Maximilian Brandl gehört zu den großen deutschen Nachwuchshoffnungen im MTB-Sport. Der amtierende deutsche U23-Meister ist äußerst gut in die Saison gestartet und will bei den Weltcup-Rennen ordentlich für Furore sorgen. Das Ziel ist klar: Ein U23-Weltcupsieg soll dieses Jahr gelingen! Wir haben uns mit dem 21-Jährigen über die anstehende Saison unterhalten und haben für Euch noch eine kleine Überraschung parat: Der in Freiburg lebende Spitzensportler wird exklusiv auf MTB-News zu den Weltcup-Rennen dieses Jahr einen Blog verfassen.
MTB-News.de: Hallo Max! Wie geht es dir? Bist du bereit für die ersten großen Rennen in dieser Saison?
Max Brandl: Hallo Tobi. Aktuell geht es mir super und ja, es sieht ganz danach aus. Ich denke der letzte Feinschliff hat ganz gut funktioniert. Jetzt heißt es regenerieren und in der Weltcup-Woche noch ein bisschen Spannung in die Muskeln bekommen.
Die ersten Rennergebnisse, beispielsweise der zweite Platz in Haiming im U23-Rennen oder das starke Rennen in Heubach trotz Defekt zeigte, dass du gerade gut in Form bist. Dementsprechend bist du mit deiner Saisonvorbereitung im Winter zufrieden, oder?
Absolut. Der Winter und die ersten Rennen liefen quasi perfekt. Ich war nur einmal Anfang November krank und konnte ansonsten alles so durchziehen, wie mein Trainer Marc Schäfer und ich es geplant hatten. Das ist wichtig, da ich so alle Bausteine für die Saison setzen konnte – ohne Kompromisse. Der Sieg in der Elite-Kategorie beim C1-Rennen des 3-Nations-Cups in Saalhausen und der Erfolg in Haiming in der Woche davor waren die erste Bestätigungen dafür. Auch in Lostorf und Heubach bin ich mit meiner Leistung sehr zufrieden gewesen.
Die Ergebnisse sprechen also für sich. Kannst du uns Einblicke geben, wie du dich im Winter auf die Saison vorbereitet hast?
Die Eckpfeiler meiner Vorbereitung sind das Grundlagen- und Krafttraining in Freiburg sowie die Trainingslager mit dem BDR im Dezember, Februar und März. Das Tolle an Freiburg ist, dass man mit dem Angebot von Olympiastützpunkt, Rheinebene und Schwarzwald immer irgendwie trainieren kann und in der Regel auch nicht alleine ist. Wenn Radfahren wirklich nicht geht, dann gehe ich oben im Schwarzwald skaten. Diesen Winter musste ich aber kaum auf die Loipe, da es meistens hier unten gut ging. Sicher außergewöhnlich ist bei mir, dass ich im Winter kaum Zeit auf dem Mountainbike verbringe. Auch dieses Jahr habe ich das quasi nur in der Woche vor dem Etappenrennen in Griechenland gemacht, um wieder etwas rein zu kommen, aber die Umgewöhnung geht bei mir immer recht schnell. In den Trainingslagern mit dem Nationalteam waren wir auch auf der Straße unterwegs, im Dezember auf Mallorca, im Februar auch und kurz darauf nochmal auf Gran Canaria. Da war wirklich perfektes Wetter zum Trainieren und ich finde, dass der BDR in den Trainingslagern auch sehr an Professionalität zugelegt hat.
Inwiefern? Was genau wurde im Laufe der letzten Jahre in den Trainingslagern professioneller?
Ich denke es wurde an vielen Schrauben etwas verbessert. Die Organisation im Allgemeinen und die Verpflegung sind zum Beispiel besser geworden, aber auch die Sportlerinnen und Sportler sind jetzt seriöser unterwegs als noch vor zwei Jahren. Es wird auch mehr auf die individuellen Trainingspläne und vor allem Trainingszustände geachtet. Das Team funktioniert einfach besser, wenn jeder die richtige Gruppe hat oder am Berg sein Tempo fahren kann und man nicht das Gefühl hat, dass man auf Biegen und Brechen an der Gruppe dranbleiben muss. Das kommt gerade den jungen Sportlern entgegen. Als ich in die U23 kam, konnte es schon mal sein, dass man sich die ein oder andere Stichelei anhören musste. Mir war das egal, ich komme auch heute noch ab und zu als letzter oben an. Aber ich bin sicher, dass so der ein oder andere Athlet in der Vergangenheit verheizt wurde. In so einer Situation ist aber auch ein durchgreifender Bundestrainer gefragt und das hat sich auch etwas verbessert.
Nachdem du nun gut in die Saison gestartet bist, drängt sich natürlich die Frage auf: Was sind deine konkreten Ziele für die kommende Saison?
In meinem letzten U23-Jahr möchte ich einen Weltcup gewinnen und bei der WM nochmal eine Medaille holen. Die Tendenz aus den ersten beiden Jahren in dieser Altersklasse zeigt, dass das auf jeden Fall drin ist, aber letztes Jahr ging die Weltcup-Saison ziemlich in die Hose. Trotzdem bin ich zuversichtlich, dass es dieses Jahr wieder besser läuft. Außerdem will ich mich in der Elite mehr zeigen, vielleicht auch bei der DM, die mein Heimatverein, der RV Viktoria Wombach, ausrichtet. Die Olympia-Qualifikation und das Nationenranking sind natürlich auch ein großes Thema.
Du hast es gerade selbst angesprochen und aus deiner Aussage höre ich heraus, dass Olympia 2020 in deinen Überlegungen durchaus eine Rolle spielt.
Das auf jeden Fall. Ich bin davon überzeugt, dass wir zwei Startplätze bekommen können. Dazu möchte ich meinen Teil im Nationenranking beitragen, was auch schon ganz gut funktioniert. Ein Traum wäre es, zusammen mit meinem Teamkollegen Georg Egger bei Olympia zu starten.
Ein weiteres Highlight aus deutscher Sicht ist die WM im kommenden Jahr in Albstadt. Du bist eines der Gesichter der XC-WM 2020. Spielt diese Heim-WM in deinen Planungen schon jetzt eine Rolle? Zumal du dort in der Elite an den Start gehen musst.
Ehrlich gesagt hat das gerade keinen Platz bei mir im Kopf. Jetzt muss ich mich erstmal auf meine aktuelle Saison konzentrieren und dieses Jahr beim Weltcup-Auftakt in Albstadt gut fahren. Dort hatte ich 2016 mein Weltcup-Debüt. 2017 konnte ich nicht starten, weil ich mir im Training den Arm gebrochen hatte und 2018 wurde ich während des Rennens ziemlich übel abgeräumt, sodass ich das Rennen nicht zu Ende fahren konnte und ins Krankenhaus musste. Also will ich dieses Jahr nochmal zeigen, was ich auf der Strecke kann. Aber die WM 2020 daheim ist natürlich eine riesige Sache für den deutschen MTB-Sport und ich freue mich schon sehr auf das Event.
Du giltst als eines der größten Nachwuchshoffnungen im deutschen MTB-Sport und bist nicht umsonst Werbeträger der Öffentlichkeitskampagne der WM in Albstadt. Es gibt einige Leute die trauen dir zu, in die Fußstapfen von Manuel Fumic zu treten. Baut diese Anspruchshaltung Druck auf dich auf? Bzw. wie gehst du damit um?
Es gibt auch noch ein paar andere Anwärter auf diese Position und bisher bin ich noch nie gegen Mani gefahren. Er hat natürlich einiges mehr an Erfahrung und wahrscheinlich muss ich noch viel lernen, bis ich tatsächlich soweit bin. Als ich im Team-Wettbewerb mit der Nationalmannschaft 2015 den Europameistertitel und letztes Jahr die Vizeweltmeisterschaft gewonnen habe, hat Mani viel an uns jüngere Fahrer weitergegeben. Ich freue mich auf unser erstes Aufeinandertreffen im Wettkampf. Druck verspüre ich da gerade glaube ich keinen, eher die Spannung und Vorfreude mit ihm in einem Wettkampf zu sein und von ihm als Konkurrent im Rennen zu lernen.
Anderes Thema: Interessant bei dir ist zudem, dass du dich praktisch ausschließlich vegan ernährst. In der nahen Vergangenheit praktizierten das immer mehr Spitzensportler. Wie kam es dazu und welche Auswirkungen hat das auf deine Leistung?
Das stimmt. Dazu muss ich allerdings sagen, dass es sehr selten auch mal vorkommt, dass ich ein Produkt esse, indem zum Beispiel Eier enthalten sind – beispielsweise, wenn ich eine Grundlageneinheit unterschätzt habe und ich einfach irgendwas essen muss, um heim zu kommen. Aber grundsätzlich ernähre ich mich vegan. Ich wurde 2015 von der bekannten Aktivistin Aleksandra Kelemann angesprochen. Es ging mir zuerst nur um die Vorteile, die ich als Sportler dadurch haben kann: Basischere Ernährung, weniger Verwesungsstoffe, usw. was zu einem verringerten Verletzungs- und Erkrankungsrisiko und einer schnelleren Erholung führt. Ich kann nicht sagen, dass ich mich innerhalb von fünf Tagen wie ein neuer Mensch gefühlt habe, aber meine Leistung hat sich innerhalb der nächsten Monate enorm verbessert und seitdem werde ich auch im Winter nicht mehr großartig krank. Mit der Zeit habe ich mich dann auch mit den moralischen Aspekten, wie die Art der Tierhaltung und den ökologischen Folgen beschäftigt. Dadurch hat sich meine Position verfestigt und ich kann mir nicht mehr vorstellen, mich konventionell zu ernähren.
Neben dem Spitzensportler Dasein studierst du in Freiburg Biologie. Beschreibe doch kurz wie dein Alltag so aussieht. Sicher ist es nicht einfach Training, die vielen Reisen und auch das Studium unter einen Hut zu bekommen?
Genau, ich bin jetzt im achten Semester – bald fertig oder schon auf der Zielgerade, sollte man meinen. Aber ich strecke das Studium sehr und werde wahrscheinlich zwölf oder mehr Semester für den Bachelor benötigen. Das ermöglicht es mir, mich sehr auf den Sport zu konzentrieren, mein Training 1:1 umzusetzen und trotzdem gut zu regenerieren. Die Reisen sind schon eher ein Problem als das Training an sich – letztes Jahr war ich über 140 Tage unterwegs. Als Biologiestudent muss ich natürlich einige Zeit im Labor verbringen, oft in Form von Blockpraktika. Da ich jedes Jahr um dieselbe Zeit ins Trainingslager gehe, passt das oft nicht zusammen und ich muss viele Kurse schieben. 2021 wird dann ein großes Nachholjahr. Wenn ich aber mal daheim bin, arbeite ich auch gern im Haus und Garten. Ich koche viel mit Freunden oder treffe mich auf einen Kaffee und Kuchen in der Stadt, aber ich kann auch mal für zwei Tage allein sein und mit niemandem reden.
In dieser Saison wirst du uns jeweils zu den Weltcup-Rennen mit einem Blog einiges zu deiner Vorbereitung, dem Rennen selbst bzw. dem „Drumherum“ erzählen. Verrate uns doch schon mal in groben Zügen, auf was sich die Leser von MTB-News freuen dürfen.
Es wird hauptsächlich um die unmittelbare Vorbereitung gehen, um das Material, das Streckentraining, Ernährung und so weiter. Viele Sportlerinnen bzw. Sportler haben sicher schon ihre ganz genauen Vorstellungen und Pläne davon, wie das Rennwochenende abläuft. Aber ich habe immer davon profitiert, wenn ich mir von anderen etwas abschauen konnte und das, was ich für mich persönlich als sinnvoll und umsetzbar empfinde, genauer unter die Lupe genommen und ausprobiert habe. Ich werde also ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern und vielleicht hilft es ja dem einen oder anderen Leser.
Wir sind gespannt und freuen uns auf deine Berichte. Vielen Dank für das Interview!
Sehr gerne und bis bald!
Freut ihr euch auf die Berichte von Max?
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Der Beitrag Max Brandl im Interview: „Das Ziel ist ein Sieg im Weltcup!” erschien zuerst auf MTB-News.de.