Scott Spark RC 900 World Cup im Dauertest: Seit dem März vorigen Jahres habe ich die World Cup-Ausführung von Scotts schnellstem Pferd im Stall im Dauereinsatz gefahren – Zeit zurückzublicken und der Frage nachzugehen, ob neben den überzeugenden Fahreigenschaften [hier geht es zu Teil 1 des Scott Spark Tests] auch die Haltbarkeit des leichten Renn-Fullies überzeugen kann und wie es um das Tuning-Potential des so teuren wie hochwertig aufgebauten Testbikes steht. Viel Spaß mit dem Abschlussbericht zum Scott Spark RC.
Dauertest: Scott Spark RC 900 World Cup
Zusammenfassung der Fahreigenschaften
Im ersten Teil des Dauertests zum Scott Spark RC 900 World Cup habe ich mich intensiv mit der Ausstattung sowie den Fahreigenschaften des World Cup-Bikes befasst. Mein Fazit dazu lautete wie folgt:
Schnelle Beine braucht man auch mit dem Scott Spark RC 900 World Cup, um bei Rennen in der Spitzengruppe zu fahren. Abgesehen davon übernimmt das 6.199 € teure und 10,25 kg leichte Cross Country Bike jedoch alles, was man sich nur wünschen kann. Es beschleunigt spurtstark und klettert mit sportlicher Sitzposition willig. Bergab zahlt sich dann die für ein Bike dieser Kategorie flache und lange Geometrie aus: das Scott Spark RC 900 World Cup ist das schnellste XC-Bike, das ich je im Downhill gefahren bin. Einzig mit den Rennsiegen hat es einfach noch nicht so richtig klappen wollen …
Einsatzbereich | Cross Country |
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Federweg | 100-100 mm (vorn) |
Laufradgröße | 29ʺ |
Rahmenmaterial | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 10,3 kg |
Rahmengrößen | S, M, L, XL |
Website | www.scott-sports.com |
Im zweiten Teil des Dauertests will ich nun nach 2.073 km und rund 53.000 Höhenmetern nun betrachten, wie sich das Scott Spark 900 RC World Cup in der alles entscheidenen Frage nach der Haltbarkeit geschlagen hat. So sind die Wenigsten von uns Profis, die auf einen eigenen Mechaniker und prall gefüllte Ersatzteillager zurückgreifen können. Insbesondere an gewichtsoptimierten Cross Country Race-Bikes spielt das eine entscheidende Rolle. Ob dies auch beim immerhin 6.199 € teuren Scott Spark RC 900 World Cup der Fall ist? Über den Gesamteindruck zum Ende des Dauertests hinaus will ich daher aufzeigen, an welchen Stellen noch Tuning-Möglichkeiten, die die Performance des Renngerätes verbessern oder das Gewicht reduzieren, bestehen.
Haltbarkeit: Verschleiß, Wartung und Reparatur
Fast ein Jahr lang hat sich das Scott Spark RC im Dauertest beweisen müssen. Dabei hat es nicht nur den extrem staubigen Sommer 2018, sondern auch den feuchten Frühling und Winter zu meistern gehabt. Auf über 2.000 km Laufleistung gab es von tiefem Staub (24h Finale Ligure) über schroffe Felsen (Kroatien) bis hin zu Schnee und Salz (München) die unterschiedlichsten Untergründe und Witterungsbedingungen. Exakt das, was für ein aussagekräftiges Ergebnis benötigt wird. Gleichzeitig haben alle Testfahrerinnen und Testfahrer über den Testzeitraum hinweg dokumentiert, sobald Schwächen aufgetreten sind. Mit Pflege und Service haben wir uns im Rahmen des Üblichen zurückgehalten. Selbstverständlich wurden regelmäßig Reinigungen und Schmierungen vorgenommen, doch die Ausstattung ist an sich unverändert geblieben. Zum Abschluss des Tests habe ich dann in Verbindung mit der Tuning-Potential-Analyse alle Komponenten inspiziert, um den Verschleiß zu dokumentieren.
Wie für ein derart teures Mountainbike zu erwarten, haben sich im Dauertest keine Ausfälle oder verschleißbedingte Schäden ergeben. Abgesehen von platten Reifen, wie sie insbesondere die 24h von Finale Ligure, aber auch die gemeine Hausrunde im Isartal gerne fordern, hat sich das Scott Spark RC 900 World Cup keine nennenswerten Schwächen geleistet. Selbstverständlich ist der Dauertest jedoch nicht spurlos an unserem Testbike vorübergegangen.
In insgesamt gutem Zustand zeigt sich der Lack. So gibt es an den üblichen Stellen, zum Beispiel am Hinterbau, die obligatorischen Kratzer. Der Gesamteindruck ist jedoch auch nach einem Jahr im Gelände noch gut und die Schlagfestigkeit kann überzeugen. Entsprechend geputzt steht das Rad so nach wie vor da wie aus dem Ei gepellt – gleiches lässt sich auch von der Lagerung sagen. Die groß dimensionierten Lager haben die Saison ohne spürbare Alterung hinter sich gebracht. So arbeitet der Hinterbau bei demontiertem Dämpfer nach wie vor mit minimaler Reibung und ohne Spiel.
Während der gute Zustand auch für den hauseigenen, gemeinsam mit Fox entwickelten Dämpfer gilt, freut sich die RockShox SID nicht erst zum Ende des Dauertests auf einen intensiven Service. Insbesondere zwei staubige Wochen in Finale Ligure und den französischen Seealpen haben ihren Dichtungen zugesetzt.
Besser sieht es bei der restlichen Ausstattung aus. Während einer der Maxxis Aspen Reifen den ligurischen Steinen zum Opfer fiel, ist der Verschleiß an sich wie zu erwarten: Der relativ schwere DT Swiss X1825 Laufradsatz hat die Strapazen gänzlich unbeeindruckt überstanden und läuft rund wie am ersten Tag. In sehr gutem Zustand präsentiert sich auch die Schaltung: Kassette und Kettenblatt der SRAM XX1 Eagle Gruppe [siehe auch unseren SRAM XX1 Eagle-Dauertest] sollten mindestens nochmals die selbe Fahrleistung liefern können – lediglich die Kette würden wir zu diesem Zeitpunkt austauschen.
Abgesehen davon haben wir im Dauertest einen Satz Bremsbeläge am Vorderrad benötigt, was im Rahmen des Üblichen liegt. So präsentiert sich das Scott Spark RC 900 World Cup zum Ende des Dauertests insgesamt in einem guten Licht – womit sich nur noch die Frage stellt, wie man es durch gezielte Optimierung noch besser machen kann.
Tuning-Möglichkeiten
Muss man das Scott Spark RC 900 World Cup in seiner Ausstattung anpassen? Zum Preis von über 6.000 € liefert Scott eine insgesamt hochwertige Ausstattung, die sich im Dauertest nichts zu Schulden kommen lassen hat. Daher muss die Frage wohl eher lauten: Kann man das Scott Spark RC 900 World Cup tunen? Die Antwort lautet: definitiv ja. Es liegt fast schon in der Natur eines so hochklassigen Renngerätes, dass hier und da das Gewicht noch weiter reduziert und dort die Performance verbessert wird.
Gewicht
Das Gewicht zu reduzieren ist eine der Lieblingsbeschäftigungen von Rennfahrern. Vielleicht insbesondere dann, wenn die Zeit für das Training knapp ist oder die eigene Fitness nicht stimmt. Frei nach dem Motto „Dann soll wenigstens das Material stimmen“. So zumindest meine Beobachtung – und vielleicht auch meine Erklärung dafür, warum ich so gern an meinen Bikes schraube. Insbesondere an denen, die ohnehin schon leicht sind.
In der Serienausstattung mit Schläuchen bringt das Scott Spark RC 900 World Cup 10,25 kg auf die Waage (Rahmengröße M). Das ist ein ziemlich guter Wert. Wer jedoch an das außergewöhnlich gute Rahmengewicht inklusive Dämpfer (knapp über 1.900 g) denkt, der erkennt direkt auch das noch gegebene Optimierungspotential. Die besten Möglichkeiten zur Gewichtseinsparung finden sich im Bereich der Laufräder – gut 130 g konnten wir durch die Tubeless-Umrüstung erzielen. So ist der DT Swiss X1825 Laufradsatz von Haus aus mit entsprechendem Felgenband vorbereitet und der Maxxis Aspen Reifen [hier zum Maxxis Aspen-Test] stellte uns ebenfalls vor keine Herausforderungen.
Wer jedoch wirklich an der Gewichtsschraube drehen will, der sollte sich den Laufradsatz selbst anschauen. Etwas über 1.700 g bringt der OEM-Laufradsatz von DT Swiss auf die Waage. Das ist zu viel für den ambitionierten XC- oder sogar Renneinsatz. Leichte Alternativen finden sich sowohl im eigenen Hause (z.B. DT Swiss XR1501 SPLINE ONE 22.5, DT Swiss XMC 1200 SPLINE) oder aber beispielsweise bei Newmen. Unsere Empfehlung für den Renneinsatz wäre beispielsweise der Newmen Advanced SL X.22 Laufradsatz, der mit schlanken 1.225 g eine Einsparung von 475 g verspricht. Allein diese beiden Schritte am Laufrad würden das Scott Spark RC 900 World Cup auf ein Gewicht von ca. 9,6 kg bringen.
Im Vergleich dazu sind die weiteren Gewichtsoptimierungen eher Arbeit im Detail. Ob Kurbel (z.B. Tune Black Foot, – 55 g) oder Bremse (z.B. Trickstuff Piccola, – 150 g) – die Einsparungen sind im Vergleich zur Investition überschaubar. Doch auch Kleinvieh macht Mist und aus diesem Grund lohnt sich ein genauerer Blick auf die Ausstattungsliste. Alle Anbauteile des Cockpits und der Sitzzone werden von der Hausmarke Syncros gestellt. Das ist an sich nicht falsch. Die Erfahrung zeigt jedoch: Häufig lassen sich an Komponenten von Hausmarken für den material- und gewichtsorientierten Biker nochmals einige Gramm einsparen. So auch beim Spark RC mit einem Ausgangspreis von 6.200 €.
Das von Haus aus verbaute Cockpit, bestehend aus Syncros XR1.5 Vorbau und Syncros FL1.0 Carbon-Lenker, bringt 324 g auf die Waage. Für Fans der Marke findet sich direkt im eigenen Regal schon der deutlich leichtere Syncros Fraser iC SL (223 g —> – 101 g). Wer den Leichtbau maximieren will, der sollte sich die kürzlich von uns vorgestellte Kombination aus Schmolke TLO Lenker und Intend BC Grace XC Vorbau anschauen (178 g —> – 146 g). Ähnliche Einsparpotentiale finden sich auch an Sattel und Sattelstütze. Passend zum extraleichten Cockpit haben wir unser Dauertestrad mit einer Schmolke TLO 1K Carbon Sattelstütze (131 g) aufgerüstet. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: gegenüber der Syncros FL1.0 Carbon aus der Serienausstattung werden 86 g eingespart. Ersetzt man dazu noch den Syncros XR1.5 Sattel (244 g) gegen einen leichten XC Sattel nach eigenem Gusto (ca. 130 g, wir wollen ja noch entspannt sitzen …), so lassen sich an den Syncros-Teilen insgesamt gut 350 g Masse reduzieren.
Etwas ärgerlich im Detail: Die proprietäre Syncros-Steuersatzabdeckung schließt zwar bündig mit der Klemmung der hauseigenen Vorbauten ab – ist dadurch jedoch im Zweifelsfall nicht mit Vorbauten von Drittanbietern kompatibel. Hier muss man sich wie auch immer eine konventionelle, flache Abdeckung organisieren. Nicht teuer, aber hinderlich, wo doch die Nase von Syncros keinerlei Funktion bietet.
Subtrahiert man diese Einsparungen in Verbindung mit den beschriebenen Veränderungen am Laufrad, der Kurbel sowie der Bremse, sollte das Spark rein rechnerisch bei unter 9,1 kg stehen. Und die Experten haben mit Sicherheit schon bemerkt: auch die letzten 100 g sollten sich mit entsprechendem finanziellen Aufwand noch finden lassen. Wichtig ist dabei jedoch zu beachten, dass neben der Wirtschaftlichkeit auch die Fahreigenschaften nicht vergessen werden sollten. Schließlich ist das Scott bereits von Haus aus sehr steif und Leichtbauteile aus CFK haben häufig die Eigenschaft, die Steifigkeit noch weiter zu steigern. Das gilt insbesondere für den Laufradsatz, aber auch für zum Beispiel das integrierte Syncros Fraser iC SL Cockpit.
Performance
Selbstverständlich lässt sich argumentieren, dass eine Reduzierung des Gewichtes auch per se eine Verbesserung der Performance mit sich bringt, insbesondere an Bikes für den Cross Country-Renneinsatz. Am Scott Spark RC 900 World Cup finden sich jedoch auch zwei Komponenten, bei denen ungeachtet des Gewichtes eine Verbesserung empfehlenswert ist. Zu diesem Ergebnis kommen wir nach dem intensiven Dauertest: Wer das Bike wirklich besser machen will, sollte bei Bremsen und Federgabel nachlegen.
Die von Haus aus verbauten SRAM Level TLM Scheibenbremsen konnten im Dauertest bereits bei Fahrergewichten unter 70 kg nicht überzeugen – sie lassen Biss und Standfestigkeit vermissen. Während hinreichend viele gute Alternativen am Markt verfügbar sind, gilt es beim Tuning den Rahmen nicht zu vergessen. Aufgrund der konsequent umgesetzten Gewichtsoptimierung ist die Bremsaufnahme in die Kettenstreben integriert. Dieser Kniff vereitelt leider die Montage einer Magura MT8, so dass wir für das Spark RC sowohl die Shimano XTR Race als auch die Trickstuff Piccola empfehlen können. Letztere mit deutlich höherem Preis, aber auch dem besseren Gewicht. Aus Sicht der Fahreigenschaften empfehlen wir weiterhin die Verwendung von 180 / 160 mm Scheiben an Front und Heck. Insbesondere dann, wenn man das Abfahrtspotential des Scott Spark RC auskosten will.
Ähnlich zur SRAM-Bremse konnte uns an unserem Testbike auch die RockShox SID RLC Air Federgabel nicht voll überzeugen. Insbesondere im Vergleich mit dem Hinterbau fällt sie leistungstechnisch zurück, wenn es um Ansprechverhalten und Federwegsnutzung geht. Unsere Referenz für den XC-Renneinsatz ist und bleibt aktuell die Fox 32 SC, die gegenüber der SID auch nochmals einige Gramm einzusparen hilft.
Zusammen mit dem Laufradsatz stellen Gabel und Bremse damit die wesentlichen Optimierungspunkte zur Verbesserung der Performance des Scott Spark RC 900 World Cup dar – und in allen drei Fällen kann neben den Fahreigenschaften an sich auch das Gewicht positiv beeinflusst werden. So leidet unter diesen Vorschlägen am Ende des Tages nur der eigene Geldbeutel.
Dauertest-Fazit – Scott Spark 900 RC World Cup
Das Scott Spark RC 900 World Cup kann den sehr guten Eindruck aus dem Einzeltest im MTB-News.de Dauertest bestätigen: die gebotene Ausstattung ist haltbar und in den meisten Punkten funktional überzeugend. Federgabel und Bremsen trüben den sonst sehr guten Eindruck etwas - und der verbaute Laufradsatz geht ins Gewicht. Die Investitionen, um diese Schwächen im Detail zu beheben, sind beträchtlich – können das Scott am Ende aber zum perfekten Renngerät machen.
- Erstklassige Geometrie vereint Spurt- und Kletterstärke mit Abfahrtseignung
- Leistungsfähiger, gut einstellbarer Hinterbau
- Hochwertiger, sehr leichter Rahmen
- Ungünstige Ergonomie des TwinLoc-Hebels
- Relativ schwache Bremsen mit knarzenden Hebeln
- Laufradsatz und Federgabel mit Tuningpotential
Wie gefällt euch das Bike? Wäre der Dauerläufer etwas für euch?
Testablauf
Im Zuge des Dauertests ist das Scott Spark 900 RC World Cup vor allem im Bayerischen Oberland, dem Isartal und am Bodanrück bewegt worden, hat sich jedoch auch in Finale Ligure und der Provence bewähren müssen. So haben wir einen umfassenden Eindruck über das Bike entwickeln können. Insgesamt habe ich mit dem Scott Spark 900 RC World Cup 2.073 km Strecke zurückgelegt und dabei 53.000 hm erklettert. Das Dauertestrad ist MTB-News.de von Scott für die Zeit des Dauertests zur Verfügung gestellt worden und geht nach dem Dauertest an den Hersteller zurück.
Hier haben wir das Scott Spark 900 RC World Cup getestet
- Bodanrück, Deutschland: Knackige Uphills, flowige Abfahrten mit wenigen Wurzeln
- München, Deutschland: Flach und weit
- Freiburg, Deutschland: Lange Uphills, technisch anspruchsvolle Abfahrten
- Wildbad Kreuth, Deutschland: Technische Up- und Downhills
- Finale Ligure, Italien: Staub, Steine, Vollgas
- Krk, Kroatien: Noch mehr Steine, weniger Staub
Körpergröße | 177 cm |
Schrittlänge | 83 cm |
Oberkörperlänge | 52 cm |
Armlänge | 58 cm |
Gewicht | 70 kg |
- Fahrstil
- Beide Räder am Boden und Vollgas: Attacke bergauf, sauber bergab
- Ich fahre hauptsächlich
- Trail, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Gabel straff, Hinterbau effizient
- Vorlieben bei der Geometrie
- Mittellang und flach
Der Beitrag Scott Spark RC 900 World Cup – Dauertest: Dauerläufer mit Potential zur Leichtbaurakete? erschien zuerst auf MTB-News.de.