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Die Maxxis Bike Transalp 2019 ist Geschichte und um den Titel in der Männerklasse gab es den wohl spannendsten Kampf in der Geschichte des Rennens. Die Protagonisten hießen Daniel Geismayr/Jochen Käß vom Team Centurion Vaude und Urs Huber/Simon Stiebjahn vom Team BULLS. Gleich dreimal wechselte das gelbe Führungstrikot während der sieben Etappen über die Alpen den Besitzer und am Ende gewannen Geismayr/Käß mit einer furiosen Schlussetappe mit knapp 3 Minuten Vorsprung. Wir haben uns mit Daniel Geismayr sowie Urs Huber und Simon Stiebjahn über die zurückliegenden Renntage unterhalten!
Spannung pur! – Der Rennverlauf der Transalp 2019
Was war passiert? Huber/Stiebjahn siegten im Sprint der ersten Etappe und wurden somit die ersten Träger des gelben Trikots. Auf der zweiten schweren Etappe mit dem knapp 20 km langen Anstieg von Brixen hoch zur Plose-Hütte zeigten Geismayr/Käß jedoch, was sie zum siebten Mal in Folge gedachten zu tun: Die Transalp gewinnen. Gute 2:30 min Vorsprung nahmen die Beiden mit auf die Abfahrt und das Finale der zweiten Etappe. Ausgebremst durch einen Defekt mussten sie ein Teil des Vorsprungs allerdings wieder hergeben und das Team Bulls konnte im Finale der Etappe bis auf 15 Sekunden aufschließen. Das Rennen war weiter offen.


Die folgenden Tage bis zur fünften Etappe brachten zunächst keine echten Zeitunterschiede. Doch das Finale des fünften Teilstücks wurde kurios und brachte die Wende zugunsten vom Team Bulls. Jochen Käß hatte an einem steilen Anstieg mit losen Steinen Probleme und es tat sich eine Lücke auf. Diese 15 Sekunden wurden den beiden Centurion Vaude-Piloten in dem Moment zum Verhängnis, als sie eine unübersichtliche Abzweigung im Wald verpassten. Das kostete zusätzliche Zeit und setzte das Duo vor allem unter Druck. Was dann ca. 250 Meter vor dem Ziel passierte, sollte so nicht passieren: Polizisten winkten einen LKW-Fahrer durch einen Kreisverkehr, just genau in dem Moment, als Geismayr/Käß mit vollem Tempo versuchten ihren Rückstand so gering wie möglich zu halten. Das Ganze führte unweigerlich zum Sturz der Beiden und endete in einer ordentlichen Ellenbogenverletzung für Jochen Käß.


Unschön, aber so war klar, dass es ab diesem Zeitpunkt ein schwieriges Unterfangen werde würde, dem Team Bulls den Titel in diesem Jahr noch abzunehmen. Denn zu den gut 2:30 min Rückstand von Etappe 5, gesellten sich zusätzliche 20 Sekunden auf Etappe 6 und die Vorzeichen für eine Titelverteidigung standen denkbar schlecht.
Doch es kam anders. Käß attackierte sehr früh auf der letzten Etappe und riskierte auf einer langen Abfahrtspassage sehr viel. Das brachte ihm ca. 40 Sekunden Vorsprung ein, doch Geismayr war zu diesem Zeitpunkt noch bei Huber/Stiebjahn. Somit hatten die Beiden scheinbar alles unter Kontrolle. Bis es eben zum Defekt am Hinterrad von Urs Huber kam. Der Freilauf war gebrochen und trotz fixer Reparatur durch die Hilfe des Backup-Teams hatten die beiden ca. 2 Minuten verloren und Geismayr/Käß waren jetzt gemeinsam vorne unterwegs. Quasi ein Fernduell im Sinne eines Partnerzeitfahrens der beiden Teams. Sekunde um Sekunde verlor das Team Bulls und vor allem Geismayr, der im direktem Vorfeld der Transalp noch die sechstätige Österreich-Rundfahrt auf der Straße bestritten hatte, zeigte seine aktuell eindrückliche Form. Am Ende schnappten die beiden Centurion Vaude-Jungs damit den aufopferungsvoll kämpfenden Bulls-Fahrern den Titel vor der Nase weg und gewannen zum 7. Mal in Folge die Maxxis Bike Transalp.

Wir haben mit Daniel und auch mit Simon und Urs vom Team Bulls über das Geschehene und über die weiteren Pläne gesprochen.
MTB-News: Daniel, danke für deine Zeit. Erzähl kurz: Zufrieden?
Daniel Geismayr: Zufrieden natürlich über das Ergebnis, aber mehr noch happy über die zwei überstandenen Rennwochen, die ich besser verkraftet habe wie ich anfangs vermutete. Das gibt Selbstvertrauen.
Wie war der Kampf mit Bulls um den Titel?
Daniel: Sehr spannend war das auch für uns diese Woche. Und insgesamt vor allem sehr nervenaufreibend. Die Vorkommnisse auf der fünften Etappe mit der verpassten Abzweigung und dem Unfall mit dem LKW war nicht einfach zu verdauen. Wir hatten das Gefühl, dass es nicht richtig war. Dass es am Ende dann noch zum Sieg gereicht hat, ist natürlich unglaublich cool.

Und was wolltest du mit diesen zwei Etappenrennen quasi ohne Pause bezwecken, bzw. wie geht es weiter für dich?
Daniel: Alles in allem gehe ich gestärkt aus diesen Rennen. Das war auch mein Ziel. Irgendwie musst du ja als Sportler versuchen nochmal weiter nach oben zu kommen in deiner Leistungsfähigkeit, um große Ziele zu erreichen. Da sind zwei so schwere Rennen am Stück sicher eine gute Option. Mein Ziel ist klar die Marathon-WM Ende September. Da will ich nach Silber 2018 wieder richtig angreifen. Vorher fahre ich den M3 im Montafon und das Etappenrennen in Ischgl, plus die Österreichische Meisterschaft.

Hallo Simon, hallo Urs, danke für eure Zeit. Wie empfindet ihr Rang 2 nach diesem Auf und Ab diese Woche?
Simon Stiebjahn: Ganz klar als Niederlage! Wenn man so nah dran ist, möchte man die Transalp natürlich gewinnen. Das Schlimmste daran ist die Gewissheit, dass wir es körperlich draufhatten, aber uns leider das Material einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Sicherlich ist Platz zwei nicht schlecht und nach dem schwierigen Frühjahr für mich bin ich froh wieder auf einem guten Niveau zu sein, aber im Moment überwiegt die Enttäuschung.
Urs Huber: Grundsätzlich ist Rang zwei in Ordnung, wenn man die ganze Woche anschaut. Die Zwei waren ganz einfach einen Zacken stärker. Klar, der Defekt hinterlässt einen bitteren Beigeschmack für uns, wenn man so knapp davor ist.
Was nehmt ihr aus der Woche für die kommenden Rennen/Jahre mit?
Simon: Erstens, dass es erst dann vorbei ist, wenn es vorbei ist. Zweitens, dass Urs und ich ein weiteres Mal super harmoniert haben. Auch mit Martin und Hansueli an unserer Seite hat es super funktioniert und das Betreuer-Team hat wie immer eine super Arbeit verrichtet, gerade auch nach der Enttäuschung am Samstag war danach ein großer Rückhalt spürbar.
Urs: Wir haben als Team glaube ich sehr gut funktioniert. Auf Etappe 2 beispielsweise, als wir zwischenzeitlich über drei Minuten zurück lagen, haben wir uns im Finale nochmals so pushen können, dass wir fast nochmals ganz nach vorne zurückkamen. Generell hat die ganze Woche wieder tip top funktioniert zwischen uns. Das ist zwar nichts Neues, aber auf jeden Fall etwas, was wir mitnehmen können für die nächsten Teamrennen.

Was steht als nächstes bis zur WM auf dem Plan?
Simon: Jetzt erst einmal ein paar Tage Pause, bevor ich dann am 30.07. nach Ischgl reise, um dort beim Ironbike teilzunehmen. Zehn Tage später steht dann mein Heimrennen beim Rothaus Bike Giro im Hochschwarzwald auf dem Plan, bevor ich drei Wochen nach Livigno gehe, um mich dort in Ruhe auf die DM Anfang September vorzubereiten. Danach folgt dann die WM am 22.09 in der Schweiz.
Urs: Nach ein paar Tagen Erholung geht es bei mir mit einem ordentlichen Programm weiter. Ischgl Ironbike, Eiger Bike Challenge, Grand Raid BCVS, Nationalpark Marathon, Schweizer Meisterschaften. Alles Rennen, die ich sehr mag, schon mehrmals gewinnen konnte und mir auch dieses Jahr wichtig sind. Insbesondere der 24. August (Grand Raid) liegt mir sehr am Herzen. Auch der Schweizer Meister-Titel, die Alpinecup sowie die Bike Marathon Classic Gesamtwertungen aus dem Vorjahr wollen verteidigt werden.
Dann vielen Dank euch Dreien und viel Erfolg für den Rest der Saison!
Alle Artikel zur BIKE Transalp 2019:
- Transalp 2019: Interview mit den Podiumsfahrern – Spannung pur bis zum letzten Meter
- Transalp 2019 #7: Drama um Team Bulls – Käß/Geismayr schnappen sich den Titel
- Transalp 2019 #6: Bulls baut Vorsprung aus – Zweiter Tagessieg für Hem/Rebagliati
- Transalp 2019 #5: Bulls erobert Gelb
- Transalp 2019 #4: Team Bulls siegt im Zielsprint
- Transalp 2019 #3: Rebigliati/Hem mit Tagessieg, Centurion-Vaude verteidigt Gelb
- Transalp 2019 #2: Käß und Geismayr schnappen sich das Gelbe Trikot
- Transalp 2019: Die Arbeitsgeräte von Simon Stiebjahn und Urs Huber unter der Lupe
- Transalp 2019 #1: Etappensieg nach Zielsprint für Huber und Stiebjahn
- Transalp 2019: Wer holt sich den Sieg beim Klassiker?
Der Beitrag Transalp 2019: Interview mit den Podiumsfahrern – Spannung pur bis zum letzten Meter erschien zuerst auf MTB-News.de.