RockShox Lyrik Ultimate im Test: Gleiche Struktureinheit und Luftfeder, neue Decals und überarbeitete Dämpfung – für das neue Modelljahr hat RockShox die Lyrik überarbeitet. Wir hatten die Chance, die aktuelle MY19 Lyrik RC2 gegen die neue MY20 Lyrik Ultimate im Direktvergleich zu testen. Wie wirken sich die Anpassungen auf dem Trail aus? Hier gibt es alle Infos und unseren ersten Test der RockShox Lyrik Ultimate!
RockShox Lyrik Ultimate: Infos und Preise
Die RockShox Lyrik bleibt auch fürs neue Modelljahr die Enduro-Gabel der Amerikaner. Gebaut für den groben Einsatz auf harten, steilen und langen EWS-Stages, soll die Federgabel dank unterschiedlicher Federwege und Offset-Optionen für verschiedenste 27,5″- und 29″-Bikes die ideale Wahl sein.
- Laufradgrößen 27,5ʺ, 29ʺ
- Federweg 150 – 180 mm
- Feder nur DebonAir
- Dämpfung Charger 2.1
- Farben Boxxer-Rot, Hochglanz-Schwarz
- Achsmaß Boost 110 x 15 mm
- Achsen Maxle-Schraubachse
- Gewicht 2.003 g (Herstellerangabe, 27,5″, 150 mm Federweg), 2.039 g (Nachgewogen, 29″, 160 mm Federweg, 42 mm Offset)
- www.sram.com
Preis 1.110 € (UVP) | Bikemarkt: RockShox Lyrik kaufen
Im Detail
Veränderungen gibt es bei der RockShox für das neue Modelljahr größtenteils im Inneren der Gabel. Neben neuen Staubabstreifern und Schmierstoffen hat RockShox den Charger 2-Dämpfer angepasst.
Fangen wir mit den Schmierstoffen an. Die einzigen Änderungen an der Luftfeder sind das verwendete Fett im Inneren und dass ein paar Tropfen Öl in die Luftkammer gegeben werden. Mit den neuen Modellen stellt RockShox auf das bereits in den Dämpfern verwendete grüne Dynamic Seal Grease um. Der Grund? Dynamic Seal Grease soll seine Schmierfunktion länger behalten und weniger schnell verflüssigen als SRAM Butter. Auf der Dämpfungsseite arbeitet man ab sofort mit einem neuen Öl: Maxima Plush ist ein höherwertiges Dämpfungsöl, das sowohl die Reibung weiter senken soll, als auch die Geräusche aus der Dämpfung herausfiltern soll.
Um die Reibung weiter zu reduzieren, hat RockShox eng mit dem Lager- und Dichtungsspezialist SKF zusammengearbeitet. Aus der Kooperation sind zwei Neuigkeiten entstanden: Ein Staubabstreifer und ein Bushing, das als Hauptdichtung den Dämpfungsschaft nach unten abdichtet. Beide Neuerungen zielen auf verbesserte Reibungswerte ab. Während Öl, Fett und Staubabstreifer auch einfach an älteren Modellen nachgerüstet werden können, bietet RockShox das Bushing nur mit der kompletten Charger 2.1-Kartusche zum Nachrüsten an.
Auf der Druckstufenseite gibt es Änderungen an der Abstimmung: Während man die Low Speed-Druckstufe um ein gutes Stück erhöht haben will, setzt RockShox bei der High Speed-Dämpfung auf einen neuen Shimstack. Das soll zwei Vorteile bieten: Durch die härtere Abstimmung der Low Speed-Druckstufe soll die neue RockShox Lyrik Ultimate ein Stück höher im Federweg stehen. Steigen die Schaft-Geschwindigkeiten, sorgt die stärker degressive Abstimmung des High Speed-Shimstack anfangs noch für Gegenhalt. Je größer der Öldruck hinter den Shims wird, desto leichter gibt der Shimstack allerdings nach. Bei schnellen Schlägen gibt die neue Gabel ihren Federweg somit etwas großzügiger frei, um dem Fahrer die Spitzenkräfte nicht weiterzureichen.
All diese Anpassungen verfolgen das gleiche Ziel: Der Fahrer soll durch mehr Kontrolle schneller sein – und gleichzeitig durch die schnellere Reaktionszeit der Federgabel zwischen Ein- und Ausfedern aufgrund der reduzierten Reibung weniger schnell ermüden.
Auf dem Trail
Nach drei Runs auf dem bekannten Fahrwerk, erfolgte der Wechsel auf die neue Gabel, zwei weitere Abfahrten später wurde der neue Deluxe Ultimate montiert. Eine Abfahrt später, wurde wieder auf die aktuelle Gabel gewechselt, die wiederum für zwei Abfahrten montiert blieb, bevor der letzte Run des Tages wieder auf dem neuen Lyrik Ultimate-Modell gemacht wurde. Alle Änderungen wurden dokumentiert, zum Wechsel zwischen den Produkten, wurde jeweils der identische Luftdruck und das gleiche Dämpfungssetup eingestellt. Konstant blieb außerdem der Reifendruck. Beim Setup der Gabel wird vom eingestellten Grundsetup keine Anpassung mehr gemacht. Ein ausbalanciertes Setup finden wir bei 77 psi in der Gabel, 120 im Dämpfer, offener Lowspeed-Druckstufe am Heck und mittlerer Druckstufe an der Front.
Im Stand fühlen sich beide Gabeln extrem sensibel an – Unterschiede merkt man auf dem Parkplatz nicht. Auf dem Trail hält die Debon Air-Feder beide Gabeln angenehm hoch im Federweg und sorgt für ein gutes Sicherheitsgefühl. Dabei bleibt die Lyrik aber sehr sensibel und schont die Kräfte. Zum Ende der jeweiligen Sektionen scheppert es auf unseren Teststrecken gewaltig. Nachdem die Arme schon ein bisschen weich gefahren sind, zeigt sich hier der Unterschied zwischen beiden Gabeln: Unabhängig vom Ermüdungsgrad kommt es mit der aktuellen Lyrik früher zu Arm Pump. Selbiges Ermüdungsphänomen bei der neuen Gabel? Nicht unmöglich – auf der im Vergleich zu EWS-Strecken eher kurzen Testabfahrt ließ sich Arm Pump aber nur durch die gröbsten Linien und bei hohem Tempo provozieren.
Auch die Änderung in der Dämpfung lässt sich auf dem Trail nachvollziehen. Das Sicherheitsgefühl mit der neuen RockShox Lyrik Ultimate steigt etwas. Dank der geringeren Ermüdung kann man die Bremse zudem länger offen lassen. Durch die weniger hart abgestimmte High Speed-Druckstufe gibt die neue Lyrik bei vielen schnellen Schlägen etwas mehr Federweg frei. Wer gerne schnelle, grobe Trails fährt, könnte so aber etwas öfter ans Ende des Federwegs gelangen. Man sollte also mit dem Gedanken spielen, einen Volumenspacer mehr zu montieren. Wie steht es aber um den beschriebenen Kontrollgewinn durch die neue Kolbendichtung? Diverse Sprünge mit sehr stumpfen Landungen bestätigten auch hier, dass die Aussage der Ingenieure Substanz hat. Auch wenn man sich auf dieses Problem schon stark fokussieren muss, kann die RockShox Lyrik Ultimate hier etwas schneller wieder für Grip und damit Kontrolle sorgen.
Auch wenn die Gabel bei High Speed mehr Federweg freigibt, taucht sie bei Einflüssen vom Fahrer nicht ab. Sich an Kanten abdrücken oder Druck in Kurven zu geben wird unterstützt und stellt einen angenehmen Kontrast zur sehr hungrigen Charakteristik bei hohen Geschwindigkeiten. RockShox erfindet die Federgabel nicht neu – schafft es aber mit der neuen Lyrik Ultimate, mit viel Arbeit an kleinen Details die Performance weiter zu verbessern. Der Eindruck passt zum angegebenen Einsatzzweck: Genug Kontrolle und Gegenhalt, um gute Linien zu treffen, dabei aber kräfteschonend genug, um auf langen Stages den Lenker im Griff zu behalten.
Das ist uns aufgefallen
- Endprogression Durch die leichtere High Speed-Dämpfung erreicht man das Ende des Federwegs etwas früher. Ein zusätzlicher Volumenspacer kann Abhilfe schaffen.
- Sensibilität Die RockShox Lyrik Ultimate ist eine der sensibelsten Gabeln, die es derzeit gibt und bietet somit ein hohes Maß an Traktion.
- Upgraden oder nicht? Zahlt sich das Charger 2.1-Upgrade aus? Wer Probleme mit Arm Pump hat und gerne lange Abfahrten macht, kann von der neuen Kartusche profitieren. Die Kartusche ist Rückwärts-kompatibel. Wer gerade vor der Entscheidung zum Charger 2-Upgrade steht, sollte das 2.1-Upgrade erwägen. Preislich startet man hier bei 280 €.
Fazit – RockShox Lyrik Ultimate
Detailverbesserungen anstatt Neuentwicklung: dass auch kleine Änderungen ein Produkt verbessern können, beweist RockShox mit der Lyrik Ultimate einmal mehr. Im Direktvergleich mit der aktuellen Lyrik RC2 kann die neue Gabel auf dem Trail vor allem die Kräfte schonen. Weniger Arm Pump und etwas mehr Kontrolle steigern das Sicherheitsempfinden und machen die neue RockShox Lyrik Ultimate zu einem guten Begleiter für lange, fordernde Abfahrten.
- kraftsparend
- effiziente, aber komfortable Federwegsausnutzung
- guter Preis für Topmodell
Was haltet ihr von der neuen RockShox Lyrik Ultimate?
Testablauf
Die RockShox Lyrik Ultimate wurde im Back to Back-Verfahren an einem Bike getestet, das wir mitsamt aktueller RockShox Lyrik RC2 nach Sintra gebracht haben. Das Setup wurde 1:1 übernommen. Nach dem Back to Back-Test wurde die Lyrik Ultimate auf weiteren Strecken bewegt. Zum Test wurden wir von SRAM/RockShox nach Sintra eingeladen. Die Kosten für Unterbringung und Transport wurden vom Hersteller übernommen.
Hier haben wir die RockShox Lyrik Ultimate getestet
- Sintra, Portugal Abwechslungsreiche Trails, von schnell und offen bis eng und technisch, gespickt mit großen Sprüngen, vielen Steinen, offenen Kurven und Anliegern
Körpergröße | 190 cm |
Schrittlänge | 96 cm |
Oberkörperlänge | 49 cm |
Armlänge | 60 cm |
Gewicht | 70 kg |
- Fahrstil
- flüssig
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- auf der straffen Seite, viel Druckstufe, Balance zwischen Front und Heck
- Vorlieben bei der Geometrie
- vorne lang, hinten mittellang, flacher Lenkwinkel
Der Beitrag RockShox Lyrik Ultimate im Test: Höher, weiter, schneller, besser? erschien zuerst auf MTB-News.de.