eines niedrigen Rollwiderstandes auf einen Maxxis Forekaster gesetzt. In der Kombination bleibt so das Gewicht im Rahmen, während die Abfahrtseignung positiv beeinflusst wird.
Das entsprechende Fahrwerk stellt RockShox parat. An der Front arbeitet eine Pike RCT3, am Hinterbau ein Deluxe RT3-Dämpfer. Am Hinterbau stehen 120 mm zur Verfügung, an der Front 130. Während es insbesondere an der Gabel leichtere Alternativen geben würde, stellt die Pike doch gut dar, was dieses Rad sein will. Ähnlich geht es an der Bremse weiter: Die schwere SRAM Code RSC mit großen Vierkolbenzangen wird mit einer kleinen 180 mm Scheibe an der Front kombiniert. Keine Kompromisse gibt es beim Antrieb: Hier montiert Merida fast durchgängig die SRAM X01 Eagle-Schaltung inklusive Kassette. Als Kurbel kommt die SRAM Descendant Carbon zum Einsatz – lediglich die Kette stammt aus der GX-Gruppe. Eine Kettenführung spezifiziert Merida nicht. An Lenker und Vorbau kommen hauseigene Aluminium-Komponenten zum Einsatz, die optisch schlicht und technisch wenig spektakulär sind. Ihren Dienst tun sie jedoch, soviel ist sicher. Hinzu kommen ebenfalls hauseigene Merida Expert EC-Schraubgriffe.
- Federgabel RockShox Pike RCT3 (130 mm)
- Dämpfer RockShox Deluxe RT3 Trunnion (120 mm)
- Antrieb SRAM X01 Eagle / SRAM Descendant Carbon Eagle
- Bremsen SRAM Code RSC (180 / 180 mm)
- Laufräder FSA Gradient LTD Boost
- Reifen Maxxis Minion DHR II / Maxxis Forekaster
- Cockpit Merida Expert TR Lenker (760 x 20 mm) / Merida Expert TR Vorbau (50 mm, 0°)
- Sattelstütze KS LEV Integra (30,9 mm Durchmesser, 150 mm Verstellen)
Rahmen | Merida One-Twenty CF4 (120 mm Federweg) |
---|---|
Rahmengrößen | S, M, L, XL |
Farbe | Green / Black |
Gabel | RockShox Pike RCT3 130 mm |
Dämpfer | RockShox Deluxe RT3 |
Steuersatz | FSA NO.47/50CF |
Laufradsatz | FSA Gradient LTD (29" Boost, 29 mm Innenbreite) |
Reifen | Maxxis Minion DHR II / Maxxis Forekaster |
Bremsen | SRAM Code RSC |
Bremsscheiben | SRAM Centerline |
Kurbel | SRAM Descendant Carbon Eagle (32 t) |
Innenlager | SRAM BB DUB PF MTB 92 |
Schaltwerk | SRAM X01 Eagle |
Schalthebel | SRAM X01 Eagle |
Kassette | SRAM XG 1295 Eagle (10-50 t) |
Kette | SRAM GX Eagle |
Lenker | Merida Expert TR (760 mm Breite, 20 mm Rise) |
Vorbau | Merida Expert TR (50 mm Länge) |
Spacer | Kunststoff, 2 x 10 mm |
Griffe | Merida Expert EC |
Sattelstütze | KS LEV Integra (150 mm) |
Sattelstütze | Prologo Nago X20 |
Sattelklemme | Merida Expert |
Im Detail
Als ich das Merida One-Twenty 8000 aus dem Versandkarton hebe, staune ich nicht schlecht. Das Bike ist leicht – zumindest für den optischen Eindruck. Denn der Rahmen mit dicker Gabel und breiten Reifen sieht so gar nicht nach Cross Country aus. Also wird genauer inspiziert.
Da wäre zum einen die Optik: Während manche die Lackierung eher altmodisch finden, gefällt sie mir sehr gut. In den dunkelgrauen Bereichen schimmern feine UD-Kohlefasern und das Grün ist erfrischend giftig. Hinzu kommt eine eigene Formensprache. Abgesehen von der Umlenkwippe wird der gesamte Rahmen aus leichter Kohlefaser gefertigt. Während der Hauptrahmen relativ kantig-flächig gestaltet ist, wirken insbesondere die Sitzstreben fast schon filigran und weisen eine starke S-Form auf. Insgesamt gelingt dem Rad so ein relativ eigenständiger Look, obwohl die Dämpferposition an sich dem aktuellen Industriestandard entspricht. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass Merida auch hier einen kleinen Sonderweg geht. Anstatt das untere Dämpferauge am Hauptrahmen zu befestigen, sitzt es auf einer Verlängerung der Kettenstreben. Float Link wird dieser Hinterbau genannt, bei dem der Dämpfer schwimmend gelagert ist. Die Zielsetzung laut Merida: Sehr gut ansprechen und das Gefühl vermitteln, dass der Federweg endlos sei.
Doch auch an praktische Details hat Merida gedacht. So werden die Leitungen innen verlegt und an den Eingängen geklemmt – das beugt wirkungsvoll nervigem Klappern vor. Alle Leitungen treten vor dem Innenlager wieder aus, um dann im Falle des Schaltzuges direkt wieder in der Kettenstrebe zu verschwinden. Stichwort Kettenstrebe: Merida hat nach eigenen Angaben großen Wert darauf gelegt, dass das One-Twenty so leise wie möglich ist. Neben den sauber geführten Leitungen gibt es daher einen sehr zähen Steinschlagschutz unter dem Unterrohr sowie einen breiten Kettenstrebenschutz, der auch die Unterseite schützt.
Ein schönes Detail sind auch die „non-slip tightening“ genannten Schraubpunkte. Was steckt dahinter? Merida setzt am Hinterbau durchgängig auf Torx T30-Schrauben, die in ovale Hülsen eingeschraubt werden. Durch den Formschluss entfällt ein Gegenhalten der Hülse, was die Wartung vereinfacht. Darüber hinaus sind durchgängig die vorgeschriebenen Anzugsmomente direkt vermerkt. Praktisch!
Was sonst noch aufgefallen ist? Trotz der eng geführten Sitzstreben ist die Reifenfreiheit in Ordnung. Einen Plus-Reifen kann man zwar nicht montieren, doch oben stehen immerhin 75 mm zur Verfügung – unten sind es sogar 77 mm. Und: Selbstredend hat das Merida One-Twenty Platz für einen Flaschenhalter auf dem Unterrohr. Damit genug der grauen Theorie und ab auf den Trail.
Auf dem Trail
Bevor es auf den Trail geht, wird das Merida One-Twenty 8000 abgestimmt. Inklusive Ausrüstung bringe ich 70 kg auf die Waage und bin im Rahmen des Tests das folgende Setup gefahren. An der Gabel habe ich 72 PSI Luftdruck eingestellt und zwei Volumenspacer montiert. Die Low-Speed-Druckstufe halte ich fast vollständig offen (3 von 18 Klicks), die Zugstufe öffne ich um 8 (von 18 möglichen) Klicks. Am Hinterbau öffne ich die Zugstufe auf 8 von 10 Klicks und stelle einen Luftdruck von 125 PSI ein. So geht es los!
Seite Mitte April dieses Jahres hat mich das Merida One-Twenty 8000 begleitet und in dieser Zeit fleißig Strecke gemacht und Höhenmeter erklettert. Um nur einige Highlights zu nennen: Hometrails im Alpenvorland, Shuttle-Runs in Finale Ligure, das 24h-Rennen von Finale Ligure, Enduro-Touren im Aostatal, Bikepark in Pila, munteres Endurieren in Saalbach-Hinterglemm. Die Basis für eine kritische Bewertung der universellen Einsetzbarkeit ist also gelegt.
Mein Test-Bike ist mit zwei 10 mm-Spacern ausgerüstet – als Startpunkt montiere ich einen über, einen unter dem Vorbau. Um den flachen realen Sitzwinkel auszugleichen, wandert der Sattel von der ersten Tour an ganz nach vorne. Das Ergebnis: Auch mit offenem Hinterbau lässt sich das Merida gut bergauf pedalieren. Der Float Link-Hinterbau arbeitet weitestgehend antriebsneutral und geht sparsam mit seinem Federweg um. So gelingen auch lange und steile Anstiege ohne Mühen. Erst relativ spät steigt das Vorderrad und die Sitzposition könnte etwas gestreckter sein. Um die Probe aufs Exempel zu machen, gehe ich mit dem Merida One-Twenty einen lang gehegten Plan an: die Karwendelumrundung. Bekannt unter Marathonisti muss das Rad auf gut 80 km zeigen, wie gut es für lange Touren geeignet ist. Das Ergebnis ist insgesamt gut: das Merida ist zwar nicht direkt komfortabel, zeigt sich aber doch als streckenfreudiger Begleiter. Es würde sich jedoch noch mehr über technischere Abfahrten freuen.
Und im Renneinsatz? Die 24h von Finale Ligure (Rennbericht) sind für eine XC-Strecke relativ selektiv. Hohe Geschwindigkeiten und schroffes Terrain wechseln sich mit technischen Anstiegen und engen Kehren ab. Um dem Merida die Chance zu geben, hier zu brillieren, haben wir ein Paar leichtere Reifen (schlauchlos) aufgezogen und den Vorbau so tief wie möglich montiert. Das Ergebnis: entspannt hohes Tempo mit guten Reserven. Zwar hängt das One-Twenty nicht am Gas wie etwa ein Renngerät vom Kaliber eines Scott Spark RC (20 mm weniger Federweg, 20 mm tieferes Innenlager, 8 mm mehr Oberrohrlänge, 1,3° steilerer Lenkwinkel), doch die Rundenzeiten sind keineswegs schlecht. Im direkten Vergleich mit dem parallel getesteten Orbea Oiz liegt das Merida deutlich satter und klettert im technischen Uphill kontrollierter. Irgendwann steigt dann doch das Vorderrad und trotz ganz vorne montiertem Sattel bleibt das leichte Gefühl, „von hinten“ zu treten.
Zurück auf den von Haus aus verbauten Reifen geht es den Rest der Saison mit Vorliebe schnell bergab. Zum Beispiel beim Shutteln in Finale Ligure. Madonna della Guardia mit offenen Bremsen? Den Rollercoaster auf Anschlag? Das Merida One-Twenty 8000 macht gerne mit, stellt jedoch auch gewisse Ansprüche an den Fahrer. Während der Vorderreifen (Maxxis Minion DHR II) in Kombination mit der RockShox Pike für erstklassige Traktion und Reserven sorgt, will das Rad aktiv und mit viel Druck auf dem Hinterrad gefahren werden. Dann ist das mögliche Tempo beeindruckend hoch und lässt wirkungsvoll vergessen, dass lediglich 120 mm Federweg zur Verfügung stehen. Wenn der Druck auf den Pedalen nachlässt (oder man noch leichter ist als ich), fühlt sich der Hinterbau hingegen etwas hölzern an und verteilt auch mal den ein oder anderen Schlag.
Wirklich beeindruckend ist, wie willig sich das Merida One-Twenty auf das Hinterrad bewegen und dort kontrollieren lässt. Kilometerlange Wheelies bin ich zuletzt zu Schulzeiten gefahren, doch mit dem Merida ist die Laune zurückgekommen. Ein gepflegter Manual, sobald der Trail es irgendwie zulässt? Gebucht. Es ist nicht so, dass das Rad besonders verspielt wäre. Viel eher lässt es sich sehr präzise kontrollieren und willig bewegen. Das schafft Vertrauen und macht Mut, den Gashahn weiter aufzudrehen. Dabei ist es fast egal, ob es relativ flach dahin geht oder aber der Trail an der Falllinie orientiert ist.
Erst wenn es wirklich ruppig wird, kommt das Gesamtpaket an seine Grenzen. Oder ich werde zu langsam, da die Kraft fehlt, noch weiter festzuhalten. In jedem Fall unterstützt die gewählte Ausstattung in insgesamt sehr guter Art und Weise die weite Spreizung des Einsatzbereiches. Die Funktion der SRAM X01 Eagle ist gewohnt gut und auch die SRAM Code RSC arbeitet insgesamt zufriedenstellend. Auf langen Abfahrten würde ich mir jedoch an der Front eine 200-mm-Scheibe wünschen. Der einzige „faule“ Kompromiss ist der Maxxis Forekaster-Hinterreifen. Er kann das mögliche Tempo des Gesamtpaketes nicht mitgehen. So rollt er zwar leicht bergauf und verschonte uns mit störenden Platten oder Durchschlägen, doch zwei der zwei Stürze mit dem Merida rechne ich auch der fehlenden Traktion am Hinterrad zu. Zum Beispiel drehe ich mich am Kurvenausgang eines nassen Flow-Trails unsanft ins Aus – ein Novum in meiner Zeit auf dem Mountainbike und durch fehlende Haftung verursacht.
Wird das Merida One-Twenty 8000 dem Anspruch der eierlegenden Wollmilchsau gerecht? Ich würde sagen: ja. Es gibt schnellere Bikes bergauf und bergab. Bikes, die besser springen, ruhiger liegen oder wendiger um enge Kurven zirkeln. Die Betonung liegt auf dem „oder“: In der Summe seiner Eigenschaften ist das Merida überzeugend vielseitig. Es begleitet zuverlässig im XC-Rennen, bei der Schnitzeljagd in Sölden oder im Bikepark Pila. Und es macht immer Spaß, vor allem auf dem Hinterrad. Kein schlechter Deal!
Das ist uns aufgefallen
- Geräuschkulisse Besonders leise soll das Merida One-Twenty 8000 sein. Und in der Tat hat der Hersteller hier ganze Arbeit geleistet. Die Leitungen sind sauber und klapperfrei geführt und alle kritischen Stellen mit weichen Schützern abgeklebt. Leider löste sich der Kettenstrebenschutz an unserem Testrad leicht, ließ sich aber wieder festdrücken. Eine wichtige Stelle ist vom Hersteller jedoch vergessen worden: die Unterseite der Sitzstreben. Ein Streifen Slapper-Tape sorgt dann wirklich für Ruhe.
- Ausstattung Gabel, Reifen und Bremsen sind definitiv nicht das, was an einem Rad dieser Gewichts- und Federwegsklasse üblicherweise montiert wird. Umso mehr profitiert das One-Twenty 8000 von den Qualitäten, die die spezifizierten Komponenten einbringen. Bis auf den zu rutschigen Hinterreifen durchweg gelungen – eine Ausstattung, die man nicht erst tunen muss.
- Geometrie Die Manual-Fähigkeiten sind beeindruckend und das Fahrgefühl sehr gut. Einziger Wermutstropfen ist, dass der reale Sitzwinkel flach ausfällt. So wandert bergauf das Gewicht relativ weit nach hinten. Und der Knick im Sitzrohr verhindert die Verwendung von längeren Sattelstützen. Schade.
- Lackqualität Der Lack des Merida ist dick und ziemlich kratzfest. Nur mit direkten Schlägen hat er etwas Schwierigkeiten. Unser Test-Bike hatte nach den fünf Monaten auf den Trails einige kleinere und wenige größere Lackabplatzer.
- Schluckvermögen Der Hinterbau will mit viel Nachdruck gefahren werden, um wirklich aktiv zu werden. Der aktive Fahrstil kostet einiges an Kraft, ermöglicht aber auch extrem hohes Tempo. Klickpedale helfen!
Fazit – Merida One-Twenty 8000
Das Merida One-Twenty 8000 ist ein Bike für alle Fälle: Die Geometrie ist ein guter Kompromiss und verleitet zum Spielen. Die teure 8000er Ausstattung ist zweckmäßig und hebt die Abfahrtsstärken des Bikes sehr gut hervor. Das Ergebnis ist, dass das One-Twenty willig bergauf klettert und bergab mit seinen 120 mm Federweg ein erstaunliches Tempo ermöglicht. Wer maximale Geschwindigkeit aus dem Hinterbau herausholen will, muss sehr aktiv mit viel Druck auf dem Hinterbau fahren. Dann aber werden die Grenzen eher durch das Fahrkönnen als durch das Bike gesetzt.
- Ausgewogene Geometrie
- Insgesamt durchdachte Ausstattung
- Beeindruckende Geschwindigkeit für 120 mm-Fahrwerk möglich
- Hoher Preis
- Flacher realer Sitzwinkel und Knick im Sitzrohr
- Hinterreifen zu schwach profiliert
Wie gefällt euch das Merida One-Twenty 8000?
Testablauf
Das Merida One-Twenty 8000 wurde uns für die Dauer des Tests von Merida zur Verfügung gestellt. Im Testzeitraum wurde das Rad schlauchlos umgebaut, außerdem wurden für die 24h von Finale Ligure andere Reifen montiert. Abgesehen davon ist das Rad ohne Modifikationen an der Ausstattung im Einsatz gewesen.
Hier haben wir das Merida One-Twenty 8000 getestet
- Sölden: Gebaute Flowtrails, steile und steinige Singletrails
- Saalbach-Hinterglemm: Bikepark, gebaute Flowtrails
- Finale Ligure: EWS-Etappen, 24h-Rennen
- Hegau-Bodensee-Raum: Flowige Trails mit einigen Wurzeln
- Aostatal: Schnelle, steinige Naturtrails. Bikepark Pila
Körpergröße | 177 cm |
Schrittlänge | 83 cm |
Oberkörperlänge | 52 cm |
Armlänge | 58 cm |
Gewicht | 70 kg |
- Fahrstil
- Beide Räder am Boden und Vollgas: Attacke bergauf, sauber bergab
- Ich fahre hauptsächlich
- Trail, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Gabel straff, Hinterbau effizient
- Vorlieben bei der Geometrie
- Mittellang und flach
Der Beitrag Merida One-Twenty 8000 im Test: Gut bergauf, besser bergab erschien zuerst auf MTB-News.de.