Mittlerweile ist es Juli und so langsam aber sicher schmilzt der Schnee auch in den Hochlagen der Alpen. Es ist also langsam Zeit, die Ski endgültig in den Keller zu verbannen und das Bike für die Bike-Hochtourensaison fit zu machen. Daniel Eiermann berichtet hier in dieser eindrucksvollen Fotostory von seinem Trip mit seinen Bikekollegen auf das Mettelhorn (3410 Meter).
Bike-Hochtouren? Was soll denn das sein, werden sich jetzt einige fragen. Daher hier ein kleiner Bericht von unserer Tour aufs Mettelhorn im vergangenen Oktober. Ausgangspunkt ist das weltbekannte Touristendorf Zermatt im Wallis. Schon bei der Anreise mit dem Zug kann man erahnen, was hier in der Hochsaison los ist. Touristen aus aller Welt sowie zahlreiche Eingeborene und Zugezogene zieht es dank des stabilen Hochdruckwetters heute in die Höhe.
Ein Grund mehr, die Sache heute gemütlich anzugehen. So gibt es nach der panoramareichen Zugfahrt erstmal Kaffee und Kuchen bei Matthias im Büro. So recht hat anscheinend keiner Lust zu starten. Kein Wunder, wissen wir ja alle, was als Nächstes vor uns liegt: Fünf Stunden das geliebte Bike auf den Schultern zu tragen ist schon ein mittelgroßer Motivationskiller!
Daher folgt dem Kaffeekränzchen zunächst noch ein ausgiebiger Materialcheck. Haben wir genug Essen? Sollten wir doch Steigeisen mitnehmen? Doch lieber noch einen Schlauch mehr mitnehmen? Es hilft alles nichts, die Gruppendynamik ist stärker.
Wir starten also ziemlich verspätet gegen 11 Uhr auf direktem Weg Richtung Mettelhorn. Nach wenigen Metern durch das Gewusel im Dorf biegen wir auf den Wanderweg in Richtung Berggasthaus Trift. An Fahren ist hier schon auf den ersten Metern nicht zu denken. Stattdessen montiert Seve seinen neu erstandenen Peakrider und wir helfen ihm zu zweit, sein Bike „einzulochen“. Aller Anfang ist bekanntlich schwer.
Mätu und ich sind klassisch und ohne weitere Hilfsmittel unterwegs. Die ursprünglichste und nachhaltigste Form des Bikebergsteigens. Wer solche Tragesysteme als Hilfsmittel nötig hat, der würde wohl auch den Mount Everest nur mit Sauerstoffgerät und 20 Sherpas besteigen können. Nur meine Meinung.
Naja, jeden Falls gibt der Herr Peakrider ab da das Tempo vor und wir bekommen erst am verlassenen (Winterpause) Hotel du Trift eine kleine Pause zur Verpflegung. Es weht ein herrlich angenehmer Wind und die Oktobersonne trocknet die verschwitzten Merinoshirts quasi im Handumdrehen.
Da das Fahrrad auf dem nächsten Trail mal gemäß seinem ursprünglichen Verwendungszwecks bewegt werden kann, gehen uns die folgenden Höhenmeter leicht von der Schulter.
Spätestens im Aufschwung zum Furggji, unserem nächsten Zwischenziel, wird ersichtlich, dass wir uns im Hochgebirge befinden. Die Bergwelt um uns herum ist ähnlich atemberaubend, wie das Gewicht auf dem Rücken. Wieder hat Seve mitgedacht. Das auf seinem Peakrider aufgespießte leichte Hardtail spart Schritt für Schritt die nötigen Körner. Bei unserer nächsten Tour engagiere ich so einen Freiburger Liteville-Sherpa, der trägt mein Bike und notfalls auch noch mich!
Eine kleine Verschnaufpause gönnen wir uns, bevor wir die kurze, aber spaltenarme Gletscherpassage in Angriff nehmen. Da es die letzten Tage ein paar Zentimeter Neuschnee gegeben hat, komme ich, trotz einiger erfrischender Ausrutscher, auch mit meinen normalen Bikeschuhen hier hoch. Bergprofis wie Seve haben natürlich wasserdichte Goretex Bergbikeschuhe mit gutem Profil dabei. Mit etwas Selbstmitleid erfüllt kann ich da nur auf meine nassen Füße hinunterschauen. Immerhin sind die Temperaturen trotz der Höhe noch sehr angenehm und Hände und Füße tauen auf den letzten 200 Höhenmeter zum Gipfel schnell wieder auf.
Wow! Was für eine Aussicht! Ohne Worte. Da ich so etwas geahnt und auch erhofft habe, mache ich natürlich ein paar Bilder. Diese sagen wie gehabt einfach mehr als 1000 Worte.
Und das Beste (für Bike- und Skibergsteiger ein bekanntes Gefühl) liegt ja noch vor uns: Die Abfahrt. Während ich die erste der steilen Kehren noch etwas wackelig durchfahre, wird das Gefühl für den Untergrund und das Gelände mit jedem Meter besser. Den Gletscher durchqueren wir in der Aufstiegsspur halb fahrend, halb rutschend. Ein Heidenspaß!
Ab Furggji erwartet uns dann relativ bekanntes Terrain. Ein alpiner Trail der Sonderklasse zieht sich von hier bis zum Berghaus Trift zurück. Jetzt beneide ich den Hardtailfahrer nicht mehr besonders, die zahlreichen technischen und ruppigen Passagen sind eine wahrer Genuss mit dem Enduro. Ab dem Berggasthaus wird es dann besonders anspruchsvoll. Einige ausgesetzte Stellen sind sogar mit einem Fixseil gesichert. Wer schwindelfrei ist und die nötige Fahrtechnik für die zahlreichen Spitzkehren besitzt, kommt hier aber voll auf seine Kosten. Aber Achtung: Absolutes Sturzverbot!
Die letzten Höhenmeter klingen dann wohlwollend flowig aus und enden, zur absoluten Krönung des Tages, direkt an einer gut besuchten Bar mitten in Zermatt.
Cheers!
Daniel
Wer von euch ist auch im Hochgebirge mit seinem Bike unterwegs?
Der Beitrag Mit dem Bike aufs Mettelhorn: Besondere Gipfelerlebnisse auf über 3000 Metern erschien zuerst auf MTB-News.de.