Continental Kaiser Projekt im Test: Unter dem Namen „Rammstein Projekt” wurde der Kaiser Projekt auf der Eurobike 2012 das erste Mal vorgestellt. Seitdem wurde der Reifen weiterentwickelt– war anfangs nur der DH-Reifen verfügbar, gibt es jetzt die Option auf einen leichteren Faltreifen mit Protection Apex-Karkasse. Das leichtere Modell bietet Continental inzwischen auch für 29″-Laufräder an. Ob die Updates den Reifen auch zu einer guten Wahl fürs Enduro-Bike machen? Wir haben es getestet.
Steckbrief: Continental Kaiser Projekt
In Zusammenarbeit mit den Athertons ist der Continental Kaiser Projekt als Reifen für den Downhill-Renneinsatz entwickelt worden. Neben dem klassischen Baron 2.5 und dem Kaiser 2.5 ergänzte er das Portfolio um einen reinen Wettkampfreifen. Nachdem sich das Profil im World Cup-Einsatz bewährt hatte, folgte als Alternative zum Downhill-Reifen auch eine leichtere Version für den Enduro-Einsatz.
Im direkten Vergleich zu den meisten anderen Herstellern setzt Continental bei den Black Chili Compound-Reifen nach wie vor auf die Produktion in Deutschland. Auch ansonsten hält man sich nicht an die üblichen Konventionen: Nur eine einzige Reifenbreite bietet Continental an. Viele Überlappungsflächen und eine zusätzliche ProTection-Lage sorgen für bis zu 6-Karkassen-Lagen mit 60 TPI. Am Felgenhorn soll zusätzlich eine Apex-Einlage schützen – in Summe hört sich das alles schwer an. Unser ProTection Apex-Testreifen in 29″ bringt etwa 10 % mehr Gewicht auf die Waage als der Hersteller angibt und ist mit 1112 g sicherlich nicht die erste Wahl für Leichtbau-Fetischisten.
- Versionen: ProTection Apex (EN), Apex (DH)
- Laufradgrößen: 26″, 27,5″ und 29″ (nur ProTection Apex)
- Reifenbreiten: 2,4″
- Gewicht: 900–1300 g (Herstellerangabe)
- www.continental-reifen.de
Preis: 70,90 – 81,90 € (UVP) Bikemarkt: Continental Kaiser Projekt kaufen
Im Detail
Betrachtet man den Kaiser und den Kaiser Projekt genauer, lässt sich vor allem an den Mittelstollen die Verwandtschaft erkennen. In Summe baut der Kaiser Projekt aber flacher und die Seitenstollen stehen enger beieinander. In der Mitte wurden die Stollen etwas mehr in die Breite gezogen. Laut Continental soll das Profil sowohl hinsichtlich Grip, Rollwiderstand als auch Bremstraktion gute Leistungen erzielen und mit präzisem Kurvenverhalten überzeugen.
Wie sich das auf dem Profil zeigt? In Fahrtrichtung abgeschrägte Mittelstollen sollten ein gutes Abrollverhalten begünstigen. Auf der Rückseite fallen diese senkrecht zum Profil ab und sollten sich so im Boden festbeißen. Im Vergleich zum Kaiser sind die Stollen zwar weniger hoch, dafür breiter – das sollte zu weniger Verwindung des Stollens beitragen, bei gleichzeitig großer Bremsfläche. Somit verspricht der Kaiser Projekt sehr berechenbar zu sein. Abwechselnde Lamellen in Laufrichtung sollten dazu beitragen, den Bodenkontakt zu halten und Grip zu spendieren. Näher zusammen stehen die Seitenstollen, die zur Reifenwand hin weit abgestützt sind und somit nicht umknicken sollten. Der Abstand zwischen Mittel- und Seitenstollen ist nicht zu groß, der Übergang sollte also geschmeidig stattfinden. In Summe scheint das Profil aber lieber auf harten Bikepark-Pisten unterwegs zu sein als in feuchten, tiefen Waldböden zu wühlen.
“Die Laufeigenschaften der Gummimischung eines Reifens werden maßgeblich durch drei wechselwirkende Faktoren bestimmt – Haftreibung [Grip], Rollwiderstand und Laufleistung. Das Dilemma: Verbessert man einen dieser Faktoren, verschlechtert sich im Gegenzug mindestens ein anderer. Ein Reifen mit maximalstem Grip verschleißt zügiger und rollt langsamer. Macht man den Reifen nun schneller oder langlebiger, verringert sich wiederum sein Grip.” – Continental
Bei der Wahl des Gummis kann man sich üblicherweise gut an der Härte-Angabe ein Bild über das Grip-Verschleiß-Verhältnis bilden. Continental hat für seine Reifen keine Shore- bzw. Härte-Angabe, man muss sich daher auf die Hersteller-Aussagen zum Black Chili Compound verlassen. Das Profil ist nicht aus mehreren Gummi-Lagen aufgebaut – wenn die Stollen also schon etwas angefressen sind, erscheint darunter also kein ein härterer Werkstoff, der die Fahreigenschaften verändert. Je nach Einsatzbereich wird die Mischung aber individuell abgestimmt, Black Chili ist also nicht gleich Black Chili. Zum Kaiser Projekt gibt der Hersteller aber einen Hinweis, der in Anbetracht des Zitats auf extrem hohen Grip schließen lässt: “Reiner Wettkampfreifen mit verringerter Laufleistung”.
Wie sich diese Aussage auf den Rollwiderstand auswirkt und ob der Reifen zum Selbsttreten überhaupt brauchbar ist? Ab auf den Trail!
Marke | Modell | UVP | Gewicht | Durchmesser | Reifenbreite | |
---|---|---|---|---|---|---|
Bontrager | SR5 Team Issue | 59,99 € | 1.080 g | 29" | 2,6" | Testbericht lesen |
Continental | Kaiser Projekt ProTection Apex | 70,90 € | 1.112 g | 29" | 2,4" | |
Maxxis | Highroller II TR EXO | 69,50 € | 1.013 g | 29" | 2,5" WT | Testbericht lesen |
Schwalbe | Magic Mary | 67,90 € | 1.065 g | 29" | 2,6" | Testbericht lesen |
Specialized | Butcher Gripton | 46,90 € | 975 g | 29" | 2,6" | Testbericht lesen |
WTB | Vigilante Tough/High Grip | 69,90 € | 1.251 g | 29" | 2,5" | Testbericht folgt |
Auf dem Trail
Laut Hersteller ist der Reifen für den Tubeless-Aufbau geeignet. Wir montieren wir den Reifen also, bürsten die Innenseite aber vorab aus. Klack, peng, der Reifen sitzt.
PSSSCCCHHT – nachdem der Reifen auf die Felge aufgezogen ist, zischt es konstant. Aber nicht, weil der Reifen nicht dicht hält, sondern weil sich die Karkasse extrem steif anfühlt und der Finger aufs Ventil drückt, um Luft abzulassen. Für das Anpassen des Luftdrucks sollte man sich also auf jeden Fall auf den Luftdruckprüfer und nicht den Hydraulik-Daumen verlassen. Der Eindruck täuscht nämlich etwas: Lässt sich der Reifen mit dem Daumen eindrücken, ist der Druck im Inneren extrem tief gesunken.
Im direkten Vergleich konnten wir auf einer Felge mit 30 mm Maulweite niedrigere Drücke fahren als mit anderen Reifen. Grund ist eben diese steife, dicke Karkasse, die dem Reifen sehr gute Dämpfungs-Eigenschaften gibt. Bergauf schmiegt sich die Lauffläche dank geringem Druck so dem Untergrund an und sorgt für viel Traktion. Auf Asphalt wird man überrascht – der Reifen rollt viel besser als erwartet. Mit dem zuletzt getesteten Specialized Butcher GRID kann er nicht mithalten, gemessen an der Traktion rollt er aber zügig und schont die Kräfte. Auch der Pannenschutz ist hoch: Trotz genügend harter Einschläge, um diverse Felgen ins Grab zu schicken, bleibt die Seitenwand unversehrt und ohne Löcher.
Zwei Eigenschaften, die verdeutlichen: Dieser Reifen kommt aus der Abfahrts-orientierten Ecke. Dementsprechend fasst man schnell Vertrauen in den Pneu und wird belohnt, denn wie erwartet bietet der Conti viel Grip. Trockene, lose Downhill-Pisten sind ebenso sein Zuhause wie harte Anlieger. Hier kann der Reifen durch präzise Führung und viel Grip überzeugen. Aber nicht nur trockene Böden kann der Kaiser Projekt. Solange der Untergrund nicht zu weich und klebrig wird, reicht die Selbstreinigung aus und der Reifen generiert genug Grip, um auch im Nassen noch solide Performance abzurufen.
In Kurven ist die Berechenbarkeit stark von der Felgen-Maulweite und den damit verbundenen Drücken abhängig. Auf sehr breiten Felgen kann man den Druck weit senken und bekommt dann zwar massiv Grip, schnellere Kurvenwechsel werden aber leicht schwammig. Wer beim Einstellen des Luftdrucks geschlampt hat, bekommt es trotz der steifen Karkasse mit einem knickenden Reifen zu tun. Der Reifen formt sich hier aber auch sehr breit aus und erinnert schon fast an Plus-Größe mit dicker Karkasse. Schmalere Felgen passen besser zum Reifen, hier wird das Kurvenverhalten berechenbarer, Volumen und Breite sind immer noch groß genug.
Das ist uns aufgefallen
- Preis Knapp 71 € für einen Wettkampfreifen mit verringerter Laufleistung auf die Ladentheke zu legen schmerzt.
- Allround-Fähigkeit Im Nassen muss sich der Reifen etwas hinter den etablierten Allroundern anstellen, extra Reifen wechseln muss man aber nicht.
- Haltbarkeit Wer öfter mal den Anker auswirft, schrubbt den Kaiser Projekt am Hinterrad recht schnell ab. Bremst man moderater und vertraut Grip und eigenen Fähigkeiten, ist die Haltbarkeit passabel.
- Pannenschutz Viel hilft viel – viele Karkassen-Lagen schützen vor Reifenpannen, auch wenn das Gelände ungemütlich ruppig wird. Im gesamten Testzeitraum hatten wir keinen Platten.
- Plus Auch auf Felgen mit großer Maulweite funktioniert der Continental Kaiser Projekt erstaunlich gut und könnte sich als gute Alternative für Plus-Fans, die eine dicke Karkasse suchen. herauskristallisieren.
- Verschleiß Das weiche Gummi ist recht schnell angefressen, die Warnung von Continental also durchaus angebracht. Wer viel auf brettharten Bikepark-Strecken unterwegs ist, wird dem Kaiser Projekt recht schnell eine Glatze spendieren.
Im Vergleich
Als Referenz-Reifen für den Enduro-Sektor dienen Schwalbes Magic Mary und Maxxis Minion DHR II.
Schwalbe Magic Mary vs. Continental Kaiser Projekt
Schwalbes Magic Mary ist vor allem im Nassen und auf tieferen Böden besser als der Conti – der wiederum auf Hardpack-Boden die Nase vorne hat. Die kürzeren Stollen am Conti machen den Reifen etwas berechenbarer. Am ehesten lässt sich die Super Gravity-Mary mit dem ProTection Apex Kaiser vergleichen, die Gewichte liegen dabei etwa gleichauf (vgl. Gewicht Magic Mary 29″ SG).
Maxxis Minion DHR II vs. Continental Kaiser Projekt
Maxxis bietet den DHR II als Double Down-Variante aktuell in 29″ nur bis 2,3″ Breite an – dieser baut auf einer Felge mit 29 mm Maulweite wesentlich schmaler als der Kaiser Projekt. So überrascht es nicht, dass er auch etwas leichter ist. Auch der DHR II liegt bei nassen Bedingungen vorne – trockene Böden verkraftet er aber noch besser als die Magic Mary und kann dem Kaiser Projekt hier das Wasser reichen.
Fazit – Continental Kaiser Projekt
Die Eigenschaften des Continental Kaiser Projekt muss man sich zwar teuer erkaufen, dafür belohnt er aber mit guter Funktion: Berechenbare Fahreigenschaften treffen auf viel Grip und passablen Rollwiderstand. Als Spezialist für trockene Bedingungen überzeugt der Continental Kaiser Projekt mit überraschend guter Allround-Performance.
- Stabile, gut dämpfende Karkasse
- Grip
- Bremstraktion
- UVP
- Hoher Verschleiß bei falscher Bremstechnik
Wäre der neue Kaiser etwas für euer Enduro-Bike?
Testablauf
Während dem mehrmonatigen Testzeitraum wurde der Continental Kaiser Projekt von verschiedenen Fahrern auf unterschiedlichen Felgen und Bikes gefahren. Montiert wurde der Reifen auf Felgen mit 25 bis 36 mm Maulweite. Mit Ausnahme von zwei Lift-unterstützten Tagen wurden alle Anstiege aus eigener Kraft bewältigt.
Hier haben wir den Continental Kaiser Projekt getestet
- Reschenpass: Staubtrockene Trails, schnell, teils steinig und wurzelig
- Singletrails: Verschiedene Bedingungen, von harten bis hin zu losen Böden
Körpergröße | 190 cm |
Schrittlänge | 91 cm |
Oberkörperlänge | 56 cm |
Armlänge | 61 cm |
Gewicht | 95 kg |
- Fahrstil
- Schnellste Linie, auch wenn es mal ruppig ist
- Ich fahre hauptsächlich
- Singletrails, sprunglastiger Local Spot, Freeride, DH
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Straff, gutes Feedback vom Untergrund, viel Druckstufe, moderat progressive Kennlinie
- Vorlieben bei der Geometrie
- Kettenstreben nicht zu kurz (ca. 430 mm oder gerne länger), Lenkwinkel tendenziell eher flacher
Körpergröße | 190 cm |
Schrittlänge | 94 cm |
Oberkörperlänge | 49 cm |
Armlänge | 60 cm |
Gewicht | 70 kg |
- Fahrstil
- flüssig
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- auf der straffen Seite, viel Druckstufe, Balance zwischen Front und Heck
- Vorlieben bei der Geometrie
- vorne lang, hinten mittellang, flacher Lenkwinkel
Preisvergleich
Der Beitrag Continental Kaiser Projekt im Test: Des Kaisers neues Gummi erschien zuerst auf MTB-News.de.